City Tree und kein Ende – es rückt allerdings unaufhaltsam näher: Die große FAZ macht sich öffentlich lustig über die Politik in der Kreisstadt. Bürgermeister Christian Vogt, der sich unlängst noch brüstete, die „Baummaschine“ anschaffen zu wollen, weist plötzlich jede Verantwortung von sich. Die „Bürger für Hofheim“ (BfH) fordern, das Projekt zu kippen, und sie präsentieren einen Vorschlag, der viel Beifall finden dürfte.
Jetzt will’s keiner gewesen sein, natürlich nicht. Doch in der Chronologie ist eindeutig auszumachen, wer den City Tree unbedingt in Hofheim sehen wollte – und wie der Plan zerplatzte:
Es war Oktober 2020, als im Stadtparlament die damals regierende Große Koalition aus CDU, SPD, FWG und FDP einen Antrag vorlegte: Im Haushaltsplan für die Jahre 2020 und 2021 sollten 40.000 Euro „zur Errichtung eines City Trees“ eingestellt werden. So ist es im Rathaus-Archiv nachzulesen, und da steht auch: Grüne und Linke waren dagegen – was nichts nutzte: Die Mehrheit im Stadtparlament war eben dafür.
Die Idee zum City Tree hatte die CDU nach Hofheim gebracht. Während des letzten Kommunal-Wahlkampfs ließ die Stadtpartei in diversen Flyern, im Internet und via Lokalzeitungen verkünden: „Wir möchten einen ,City Tree‘ in der Innenstadt platzieren.“ Nachzulesen ist das noch heute hier. oder hier oder auch hier.
Der Hofheim/Kriftel-Newsletter reagierte schon damals kritisch-distanziert. „CDU und FDP versprechen Stadtgrün – das steckt dahinter“. Unter dieser Überschrift wurden erstmals Details über die „bemooste Maschine“ veröffentlicht: Das sei allenfalls ein „Baum“ ganz nach Vorstellung von Hofheims führenden Christdemokraten, “soll schließlich keiner sagen, die CDU sei nicht für mehr Grün in der Stadt“.
Danach wurde es still um den City Tree – bis zum 27. Juli diesen Jahres: Da ließ Bürgermeister Christian Vogt via Rathaus-Pressemitteilung verbreiten, die Stadt habe 200.000 Euro aus dem Landesprogramm „Zukunft Innenstadt“ zugesagt bekommen, und man werde davon unter anderem einen City Tree anschaffen. Mit keinem Wort erwähnte Vogt den Beschluss der Stadtverordneten: Er wollte den Triumph ganz für sich allein: Man richte „den Blick in die Zukunft“, ließ er seine Pressestelle schreiben, man werde „konkrete und sofort sichtbare Maßnahmen“ umsetzen, die „die Lebensqualität der Hofheimerinnen und Hofheimer deutlich verbessern“.
So redete der CDU-Lokalpolitiker Christian Vogt, ganz im Ernst: Eine „Baummaschine“ solle „die Lebensqualität der Hofheimerinnen und Hofheimer deutlich verbessern“.
City Tree: Rathaussprecher verbreitet Fake News
Sechs Wochen später war klar, dass Vogt vor einem Blick in die Zukunft besser erst einmal einen Blick in die Vergangenheit geworfen hätte. Denn diverse Städte in Deutschland haben, wie der Hofheim/ Kriftel-Newsletter aufzeigte, die künstlichen Baume wieder abgeschafft: „Die Dinger taugen einfach nicht.“ Die Stadt Hofheim sei vermutlich auf vollmundige Werbesprüche des Herstellers hereingefallen…
Eine Woche später, am 24. September, berichtete der Hofheim/Kriftel-Newsletter über Studien, in denen die Wirkungsweise der Geräte in Zweifel gezogen wird. Eigentlich sprach jetzt nichts mehr für den 60.000 Euro teuren City Tree…
Doch in der Lokalzeitung durfte der Sprecher der Stadtverwaltung noch einmal Lobeshymnen singen: „Die City-Trees verbessern die Luftqualität und reduzieren die Feinstaubbelastung deutlich“, behauptete Jonathan Vorrath – man muss sagen: wider besseren Wissens.
Mit Fake News made im Rathaus Hofheim sollte gerettet werden, was nicht mehr zu retten war.
23. Oktober: In der FAZ-Redaktion im nahen Frankfurt haben sie sich wohl schlapp gelacht über Hofheims Luftverbesserungspläne: „Kreisstadt, am Taunus, Zentrum der Innovation. Dort soll eine Baummaschine angeschafft werden. Baum, nicht Bau!“ heißt es unter der Überschrift „Aus der Baum“. „Den Stadtverordneten sei Dank für ihre Um- und Weitsicht“, höhnte der Autor und befand: “Falls jemand vom Bund der Steuerzahler sich das fürs Schwarzbuch anschauen möchte und auf der Landkarte sucht: Hofheim liegt direkt neben Schilda.“
Bürger für Hofheim: Besser mehr Grün anschaffen
An diesem Wochenende nun versuchte Bürgermeister Christian Vogt, den Rückzug anzutreten. In seinem wöchentlichen Video „Freitagsblick“ erklärte er, mit dem City Tree nichts zu tun zu haben: „Das war eine Entscheidung im Rahmen der Haushaltsberatungen 2020“, damals hätten die Stadtverordneten „in großer Mehrheit“ die Anschaffung beschlossen: „Das war keine Idee von mir oder vom Magistrat oder vom 1. Stadtrat oder Stadtrat“, beteuert Vogt vor laufender Kamera. Und weiter: Wenn die Stadtverordneten wollten, könnten sie ja den Beschluss fassen, dass kein City Tree angeschafft wird.
Tanja Lindenthal reagierte umgehend: „Ein solcher Beschluss kann schnell gefasst werden“, schrieb die BfH-Stadtverordnete auf Facebook. Für die „Bürger für Hofheim“ hatte sie bereits einen entsprechenden Antrag formuliert. Wegen der „diversen schlechten Erfahrungen in deutlich größeren und dichter besiedelten Städten als Hofheim“ solle man von der Anschaffung absehen. Und weiter: „Der Magistrat wird gebeten, das eingesparte Geld zur weiteren Begrünung der Innenstadt zu verwenden, um sowohl die Aufenthalts- als auch die Luftqualität zu erhöhen.“
Ob die peinliche Posse um den City Tree dann ein Ende findet? Die nächste Sitzung der Stadtverordneten findet schon an diesem Mittwoch, 2. November, um 18 Uhr in der Stadthalle statt.
Nachtrag am 31. Oktober
Auch die Lokalzeitung hat jetzt erkannt, dass die „Baummaschine“ keine Zukunft mehr in Hofheim hat. Das Blatt berichtet heute unter der Überschrift „Der City Tree wird wohl beerdigt“, dass es selbst in der CDU Signale gebe, von der „Baummaschine“ Abstand zu nehmen.