Das Rathaus der Stadt Hofheim – es ist unser Rathaus: Es sollte eine Anlaufstelle für alle Bürger sein. Eine öffentliche Einrichtung, die sich als Dienstleister sieht und zum ehrlichen Dialog mit allen Hofheimerinnen und Hofheimern bereit ist.
Transparenz und Offenheit sollten das Selbstverständnis aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rathaus bestimmen. Den Bürgern zugewandt – das sollte das Leitmotiv ihres Handelns sein.
Soweit die Theorie, und sie klingt gut.
Doch unter CDU-Bürgermeister Christian Vogt entfernt sich das Hofheimer Rathaus immer weiter von diesem Grundprinzip einer demokratischen Gesellschaft. Der Mann macht das Rathaus dicht. Er versucht, sich mit der Verwaltung einzuigeln.
Es ist unübersehbar: Die Bürger stören. Sie sollen, das scheint Richtschnur seines Handelns zu sein, möglichst draußen bleiben.
Sichtbares Zeichen dieser Politik: Kürzlich hat der Magistrat den Internetauftritt der Stadt runderneuert – endlich, muss man sagen, das war überfällig. Dass sich mancher nicht mehr zurechtfindet, ist nicht nur eine Frage der Gewöhnung. In puncto Benutzerfreundlichkeit bekommt www.hofheim.de allenfalls zwei Sterne. Höchstens.
Daneben gibt es ein Detail, ein kaum wahrnehmbares – es fällt erst auf, wenn man es braucht:
Die Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden von der Website gestrichen.
Nur noch die drei Chefs – Vogt, der Erste Beigeordnete Daniel Philipp und der Beigeordnete Bernhard Köppler – werden genannt.
Alle anderen Namen sind verschwunden.

So ist das Hofheimer Rathaus anonym geworden. Längst ist es nicht mehr öffentlich zugänglich: Einfach mal reingehen, beim zuständigen Sachbearbeiter anklopfen und auf die Schnelle ein Problem klären – vergessen Sie’s!
“Für Anliegen in Fachabteilungen des Rathauses werden Bürgerinnen und Bürger künftig zu ihrem vereinbarten Termin am Eingang abgeholt”, heißt es auf der Internetseite. Wer kurzfristig einen bestimmten Mitarbeiter sprechen will: Geht nicht!
Dazu wurden Namen, Telefonnummern, persönliche Mailadressen – alle Informationen, die für einen persönlichen Kontakt notwendig sind – von der Website entfernt.
Rathaussprecher Jonathan Vorrath teilt auf Anfrage dazu mit: “Wir haben von persönlichen Kontakten auf Funktionspostfächer umgestellt, um eine bessere Erreichbarkeit zu gewährleisten.” Auf diese Postfächer hätten immer mehrere Mitarbeiter Zugriff. Vorrath: “Vorbild war die Internetseite des Main-Taunus-Kreises.”
Wir haben das Jahr 2025, und wir stehen vor einer neue Hofheimer Stadtverwaltung, erschaffen von CDU-Bürgermeister Christian Vogt:
Keine persönlichen Direktkontakte mehr!
Mitarbeiter müssen in der Anonymität verschwinden!
Stattdessen: “Funktionspostfächer”.
Das Argument der besseren Erreichbarkeit (“Funktionspostfächer”) scheint vorgeschoben: Bekanntlich fördert der direkte Kontakt zu einem Ansprechpartner oft eine bessere Zusammenarbeit und schnellere Problemlösungen. Fehlen dagegen klare Ansprechpartner, werden Anliegen schnell hin- und hergeschoben – die Effizienz und auch die Qualität der Dienstleistung leidet.
Auch das Beispiel der MTK-Internetseite überzeugt nicht: Die Verwaltung einer 40.000-Einwohner-Stadt kann nicht ernsthaft mit der Behörde eines Landratsamts verglichen werden. Eine Kreisverwaltung spielt aufgrund ihrer Größe, Aufgabenvielfalt und auch Bürgernähe in einer ganz anderen Liga als die Verwaltung einer Kleinstadt.
Wie machen es eigentlich andere Kommunen?
Rathaus verschläft Digitalisierung seit sechs Jahren
Eine ebenso interessante wie aufschlussreiche Grafik hat der Bürgermeisterkandidat der Bürger für Hofheim (BfH), Wilhelm Schultze, auf Facebook veröffentlicht. Er schreibt dazu:
“Blickt man über die A66 zu meinem Arbeitgeber, der Stadt Hattersheim, werden dort bereits 164 Verwaltungsdienste online bereitgestellt. Das ist hessenweiter Bestwert!
Bei unserer kleinen, aber feinen Nachbargemeinde Kriftel sind es immerhin 62.
Und in Hofheim? 10…”

Das sei “beschämend für eine Kreisstadt wie unsere”, schreibt Schultze. “Online-Verwaltungsdienste ermöglichten es den Bürgerinnen und Bürgern, Verwaltungsvorgänge jeglicher Art bequem von zu Hause aus zu erledigen.” Das wolle er im Falle seiner Wahl angehen.
Sein Wort in den Ohren der Wähler!
Als Christian Vogt 2019 zum Bürgermeister gewählt wurde, versprach er: Es gehe darum, “Bürgern Behördengänge durch Onlineangebote zu erleichtern und die Verwaltung auf digitale Aktenführung umzustellen”. So berichtete die Frankfurter Rundschau am 11. Dezember 2019. Und fügte den Satz hinzu: “Christian Vogt weiß, wovon er spricht. Er hat zuletzt als Jurist beim Hessischen Ministerium für Digitale Strategie und Entwicklung gearbeitet.”
Schauen wir nach Hattersheim: Die Verwaltung hat kein Problem damit, alle Mitarbeitenden vorzustellen. “Die Mitarbeiterinnen im Bürgerbüro beantworten Ihnen gerne Ihre Fragen”, heißt es betont freundlich auf der Internetseite. Vier Frauen, die im Bürgerbüro arbeiten, werden namentlich genannt. Auch für alle anderen Dienststellen wird mindestens ein Ansprechpartner angegeben – mit Namen und Kontaktdaten.
In Kelkheim ist auf der Homepage der Stadt ein Button eingefügt, unübersehbar: “Mitarbeiterliste”. Wer darauf klickt, erfährt alle Namen, Telefonnummern und E-Mail-Adressen. Dazu wird ein betont freundlicher Umgangston mit den Bürgern gepflegt: “Wenn Sie etwas nicht finden, zögern Sie nicht uns zu kontaktieren, wir beraten Sie gerne.”
Zum Vergleich: Auf der Internetseite der Stadt Hofheim heißt es: “Das Bürgerbüro steht den Bürgerinnen und Bürgern weiter zu den Öffnungszeiten ohne Terminvereinbarung über den gewohnten Zugang zur Verfügung.”
Kalt. Kälter. Hofheimer Rathaus.
Selbst die kleine Nachbargemeinde Kriftel hat eine Übersichtsseite eingerichtet, auf der die Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen. Und auch sonst gibt man sich bürgerfreundlich: “Wir freuen uns auf Ihren Besuch!” Das klingt doch gut: Einfach anrufen, eine Mail schreiben oder auch gerne vorbeikommen – das Rathaus ist für alle Krifteler da.
Es geht also!
Man muss nur wollen.
Bezüglich Erreichbarkeit. Als ich zwischen den Jahren ins Bürgerbüro wollte, stand ich natürlich vor verschlossenen Türen. Ein Zettel am Eingang, der mich freundlich darauf hinwies, dass das Bürgerbüro geschlossen sei – wie hätte ich das nur ahnen können? Natürlich haben die Herrschaften alle Urlaub, das hätte ich mir ja denken können. Aber nein, ich habe tatsächlich auf der Internetseite nachgeschaut. Kein Hinweis dort, dass geschlossen ist! Lieber Hofheim.de Admin, es ist wirklich super hilfreich, wenn solche Informationen nur am Eingang zum Rathaus hängen.
Gegen den Prozess, dass man Menschen nicht persönlich, namentlich ansprechen können muss ist aus meiner Sicht grundsätzlich nichts zu sagen – Im Gegenteil: In einer prozessorientierten Organisation müssen Aufgaben auch unabhängig von einzelnen Personen gelöst werden (die können ja mal krank sein, sterben, in Rente gehen…..).
Allerdings kann ich mir – nach meiner persönlichen Erfahrung mit Meldungen an die Stadt Hofheim mit “Modernen Kommunikationsmitteln” beim besten Willen nicht vorstellen, dass es dort solche funktionierenden Prozesse gibt.
Aber… womöglich hat sich das ja alles geändert und es sind nicht nur die Namen verschwunden, sondern auch die Prozessstörungen und es flutscht, wie mit Margarine geschmiert…
Das Rathaus seine Mitarbeiter und die gewählten Vertreter sind Dienstleister der Bürger. Die Bürger sind keine Bittsteller! Die Mitarbeiter und die gewählten Vertreter des Rathauses werden von unseren Steuergeldern bezahlt, daher können wir Bürger auch entsprechenden Zugang zu den Dienstleistern erwarten, immer unter der Prämisse der Höflichkeit und Tolleranz!
Digitalisierung bringt in vielem nur Nachteile.
Beim Rathaus steht Mensch vor verschlossenen Türen. Früher konnte jemand hineingehen, an die Türe (des betreffenden Amtes) klopfen und ggf. auch mal vor der Türe warten, bis der Mitarbeitende zu dem mitgebrachten Anliegen des Bürgers/der Bürgerin frei war.
Beim Finanzamt genau das Gleiche. Früher konnte Mensch hineingehen, sich eine Nummer ziehen und in einer Sitzreihe mit seinen Unterlagen auf den Aufruf seiner gezogenen Nr. warten. Sich dann von einem Mitarbeitenden beraten lassen, oder auch mal schnell etwas klären.
Ohne großartige Terminabsprache geht gar nichts mehr.
Tatsächlich kommt es einer Verschanzung gleich, sei es im Rathaus oder auf dem Finanzamt.
Unter anderem gab es früher auch mal eine Möglichkeit in den ,heiligen Hallen‘ des Rathauses, sich eine Ausstellung anzuschauen, sei es von Hobbykunstschaffenden oder von Schulen usw. Das war sehr demokratisch.
Da hatte jeder/jede einmal eine Möglichkeit, bildnerische Gestaltungen zu präsentieren.
Schade, dass es all diese Möglichkeiten der Terminvergabe und Gespräche nicht mehr gibt.
Menschen, die digital nicht gut aufgestellt sind, werden ohnehin aus dem gesellschaftlichen Leben bald ausgeschlossen sein.