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Beschlossen: Krankenhaus Hofheim macht Notaufnahme und Pneumologie dicht

Gepostet in Allgemein

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Jetzt ist es heraus: Das Sparprogramm in den Varisano-Kliniken wird für das Hofheimer Krankenhaus dramatisch! Schlimmste Befürchtungen werden wahr: Zwei wichtige Abteilungen werden komplett geschlossen, außerdem sollen im Konzern über 300 Stellen abgebaut werden. Erste Einzelheiten des Krankenhaus-Umbaus wurden heute vorgestellt, und es ist kein Ende in Sicht: Weitere Einsparmaßnahmen wurden ausdrücklich nicht ausgeschlossen.

Die Varisano-Geschäftsführung und der Aufsichtsrat der Kliniken haben an diesem Freitag das lang erwartete „Restrukturierungskonzept“ vorgestellt. Bekanntlich verursachen die drei Kliniken in Hofheim, Bad Soden und Frankfurt-Höchst ein Defizit in Millionenhöhe, das vom Main-Taunus-Kreis und von der Stadt Frankfurt ausgeglichen werden muss. So kann’s angeblich nicht weitergehen: Jetzt soll gespart werden.

Für das Krankenhaus Hofheim heißt das konkret: 

Die Zentrale Notaufnahme wird, wie befürchtet, geschlossen: Patienten mit akuten medizinischen Problemen müssen dann künftig weite Wege fahren. In einer Mitteilung der Kliniken heißt es beschwichtigend: „Die qualifizierte Versorgung von Notfallpatienten übernehmen die Notaufnahmen in den wenige Kilometer entfernten Schwesterkrankenhäusern Bad Soden und Frankfurt-Höchst.“ Der angehängte Nachsatz „…um auch weiterhin eine gute Notfallversorgung in der Region sicherzustellen“ ist sicher als Beruhigungspille für besorgte Bürger zu werten.

Auch die Klinik für Pneumologie (Lungenheilkunde) mit dem neuen Chefarzt Dr. Gerasimos Varelis – Nachfolger des allseits geschätzten Dr. Thomas Müller – wird aus Hofheim abgezogen: Sie siedelt wie erwartet nach Höchst um, wo bereits eine starke Lungenkrebsabteilung besteht.

Krankenhaus Hofheim bleibt Geriatrie und Psychiatrie

Ein erster Schwerpunkt des Hofheimer Krankenhauses soll künftig auf der Geriatrie (Altersmedizin) liegen. Die bisher teilweise auch in Bad Soden angesiedelte Geriatrie wird komplett nach Hofheim umziehen; eine zweite geriatrische Klinik bleibt in Höchst.

Die Allgemeine Innere Medizin in Hofheim soll künftig durch die Geriatrie mit abgedeckt werden.

Als zweiter Schwerpunkt des Hofheimer Krankenhauses wird die Psychiatrie genannt. Eine Vernetzung mit Höchst, wo die psychiatrische Klinik erhalten bleibt, soll intensiviert werden.

Krankenhaus
Das Hofheimer Krankenhaus: Künftig werden hier keine Notfallpatienten mehr behandelt.

In Hofheim bleiben dürfen zudem das Weaningzentrum, wo Patienten von der Beatmungsmaschine entwöhnt werden, das kleine Therapiezentrum für außerklinische Beatmung und das Schlaflabor.

Eine Entscheidung ist noch offen, sie sei abhängig von der Krankenhausreform des Bundes, heißt es: In Hofheim könnte eine pflegerische Versorgungseinheit mit medizinischer Mitbetreuung eingerichtet werden. Dort erhalten Patienten beispielsweise nach einem stationären Aufenthalt eine heimatnahe pflegerische Anschlussversorgung. Oder es werden Patienten versorgt, die einer klassischen stationären Behandlung nicht bedürfen, ambulant aber nicht adäquat betreut werden können.

Die weiteren Umbau-Maßnahmen betreffen Höchst und Bad Soden: So wird die interventionelle kardiologische Versorgung (minimalinvasive Behandlung von Herzerkrankungen) künftig komplett in Höchst konzentriert. In Bad Soden Angebote verbleibt die ambulante kardiologische Versorgung.

Komplexe chirurgische Eingriffe wie etwa Operationen der Bauchspeicheldrüse übernimmt künftig das Klinikum Höchst. Allgemeinchirurgische Eingriffe sollen  weiterhin im Krankenhaus Bad Soden möglich sein.

Zudem soll in Bad Soden ein orthopädischer Schwerpunkt mit eher planbaren Eingriffen entstehen, während man sich in Höchst auf die nicht planbare Unfallchirurgie konzentriert.

Am Standort Bad Soden ist zudem die Klinik für Augenheilkunde vorgesehen, dort wird auch die Urologie konzentriert.

Klinik-Verbund: Jeder 10. Mitarbeiter muss gehen

Neben dem Umbau soll auch Personal abgebaut werden. „Auch wenn dies ein unbequemer Teil der Wahrheit ist: Wir werden in nahezu allen Bereichen die Stellenpläne genauestens überprüfen und hinterfragen müssen“, teilte die Geschäftsführung der Belegschaft mit. Um wirtschaftlicher zu werden – im Klartext: um Geld zu sparen –, sei ein Personlabbau „von etwas mehr als 10 Prozent“ notwendig. Insgesamt sollen deutlich mehr als 300 Mitarbeiter ihre Jobs verlieren.

Als Gegenleistung versprach die Geschäftsführung,  künftig den Großteil der Beschäftigten nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes bzw. des TV-Ärzte/VKA zu bezahlen.

Ein Ende der „Restrukturierung“ ist mit all diesen Maßnahmen noch nicht in Sicht: Es werde weitere Veränderungen geben, weil die finale Version der bundesweit geplanten Krankenhausreform noch ausstehe. Man könne nicht in eine Kristallkugel schauen, sagte Teilzeit-Geschäftsführer Michael Osypka. Deswegen sei absehbar, „dass wir mit dem endgültigen Beschluss der Krankenhausreform noch einmal nachjustieren müssen“.

Die Politik zeigte sich heute bemüht, um Verständnis für die Maßnahmen zu werben. So wird MTK-Landrat Michael Cyriax zitiert: „Eines ist klar: Die Krankenhauslandschaft in Deutschland und auch bei uns in der Region wird nicht bleiben, wie sie war. Alle Abteilungen müssen sich verändern.“

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11 Kommentare

  1. Einsicht

    Dass der Konzentrationsprozess aus Kostengründen bei Krankenhäusern unumgänglich ist, mag richtig sein. Ich möchte glauben, dass wir alle davon profitieren. Aber für die Kreisstadt Hofheim ist das eine Entwertung, zumal optional noch weitere Einschnitte für Hofheim zu befürchten sind.

    Ganz schlimm finde ich die Auflösung der Notaufnahme in Hofheim. Aber vielleicht hilft eine örtliche Grafik der heutigen und künftigen Situation der Notfallwege, meine Bedenken zu zerstreuen!? Sowas muss es doch geben!! Bin gespannt ob man sich traut, solch eine Grafik zu veröffentlichen.

    Wie auch immer, es ist zum Verrückt werden… Aber da bin ich ja künftig in Hofheim gut aufgehoben – und alt bin ich auch schon… Ich Glückspilz.

    1. Dezember 2023
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    • nicht angezeigt

      und in Bad Soden können Sie mit Herzprobleme oder Unfallchirurgischen Problemen dann auch nicht mehr versorgt werden

      5. Dezember 2023
      |Antworten
    • Thomas Ruhmöller

      Politisch endgültig noch nicht beschlossen – richtig. Aber von der Geschäftsführung und vom Aufsichtsrat der Kliniken so entschieden: Jetzt wurden die Pläne allen Mitarbeitern verkündet. Kaum zu glauben, dass so etwas ohne Rückendeckung geschieht: Die „Macher“ werden sich vorher bei den entscheidenden Leuten im Kreistag und Römer vergewissert haben, dass die das Sparprogramm mittragen und abnicken. So wird’s dann auch passieren.

      2. Dezember 2023
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      • Thomas Völker

        Ja, die Chance ist gering. Aber es gab schon andere Beispiele, wo Widerstand gegen Kürzungsabsichten erfolgreich war. Vor zwei Jahren sollten die Bedingungen für die Teilhabeassistenzen in Schulen verschlechtert werden, der gemeinsame Gegendruck hat das genaue Gegenteil (Entfristung) zur Folge gehabt.

        Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

        2. Dezember 2023
        |Antworten
  2. Silke Eichner

    Die Notaufnahme in Hofheim ist doch eigentlich schon seit Jahren geschlossen. Ich wurde jedenfalls mit Verletzungen meiner Kinder, die nicht lebensbedrohend waren, immer nach Bad Soden weitergeschickt. Ein Armutszeugnis für eine Kreisstadt! Ich dachte, mit dem neuen Klinikbau wird es besser – falsch gedacht …

    3. Dezember 2023
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    • nicht angezeigt

      und absofort werden sie dann nach Höchst geschickt 😉

      Die Umstruktierung bedeutet ein quasi absichtliches „an die Wand fahren“ des Krankenhaus Bad Soden

      5. Dezember 2023
      |Antworten
  3. Chris Liebs

    Der Main-Taunus-Kreis umfasst 12 Städte und Gemeinden bis Hochheim im Westen. Bislang war das Krankenhaus Hofheim ziemlich mittig gelegen, Bad Soden im Osten und Frankfurt-Höchst außerhalb. Deshalb finde ich die Entscheidung zum Krankenhaus Hofheim eine Entwertung der Bürger des Main-Taunus-Kreises.

    5. Dezember 2023
    |Antworten
    • nicht angezeigt

      im Endeffekt bleibt kein Krankenhaus mehr übrig was eine wirkliche umfassende Notfallversorgung (Herzinfarkt,Frakturen) gewährleisten kann!

      5. Dezember 2023
      |Antworten
  4. Hugo Willig

    Die Zentrale Notaufnahme muss bleiben das ist essentiell für die Bevölkerung vor Ort.
    Nach Bad Soden brauche ich mit dem Auto 20 min und nach Höchst mind. 15 min zzgl. der Parkplatzsuche. In Hofheim gehe ich zu Fuß in die Notaufnahme!

    Lieber sollte sie die Psychiatrie schließen, oder die Beatmung verlegen, die sowieso schon in dem Wohnheim für Mitarbeiter ausgelagert wurde.

    6. Dezember 2023
    |Antworten
  5. Ramon

    An allen Ecken und Endes läuft hier alles schief!!

    In D – mit dem angeblich besten Gesundheitssystem der Welt (HaHa!!) – wäre es DRINGEND nötig die medizinische Versorgung zu erhöhen und zu verbessern. Aber es wird ständig weiter reduziert und am falschen Ende gespart.

    Aber solange wir uns immer einbilden bei uns ist ja alles SO TOLL, wir meckern zu viel oder in Kimbuktu ist es ja schlechter wird es leider so weitergehen.

    20. Dezember 2023
    |Antworten

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