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Das Ende der Vogt-Amtszeit naht: Am Mittwoch erster großer Willi-Auftritt – für alle

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Ende März wurde Wilhelm „Willi“ Schultze zum neuen Bürgermeister der Kreisstadt Hofheim am Taunus gewählt. Sechs Monate sind seitdem vergangen – jetzt wird’s langsam was: Am Mittwoch wird er in einer öffentlichen(!) Sondersitzung des Stadtparlaments ins Amt eingeführt und vereidigt. Am Tag vorher findet eine reguläre Arbeitssitzung der Stadtverordneten statt. Laut der umfangreichen Tagesordnung ist eine Ehrung für Noch-Bürgermeister Christian Vogt geplant.

Die zeitlichen Abläufe lassen sich nur als skurril bezeichnen: Am 30. März wurde Wilhelm „Willi“ Schultze von den Wählerinnen und Wählern mit überraschend klarer Mehrheit zum neuen Bürgermeister von Hofheim gewählt.

Sechs Monate sind seither vergangen – und im Rathaus sitzt immer noch der abgewählte Christian Vogt und schaltet und waltet nach Lust und Laune – leider nicht unbedingt zum Wohle der Stadtgesellschaft (hier).

Erst am nächsten Mittwoch, dem 3. September, wird Schultze vereidigt. Die Amtseinführung findet im Rahmen einer Sondersitzung der Stadtverordneten im großen Saal der Stadthalle statt. Beginn ist um 18 Uhr; die Sitzung ist öffentlich, jeder kann zuschauen und zuhören. Mit einem größeren Andrang von Willi-Fans wird gerechnet.

Wilhelm Willi Schultze
Wilhelm „Willi“ Schultze vor einem halben Jahr im Bürgermeister-Wahlkampf. Damals hätte niemand für möglich gehalten, dass der junge Mann das Rathaus erobern kann.

Allerdings hat Schultze auch danach noch nichts zu sagen. Erst am 12. September muss Vogt das Rathaus räumen. Das ist ein Freitag.

Am Montag, dem 15. September, dürfte dann der erste reguläre Arbeitstag von Wilhelm Schultze sein.

Vor Willi-Auftritt: Stadtverordnete wollen Vogt ehren

Vogt wiederum soll zum Abschied eine städtische Ehrung zuteil werden. Einen Tag vor Willi Schultzes Amtseinführung  kommen die Stadtverordneten zu einer Arbeitssitzung zusammen. Termin: Dienstag, den 2. September, ab 18 Uhr in der Stadthalle.

Nach dem Thema „Straßenbenennung Bebauungsplan Nr. 132 ,Jungehag’“ und vor dem Thema „CO2 Speicherleistung im Forst“ steht unter Punkt Nr. 19 auf der Tagesordnung: „Verleihung der Ehrenbezeichnung ,Altbürgermeister’“. Gemeint ist Vogt. Das ist Realpolitik: Zustimmung ist zu erwarten, trotz alledem.

Diese reguläre Stadtverordnetenversammlung ist natürlich ebenfalls öffentlich. Wer Kommunalpolitik live erleben will, sollte allerdings viel Geduld mitbringen: Auf der Tagesordnung stehen insgesamt mehr als 30 Themen.

Vorgelegt wird unter anderem der Finanzstatusbericht für das erste Halbjahr 2025. Nach sechs Jahren CDU-Bürgermeisterschaft sieht’s in der Kasse der Kreisstadt mau aus: Zum Ende seiner kurzen Amtszeit hat Vogt alle Ersparnisse ausgegeben. Der Bericht geht von einem Fehlbetrag in Millionenhöhe aus, für Nachfolger Willi Schultze bleibt nicht mehr viel übrig: Der Rücklagenbestand zum 31.12.2023 beläuft sich auf rd. 9,64 Millionen Euro. Mit den Jahresabschlüssen 2024 und 2025 werden die verbleibenden Rücklagen mit hoher Wahrscheinlichkeit vollkommen aufgebraucht.“

Als Erklärung für die finanzielle Misere verweist Vogt regelmäßig auf Einflüsse, auf die eine Kommune keinen Einfluss hat: geringere Steuereinnahmen, höhere Kosten allüberall …Davon aber hat Vogt in den letzten Jahren nie gesprochen, ganz im Gegenteil: Er flutete die Stadtgesellschaft mit immer neuen Versprechungen. Ein neues Restaurant am Meisterturm plus Museum. Sanierung von Hof Ehry. Eine Musikschule an der Elisabethenstraße. Eine Radfahrerbrücke. Und ein Bahnhof in Wallau. Und ein Radschnellweg. Vogt verkündete immer neue Millionen-Projekte und zwischendurch auch noch allerlei „Kleinkram“: eine Windmaschine auf dem Kellereiplatz, zwei Riesenschirmen auf dem Untertorplatz, ein Taubenhotel in der Kernstadt…

Das ist jetzt die bittere Wahrheit: Nach sechs Jahren CDU-Herrschaft im Rathaus wird Wilhelm „Willi“ Schultze leere Kassen vorfinden. Und es kann noch schlimmer kommen: Vogts Millionen-Loch könnte noch viel größer sein. Schon wird von Steuererhöhungen gemunkelt, das wird aber nicht laut thematisiert, noch nicht…

Gegen Ende der Parlamentssitzung am Dienstag stehen die Anfragen einiger Fraktionen auf der Tagesordnung:

Die Grünen möchten wissen, weshalb Stadtverordnete und Ortsbeiräte nicht rechtzeitig über die geplanten Hinweisschilder für das Stadtmuseum mit dem „Zigaretten-Lady“-Foto von Hanna Bekker vom Rath informiert wurden. Diese Anfrage ist als Ohrfeige für Vogts Amtsführung gedacht: Er hatte das Projekt hinter dem Rücken der zuständigen Lokalpolitiker genehmigt.

Die Linken wollen die Planung für das Baugebiet an der Homburger Straße gestoppt sehen: Sie befürchten, dass der Investor den Baustart so lange verzögert, bis er keine geförderten Wohnungen mehr bauen muss.

Noch ein Linken-Thema: Der Magistrat soll sich endlich darum kümmern, wie der Busverkehr organisiert wird, wenn die Landesbehörde Hessen Mobil in den nächsten eineinhalb Jahren den Innenstadtring saniert. Bereits am 22. September soll die Straße vorm Bahnhof komplett gesperrt werden, Informationen zu Fahrplanänderungen der Linienbusse liegen jedoch bis heute nicht vor.

BA1 Der Verkehr
Über die Verkehrsführung während der Umbauarbeiten des Innenstadtrings hat der Hofheim/Kriftel-Newsletter ausführlich und mit Exklusiv-Karten berichtet (hier). Wo die Busse herfahren und halten sollen: Das ist bis heute unklar.

Zwei Anträge der CDU lassen erkennen, dass die Stadtpartei nach dem Verlust des Bürgermeisteramtes ins Schlingern geraten ist. So möchte sie Kita-Mitarbeitenden Fahrtkostenzuschüsse gewähren – dafür könne man das Geld nehmen, dass durch die Streichung des hauptamtlichen Stadtrats eingespart wurde. Die Christdemokraten üben offenbar für ihre Oppositionsrolle. Sie wollen Geld ausgeben, das gar nicht da ist.

Zum geplanten Gewerbegebiet Wallau Ost III wünscht die CDU vom Magistrat eine „grobe prognostische Einschätzung der zu erwartenden Grundsteuereinnahmen“. Dies dürfte jedoch eher eine „Show-Anfrage“ sein, denn ohne zu wissen, welche Unternehmen in die geplante geplante Giga-Halle einziehen werden, lassen sich die Steuereinnahmen nicht seriös beziffern. Das sollte man eigentlich auch in der CDU wissen.

Nun darf jeder und jede Stadtverordnete Fragen stellen, jederzeit. Ob es auch Antworten gibt? Unter Bürgermeister Christian Vogt hat sich der Magistrat damit oftmals sehr viel Zeit gelassen. Die Behördenspitze hat auf diese Weise ganz offen ihre geringe Wertschätzung demokratischer Prozesse zum Ausdruck gebracht.

Es ist kaum zu erwarten, dass der CDU-Bürgermeister in seinen letzten Tagen im Amt eine Besserung zeigt.

Aber es ist ja bald vorüber…

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3 Comments

  1. K. Wether

    Der scheidende Bürgermeister hinterlässt seinem jungen Nachfolger und der Stadt Hofheim Millionen an Schulden. Ich würde gerne wissen, wofür diese Schulden eigentlich gemacht wurden – denn die Straßen in Hofheim sind in einem verheerenden Zustand. Wie ich gehört habe, soll es am Sonntag ein Abschiedsfest geben, das vom Steuerzahler bezahlt wird. Meiner Meinung nach sollte er auf ein üppiges Abschiedsfest verzichten und stattdessen Verantwortung für die Lage der Stadt übernehmen.

    31. August 2025
    |Reply
    • Peter Braun

      Wissen Sie wann und wo dieses „Abschiedsfest“ stattfinden wird? Vielleicht gehe ich, geladen oder nicht, zum Applaudierten (o.ä.) auch dort hin 🙂

      1. September 2025
      |Reply
      • Barbara Grassel

        Die Verabschiedung findet am Sonntag, dem 7. September 2025, im Obergeschoß der Stadthalle statt und ist offensichtlich nicht-öffentlich.

        Als Geschenktip wird eine Spende für die Bürgerstiftung angeregt. Vielleicht sollte man lieber für die Stadtkasse spenden.

        3. September 2025
        |Reply

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