Soeben in der Stadtverordnetenversammlung bekannt gegeben: Lazhar Saad, ein 47-jähriger Tunesier (vollständiger Name: Lazhar Ben Mohamed Saad) und derzeit Pächter der Gaststätte “Zum Hirsch” in Flörsheim, wird die Waldgaststätte Meisterturm übernehmen. Bekanntlich wurde der Vertrag mit dem derzeitigen Pächterehepaar nicht verlängert: Markus und Barbara König schließen die Gaststätte am 29. Mai, müssen dann bis Ende Juni Gebäude und Gelände geräumt haben. Danach soll angeblich der Umbau beginnen, während der Bauphase will die Stadt eine “Pop-up-Gastronomie” organisieren.
Saad habe sich gegenüber den anderen vier Bewerbern “durch ein schlüssiges Konzept, sehr gute Referenzen und ein besonders hohes Maß an Flexibilität, gepaart mit einer großen Begeisterung für das Projekt Meisterturm hervorgehoben”, heißt es in einer bislang nicht öffentlich gemachten Magistratsvorlage.
Noch-Bürgermeister Christian Vogt informierte die Stadtverordneten und die zahlreichen Zuhörer der Sitzung nur kurz über die Entscheidung des Magistrats. Was er nicht sagte: Einen Vertrag mit Saad gibt es wohl noch nicht: Demnächst – angeblich noch im Mai – soll erst einmal ein “Letter of Intent”, also eine Absichtserklärung unterzeichnet werden. Und auch die Fragen, wie ein Um- oder Neubau der Waldgaststätte aussehen soll, welche Kosten auf die Stadt zukommen, was der Pächter beisteuern muss und wann mit einer Fertigstellung zu rechnen ist – alles noch offen.

Der Magistrat hat wiederholt angekündigt, neben der neuen Gaststätte eine Art Museum (“Haus des Waldes”) mit weiteren Lern- und Spielangeboten errichten zu wollen. Auch hier: Details sind bis heute nicht bekannt. Fest steht dagegen: Die Hofheimer werden auf die beliebte Gastronomie unterm Meisterturm lange verzichten müssen – bis Ende 2026, mindestens.
Nur am Rande: Die Stadtverwaltung hat in ihren Unterlagen Vor- und Nachnamen des neuen Pächters vertauscht, schreibt von Herrn Saad Lazhar, der ansonsten überall Lazhar Saad heißt. Hoffentlich ist das kein schlechtes Omen…
SAVE THE DAY
Am Donnerstag, 29. Mai (Christi Himmelfahrt/Vatertag), will das Ehepaar König ein Abschiedsfest unterm Meisterturm feiern. „Letzte Runde”: Alle Hofheimer sind herzlich eingeladen. Mehr hier.
INFO DER STADT
Am Tag nach Erscheinen dieses Berichts verschickte das Rathaus eine Pressemitteilung. Der Text – jetzt mit korrekter Schreibweise des Pächters – ist auch auf der städtischen Internetseite zu finden (hier), die Mitteilung als PDF gibt’s hier.
LESETIPP
Die ganze Geschichte vom traurigen Ende der Waldgaststätte Meisterturm finden Sie hier und hier
Konzept ist Wurscht: der Wille zählt.
Ach, ich freu mich ja, wenn in einer Verwaltungshochburg sich auch mal bissel Agilität zeigt.
Zu lesen ist: Konzept, gutes Konzept, sehr gutes Konzept.
Und eine Absichtserklärung muss jetzt her.
Bei der besonderen Lokalität wie unter dem Meisterturm und dann noch neben der Urzeitausstellung: Sollte es da nicht einen Wettbewerb der Konzepte geben und einen Ausschuss, der das bewertet?
Zumindest müsste die Museumsleitung auch beteiligt sein.
Konzeptvergaben sind auch so eine Art Verfahren mit und ohne Einladung, mit Referenzcheck usw.
Dann wird ausgesucht und die Stadtverordneten stimmen darüber ab… Das wird jedenfalls bei anderen Kleinigkeiten so gemacht – ab Mülleimer aufwärts.
Wie sieht denn das ominöse Konzept aus? Hirschgulasch, Jägerschnitzel, Handkäsebratwurst und lokaler Wein aus der Hochheimer Schweiz?
Dann ist der angekündigte *Letter of Intent* Quasi nur eine beiderseits unterschriebene Speisenkarte.
Die Gastronomie am Kapellenberg muss langfristig und tragend aufgestellt werden: Wie lange waren die Vorpächter da?
Schnellschüsse übers Knie brechen: Nein Danke.
Hofheim darf das nicht Wurst sein.
Nochmal nachgelesen in der Mitteilung der Stadt: Ausflugslokal und Eventgastronomie auch für Hochzeiten etc. – bis 90 Sitzplätze drinnen und 250 draussen.
Spazieren die Zukunftsgäste da alle hin, wenn es so weit ist?
Restaurant/Biergarten/Haus des Waldes und Steinzeit-Spielhaus: Was bedeutet das für Wald und Waldläufer? Verkehr und Gegenverkehr? Okay – eine Zufahrt im Sinne der Teilhabe für spaziertechnisch Herausgeforderte, aber nicht doch Parkplätze für 350 Gäste plus Waldhausbesucher.
Einbahnsystem zur Location und dann raus über Eppstein oder zurück nach Osten:
Und die Radler, Spaziergänger und vor allem Rehe?
Letzter werden in ruhigere Waldbereiche vertrieben und werden dort viel mehr Verbiss leisten. Die Omas und Onkel auf dem Waldweg werden ausweichen müssen, wenn Hochzeits-SUVs sich nähern – Waldwege werden zerfahren, die Verkerssicherung durch die Stadt entlang der Zufahrten wird umfangreicher – die Bäume mehr hochgeputzt. Der Liefer- und Entsorgungsverkehr ist auch nicht mit Lastenrad zu machen.
Eventlokal heißt Lärm- und Lichtverschmutzung in der Naturinsel Kapellenberg.
Fazit: passt nicht in die Zeit, ist kein Konzept, kostet die Stadt langfristig Geld.