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Schweinerei am Wildgehege: Eine Million Liter Wasser verplempert

Gepostet in Allgemein

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Es dürfte die Meldung der Woche mit dem höchsten Aufregungspotential sein: Mehr als eine Million Liter Wasser sind im Wildgehege auf dem Kapellenberg versickert – einfach so. Warnhinweise gab es genug, doch die Stadtverwaltung hat nicht reagiert. Sondern einfach weggeschaut.

Die Stadtverordnete und Umweltschützerin Tanja Lindenthal von den “Bürgern für Hofheim” hat den Vorgang jetzt öffentlich gemacht. Das ist passiert:

Das Wildgehege im Stadtwald ist unterteilt in einen Bereich für Damwild und einen für Wildschweine. 

Wildschweine brauchen Wasserstellen zum Trinken und Suhlen – das weiß jeder Jäger. Deshalb wurde vom angrenzenden Grundstück des Forsthauses eine Leitung zum Wildschweingehege gelegt. Und dann wurde der Wasserhahn aufgedreht – angeblich “volle Pulle”.

Seitdem läuft das Wasser – sieben Tage die Woche, rund um die Uhr. Lindenthal: “Seit über 10 Jahren rede ich mir den Mund fusselig,  dass man im Hofheimer Wildgehege Wasser sparen könnte.” Betontränken aufzustellen habe sie immer wieder vorgeschlagen. Und vor allem die Wasserzufuhr zu drosseln, und zwar kräftig.

Doch im Rathaus, so Lindenthal, habe man einfach nicht reagiert.

Wildgehege Wildschein 1
Wildschweine auf dem Kapellenberg.

Im August dieses Jahres reichte die Kommunalpolitikerin eine Anfrage beim Magistrat ein: Das ständig fließende Wasser locke freilebende Wildschweine an. Die Bäume im Gehege nehmen Schaden, weil sie die meiste Zeit unter Wasser stehen. Der Wanderweg vor dem Gehege wird ausgeschwemmt und geht kaputt…

Lindenthal wollte wissen: Wie viele Kubikmeter Wasser, werden hier eigentlich pro Jahr verbraucht?

Jetzt liegt die Antwort der Stadtverwaltung vor: Es sind über eine Million Liter. Genauer: 1.089 Kubikmeter. Und das nur in 2023.

Eine solche Menge übersteigt unsere Vorstellungskraft. Versuchen wir es trotzdem:

1 Million Liter – das entspricht der Hälfte der Wassermenge eines olympischen Schwimmbeckens.

Oder: 1 Million Liter – damit könnte man 30 Industriecontainer füllen.

Oder: 1 Million Liter – das entspricht dem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 25 Menschen in einem Jahr.

Wildgehege verbraucht mehr Wasser als Opel-Zoo

Wildgehege Wildschein 2
Da freut sich das Schwein: In Hofheim gibt’s Wasser satt!

Diese gewaltige Wassermenge wird bei uns einfach im Stadtwald verplempert, damit sich ein paar Schweine darin suhlen können. Das ist aus ökologischer Sicht eine Riesenschweinerei, wobei die Schweine im Wildgehege sicher nicht schuld daran sind. Der rein finanzielle Schaden ist noch überschaubar: 2.563,51 Euro hat die Stadt im vergangenen Jahr für die eine Million Liter bezahlt.

Doch das Signal, das von dieser Wasserverschwendung ausgeht, ist verheerend:

Wasser werde “immer mehr zu einem knappen und teuren Gut”, schrieb die Stadtverwaltung noch Anfang dieses Jahres in einer Pressemitteilung. Deshalb arbeite man an einem Konzept zur Nutzung von Regenwasser in kommunalen Einrichtungen. “Eine Bewirtschaftung des Regenwassers kann sich positiv auf Klimaschutz, Klimawandelanpassung und Naturschutz auswirken.”

Schöne Worte! Wie glaubwürdig sind sie – und die Politik -, wenn gleichzeitig 1 Million Liter Leitungswasser in den Stadtwald gekippt werden – ohne erkennbaren Nutzen?

Im Herbst lud das Stadtmuseum zu einer beeindruckenden Ausstellung ein: “(Kein) Wasser für alle“. Jedes Kind weiß heutzutage: Ein bewusster Umgang mit Wasser ist entscheidend, um in der Zukunft die Bedürfnisse aller Menschen decken zu können.

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9 Kommentare

  1. hebeling

    Wie viele Wasseruhren gibt es eigentlich am Forsthaus?

    20. November 2024
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  2. Cornelia Staab

    Warum kann das Regenwasser bezw. Trinkwasser so aufgefangen werden, daß sich eine Suhlgrube bildet, welche die Wildschweine nutzen könnten, ohne ständig fließendes Wasser zu verbrauchen. Dann könnte ebenfalls art-/tiergerechte Haltung gegeben sein. Frisches Trinkwasser zum tränken könnte bei Bedarf der Tiere auch mit Selbstränken, wie es in der Vieh- und Pferdehaltung üblich ist, zur Verfügung stehen. Wie machen dies die Landwirte auf den Höfen mit artgerechter Freilandhaltung für Schweine? Sie werden gewiß auch nicht unbegrenzt Wasser wegfließen lassen. Denn dies wäre gewiß nicht sehr wirtschaftlich.
    So könnte Wasser gespart werden.

    20. November 2024
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    • Tanja Lindenthal

      Das schlage ich seit Jahren so vor, geändert hat’s leider nichts….

      20. November 2024
      |Antworten
      • kaptn

        In den letzten Jahren war ich zunehmend verwundert über die ständige Nässe und die dicke Eisschicht, die den Weg unterhalb des Geheges im Winter bedecken. Zunächst vermutete ich, dass hier eine kleine Quelle sprudelt oder sich Oberflächenwasser staut. NIEMALS hätte ich gedacht, dass hier Leitungswasser versickert.
        Die Lösung könnte so einfach sein: Wenn derjenige, der den Wasserhahn aufdreht, auch dafür bezahlen müsste, würde er sicherlich sehr schnell eine günstigere und vor Allem ökologischer Lösung finden. Doch stattdessen trägt wie so oft die Allgemeinheit die Kosten. Echt jetzt?

        29. November 2024
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  3. Ein Wähler

    Diese Pflege der Wildschweine erscheint mir sehr suspekt.
    Wie kommen die wilden Wildschweine im Wald ohne Trinkwasser klar? Suhlen die nicht? Wie wichtig ist das Suhlen für die Tiere und wie lösen das die Wildtiere?
    Die wilden Wutze werden wenige Meter vom Gehege entfernt gejagt. Es gibt zu viele und zu viel Zerstörung. Warum werden im Gehege Wutzen gehalten?
    Wenn Kinder Tiere kennenlernen sollen, es gibt den Zoo in Frankfurt, den Opelzoo und das Vivarium in Darmstadt. Mittlerweile mit artgerechter Umgebung für die Tiere ausgestattet.

    20. November 2024
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  4. Stefan Grimm

    Verantwortlich ist derjenige, der aufgedreht hat. Sollte man doch wissen. Und die Tierparkschützer lassen das Wasser auch laufen, oder wie? Multibles Versagen, wenn man es aufbauschen wollte….

    20. November 2024
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    • hebeling

      Diese Analyse stimmt wohl.
      Es fehlen Experten -aber nicht wie oft gedacht wird, Berater, externe Büros usw.

      Nach Heisenberg sind Experten solche Menschen, die das Schlimmste in ihrem Bereich verhindern. Da sehe ich keine weit und breit. Was ich witzig finde: das Einzi,e, was wirklich gut läuft und am Laufen gehalten wird, ist das Chalet. Da kann man sich den Rest Schöntrinken: vielleicht ist das der Businessplan im Rathaus.

      20. November 2024
      |Antworten
  5. Cornelia Staab

    Das Thema mit den Wildschweinen sollte nicht zur Abschaffung des Wildgeheges (Wildschweine) führen, sondern zu einer Lösung, wie denn in Zukunft sinnvoll Wasser gespart werden kann.
    Suhlen gehört zum artgerechten Verhalten der Schweine. Deshalb ja auch eine nicht tiergerechte Haltung ohne Suhlmöglichkeit gerade auch bei den Hausschweinen problematisch ist.
    Die Wildschweine in Gehegen haben leider nicht die Möglichkeit wie ihre wildlebenden Genossen/Genossinnen eine Suhl und Trinkmöglichkeit aufzusuchen, da sie ja sich in einem Gehege befinden.
    Der Aspekt des Wildparkes in Hofheim dient ja auch einer, so finde ich es, wichtigen sozialen Bereicherung.
    Ohne Geld zu zahlen können, haben Familien mit Kindern, Kindergärten, Schulklassen, ärmere Mitbürger/innen ältere, auch gehbeeinträchtigte Menschen und viele Spaziergänger die Möglichkeit sich an den Tieren zu erfreuen.
    Von daher empfinde ich den Wildpark und sei er auch noch so klein, als eine sehr wichtige Einrichtung. Er sollte auch noch in weiter Zukunft eine Zukunft haben.

    21. November 2024
    |Antworten
    • hebeling

      Absolut, es wird schon sonst zuviel gestrichen:

      Auf meine Frage irgendwann, ob die Verwaltung einen Unterschied sieht zwischen Effektivität und Effizienz, wurde mir gesagt, das sei dasselbe.

      Stimmt aber nicht, das Eine ist die richtigen Sachen machen – und das andere: die Sachen richtig machen

      Solange das in Hofheim nicht klar ist, kommt nur Geeiere raus:

      Der Tierpark ist richtig und wichtig, er muss nur richtig betrieben werden und nicht nur Wasser laufengelassen.

      Das Begriffsdilemma sieht man leider überall. Und bei fast jedem Thema.

      21. November 2024
      |Antworten

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