Wenige Wochen vor seinem Ausscheiden aus dem Rathaus hat CDU-Bürgermeister Christian Vogt noch eine Überraschung parat: Im ganzen Stadtgebiet sollen große Stelen aufgestellt werden – 2,50 Meter hoch, auf extra angefertigten Betonsockeln. Darauf zu sehen: eine Zigarette rauchende ältere Frau, die in einem Pfauenthron sitzt. Es handelt sich um eine angesehene Hofheimer Künstlerin, die vor über 40 Jahren gestorben ist. Das sei Werbung für das Stadtmuseum, sagt Vogt. Widerspruch wurde bereits laut.
Christian Vogt, der noch amtierende Bürgermeister der Kreisstadt, hat die Hofheimerinnen und Hofheimer während seiner Amtszeit immer wieder mit wunderlich bis wirr anmutenden Ideen – nun, was? – verblüfft, sagen die einen, entsetzt, sagen andere.
Erinnern Sie sich noch an die schrankartige Mooswand, die der CDU-Mann für viel Geld auf dem Kellereiplatz installieren wollte? Ein solcher „City Tree“ werde das Stadtklima verbessern, versprach er. Nachdem der Hofheim/Kriftel-Newsletter aufgedeckt hatte, dass Vogt offensichtlich auf Werbeversprechen hereingefallen war, wurde das Projekt schleunigst beerdigt.
Dann wollte er umgedrehte Riesenschirme auf dem Untertorplatz aufstellen. Es war ihm wirklich ernst, er hatte die Planung bereits in Auftrag gegeben. Nachdem wir Fotos davon gezeigt hatten, wurde auch dieses Vogt-Vorhaben schnell gestoppt.
Er wollte für 100.000 Euro ein Taubenhotel in der Kernstadt bauen und für über 500.000 Euro ein Museum am Meisterturm. Unvergessen der riesige Hotelklotz, den er an der Elisabethenstraße errichten wollte. Der Plan wurde nach Bürgerprotesten getrasht, was einen Vogt jedoch nicht stoppen konnte: Die Stadt, verkündete er lauthals, werde stattdessen eine niegelnagelneue Musikschule bauen, dazu ganz viele Büros…
Spötter sagen, das Beste an Vogts Projekten sei, dass sie meistens nicht verwirklicht würden. Da sollte sich jetzt aber bitte keiner sicher wähnen! Denn noch ist er im Amt – und präsentierte unlängst ein neues Vorhaben:
Eine verstorbene, in der Fachwelt hoch geschätzte Hofheimer Künstlerin soll demnächst überall im Stadtgebiet wieder auftauchen, und zwar überlebensgroß. Auf diese Weise soll sie Werbung für das Stadtmuseum – und damit für die Stadt Hofheim – machen. Der Plan, den Vogt bisher nur ausgewählten Mitbürgern vorgestellt hat, sieht im Detail so aus:
Es gibt ein Schwarz-Weiß-Foto von der Künstlerin, das sie auf einem sogenannten „Pfauenthron“ zeigt. Schlohweißes Haar. Das linke Bein hat sie über das rechte gelegt. Der linke Arm ruht auf der Sessellehne. Sie trägt eine Armbanduhr. Und in der rechten Hand hält sie lässig eine “Fluppe”.
Auf dem Originalfoto ist zu erkennen, dass die Frau auf einer Terrasse mit Holzgeländer sitzt. Das ganze Drumherum wurde weggeschnitten, sodass jetzt nur noch die Frau auf dem Pfauenthron zu sehen ist. Das Bild wurde stark vergrößert; es wird auf wetterfeste Platten gedruckt, die demnächst an mehreren Straßen und Plätzen aufgestellt werden sollen – sowohl in der Kernstadt als auch in den Ortsteilen.
Die Fotoplatten sind groß und dick und deshalb schwer: Der Bauhof muss für die Fundamente sorgen, es werden gewaltige Beton-Konstruktionen – die “Zigaretten-Lady” soll schließlich auch bei starkem Wind nicht umkippen. Der Aufwand ist beträchtlich, die Kosten für die Sockel allein dürften im fünfstelligen Bereich liegen.
Kunstkennern ist die Frau natürlich ein Begriff: Hanna Bekker vom Rath wurde 1893 in Frankfurt geboren und starb 1983 in Bad Nauheim. Über sechzig Jahre ihres Lebens wirkte sie als Malerin, Sammlerin und Mäzenin in ihrem „Blauen Haus“ in Hofheim auf dem Kapellenberg.
Das Bild auf dem Pfauenthron entstand im Jahr 1968. Die Künstlerin war damals 75 Jahre alt.
Wer sich nicht so gut mit Kunst auskennt – und das dürfte die Mehrzahl der Menschen sein –, muss schon ganz genau hinschauen, um die Frau identifizieren zu können: Unterhalb der Sessellehne ist hochkant in recht kleiner Schrift zu lesen: „Hanna Bekker vom Rath (1893 – 1983)“. Dazu noch der Hinweis: „Foto: Helga von Brauchitsch“. Die Fotografin betrieb ein Atelier in Frankfurt und verstarb 2023 im Alter von 86 Jahren.
Ortsbeirat zeigt wenig Begeisterung
Im Ortsbeirat Langenhain stellte Bürgermeister Vogt das Projekt erstmals öffentlich vor – und fand mal wieder wenig Zustimmung.
Die Künstlerin habe mit dem Ortsteil doch nichts zu tun, hieß es. Auch sei die Darstellung – es wurde freundlich formuliert – optisch “nicht von allerhöchstem Wert”.
Selbst CDU-Ortsvorsteher Armin Jakob, der doch ein Parteifreund von Vogt ist, äußerte laut und offen Bedenken. Plakate am Ortseingang seien verboten – aber überdimensionale Skulpturen seien plötzlich erlaubt?
Was die Mitglieder des Ortsbeirats ebenfalls verärgerte: Sie investieren regelmäßig viel Zeit, um sich um die Belange ihres Ortsteils zu kümmern – und dann wird einfach über sie hinweg gehandelt. Wieder einmal habe der Magistrat sie erst informiert, nachdem die Entscheidung gefallen sei, klagten sie. Richtig wundern sollte das allerdings niemandern: Kommunikation jenseits von Selfies ist des Bürgermeisters Stärke nicht. Das haben Ortsbeiräte auch schon wiederholt moniert, und spätestens seit Mitte März müsste Vogt es eigentlich auch selbst wissen. Dass er jetzt, auf den letzten Metern seiner Amtszeit, zu Transparenz und Offenheit findet: Das ist kaum zu erwarten.
Die ganze Aktion, die vom Kulturfonds FrankfurtRheinMain, von der Taunus Sparkasse und vom Förderkreis des Stadtmuseums bezahlt wird, soll der Öffentlichkeit demnächst vorgestellt werden. Der genaue Termin wurde noch nicht genannt, es soll angeblich im Rahmen des Kreisstadtsommers passieren, also während des bis Ende September andauernden Veranstaltungsreigens.
Vogt sagt, das Kunst-Projekt könne die Identität der Kreisstadt stärken. Nicht nur in Langenhain wird daran gezweifelt. Wenn der Noch-Bürgermeister es allerdings geschickt anstellt, kann er sich für die Aktion feiern lassen, ohne dass die Lokalpolitiker weiter aufmucken können:
Jetzt ist parlamentarische Sommerpause. Die Stadtverordnetenversammlung kommt erst am 3. September wieder zusammen. Danach muss der CDU-Bürgermeister das Rathaus räumen – und Wilhelm Schultze von der Wählergemeinschaft “Bürger für Hofheim” (BfH) zieht ein.
Bis dahin wird Vogt Fakten geschaffen und die Stelen aufgestellt haben, garantiert!
Stadtmuseum zeigt gar keine Werke der Künstlerin

Werbung fürs Stadtmuseum soll Hanna Bekker vom Rath also machen. Dann werden wir im Stadtmuseum ja sicher einiges über die große Hofheimer Künstlerin zu sehen bekommen. Auf der städtischen Webseite lesen wir sogar von einer Dauerausstellung:
Das sehen wir uns doch gerne an!
Doch Pech gehabt: „Dafür haben wir leider keinen Platz“, sagt die freundliche Dame an der Museums-Pforte. Alle Werke von Hanna Bekker vom Rath seien „zur Zeit im Depot“.
Das Stadtmuseum will mit einer angesehenen Künstlerin Werbung für sich machen, versteckt aber ihre Werke. Das kann man sich nicht ausdenken – so etwas gibt es nur in Hofheim!
Hanna geht. Einfach so.
Kleine Spielerei: Dank KI wissen wir, was Hanna von der Idee hält, als Stele auf einem Betonsockel überall in Hofheim herumzusitzen. Sie geht. Einfach so.
Beton ist so umweltverträglich.
Na – schönen Dank für das überflüssige Abschiedsgeschenk, Herr Vogt
Das ist ja mal wieder eine super Geldverschwendung und eine Schnapsidee unseres Bürgermeisters (für die Betonsockel zahlt die Stadt, incl. Anbringung, weit über 10.000 Euro – toll).
Mal schaun, wie lange es dauert, bis die ersten Skulpturen von gewissen Ganoven bemalt und beschädigt werden. Sowas zieht solche Typen doch förmlich an.
Man braucht eigentlich nicht viel Hirn, um das vorauszusehen.
Abgesehen von der meines Erachtens blöden Idee, so die Ortseingänge ohne Beteiligung des Parlaments zu verunstalten: Wer hat dieses Foto ausgewählt?
Es mag damals in die Zeit gepasst haben, mit Zigarette so dort gesessen zu haben. Dass allerdings eine Stadt ein Foto mit Zigarette an alle Ortseingänge stellen möchte, um auf Kultureinrichtungen hinzuweisen, zeigt doch ein seltsames Kulturverständis.
Liebe Frau Lindenthal,
Hanna Bekker hat diese Zigarette 1968 geraucht. Natürlich hat das irgendwie in die Zeit gepasst oder war sogar sehr modern.
Seltsames Kulturverständnis ist allemal besser als völlig fehlendes Kulturverständnis.
Das ist mir bewusst. Ich schrieb ja, es passte in die damalige Zeit. In die heutige Zeit zur Werbung für Kultur und dann noch an die Ortseingänge passt die Zigarette meines Erachtens eben nicht mehr.
Das sehe ich genauso!
Wir versuchen überall.unsere Kinder vor Zigaretten und Suchverhalten abzuhalten und dann steht an allen Ortseingängen eine rauchende Dame!- das geht eigentlich gar nicht!!!!
Ich wäre dafür, dass der Bauhof zuerst mal die Tempo-30-Schilder in der Langenhainer Straße in Wallau fachgerecht einbetoniert. Die stehen schon seit über einem Jahr auf dem Gehweg rum …
Scheinbar befinden sich einige Personen zu weit oben und haben zuviel Hitze abbekommen. Vielleicht sollte da mal der Puls gemessen werden, ob überhaupt noch unter uns geteilt wird.
Gut, dass dieses Drama bald ein Ende hat.
Der innere Stadtkreis kämpft mit der Selbstwahrnehmung: Sexy attraktives Hofheim?
Nichts gegen die Künstlerin, aber der Kontext ist schon merkwürdig. Frauen sitzen am Ortseingang an der Strasse im Korbstuhl?
Hanna ist keine Emmanuelle und Christian auch kein Macron.
Schilda!
Der Vogt versucht mit hirnloser Gewalt das Geld auszugeben,damit sein Nachfolger in Schwierigkeiten kommt.
Man sollte dem vorzeitig ein Ende setzen und ihn seine Amtes entheben 😡
Auch wenn ich kein Anhänger von Bürgermeister Vogt bin, sollte nicht jedes Vorhaben grundsätzlich kritisiert werden. Eine ablehnende Haltung gegenüber sämtlichen Projekten könnte sich auch unter dem neuen Bürgermeister fortsetzen. Wenn jede Idee sofort zerredet und negativ aufgenommen wird, besteht die Gefahr, dass künftig kaum noch jemand den Mut hat, neue Impulse zu setzen. Das würde langfristig zu einem Stillstand in Hofheim führen.
Ich glaube nicht, dass in Hofheim jedes Vorhaben grundsätzlich kritisiert wird und sämtliche Projekte auf eine ablehnende Haltung stoßen. Das habe ich bisher ganz anders wahrgenommen.
Ich glaube eher, dass das eigentliche Problem in der Person Vogts liegt, insbesondere in seiner Kommunikationsweise, wie auch im Bericht angedeutet wird. Seine wiederholten einsamen Entscheidungen, bei denen er die gewählten Volksvertreter umgeht, empfinde ich zunehmend als problematisch und inakzeptabel.
Die Planung für die Werbung des Stadtmuseums ist nur ein neues Beispiel: Von einem Bekannten hörte ich, dass dieses Projekt bereits seit mehreren Monaten in Vorbereitung ist. Eine solche Stele darf nämlich nicht einfach irgendwo aufgestellt werden. Für eine dauerhafte Installation, beispielsweise an einer Straße, sind behördliche Genehmigungen erforderlich, was bekanntlich Zeit in Anspruch nimmt. Wenn das Projekt aber schon so lange in Planung ist, stellt sich umso drängender die Frage, warum Vogt nicht frühzeitig die Ortsbeiräte und vernünftigerweise auch die Stadtverordneten im Kulturausschuss einbezogen hat.
Es sollte nicht verwundern, wenn ein Bürgermeister, der die Bürgervertreter bei seinen Entscheidungen ausgrenzt, auf Kritik stößt. Das empfinde ich als normal und auch gut so. Schlimmer finde ich, dass Vogt mit seinem Handeln die demokratische Grundlage unserer Stadtverwaltung untergräbt. Das muss endlich ein Ende haben!
Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass unter dem neuen Bürgermeister eine transparentere und partizipativere Arbeitsweise Einzug halten wird. Darauf freue ich mich!
Sehr guter Einwand. Dem kann ich nur zustimmen. Vielen Dank 🙏
An dieser Stelle wurde ebenso heftig und zynisch gegen die Sonnenschirme in der Innenstadt gewettert, die sehr gut angekommen sind und täglich zig-mal Werbung in Internetposts für unser Städtchen machen.
Ist der Baum dort eigentlich schon da?
Nicht dass der Klimawandel bei der Pflanzung schon vorbei ist und verschlafen
Vogt-Bashing bis zum bitteren Ende. Traurig. Ich glaube nicht, dass Bürgermeister Vogt hier der Stadt Schaden zufügen wollte, um teure Betonsockel mit wechselnden Folien zu bestellen.
Die Stele von Hanna Bekker vom Rath erregt Aufmerksamkeit und macht neugierig.
Andere Städte haben sowas auch schon installiert.
Hier wird sich aufgeregt über Petitessen, mit dem Ziel, Bürgermeister Vogt nochmal zu diskreditieren
….neugierig auf was? Fehlende Ausstellung zum Eyecatcher?
“Alles nur gewollt”, müssten die Prinzen singen.
Ich kenne professionelle Ausstellungsmenschen, die schlagen sich bereits auf die Schenkel dazu.
Herr Neitzel,
da Sie ja auch Mitglied der CDU sind, ist es Ihr gutes Recht, so zu argumentieren. Aber Sie sind in der absoluten Minderheit mit Ihrer Meinung. Ach ja, fairerweise hätten Sie in Ihren Bemerkungen auch Ihre Parteizugehörigkeit erwähnen sollen . oder schämt man sich schon, wenn man in der CDU ist?
Man kann sich über Verwaltungshandeln aufregen. Man kann sich fragen, ob Marketing etwas für die Fachabteilung oder den Bürgermeister ist. Aber man kann sicher nicht erwarten, dass jede Ausgabe von 10.000€ vorab durchs Stadtparlament entschieden wird.
Herr Roland aus Marxheim: warum muss ich erwähnen, CDU Mitglied zu sein? Ich rede meiner Partei nicht nach dem Mund, glauben sie mir. dafür bin ich nicht der Typ. Meine Meinung gebe ich als Burger ab, überparteilich,nach Abwägung der Tatsachen. Sie unterstellen mir Parteisoldat zu sein. falsch gelegen.
Ich kann kaum mein Unverständnis über diese erneute intransparente, geschmacklose, finanziell unsinnige Aktion zum Ausdruck bringen.
Förderung der Kultur und Interesse bei Bürgern wecken ja – aber doch nicht so 🙁