Die Berichte im Hofheim/Kriftel-Newsletter über den Plan der Stadtspitze, zwei Riesenschirme auf dem Untertorplatz aufzustellen, hat viele Menschen in Hofheim aufgeschreckt. Bewohner und Bewunderer der Altstadt reagierten entsetzt und mit deutlicher Ablehnung. Der Verein „Bürgervereinigung Hofheimer Altstadt“ brauchte ein paar Tage – jetzt hat der Vorstand eine Stellungnahme veröffentlicht, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt.
Zweimal hat der Hofheim/Kriftel-Newsletter berichtet: Mitte November veröffentlichten wir erste Details zu den geplanten Riesenschirmen: „Sie planen es wirklich: Stadt will 10 Meter hohen Schirm vors Türmchen stellen“.
Eine Woche später konnten wir die ersten – noch streng geheimen – Computer-Darstellungen zeigen: „Untertorplatz: Die ersten Bilder von den Riesenschirmen sind da!“. Der Bericht wurde inzwischen mehr als 2.000 Mal aufgerufen.
Seither diskutiert Hofheim. Besser: Die Menschen regen sich auf. Fast alle sehen in den monströsen Trichterschirmen eine Verschandelung ihrer Altstadt.
Zustimmung ist so gut nicht zu finden.
Altstadt-Verein für mehr grünes Stadt-Mobilar
Diese Stimmungslage findet sich jetzt auch in einem offenen Brief wieder, den die Bürgervereinigung Hofheimer Altstadt an die Stadtführung im Rathaus sowie auch an die Fraktionsvorsitzenden im Stadtparlament geschickt hat. Der Vorstand nimmt kein Blatt vor den Mund und redet Klartext. Der wichtigste Satz in dem Schreiben lautet: „Der Vorstand der Bürgervereinigung steht den geplanten Schirmen am Untertor (…) ablehnend gegenüber.“
Die kritische Sichtweise begründet der Vorstand des Altstadt-Vereins ausführlich. Wir dokumentieren das Schreiben im Wortlaut:
„Im Rahmen des Förderungsprogramms der Landesregierung ,Zukunft Innenstadt‘ aus 2021 und 2022 wurden Vorschläge der Stadt Hofheim zweimal berücksichtigt. Neben Spielgeräten soll auch ein ,Dach für die City – Einkaufen, Verweilen, Genießen bei Wind und Wetter‘ realisiert werden.
Dazu gab es bereits einen Beschluss in der Stadtverordnetenversammlung im Juli dieses Jahres, woraufhin ein Planungsauftrag erteilt wurde. Auf Nachfrage der Bürgervereinigung Hofheimer Altstadt wusste aber niemand etwas Genaues. Man hörte etwas über ,sehr große Schirme am Untertor‘. Sowohl vonseiten der Stadtverwaltung als auch vom Ortsbeirat und von Stadtverordneten war zu hören: ,Nun wartet doch erst einmal die Planungsergebnisse ab.‘
Nun ist die Planung über einen Nachrichtenblogger öffentlich geworden, im Finanz- und im Bauausschuss wird am 5. und am 6. Dezember darüber beraten. Anschließend soll in der Stadtverordnetenversammlung darüber diskutiert und abgestimmt werden.
Der Vorstand der Bürgervereinigung steht den geplanten Schirmen am Untertor, der eine hinter der Bushaltestelle, der andere auf dem westlichen Teil des Parkplatzes, ablehnend gegenüber, und zwar aus folgenden Gründen:
1. In der Planung sind zwei Trichterschirme nahezu zehn Meter hoch und haben einen Durchmesser von zehn bzw. zwölf Metern. Somit würde der Blick auf die denkmalgeschützte Türmchenzeile, ein Wahrzeichen unserer Stadt, empfindlich gestört.
2. Es wird außerdem bezweifelt, dass unter den sehr hohen Schirmen sowohl bei Sonne als auch bei Regen eine angenehme Aufenthaltsqualität geschaffen werden kann, da sowohl Sonne als auch Regen nicht immer direkt senkrecht von oben kommen. Gerade Regen wird durch Wind schräg herunterkommen. In den meisten Fällen würde es dann ungemütlich unter dem Schirm.
3. Ein weiterer Kritikpunkt des Vorstands der Bürgervereinigung ist, dass außer an zwei halben Tagen pro Woche, an denen Markt stattfindet, auf dem Parkplatz Autos beschattet würden. Dafür sollte das Fördergeld nicht eingesetzt werden.
Beide Sitzungen beginnen um 19 Uhr. Sie sind öffentlich: Interessierte Bürger dürfen zuhören (nicht mitreden).
4. Auch die Aspekte der Nachhaltigkeit sind aus der Sicht des Vereinsvorstands unzureichend berücksichtigt. Für die Verankerung im Boden wird eine große Menge Beton eingebracht. Die Schirme sind aus Kunststoffmaterial – über die Nachhaltigkeit in der Herstellung, Umweltverhalten und Haltbarkeit ist nichts bekannt. Außerdem sind Folgekosten hinsichtlich Instandhaltung/-setzung zu erwarten: Welche Erfahrungen sind hier eingeflossen?
5. Beschattung wird vonseiten des Vereins begrüßt, aber naturbelassen an verschiedenen Orten in der Stadt, sodass auch gerade Senioren an heißen Tagen immer mal wieder eine Pause zum Verweilen einlegen können. Die Bürgervereinigung schlägt mehr grünes Stadtmobiliar vor, also begrünte Pergolen oder Laubengänge, und da, wo die Verrohrung im Untergrund es zulässt, sollten Bäume gepflanzt werden als natürliche Schattenspender, die gleichzeitig auch für frischere Luft sorgen. An der Realisierung eines entsprechenden Konzepts arbeiten die Bürgervereinigung und wahrscheinlich weitere interessierte Initiativen und Vereine sehr gerne mit.
Diese Bewertung stellt eine Mehrheitsentscheidung des Vorstands der Bürgervereinigung Hofheimer Altstadt dar. Um ein umfassendes Meinungsbild der Bürgervereinigung zu erhalten und sich darauf berufen zu können, läuft zurzeit eine Mitgliederbefragung. Die 1. Vorsitzende Renate Hofmann meint dazu:
,Uns ist wichtig, dass wir im Vorstand mit unserer Auffassung die Mehrheit der Mitglieder repräsentieren, denn nur als starke Gemeinschaft finden wir das Gehör, das wir erhalten möchten. Und wir bleiben betont sachlich – so kennen uns sowohl die politischen Gremien als auch die Verwaltung. Wir alle wollen schließlich das Beste für Hofheim.'“
Alle Bilder: Alfred Rein Ingenieure GmbH, Stuttgart
Erfreulich, dass es Menschen gibt, die sich mit rationalen Gründen und unter Nennung ökologisch sinnvollerer Alternativen gegen diesen Egotripp aussprechen.
Es bleibt zu hoffen, dass das Schule macht und auch bei anderen fragwürdigen Ideen funktioniert.
Ein Dank an diese Plattform, für das Leaken des Sachstands.
Gut, sooo schlimm finde ich die Schirme jetzt nicht.
Na ja, sie sind hässlich, teuer, sinnfrei, verbauen die Türmchen Zeile und beschatten hauptsächlich Autos. Vielleicht sind die Parkplätze darunter sogar teurer. Auf jeden Fall werde ich mich nicht zu einem Plausch mit Freunden dort zwischen den Autos treffen. Aber….es könnte doch ein Ersatz für das geplante (?) Taubenhaus sein.
Ich könnte es mir wunderbar vorstellen, wenn der Schirmrand von den Tauben bevölkert wird. Mit ein bisschen Glück landet ihre Hinterlassenschaft im Trichter und wird vom nächsten Regen weggespült. Mit etwas weniger Glück…
Das wären dann 2 Fliegen mit einer Klappe und 100 000 Euro Ersparnis für ein Taubenhaus. Es ist alles sehr, sehr absurd, aber es hätte eine Chance auf weniger Taubendreck in der Altstadt.
Bei kreativen Ideen für die Hofheimer Bevölkerung spielt Geld eine untergeordnete Rolle.
Danke
Generell sehe ich es für sinnvoll an, mehr überdachte Schattenplätze am Untertor und Kellereiplatz für Personen, nicht PKWs, zu kreieren. Allerdings muss es bessere Lösungen als diese futuristischen Konstruktionen geben, welche das historische Stadtbild entlang der Türmchen-Zeile dermaßen „entstellen und verdecken“. Könnten mehr schattenspendende Bäume nicht eine bessere Lösung sein, mit darunter angebrachten Sitzbänken?
Diese übergroßen alles verschändelten Schirme – wieder so eine „tolle“ Idee von wem auch immer – sollten nicht in Hofheim aufgestellt , statt dessen aber die überall fehlenden Bäume gepflanzt werden, die erstens auch Schatten spenden und zweitens der Gesundheit viel zuträglicher sind!
Statt sich über Schirme einen Kopf zu machen, die keinen Sinn machen, sollte sich die Stadt lieber um unsere maroden Gehwege und Straßen kümmern. Da wäre das Geld sinnvoller angelegt!