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Geheimes Rathaus-Papier enthüllt: So hat Vogt seine Beigeordneten “enteiert”

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Es ist ein rathausinternes Schreiben, es ist hochbrisant: Schriftlich hat CDU-Bürgermeister Christian Vogt einen Vertrauten beauftragt, die Dienstgeschäfte aller(!) Fachbereiche zu führen. Gleichzeitig ordnete er an, dass der Mann gegenüber allen(!) Führungskräften weisungsbefugt ist. Im Rathaus heißt es, damit habe Vogt die Beigeordneten entmachtet – “enteiert”, wie eine Mitarbeiterin despektierlich sagte. Ein Verwaltungsrechtler, dem wir das Dokument zur Prüfung vorlegten, zeigte sich alarmiert und stellte fest, dass eine solche “Verfügung” gegen geltendes Recht verstoße. Vogt selbst wollte sich nicht äußern: Der Vorgang sei “verwaltungsintern”.

Die Stadt ist in Aufruhr – Christian Vogt steht seit Tagen massiv in der Kritik: Der CDU-Bürgermeister hatte einer Wallauer Gastronomin wiederholt Versprechungen gemacht, die aber von seiner Stadtverwaltung nie eingehalten wurden. Jetzt hat die Frau aufgegeben und ihr beliebtes Lokal “da Rita” geschlossen. Unser Bericht darüber wurde inzwischen fast 5.000 Mal aufgerufen und führte im Internet zu teilweise hitzigen Diskussionen über die Arbeit im Hofheimer Rathaus.

In der örtlichen CDU herrscht seitdem blankes Entsetzen: Am Sonntag entscheiden die Hofheimer, wer künftig auf dem Chefsessel im Rathaus Platz nehmen soll. Amtsinhaber Christian Vogt (CDU) will wiedergewählt werden, verfehlte aber im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit – Wilhelm Schultze dagegen, der Kandidat der Bürger für Hofheim (BfH), erzielte ein beeindruckendes Ergebnis.

Die Spannung ist groß: Wer gewinnt die Stichwahl am Sonntag?

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Amtsinhaber Christian Vogt (CDU) möchte wiedergewählt werden.
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Wilhelm Schultze (BfH) bewirbt sich um das Bürgermeisteramt.

Und ausgerechnet in dieser Situation kochte die Affäre um “da Rita” hoch. Sofort bauten sich einige CDU-nahe Lokalpolitiker wie eine Wagenburg vor “ihrem” Bürgermeister auf. Über die sozialen Netzwerke verbreiteten sie die Parole: Vogt ist unschuldig – der Köppler war’s! Der SPD-Beigeordnete sei fachlich zuständig gewesen und damit der Schuldige.

Eine FWG-Ortsbeirätin aus Marxheim erklärte die Unschuld Vogts auf Facebook so: “Ein Bürgermeister ist den anderen Dezernenten gegenüber nicht weisungsbefugt – das ist auch gut so, sonst wäre es ja eine Diktatur…”

Recht hat sie, natürlich, aber leider nur in der Theorie. Wir sind in Hofheim, da laufen die Dinge manchmal ganz anders:

Uns liegt ein Dokument aus der Stadtverwaltung vor, das bislang unter Verschluss gehalten wurde: Danach hat der Bürgermeister einem Vertrauten die Leitung aller Fachbereiche übertragen und ihm zudem alle Führungskräfte unterstellt.

Die “Verfügung” von Christian Vogt ist unmissverständlich: Die Beigeordneten im Rathaus sollten entmachtet werden.

Eine zweiter Bürgermeister von Vogts Gnaden

Das Dokument kam per E-Mail. Der Absender gab sich als Mitarbeiter des Rathauses zu erkennen, und er bat – verständlicherweise – darum, nicht namentlich genannt zu werden. Seiner E-Mail hatte er ein Din-A4-Dokument beigefügt: ein offizielles Papier aus dem Rathaus, ausgestellt im Mai 2022 und unterzeichnet von Christian Vogt.

“Im Rathaus werden demokratische Spielregeln außer Kraft gesetzt”, schrieb der Verwaltungsmitarbeiter dazu. “Das darf nicht länger unter der Decke gehalten werden.”

Bei dem Dokument handelt es sich um eine “Verfügung” des Bürgermeisters, also eine behördliche Anordnung. Sie birgt Sprengstoff – politisch wie juristisch:

Vogt machte damit seinen Vertrauten Marc Schlüter zum mächtigsten Mann im Rathaus. Eine Art zweiter Bürgermeister in der Kreisstadt, nur eben nicht von den Hofheimern gewählt, sondern von Vogts Gnaden auserwählt.

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Bürgermeister Christian Vogt mit Marc Schlüter, den er per Verfügung zu einer Art zweiten Bürgermeister von Hofheim gemacht hat. (Foto: Stadt Hofheim)

Die Befugnisse, die Vogt Schlüter übertrug, sind ungewöhnlich weitreichend. In der Verfügung heißt es:

Schlüter “leitet und koordiniert” ab dem 1. Juni 2022 “die Dienstaufgaben aller Fachbereiche und der Stabsstelle sowie die internen Abläufe in der Verwaltung”.

Zugleich ist er befugt, die internen Abläufe im Rathauszur Steigerung der Effektivität und Effizienz der Verwaltung” mitzugestalten. Auch hier: Das betrifft alle Fachbereiche. Ohne Ausnahme.

Im Folgenden dokumentieren wir die Verfügung von Bürgermeister Christian Vogt im Wortlaut. Zum Schutze unserer Quelle zeigen wir das uns vorliegende Dokument nur in kleiner Auflösung.

Die Verfuegung

“Verfügung

Hofheim am Taunus, 25.05.2022

Übertragung der Funktion „Büroleitender Beamter“

Herrn Marc Schlüter, Leitung Fachbereich Zentrales, wird mit Wirkung vom 01.06.2022 die Funktion des Büroleitenden Beamten mit den folgenden Kompetenzen übertragen:

  1. Er leitet und koordiniert die Dienstaufgaben aller Fachbereiche und der Stabsstelle sowie die internen Abläufe in der Verwaltung. Er ist berechtigt, diese zur Steigerung der Effektivität und Effizienz der Verwaltung mitzugestalten
  2. Gegenüber allen Führungs- und Leitungskräften hat er Weisungsbefugnis.
  3. Er ist verantwortlich für das Bürgermeisterbüro, fungiert als behördeninterne Vertretung des Bürgermeisters und stärkt die Behördenleitung in Fragen des Verwaltungshandelns. Er ist zentrale Ansprechperson des Bürgermeisters.
  4. Bei allen Vorgängen an den Verwaltungsvorstand ist aus den vorgenannten Gründen seine Mitzeichnung auf dem Dienstweg sicherzustellen.
  5. Der Aufgabenbereich „Leitung Fachbereich Zentrales“ bleibt unberührt.

Weiterhin wird verfügt, dass sämtliche Vorgänge, die den Haushalt direkt oder indirekt betreffen können, der vorherigen Freigabe durch Herrn Frank Petry, Leitung Fachbereich Finanzen, bedürfen.

Christian Vogt
BÜRGERMEISTER”

Und dann steht da noch dieser Satz: “Gegenüber allen Führungs- und Leitungskräften hat er Weisungsbefugnis.”

Zu den Führungskräften im Hofheimer Rathaus zählen in erster Linie die beiden Beigeordneten (auch Dezernenten genannt): also der Erste Beigeordnete Daniel Philipp von den Grünen und der Beigeordnete Bernhard Köppler von der SPD. Ihnen hat Vogt mit seiner Verfügung einen Vorgesetzten “vor die Nase gesetzt”.

Das alles ist mit der Hessischen Gemeindeordnung in keiner Weise mehr vereinbar. Doch es geht noch weiter, in der Verfügung findet sich auch dieser Satz: Schlüter “fungiert als behördeninterne Vertretung des Bürgermeisters”.

In der Hessischen Gemeindeordnung heißt es dagegen: “Der Erste Beigeordnete ist der allgemeine Vertreter des Bürgermeisters.”

Was gilt nun? Hat Vogt die Hessische Gemeindeordnung für Hofheim außer Kraft gesetzt?

Vogts Botschaft: Das Gesetz bin ich

Die Hessische Gemeindeordnung, kurz HGO, ist ein Gesetz, das die Regeln und Vorschriften für alle Gemeinden und Städte in Hessen festlegt. Kurz gesagt: Die HGO sorgt dafür, dass in den Kommunen alles rund läuft.

Die Gemeindeordnung schreibt unter anderem vor, dass die Beigeordneten von der Stadtverordnetenversammlung gewählt werden. Der Bürgermeister ist ausdrücklich nicht ihr Dienstvorgesetzter: Er weist ihnen aber – das ist sein besonderes Recht – Geschäftsbereiche der Verwaltung zu (und er kann sie ihnen auch wieder entziehen, wenn er mit ihrer Arbeit nicht zufrieden ist). In den zugewiesenen Bereichen haben die Beigeordneten dann freie Hand und können im Rahmen ihrer Zuständigkeit eigenverantwortlich handeln.

Der CDU-Bürgermeister von Hofheim sieht das offenbar anders, wenn er einen Mann mit der Leitung aller Fachbereiche beauftragt. Und wenn er diesen Mann für weisungsbefugt gegenüber allen Führungskräften  erklärt.

Mit seiner Verfügung stellt sich Christian Vogt über die HGO – und signalisiert den Rathausmitarbeitern sein Verständnis von Recht: “Das Gesetz bin ich.”

Schlüter ist wohl sein Vollstrecker.

Und die Beigeordneten?

Die wurden in Hofheim zu Befehlsempfängern eines Verwaltungsbeamten degradiert…

Philipp Daniel
1. Beigeordneter Daniel Philipp
Bernhard Koeppler
Beigeordneter Bernhard Köppler

Warum macht ein Bürgermeister so etwas? Was treibt Vogt nur an?

Der Mann gilt – außerhalb des Rathauses – als freundlich und jovial. Doch in der Verwaltung zeigt er ein anderes Gesicht: Widerspruch oder gar Kritik könne er nicht ertragen, sagen Mitarbeiter. Dann reagiere er extrem unfreundlich bis unangenehm. Leitende Behördenmitarbeiter berichten, dass er sie tagelang ignoriert, wenn sie es wagen, auch nur ein bisschen anderer Meinung zu sein.

Ein schwieriger Chef. Um zu verstehen, wie er zu Marc Schlüter fand, müssen wir kurz in den Rückspiegel schauen:

Vogt war vor Jahren Büroleiter des CDU-Bürgermeisters von Rüsselsheim. Als dieser 2017 nicht wiedergewählt wurde, verließen beide die Opelstadt. Sie wechselten in das CDU-geführte Ministerium für Wissenschaft und Kunst nach Wiesbaden – Partei-Connections zahlen sich eben aus.

Zwei Jahre später, 2019, wurde Vogt zum Bürgermeister von Hofheim gewählt. Er verließ Wiesbaden wieder – kurz darauf folgte ihm Marc Schlüter, mit dem er im Ministerium zusammengearbeitet hatte und sich dem Vernehmen nach gut versteht. Der Verwaltungsbeamte – kurze graue Haare, meist grauer Anzug, ein zurückhaltender, freundlich wirkender Typ – wohnt in Hattersheim und trägt den eindrucksvollen Titel “Leitender Magistratsdirektor”.

Vogt verschaffte ihm eine Top-Position im Rathaus: Schlüter übernahm die Leitung  “Zentrales”. Dieser Fachbereich ist Vogt direkt unterstellt und für Themen wie Personal, Recht und Versicherungen, Digitalisierung und IT, Organisation, Wahlen und Statistik zuständig. “Wir bearbeiten hier Querschnittsaufgaben”, sagt Schlüter. Es klingt bescheiden. Er stapelt wohl gern tief.

Der Start war holprig. Die erste Bundestagswahl, die Schlüter zu organisieren hatte, geriet zum Desaster: 1.000 Briefwahlunterlagen wurden falsch verschickt! Vogt musste sich öffentlich entschuldigen (hier). 

Hofem Schlofem - so hört es niemals auf

Dennoch verlieh ihm der Bürgermeister schon bald einen neuen Titel: Im Mai 2022 ernannte er ihn zum “Büroleitenden Beamten” – und stattete ihn per “Verfügung” mit einer einzigartigen Machtfülle aus.

Seither, so berichten Mitarbeiter, herrsche Chaos in der Rathaus-Hierachie: Die Beigeordneten sind zwar irgendwie eigenständig und verantwortlich, aber Schlüter kann ihnen jederzeit überall reinreden, er kann ihre Anweisungen aufheben und neue erteilen, und er kann natürlich auch ihren Mitarbeitern Weisungen erteilen. Das alles soll er auch regelmäßig tun.

Das erklärt jetzt vielleicht, warum die Hofheimer Verwaltung einen so schlechten Ruf hat. Wir haben mehrfach darüber berichtet: Es läuft einfach nicht richtig rund im Rathaus. Vieles geht bestenfalls schleppend voran, Projekte stagnieren, Anfragen von Kommunalpolitikern und auch Bürgern werden nicht oder nur verspätet beantwortet, selbst einstimmige Beschlüsse der Stadtverordneten werden oft nicht umgesetzt…

Hofem Schlofem und kein Ende. Es hört einfach nicht auf!

An den “kleinen” Mitarbeitern liegt es nicht: In der Chefetage herrscht ein heilloses Durcheinander – und auch ein heftiges Gegeneinander.

Der Flurfunk im Rathaus erzählt diese Geschichte: Der ehemalige Erste Beigeordnete Wolfgang Exner (CDU) soll regelrecht explodiert sein, als er – angeblich nach einem Urlaub – Vogts Verfügung auf seinem Schreibtisch vorfand. Der altgediente Verwaltungsfachmann dürfte Vogts Absichten sofort durchschaut haben. Das ohnehin schwierige Verhältnis der beiden “Parteifreunde” soll danach endgültig von Misstrauen und Groll kontaminiert gewesen sein. Irreparabel.

Klingt nachvollziehbar.

Keine Antwort, keine Klarstellung

Wir haben einige Stadtverordnete gefragt, was sie von der Verfügung halten. Sie reagierten fassungslos, konsterniert: Sie kannten das Papier überhaupt nicht. Die Anordnung des CDU-Bürgermeisters war nie nach außen kommuniziert worden.

Natürlich haben wir auch Christian Vogt gefragt: Was hat er sich dabei gedacht, so eine Verfügung zu unterschreiben? Er ist doch Jurist, er müsste doch wissen, dass die Hessische Gemeindeordnung die Beigeordneten neben dem Bürgermeister sieht – und dass sie nicht den Weisungen eines Verwaltungsbeamten zu folgen haben…

Wir hätten auch gerne von ihm gewusst, wie er das Hofheimer Rathaus effektiver und effizienter machen will, wenn er seine wichtigsten Mitstreiter an der Verwaltungsspitze per Rundschreiben zu entmachten versucht.

Wir schickten also mehrere Fragen ins Rathaus mit der ausdrücklichen Bitte um Beantwortung durch den Bürgermeister. Doch Vogt wollte  partout nicht antworten. Er konnte sich nicht einmal zu einer klitzekleinen Klarstellung durchringen, nach dem Motto: Meine Beigeordneten sind mir wichtig, und die dürfen in ihren Bereichen frei schalten und walten – so wie es die Hessische Gemeindeordnung vorsieht.

Nein, Bürgermeister Christian Vogt wollte nichts sagen, gar nichts. Über seinen Pressesprecher ließ er uns diesen Satz ausrichten: “Bitte haben Sie Verständnis, dass wir über verwaltungsinterne Vorgänge keine Auskünfte erteilen können.”

Eines durften wir dann aber doch noch erfahren: Unsere Fragen waren im Magistrat diskutiert worden. In dem CDU-geführten Gremium war man sehr verärgert – nein, nicht darüber, dass der Bürgermeister eine Verfügung erlassen hatte, die in ihrer Formulierung der Gemeindeordnung widerspricht. 

Man war verärgert darüber, dass ein vertrauliches, brisantes – und sicherlich auch fragwürdiges – Dokument aus dem Rathaus an die Öffentlichkeit gelangt war. Das ist der Satz, den uns der Magistrat mitteilen ließ:

“Der Magistrat hat einhellig seine Missbilligung zum Ausdruck gebracht in Hinblick auf die Weitergabe interner Verfügungen an externe Dritte.”

Experte für Kommunalrecht: Absurd und rechtswidrig

Wir haben die Verfügung von CDU-Bürgermeister Christian Vogt einem Juristen mit ausgewiesener Expertise im Verwaltungsrecht zur Prüfung und Beurteilung vorgelegt. Der langjährige Bürgermeister lehrt inzwischen als Dozent unter anderem Kommunalrecht an einer Hochschule. Er schreibt, dass Vogts Verfügung nicht mit der Hessischen Gemeindeordnung vereinbar sei – also rechtswidrig ist. Hier sein Urteil:

Nach meiner Prüfung ist die Verfügung vom 25. Mai 2022 nicht mit der Hessischen Gemeindeordnung (HGO) vereinbar und deshalb nicht anzuwenden. Wenn die Stadtverordneten und die Beigeordneten diese Verfügung des Bürgermeisters unwidersprochen akzeptiert haben, ist dies sehr verwunderlich.

Nach der HGO gibt es als Gemeindeorgane die Gemeindevertretung – auch Stadtverordnetenversammlung (SVV) genannt – und den Gemeindevorstand. Die SVV ist als Volksvertretung das oberste Organ. Sie bestimmt, wer neben dem Bürgermeister dem Gemeindevorstand angehört. Dies sind die Beigeordneten.

Sie bilden unter dem Vorsitz des Bürgermeisters die eigentliche gemeindliche Verwaltungsbehörde und müssen nach Paragraf 66 HGO als Kollegialorgan viele wichtige Aufgaben gemeinsam erledigen. Dazu gehören auch Personaleinstellungen, -beförderungen und -entlassungen (§ 73 HGO).

Der Bürgermeister ist zwar Dienstvorgesetzter aller Beamten und Arbeitnehmer, dies jedoch nicht für die Beigeordneten. Denn diese haben eine herausgehobene Stellung. Sie werden durch die SVV als Volksvertretung legitimiert und gehören kraft Gesetzes zur Verwaltungsleitung. Nach § 47 HGO ist der Erste Beigeordnete der allgemeine – das heißt der ständige – Vertreter des Bürgermeisters. Wenn der Erste Beigeordnete ausfällt, folgen die weiteren Beigeordneten in der Vertretung.

Angesichts dieser gesetzlich vorgeschriebenen Struktur der Verwaltungsleitung einer hessischen Gemeinde ist es sehr seltsam, wenn ein Laufbahnbeamter – als Leiter eines Fachbereichs ist er den Beigeordneten nachgeordnet – in einer Verfügung des Bürgermeisters ermächtigt wird, die Aufgabenerledigung aller Fachbereiche zu koordinieren. Denn diese Koordination soll gerade im Gemeindevorstand kollegial geleistet werden.

Es erscheint sogar absurd, dass demselben Beamten durch die Verfügung „Weisungsbefugnis“ gegenüber allen Führungs- und Leitungskräften zugesprochen wird, wenn ihm die „behördeninterne Vertretung des Bürgermeisters“ übertragen wird und von ihm alle Vorlagen für den Verwaltungsvorstand durch Mitzeichnung „freizugeben“ sind.

Mit solchen Regelungen sollen offensichtlich die Beigeordneten aus ihrer gesetzlich vorgegebenen Führungsfunktion verabschiedet und der Erste Beigeordnete – entgegen der Berufung durch die SVV – von der Funktion des allgemeinen Vertreters „befreit“ und der Gemeindevorstand aus seiner gesetzlichen Rolle als kollegiale Gemeindeleitung entlassen werden.

Eine solche Reglementierung ist mit der HGO nicht vereinbar. Und auch nicht mit einem modernen, respektvollen und vertrauensvollen Umgangsstil innerhalb einer Gemeindeverwaltung.

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26 Comments

  1. Der Krifteler

    Das liest sich für mich ein bisschen wie Trump und Musk. Zwei Gangster, die sich gesucht und gefunden haben.
    Wenn das hier in unserer Stadt alles so gegen die Gemeindeordnung verstößt, wieso hat seit 2022 keine übergeordnete Behörde reagiert? Stecken unsere gewählten Vertreter alle unter einer Decke oder ist man dort schlicht ahnungslos?

    Nun soll am 30. März, also am kommenden Sonntag, unser Bürgermeister neu gewählt werden.
    Ist vor dem hier geschilderten Hintergrund die Aufstellung von Herrn Vogt noch rechtens?
    Interessant ist auch die Frage, ob die Hofheim Zeitung und das höchster Kreisblatt noch vor der Wahl am Sonntag über diese fragwürdigen Vorgänge im Hofheimer Rathaus berichten wird.

    25. März 2025
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  2. Bernd Hausmann

    Ein ganzer Magistrat ohne “Eier”

    Bürgermeister Vogt hat mit seiner Verfügung nicht nur seine beiden hauptamtlichen Dezernenten “enteiert” (um in dem Jargon der zitierten Rathaus-Mitarbeiterin zu bleiben), sondern den gesamten Magistrat. Doch dass die Magistratsmitglieder allesamt diese rechtswidrige Verfügung offensichtlich jahrelang klaglos hingenommen haben, zeigt: Sie hatten schon vorher keine “Eier”.

    25. März 2025
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    • hebeling

      Eichberg mach die Tore auf, Hofheim kommt im Dauerlauf…

      26. März 2025
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  3. Theo Waige

    Ich kenne mindestens einen ehemaligen Mitarbeiter der Hofheimer Stadtverwaltung, der den Vogtschen Intrigantenstadel nicht mehr mitmachen wollte und gekündigt hat.

    Unser Hofheimer Mini-Trump wird damit hoffentlich nicht durchkommen.

    26. März 2025
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  4. Karl Heinz

    Nach alle dem, was Herr Vogt sich geleistet hat, sollte er zurücktreten. Da das nicht geschehen wird, sollte er die Stichwahl verlieren.

    26. März 2025
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  5. Harald Scholtz

    Der Vorgang ist unfassbar. Wieso sich die Beigeordneten sich ein solches Vorgehen des Bürgermeisters bieten lassen ist mir allerdings auch schleierhaft. Wofür bekommen die ihr Gehalt?
    Bleibt zu hoffen, dass Herr Vogt am Sonntag die Quittung erhält, auch wenn die Alternative nicht zu Freudentänzen einlädt.

    26. März 2025
    |Reply
  6. Carsten Klatt

    Warum wird der renommierte Verwaltungsrechtler nicht namentlich genannt? Der Artikel ist zwar interessant, aber diskreditiert sich mit seinem sensationsheischenden Duktus ein Stück weit selbst. Schade, dass aus dem Rathaus keine Stellungnahme kam. Oft gibt es zu juristischen Argumenten auch juristische Gegenargumente – die hätte ich gerne gehört.

    26. März 2025
    |Reply
  7. Igis

    Ich hoffe sehr auf den kommenden Sonntag!
    Bitte beendet den Autokratismus in Hofheim!
    Es ist unglaublich was im Hofheimer Rathaus geschieht.
    Macht bitte Euer Kreuz an der richtigen Stelle!

    26. März 2025
    |Reply
  8. Diedenbergen

    Exakt!!! Und wie bei diesen Beiden (Trump und Musk) bessert sich trotz dieser Mafia ähnlichen Strukturen nichts. Im Gegenteil, es wird immer schlimmer. Hier scheinen zwei Menschen einfach an die Grenze ihres Könnens geraten zu sein. Eventuell wären sie in einem kleinern Ort, mit weniger Einwohnern richtig am Platz. Aber Hofheim ist wohl eine Nummer zu groß. Der Schritt, Herrn Schlüter mit diesen Befugnissen auszustatten zeugt, neben den rechtlichen Unstimmigkeiten, von einer Schwäche und Hilflosigkeit seitens des Bürgermeisters Vogt.
    Dies sollte der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt.
    Hofem Schlofem, aber bitte nicht am Sonntag!!!

    26. März 2025
    |Reply
  9. Tilo

    Ich sehe das ganz anders als Viele hier. Man sollte man schauen, was sich in Hofheim alles entwickelt hat. Hofheim ist ein TOP Wohnort außerhalb Frankfurts. Mit einem performanten Magistrat und einer funktionierenden Verwaltung. Klar gibt es immer Dinge, die man besser machen kann und manchmal vielleicht auch besser machen sollte. Und es ist nicht die Aufgabe von Journalisten nur “lobhudelnde” Artikel zu schreiben. Aber guten Journalismus zeichnet eine gute Recherche und objektive Darstellung aus. Und immer nur bei allem das Haar in der Suppe zu suchen ist für alle anstrengend.

    Ich verstehe, dass sich Viele, insbesondere auch Newsletter-Schreiber, über alles und jeden aufregen wollen oder müssen. Aber das ist leider wenig authentisch und oftmals übertrieben.

    Hofheim braucht einen Bürgermeister mit Verwaltungserfahrung und da sind wir wirklich gut aufgestellt.

    Daher bleibt für alle nur zu hoffen, dass dies die Bürger bei der Wahl am Sonntag auch so sehen. Und damit vielleicht anders als dieser Newsletter.

    26. März 2025
    |Reply
    • Stefan

      Der TOP Wohnort hat nun wirklich nichts mit dem Magistrat zu tun, sondern mit der Lage. Was hat sich denn in den letzten Jahren zum Besseren entwickelt? Der Wohnraum, die Kitas, der Straßenzustand, die Finanzen (außer für Anwälte und Projektgesellschaften), der Wald, die Zusammenarbeit im Rathaus /Stadtverordnetenversammlung? Was nützt mir ein Bürgermeister mit Verwaltungserfahrung, bei dem Ergebnis?

      26. März 2025
      |Reply
  10. Dipl.-Ing. Silvia Stengel

    Die Wahl wird echt spannend!
    Noch spannenderer wird es, wenn sich dann nichts ändert, sollte Willi Bürgermeister werden.
    Für viele Bereiche ist der Bürgermeister nach der HGO ja nun mal nicht weisungsbefugt.
    Wer ist dann der Schuldige, wenn Hofheim „Hofhem schlofem“ bleibt?!
    Und viel spannender, worüber berichtet dann der HK Newsletter?!
    Vielleicht war dieser Verwaltungsakt ein verzweifelter Versuch Dinge voran zu bringen und nicht im Sumpf Untätiger auf Aktenstapeln versauern zu lassen.
    Das Mitarbeiter, die Hofem schlofem praktizierten, das Rathaus verließen ist schon klar. Wer will schon gerne gefordert werden, wenn es Jahrzehnte vorher auch anders durchging.
    Eines ist klar, Verwaltungen- nicht nur in Hofheim- stehen heute unter größeren Herausforderungen, vor allem durch Mehrarbeit in allen Bereichen.
    Die alten Strukturen aufzubrechen braucht Zeit und einiges an Führungserfahrung, die nicht allen gefällt!
    Bleibt zu hoffen, dass beide Kandidaten diese Stärke und Erfahrung mitbringen und über mehrere Jahre durchhalten.✊
    Ansonsten verfällt das gerade aufwachende Dornröschen wieder in den Schlaf.

    26. März 2025
    |Reply
    • IrKo

      Liebe Fr Stengel, nicht der Überbringer einer Botschaft oder Nachricht ( Newsletter) ist das Problem.
      Sicherlich wird er andere Themen finden über die es sich zu schreiben lohnt.

      Das Problem und der dafür verantwortliche Mensch sitzt ganz oben in unserem Rathaus!

      26. März 2025
      |Reply
      • Dipl.-Ing. Silvia Stengel

        Die Probleme sitzen an vielen anderen Stellen im Rathaus- von daher wird auch ein Wechsel diese nicht ändern, sondern es kommen durch Unerfahrenheit noch neue Probleme dazu.

        26. März 2025
        |Reply
        • hebeling

          Unerfahrenheit ist doch auch eine Chance, denn Bürgermeister Schultze wird ja nicht alleine sein, besonders in der Verwaltung. Viele, die da jetzt frustriert sind, werden ihn unterstützen; im Gegensatz zu vielen Erfahrenen hat er noch sein Empathiezentrum im Hirn.

          Machterfahrung ist oft wie eine hirnchirurgischer Eingriff.

          Willi hat jedenfalls noch alle Tassen im Schrank.

          27. März 2025
          |Reply
        • ohne Titel

          Tja, Frau Dipl.-Ing. Stengel, vielleicht sitzen die Probleme an vielen anderen Stellen im Rathaus, aber wenn diese in den vergangenen fünf Jahren nicht behoben werden konnten, ist ein “immer weiter so” auch keine Lösung. Ich kann nicht erkennen, wie es dann jemals zu einer positiven Veränderung für Hofheim und seine Bürger kommen sollte.
          Übigens: Der zukünftige Bundeskanzler hat auch keine Regierungserfahrung.

          27. März 2025
          |Reply
    • hebeling

      Liebe Frau Stengel,

      ich glaube die Mitarbeiter in der Verwaltung sind ganz okay, ich glaube, die Coronazeit und Umstände haben viel kaputt gemacht. Viele haben sich selbst organisieren und sich selbst führen müssen, anschließend verschärft sich das Mikromanagement und das kann demotivierend sein.

      Kennen Sie das nicht aus Ihrem Amt? Wenn man beansprucht wird, aber keine Handlungsmöglichkeit hat?

      Der Ruf nach besserer Führung wird derzeit sehr oft aus Armut heraus mit mehr Steuerung und mehr Vorgaben beantwortet, meint aber moderne Führung: deshalb sicher der installierte Grosswesir an Bürgermeisterseite.

      Mikromanagement frustriert, demotiviert und stumpft ab.

      Ich sehe Belebungspotential für die Menschen im Rathaus.

      27. März 2025
      |Reply
  11. Peter Robert Scholz

    An die Genossen: Mit unseren Stimmen kann der Bürgermeister Willie heißen!

    Eine Aufgabe: wählen zum Wohl der Stadt!

    Zieh mit wähl Willie – Ich tue es!!!!

    Peter Robert Scholz

    26. März 2025
    |Reply
  12. hebeling

    Bitte erstmal Ruhe bewahren und dann Eins nach dem Anderem.

    Es gibt so viele Beteiligte, soviele Rollen-auch doppelte, nur Opfer und jetzt wird ein Schuldiger gesucht und die Finger deuten auf Herrn Vogt von den anderen weg.
    Das ist auch nicht richtig. Sehr oft wurde hier von Systemversagen gesprochen und davon wird jetzt abgelenkt: jeder hat Anteil und Verantwortung an der Situation.

    Klar ist Herr Vogt eine spezielle Persönlichkeit – aber es kann nicht sein, dass 99% sagen: wir konnten da nix machen: sehr sehr bequem. Keiner ist nur Schuld und niemand garnicht…

    Einer sagte mir – es sei unerträglich-auf meine Frage, das Mal anzusprechen kam die Antwort: *Ach Nö, man gewöhnt irgendwie dran*und noch schockierender war die Aussage: *Man muss das Chaos für sich nutzen*.

    So viele Konflikte kreuz und quer – drinnedraussen, obenunten, fachlichunfachlich es braucht einen Moment des Anhaltens – dann Durchatmen, damit der emotionale Nebel weggeht.

    Grundsätzlich können Konflikte nicht von Beteiligten gelöst werden ist die alte Regel – da braucht es einen Blick von außen. Ich denke Mal Herr Schultze steht außerhalb des Krachs, kann den Protagonisten von Bürger bis Verwaltung, selbst dem Magistrat zuhören und die Familie neu aufstellen.
    Wichtig ist die Fähigkeit über manche Dinge konstruktiv ein Ei zu schlagen – diese Eier hat er auf jeden Fall.

    Hofheim braucht einen Klimawandel zum Positiven – besonders erstmal zwischen den Menschen, damit fängt es an.

    26. März 2025
    |Reply
  13. Gabriele Scholtz

    Auch mich hat das Vorgehen des Herrn Vogt schockiert und an Trump/Musk erinnert. Es müsste doch möglich sein, juristisch dagegen vorzugehen. Warum wehren sich die beiden Dezernenten nicht?Zum Glück gibt es bei uns noch freie Wahlen. Ich hoffe sehr, dass die Hofheimer am kommenden Sonntag die Ära Vogt beenden!

    26. März 2025
    |Reply
  14. Petra

    …”Wenn die Stadtverordneten und die Beigeordneten diese Verfügung des Bürgermeisters unwidersprochen akzeptiert haben, ist dies sehr verwunderlich.”…

    Ich sehe das ähnlich suspekt wie schon von vorherigen Kommentatoren geschrieben und frage mich, ob b.z.w. warum die Stadtverordneten und Beigeordneten nicht auch zur Stellungnahme gebeten wurden. Die Frage nach dem späten Bekanntwerden durch einen Leak und der möglichen Duldung über zwei Jahre hinweg ist definitiv berechtigt. Dass Stadtverordnete und Beigeordnete demgegenüber vielleicht gar informiert waren, würde noch skurilere Fragen aufwerfen.

    Die Anonymität des Experten im Artikel verwundert mich auch.

    26. März 2025
    |Reply
  15. Petra

    Sollte heissen
    …gar nicht informiert waren…

    26. März 2025
    |Reply
    • Bernd Hausmann

      Petra schrieb:

      “Dass Stadtverordnete und Beigeordnete demgegenüber vielleicht gar nicht informiert waren, würde noch skurilere Fragen aufwerfen.”

      Natürlich wussten die Führungs- und Leitungskräfte von dieser Verfügung, denn sie sollten sich ja daran halten. Nicht informiert waren jedoch die Stadtverordneten. Kein Wunder, denn Personal und Organisation ist allein Aufgabe des Magistrats.

      Aber wollen wir die Angelegenheit mal positiv betrachten:
      Zur Halbzeit seiner Wahlperiode kam Bürgermeister Vogt die (richtige) Erkenntnis: Es läuft nicht optimal in meiner Verwaltung. Da muss sich etwas ändern.
      Die Konsequenz aus dieser Erkenntnis war diese Verfügung. Sie ist in wesentlichen Teilen rechtswidrig. Doch der gesamte Magistrat nahm seine Entmachtung offensichtlich die ganze zweite Halbzeit der laufenden Bürgermeister-Wahlperiode klaglos hin. Von dieser verwaltungsinternen Verfügung drang bis dato nichts nach außen. Keiner hat sich in diesen drei Jahren darüber beschwert.
      Nunmehr, am Ende der Wahlperiode des Bürgermeisters, steht eine Evaluation dieser Verfügung an. Gut, sie ist zwar rechtswidrig, aber wo kein Kläger… Aber war diese Verfügung wenigstens effektiv? Kamen dadurch Verwaltungsvorhaben und die Umsetzung von Beschlüssen voran, von Kita-Plätzen über Römerwiesen bis Radwege, vom Meisterturm, Hof Ehry bis da Rita?
      Ich meine: NEIN. Eher im Gegenteil. Vogt und sein Adlatus haben ihr Ziel verfehlt.

      26. März 2025
      |Reply
  16. Pseudoscot

    Falls Herr Schlüter für “Digitalisierung und IT” zuständig ist, kann er der Bringer nicht sein, denn das läuft in Hofheim erbärmlich.

    26. März 2025
    |Reply
    • hebeling

      Naja, eigentlich heißt *Digitalisierung* das was einfacher, schneller oder besser geht.

      Bei Kommunen ist Digitalisierung oft hauptsächlich die Spiegelung der Papierakten auf Laufwerk C…

      …oder lauter Inselprogramme, die nicht interagieren können oder durchprogrammiert sind.

      Soll nur stabil laufen egal wie… Anwender-Zentrierung wurde vor 10 Jahren aufgegeben.

      Auch ein Grund für psychische Belastung der Mitarbeiter. Im Unternehmen muss ein Programm funzen, bei der Stadt aber nur irgendwie laufen.

      26. März 2025
      |Reply
  17. So trumpistisch dieses Vorgehen auch sein mag: Es gehören immer mindestens 2 in so ein Spiel: Der, der enteiert und der, der sich enteiern lässt.
    Dass die Enteierten das mit ihren Knödeln smachen ließen, ist schon ebenso bemerkenswert, wie das Kastrieren selbst und zeugt auch nicht eben von Professionalität im Amt.

    26. März 2025
    |Reply

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