Es gibt zwei neue Nachrichten rund um den Hofheimer Stadtwald – eine gute und eine weniger gute: Direkt am Meisterturm will die Stadt eine Art Wald-Museum bauen – für mehr als eine halbe Million Euro. Und: Nach der Kündigung des Försters zu Beginn dieses Jahres hat jetzt auch der zweite Forstfachmann in der Stadtverwaltung gekündigt – ein Nachfolger wird bereits gesucht.
Das erste Stadtwald-Thema ist eigentlich eine gute Nachricht. Umso rätselhafter, warum sie der Öffentlichkeit bisher vorenthalten wurde. Nicht einmal die Stadtverordneten, die dafür viel Geld genehmigen müssen, wurden eingeweiht:
Auf dem Gelände des Meisterturms soll ein “Haus des Waldes” errichtet werden. Es soll mehr als eine halbe Million Euro kosten: Aktuell wird der Gesamtaufwand mit 533.000 Euro beziffert (wobei die Endabrechnung behördlicher Planungen in der Regel deutlich höher ausfällt). Im städtischen Haushaltsplan sind für das nächste Jahr bereits Ausgaben in Höhe von 250.000 Euro fest eingeplant. 133.000 Euro will der Kreis als Zuschuss beisteuern.
Und was gibt’s für das viele Geld?
Wie gesagt: Noch hält sich Hofheims Stadtspitze mit Informationen zurück. Als vor einigen Wochen die Lokalzeitung mehr erfahren wollte, wurde sie mit dürftigen Informationen abgespeist. Der Redakteur blieb folglich im vagen, in seinem Bericht war lediglich zu lesen: “Das Erbe der Michelsberger solle noch viel deutlicher sichtbar gemacht werden, kündigt Bürgermeister Christian Vogt an. Von Rekonstruktionen ist die Rede, die Überlegungen befinden sich noch in einem frühen Stadium.”
Natürlich waren die Planungen für das Wald-Museum zu diesem Zeitpunkt schon wesentlich weiter fortgeschritten, als dem Lokalredakteur erzählt wurde. Die Überlegungen waren schon so konkret gediehen, dass sogar schon der Kostenrahmen feststand. Ansonsten hätte die Stadt auch schlecht beim Kreis wegen eines Zuschusses vorstellig werden können.
In Unterlagen der MTK-Behörde ist inzwischen konkret nachzulesen, was sich hinter “Haus des Waldes” verbirgt:
Das alte Wohnhaus hinter der Waldgaststätte am Meisterturm soll abgerissen und durch ein Holzgebäude ersetzt werden: Darin soll es einen Ausstellungsraum (“Naturlehre”) und Platz für Seminare geben. Geplant ist auch eine Waldapotheke; daneben werden Sozialräume für die Waldgaststätte und Toiletten angelegt.
Im Zentrum der Planungen aber steht ein kleines “Museum”, in dem die “Michelsberger Kultur” vorgestellt werden soll. Da diese weit zurückliegende Hofheimer Vergangenheit nicht allgemein bekannt sein dürfte, hier eine kurze Erklärung:
Bereits vor rund 6000 Jahren lebten Menschen auf dem Hofheimer Kapellenberg. Eine sich noch heute abzeichnende Ringwallanlage zeugt davon, dass es während der Michelsberger Kultur – so wird die Epoche zwischen 4300 und 3600 v. Chr. genannt – sogar eine Siedlung mit möglicherweise mehrere tausend Einwohnern gegeben haben muss.
Auf der städtischen Homepage heißt es dazu: “Der Kapellenberg – aber auch das gesamte Rhein-Main-Gebiet – war somit bereits vor 6000 Jahren eine wirtschaftliche Drehscheibe zwischen West- und Mitteleuropa.” Interne Konflikte sollen das Ende der Siedlung eingeläutet haben – oder wie die FAZ schrieb: “Bevor die Umweltbedingungen zu unwirtlich auf dem Hofheimer Hausberg wurden, schlugen sich die Ur-Hofheimer gegenseitig die Köpfe ein.”
Diese uralte Geschichte wird seit vielen Jahren erforscht, unter anderem vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum, von der Mainzer Johannes-Gutenberg-Universität sowie vom hessischen Landesamt für Denkmalpflege. Vor zwei Jahren wurde ein archäologischer Rundweg am Kapellenberg eröffnet: Stelen und Infotafeln erinnern seither an die Geschichte und die Siedlung der Michelsberger Kultur.
Das frühgeschichtliche Leben auf dem Hausberg der Hofheimer soll Mittelpunkt des Wald-Museums werden. Eine “Rekonstruktion der früheren Lebensumstände” ist offenbar geplant, wie den MTK-Unterlagen zu entnehmen ist. Angeblich wird auch überlegt, einen Ringwall in Miniaturformat anzulegen.
Noch läuft die gesamte Planung, für Hofheim nicht unüblich, unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Nicht einmal die Stadtverordneten wurden bisher eingeweiht. Das soll erst Anfang Dezember passieren – vielleicht:
Die Grünen haben inzwischen über die Kreisverwaltung von dem Projekt erfahren. Und sie haben beantragt, dass der Magistrat über das Vorhaben “Michelsberger Haus” den Haupt- und Finanzausschuss in seiner Sitzung am 7. Dezember informiert, und zwar schriftlich und umfassend.
Über diesen Antrag muss allerdings erst noch das Stadtparlament entscheiden: Das Plenum der Stadtverordneten tagt am 1. Dezember in der Stadthalle.
Zweiter Stadtwald-Experte im Rathaus hat gekündigt
Die weniger gute Stadtwald-Nachricht lautet: Jetzt hat auch David Kreddig gekündigt. Er war die letzten Jahre im Hofheimer Rathaus der wichtigste Ansprechpartner bei allen Fragen rund um den Stadtwald.
Mitte 2017 hatte Kreddig, zeitgleich mit Revierförster Karlheinz Kollmannsberger, seinen Dienst angetreten. Kollmannsberger, der anfangs bei Hessenforst angestellt war und erst 2020 in den Dienst der Stadt gewechselt war, warf schon nach einem Jahr, im Februar dieses Jahres, “die Brocken hin”: Von nicht eingehaltenen Versprechungen seitens der Stadt war die Rede, sogar von Vertrauensverlust. Der Mann, der zuvor von seinen Vorgesetzten im Rathaus für seine “Fachkompetenz, Erfahrung und Fingerspitzengefühl” gelobt worden war, blieb gerade mal ein Jahr: Heute arbeitet er im Schwarzwald.
Und jetzt geht auch Forstexperte Nr. 2: David Kreddig nehme “eine neue berufliche Herausforderung an”, heißt es offiziell. Angeblich hat er eine besser dotierte Stelle gefunden.
Ein Nachfolger wird bereits gesucht. In einer Stellenanzeige wird das Aufgabengebiet beschrieben: Es reicht von “A” wie “Auftragsvergabe für Unternehmereinsätze” bis “Z” wie “Zusammenarbeit mit Organisationen und Verbänden”.
Ist das wirklich eine gute Nachricht, eine halbe Million für ein Projekt, das – was soll? Touristen anziehen? Hofheims Prestige mehren? Prestigegewinn wäre, den Wildgehegeverein keine 10000 Öcken jährlich abdrücken zu lassen.
In welches Schilda bin ich da nur gezogen?
Naturlehre, mit einem Seminarraum – eventuell auch für Schulklassen nutzbar- ist grundsätzlich eine wichtige und dringend notwendige Sache, in einer Zeit wo viele von der Natur bereits entfremdet sind!
Auch der Preis erscheint nicht besonders hoch, wenn ich da an vergleichbare Ausschreibungen denke!
Wenn das Geld inkl. Zuschüssen, die sonst verloren gehen würden, hierfür da ist, kann man das Projekt nur begrüßen.
Grotesk erscheint hierzu natürlich im Vergleich die Kosten für den Wildpark – auch dieser trägt immens zur Naturlehre, sogar bereits bei den jüngsten, bei.
Vielleicht ließen sich in diesem Zuge auch Zuschüsse hierfür vom Kreis oder Land akquirieren?🤔
Die Idee klingt vielleicht nicht schlecht. Ich frage mich nur, woher die Stadt das viele Geld hernimmt. Wird es bei anderen Projekten eingespart? Werden die Zuschüsse an Vereine gekürzt oder ganz gestrichen? Und was ist mit den Unterhaltungskosten? Wie hoch sind die, wer kommt dafür auf?
Es ist schon richtig, wie Sie in Ihrer Mail schreiben: Vor einigen Jahren wollte die Stadt den Wildpark einstampfen, weil sie die Kosten nicht mehr tragen konnte oder wollte. Jetzt sammelt der Verein Wildpark-Retter Spenden (auch bei mir), weil er jährlich 10.000 Euro an die Stadt überweisen muss: Nur so überlebte der Wildpark bisher. Ein Haus des Waldes kann sich die Stadt dagegen plötzlich leisten??? Ich habe das Gefühl, wir werden für dumm verkauft!!!
Das ist meiner Meinung nach rausgeworfenes Geld. Das sollte sinnvoller angelegt werden. Eine schön gemachte Hinweistafel auf diese Zeit wäre ausreichend. Das Geld kann zum Teil für das Wildgehege genutzt werden. Auch der Wald scheint in schlechtem Zustand zu sein. Auch müssen dringend mehr Bäume gepflanzt werden. Auch für einen Park gegenüber des CC wird Geld benötigt. Dort sollte ein Mehrgenerationenhaus entstehen, mit einem Parkplatz unter die Erde, wenn überhaupt. Im CC sind ausreichend Parkplätze vorhanden. Parkplätze für Gehbehinderte kann man einplanen. Eine schönere Bepflanzung im Frühjahr wäre auch schön. Siehe Kriftel. Da unsere bestehenden Hotels kaum Auslastung haben, macht ein zusätzliches überhaupt keinen Sinn. Diese Planung klingt eher nach Lobbyismus.
Es wird Zeit, das endlich an unser aller Zukunft und die Umwelt gedacht wird. Wurde eigentlich das Geländer der Brücke erneuert? Dort, wo im Sommer ein PKW in den Bach gestürzt war?