Direkt zum Inhalt

Wer redet hier von Giga-Halle? Projektentwickler: Wallau kriegt ‘ne Bio-Halle!

Posted in Allgemein

Teile diesen Beitrag:

Der Bericht im Hofheim/Kriftel-Newsletter über eine neue Giga-Halle für Wallau hat viele Stadtverordnete regelrecht aufgeschreckt: 100.000 Quadratmeter Ackerflächen sollen für ein Riesenbauwerk planiert werden – das hatte ihnen in dieser Klarheit niemand gesagt! Letztens im Bau- und Planungsausschuss haben sie schon darüber gestritten, und an diesem Mittwoch wollen sie sich im Stadtparlament (25, Juni, ab 18 Uhr, Stadthalle) mit dem Thema befassen. Wir haben uns die Pläne vorab etwas genauer angesehen – und eine echte Realsatire entdeckt!

Die Projektentwickler von Lang & Cie wollen so schnell wie möglich mit dem Bau der Giga-Halle loslegen. Um die Hofheimer Lokalpolitiker von ihrer Schaffenskraft und vor allem von ihrer Rechtschaffenheit zu überzeugen, haben sie ein buntes Bild gemalt: Seht her, so schön wird die Halle, die wir für euch in Wallau bauen wollen!

Das Bild, vermutlich am Computer erstellt, sieht ein bisschen danach aus, als hätten es Kinder gemalt. Aber es wirkt! Die Halle sieht plötzlich völlig harmlos aus. Außerdem haben sich die Macher aus der Main-Metropole Frankfurt soooo viele Details ausgedacht, dass der Bau selbst zur Nebensache wird.

Das Drumherum macht’s, und das schauen wir uns gerne genauer an!

Wallau
Die geplante Halle in Wallau auf einer Visualisierung des Projektentwicklers Lang & Cie. Klicken Sie auf das Bild: Dann können Sie alle Details gut erkennen.

In der linken Ecke sehen wir eine Sitzgelegenheit. Damit auch jeder weiß, wofür sie gut ist, wurde extra der Hinweis dazugeschrieben: „für frische Pausenluft“. Eine wahre Wohlfühloase in der Wallauer Wallachei – wow!

Direkt daneben: eine kleine Steinmauer„als Ersatzhabitat“. So bezeichnet man Maßnahmen, mit denen der Verlust eines natürlichen Lebensraums ausgeglichen werden soll. Ist doch toll!

Rechts oben werden Bienenstöcke aufgestellt. Die Erklärung könnte aus „Geolino“ stammen, dem schlauen Wissensmagazin für alle Kids: Bienenstöcke, so lesen wir, sind gut  „zur Förderung des Artenschutzes und für eigenen Honig“. Beeindruckend, was die bei Lang & Cie. alles wissen!

Gleich daneben ist ein neues Hotel geplant – das dürfte ein Kniefall vor Hofheims Noch-Bürgermeister sein. Der hat in seiner bald endenden Amtszeit immer wieder von einem neuen Hotel für die Kreisstadt geredet. Erst wollte er eines an der Elisabethenstraße bauen (was abgelehnt wurde), dann versprach er ein Taubenhotel in der Kernstadt (was er nicht hinkriegte)… Kaum haben die Bürger den Mann abgewählt, kommt das Insektenhotel: Das „fördert die ökologische Balance“.

Und ganz unten auf dem Bild – ist das nicht hübsch!? – sehen wir eine Wildblumenwiese, die „ist ökologisch und steigert die biologische Vielfalt“.

Die Planer versprechen eine Totholzfläche („für Insekten und kleine Lebewesen“), Brut- und Nistkästen (für Vögel und Fledermäuse“) sowie einen Teich und eine Zisterne… Die Hallentore werden energetisch optimiert und die Fassaden sowie das Hallendach begrünt. Selbstverständlich wird auch eine effiziente Fassadendämmung installiert…

Alles für unsere Natur! Alles für unsere Umwelt! Da müssen doch jedem Naturfreund Glücksgefühle durchwallen!

Dürfen wir angesichts der angeblich gigantischen Ausmaße eigentlich noch von einer „Giga-Halle“ sprechen? Oder müsste es nicht vielmehr heißen: Wallau kriegt eine „Bio-Halle“?

Auf dem Bild ist auch gut zu erkennen: Gerade mal 15 Lkw-Tore sind an der Längsseite geplant. Mehr nicht? Und nur wenige Pkw-Parkplätze sind offensichtlich geplant: Werden da wirklich mehrere Leute arbeiten?

Das bunte Bild stammt aus einer Präsentation, mit der Lang & Cie. kürzlich im Bau- und Planungsausschuss für das 125 Millionen Euro teure Projekt geworben hat. Die CDU-Mitglieder waren regelrecht aus dem Häuschen, wollten gar keine weiteren Informationen mehr haben und jubelten nur noch: „Ja! Ja! Ja! Machen!“

Andere Stadtverordnete waren etwas skeptisch, weshalb man beschloss, erst einal die Ortsbeiräte in Wallau und Diedenbergen einzuweihen. Schließlich sollen auch die sich freuen können, dass es demnächst auf den Ackerflächen zwischen ihren Dörfern richtig grün wird.

Wenn der erste Eindruck nur nicht täuscht…

Diese Vorfreude wollen wir jetzt nicht trüben, wirklich nicht. Aber wir wollen (und dürfen) auch nicht verschweigen, was wir noch entdeckt haben:

In der Präsentation entdeckten wir ein Bild von einem neuen Multi-Business-Hub, den Lang & Cie. in Stuttgart gebaut hat. Wir können nur vermuten, das dieses Bild nicht ohne Grund in Hofheim vorgelegt wurde. So ähnlich, lautet die Botschaft, wird’s auch in Wallau werden!

Und das ist dann der erste Eindruck: Wenn die Wallauer Halle wirklich so wie in Stuttgart wird, also so klein und ringsum eingegrünt – das ist ja überschaubar! Irgendwie erträglich.

Wallau Ost Stuttgart
Ein Bild aus der Präsentation des Projektentwicklers zeigt eine neue Halle in Stuttgart. Für Wallauer Halle soll allerdings deutlich größer werden. (Foto:  Fotocredit: Lang & Cie.)

Dann haben wir etwas recherchiert, und das hat unseren ersten Eindruck – leider! – deutlich korrigiert:

Die Stuttgarter Halle hat laut Lang & Cie. eine Gebäudefläche von rund 18.000 Quadratmetern.

Wenn diese Angabe stimmt – und es gibt keinen Grund, an der Aufrichtigkeit von Lang & Cie. zu zweifeln, das müssen schließlich wahre Gut-Menschen sein, so wie sie sich für unsere Natur und Umwelt einsetzen –, dann wird die Halle, die in Wallau gebaut werden soll, deutlich anders aussehen.

Wesentlich größer. Gigantischer! Nahezu galaktisch!

Die Projektentwickler wollen in Wallau-Ost eine Halle mit einer Mietfläche von mehr als 67.000 Quadratmetern errichten. 

In so ein Bauwerk würde der Stuttgarter Multi-Business-Hub drei Mal reinpassen! Mindestens!

Uuups!

Nachtrag: Giga-Halle in Wallau entzweit Stadtrat und Grüne

Daniel Philipp 2025 03
Daniel Philipp

Daniel Philipp, Hofheims Erster Stadtrat, der früher, als Stadtverordneter, noch ein echter Grüner war, hat sich bereits ganz begeistert über die riesige Halle geäußert: „Das Vorhaben erfüllt die Anforderungen an nachhaltiges Bauen, was für uns als Kommune ein wichtiger Faktor ist“, tat er kund. Und weiter: „Die technische Ausstattung mit Kraft-Wärme-Pumpen sowie einer großflächigen PV-Anlage auf dem Dach, die günstigen Strom für die Nutzer liefert, unterstreicht den nachhaltigen Anspruch des Projekts.“

Besser hätten es die Frankfurter Projektentwickler auch nicht formulieren können. Es war nicht misszuverstehen, was der Erste Beigeordnete auf etwas verklausulierte Weise mitteilen wollte: Er hat nichts dagegen, wenn in Wallau 100.000 Quadratmeter beste Ackerfläche planiert werden, auf immer und ewig.

Doch jetzt fallen ihm seine eigenen Leute in den Rücken. „Die Stadtverordnetenfraktion der Grünen ist vollkommen überrascht von dem Vorschlag des Magistrates, in Wallau ein neues Gewerbegebiet zu entwickeln“, heißt es in einer aktuellen Mitteilung der Grünen-Fraktion. Denn in der Nähe – nur etwa 500 Meter Luftlinie entfernt – werde bereits das Gewerbegebiet „In der Lach“ auf zehn Hektar Ackerland neu ausgewiesen. Dieser Planung habe man nur zugestimmt, weil das Gewerbegebiet in Wallau angeblich nicht entwickelt werden konnte: Der Magistrat hatte stets behauptet, die Eigentümer wollten nicht verkaufen.

Die Grünen: Das sei eine „Fehlinformation“ gewesen; den Stadtverordneten seien auf ihre Fragen Antworten gegeben worden, die „nicht den Tatsachen entsprachen“.

Etwas klarer formuliert heißt das: Der Magistrat hat nach Darstellung der Grünen die Stadtverordneten falsch informiert. Er hat sie belogen.

Es wäre nicht das erste Mal.

Teile diesen Beitrag:

13 Comments

  1. Roland aus Marxheim

    Es wäre haarsträubend, wenn diese Gigahalle auf diesem fruchtbaren Acker gebaut würde. Auch vor dem Hintergrund einer (eventuellen) hohen Gewerbesteuereinnahme ist dies höchst zweifelhaft, da hier wohl nur Auslieferungsläger entstehen würden und der Betriebssitz irgendwo außerhalb Hofheims ist.
    Ein interessanter Bericht zu einem Objekt in vergleichbarer Größenordnung in der Stadt Hamminkeln ist hier nachzulesen :

    https://xn--brgerforum-hamminkeln-8hc.de/kommunalpolitik/logistikzentrum-ja-oder-nein/

    24. Juni 2025
    |Reply
  2. Bettina Brestel

    Die Fraktion der Grünen hat nicht den Hauch einer Auseinandersetzung mit unserem ersten Stadtrat Daniel Philipp. Das Gegenteil ist der Fall. Dass bei den Hofheimer Grünen gute Diskussionen Tradition haben, dürfte bekannt sein, das macht einen großen Teil unsrer politischen Arbeit aus. Außerdem möchte ich erwähnen dass der für die damaligen Informationen verantwortlich Stadtrat sich heute im Ruhestand befindet.

    Anm. der Red.: Bettina Brestel ist Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Hofheimer Stadtparlament

    24. Juni 2025
    |Reply
    • Roland aus Marxheim

      Frau Brestel,
      wenn die Grünen “nicht den Hauch einer Auseinandersetzung mit unserem Stadtrat Daniel Philipp” hat, dann müßten sie am heutigen Mittwoch, dem 25.6.in der Stadtverordnetenversammlung aber auch g e s c h l o s s e n g e g e n diese Gigahalle und sonstige Bebauung auf diesem Acker stimmen.

      Zumal dies ja auch auf ihrer Webseite angedeutet ist: “… Die Fraktion der Grünen ist nach wie vor empört über die Art und Weise, in der das Gewerbegebiet In der Lach umgesetzt wurde und wird. Aber es sind Fakten geschaffen worden, die uns dazu bewegen, vom Widerstand gegen In der Lach abzulassen. Diese Fakten werden allerdings hoffentlich deutliche Konsequenzen für Wallau III haben. Das heißt, die Fraktion der Grünen ist derzeit unter keinen Umständen mit der Entwicklung eines zweiten Gewerbegebietes parallel zu In der Lach und in großer räumlicher Nähe (auf der anderen Seite des Weilbachs) einverstanden. „Eine solche Entwicklung ginge zu Lasten von Landwirtschaft, Umwelt und Natur und den Menschen nicht nur in Wallau und Diedenbergen“, so stellvertretende Fraktionsvorsitzende Nadja Paulus…”

      Schaun wir mal, was heute Abend passiert!

      25. Juni 2025
      |Reply
  3. Bettina Brestel

    Für alle Interessierten: das Projekt wird in den Ortsbeiräten Wallau und Diedenbergen beraten. Die Sitzungen sind öffentlich und im Anschluss haben alle Bürger aus diesen Ortsteilen Rederecht. Das ist eine Möglichkeit sich dazu zu äußern.
    Ich finde es gut und wichtig diese Möglichkeit zu nutzen und sich aktiv an Kommunalpolitik zu beteiligen.

    24. Juni 2025
    |Reply
  4. hebeling

    Bienen als falsche Öko-Maskottchen und Naturamutsszeugnis… Diese Haustiere und ihre wilden Verwandten von Regenwurm bis Hamster wohnen jetzt auf dem Acker besser als bald neben der Halle… Ausweichen wird auch schwierig mit der Autobahn im Rücken.

    Naja, ich hab mal die Hallenvisualisierung mit dargestellten Autos ins Verhältnis gesetzt: Dargestellt sind höchstens 20.000 m². Sind die Vermietungsquadratmeter die Bodenflächen oder alle Regalflächen?

    25. Juni 2025
    |Reply
  5. Bettina Brestel

    Lieber Roland aus Marxheim,

    Es ist mir im Planungsausschuss am 17.6. gelungen, eine Vertagung der Vorlage zu erreichen, bis die Ortsbeiräte Wallau und Diedenbergen gehört wurden.
    Das Thema steht daher heute Abend – voraussichtlich – nicht mehr auf der Tagesordnung.

    25. Juni 2025
    |Reply
    • Roland aus Marxheim

      Liebe Frau Brestel,,
      lt. Beschlußprotokoll vom 17.6. wurde Ihr Antrag abgelehnt, da sollten Sie doch bei der Wahrheit bleiben.

      Wortlaut aus dem Beschlußprotokoll :

      AStadtv. Brestel beantragt, die Angelegenheit zu vertagen.

      Abstimmung hierüber:
      – 6 dafür –
      – 6 dagegen –

      Damit ist der Antrag abgelehnt.

      Nach eingehender Diskussion ergeht auf Antrag von Stadtv. Thaler folgender
      Beschluss:

      Die Angelegenheit wird vertagt, bis die Ortsbeiräte Diedenbergen und Wallau hierzu gehört wurden.
      – Ende Beschlußprotokoll –

      25. Juni 2025
      |Reply
  6. Würth

    Viel Greenwashing

    “Dachtragwerk aus CO₂-armen Materialien”: Klingt nach Revolution im Bauwesen – aber wie groß ist der Unterschied zu Standardmaterialien? Der Holzanteil wird hier nur gering sein, der Rest bleibt energieintensiver Stahl.

    “Fenster mit energieeffizienter Verglasung”: Leute, das ist heute ohnehin Standard. Es wird aber so präsentiert, als wäre es die Innovation schlechthin.

    “Fassadenbegrünung gleicht Flächenversiegelung aus”: bestenfalls symbolisch – eine grüne Fassade ersetzt kein verlorenes Ökosystem.

    Alles Marketing.

    25. Juni 2025
    |Reply
  7. Herr Müller

    Gibt es irgendwo Aussagen dazu wie viele LKW zusätzlich das Multi Business Hub täglich für die Anschlussstellen Diedenbergen und Wallau sowie die betroffenen Kreis- und Landstraßen mit sich bringt?

    26. Juni 2025
    |Reply
  8. Bettina Brestel

    Lieber Herr Roland
    Ich hatte die Vertagung beantragt. Die Fraktion der Grünen hat das Protokoll beanstandet, und dem wurde auch stattgegeben. Leider ist es im Allriss noch nicht korrigiert.
    Sollten Sie an Kommunikation mit mir interessiert sein, können Sie mir gerne eine Mail schreiben. Sie kennen sich ja im Bürgerinformationssystem aus.
    Dann aber bitte mit vollem Namen.

    26. Juni 2025
    |Reply
  9. Roland aus Marxheim

    Liebe Frau Brestel,
    wenn dies nun die endgültige (richtige) Fassung des Protokolls vom 17.6. ist, dann nehme ich gerne meine obige Bemerkung zurück, daß Sie, Frau Brestel, “bei der Wahrheit bleiben sollten”.

    27. Juni 2025
    |Reply
  10. Das soll eine Erweiterung des Gewerbegebiets sein? Für wie dumm halten der Projektentwickler und seine Lobbyisten eigentlich die Bürger in unseren Städten und Gemeinden? Was ich auf dem Bild sehe, ist keine klassische Gewerbefläche – das ist eine riesige Logistikhalle mit mehreren Verladeports.

    Das Gerede von ‚Bio‘ und ‚Nachhaltigkeit‘ wirkt wie ein durchschaubarer Versuch, vom eigentlichen Problem abzulenken. Gewerbegebiete sollten in erster Linie lokalen und regionalen kleinen sowie mittelständischen Betrieben zugutekommen. Das hier ist kein Gewerbegebiet, sondern ein Industriepark – mit all den bekannten Belastungen für Umwelt, Infrastruktur und Lebensqualität.

    Und wenn wir als ortsansässige Betriebe schon Gewerbesteuern zahlen, dann sollte man uns wenigstens in die Planungen einbeziehen und nach unseren tatsächlichen Bedürfnissen fragen.

    29. Juni 2025
    |Reply
  11. Wenn das eine Logistikhalle werden soll, die von einem auswärtigen Unternehmen betrieben werden soll, ist das mit den zusätzlichen Gewerbesteuereinnahmen so eine Sache. Hat ein Unternehmen mehrere Betriebsstätten wird der Gewerbertrag des Unternehmens auf die einzelnen Betriebsstätten aufgeteilt und zwar im Regelfall nach den jeweiligen Lohnsummen. Wenn jetzt in Hofheim nur ein Lagerist tätig ist und die Fahrer als erste Tätigkeitsstelle dann den Hauptsitz des Logistikers haben, dann fällt da nicht für Hofheim ab.

    14. Juli 2025
    |Reply

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Erfahren Sie es zuerst!

Abonnieren Sie den HK-Newsletter! Er ist die perfekte Ergänzung zu dieser Webseite: Sie werden per E-Mail informiert, sobald ein neuer Bericht veröffentlicht wurde – kostenlos und werbefrei!