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Hofheimer Braumanufaktur plant „Taunus Hell“ bald auch in Flaschen

Gepostet in Allgemein

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Es gibt sie noch, selbst in diesen krisengeschwängerten Zeiten: Hofheimer und Krifteler, die den Sprung in die Selbständigkeit wagen. Die ihre berufliche Zukunft nicht im Angestellten-Dasein sehen, sondern mit viel Kreativität und einer gesunden Portion Mut ihr eigenes Geschäft aufbauen wollen. Der HK-Newsletter stellt sie gerne vor. Heute: Marcel Reimer und Jascha Wolf.

Taunus Hell
Mit diesem Foto soll für das „Taunus Hell“ der Braumanufaktur geworben werden. Fotos: Adrian Bund

Marcel Reimer (28) aus Lorsbach lebt und arbeitet als Architekt in Frankfurt. Der ein Jahr ältere Jascha Wolf kommt aus Langenhain und ist im Personalcontrolling tätig. Sie haben ihre Jobs, sie haben ihr Auskommen – aber sie haben auch noch einen Traum, einen von der Sorte, der uns morgens aufwachen und zufrieden in den Tag starten lässt. Diesen Traum wollen sie unbedingt in die Wirklichkeit transferieren, schon möglichst bald, aber auch mit aller Geduld, sie sind clever genug, das Risiko überschaubar zu halten:

Die beiden jungen Männer möchten sich als Bierbrauer selbständig machen. Sie träumen von einem eigenen Bier, das sie hier vor Ort herstellen – am liebsten mitten in Hofheim.

Es gibt noch andere Dinge im Leben als Bier, aber Bier macht diese anderen Dinge einfach angenehmer.

Stephen Morris, amerikanischer Schriftsteller

Und wenn nun einer kommt und sagt, das sei doch nicht mehr zeitgemäß, heute macht man Geschäfte im Internet, nutzt als Vertriebskanäle die sozialen Medien, denn da geht alles schneller, größer, besser! Dann hat er die Idee der beiden jungen Männer nicht begriffen: Das, was auf den Verkaufskanälen im weltweiten Netz gehypt wird, ist nicht ihr Ding.

Sie wollen überschaubare Größe. Sie wollen verbürgte Qualität. Sie wollen den wahren Genuß:

Sie wollen eine Bier-Manufaktur erschaffen. Also keine industrielle Produktion, die den Gerstensaft aus riesigen Anlagen strömen lässt, massenkompatibel im Geschmack und dank ausgefeilter Logistik allüberall erhältlich.

Nein, sie wollen ein Bier, das hier produziert wird und dann auch hier getrunken wird.

Eben kein Allerweltsbier. Individualität und Charakter sind gefragt, auch und gerade beim Genießen eines Bieres.

Bier ist eine wahrhaft göttliche Medizin.

Parcelsus, ca. 1493-1541, Mediziner

Das ist ihr Ziel: Leckeres Bier handmade in Hofheim als ein erfolgreiches Geschäftsmodell. Vielleicht funktioniert das ja wirklich. Der Anfang jedenfalls ist gemacht, und es schmeckt einfach nur gut:

Trinktest im Restaurant „Turnhalle“ in Marxheim. Mit am Tisch: Marcel Reimer und Jascha Wolf. Hinterm Tresen: Martin Reiter, Chef des Hauses, Koch aus Leidenschaft und Freund der beiden. Er lässt das „Taunus Hell“ aus dem Zapfhahn in Gläser fließen, die extra für dieses Bier kreiiert wurden: Klein sind sie (0,25 Liter), sehen echt schick aus, fast edel, mit Goldrand oben und eigenem Braumanufaktur-Logo vorne drauf. Die Gläser werden auf Bierdeckeln gesetzt, die ebenfalls mit dem neuen Markenzeichen bedruckt wurden.

„Taunus Hell“ schmeckt lecker, keine Frage. „Guter klassischer Bierstil“ sagt Reimer erkennbar zufrieden. Und Wolf ergänzt, es klingt ein bisschen Unternehmerstolz durch: „Unser Einstandsbier. Ist nicht extrem gehopft. Schmeckt einfach nur gut.“

Bierbrauer Zapfhahn
Frisch gezapft schmeckt’s „Taunus Hell“ am besten…
Taunus Braumanufaktur
…vor allem aus einem original Taunus-Braumanufaktur-Glas

Wie kommen zwei junge Männer dazu, die Hofheimer (und die Menschen in der näheren Umgebung natürlich auch) mit einem neuen, selbstgebrauten Bier glücklich machen zu wollen? Ausgerechnet hier, mitten in Hessen, wo die einen auf Äppelwoi schwören. Und die anderen beim Gedanken an den nahen Rheingau und an Rheinhessen weinselig ins Schwärmen geraten.

Weil wir Bier gerne trinken, schon immer, sagen beide. Und Wolf erzählt: Er habe einige Jahre im Restaurant „Waldgeist“ gejobbt, da habe er an einer Brauerei-Schulung teilgenommen. Seither komme er nicht mehr los von der Idee, eigenes Bier zu brauen.

Wenig später hätten sie eine Party besucht und dort ein Bier serviert bekommen, das der Gastgeber in einer kleinen Hobby-Brauanlage hergestellt hatte. Das war’s! Sie haben dann viel gelesen und ausprobiert und fingen an, mit einer Hobby-Brauanlage herumzuexperimentieren. Wasser, Hopfen, Malz und Hefe – es funktionierte tatsächlich, es sei ihnen ziemlich gut gelungen, sagen sie heute. Bald wagten sie die erste größere Menge: 200 Liter! Doch kaum waren die fertig, legte Corona das ganze Land still. Gaststätten zu. Partys verboten. „Das meiste mussten wir leider wegschütten.“

Manchmal hilft’s, wenn man den Kopf in Bier einweicht.

Sylvia Plath, 1932-1963, amerikanische Schriftstellerin

Aber sie tüftelten weiter. Sie suchten und fanden eine Lohnbrauerei. Der Braumeister dort muss Gefallen an den jungen Hofheimern „Kollegen“ gefunden haben: „Der hat uns viele gute Tipps verraten“, sagen sie. Tausend Liter „Taunus Hell“ stellten sie bereits her, vier Wochen dauerte das, zwischendurch mussten sie 30 kleine Fässer mit je 30 Litern organisieren…

Sie gründeten die „Taunus Braumanufaktur GmbH“ und formulierten dafür als Unternehmenszweck: „Betrieb einer Mikro-Brauerei, die Herstellung von Bieren und bierähnlichen Getränken, die Ausübung des Bierbrauerei- und Mälzereigewerbes…“ – so kann’s heute jedermann nachlesen im Handelsregister beim Amtsgericht Frankfurt (HRB 123380).

Ein Freund entwarf das Logo, das ein wenig aussieht wie ein Ritterorden. Damit wurden Gläser und Bierdeckel bedruckt. Ein anderer Freund erstellt gerade eine Webseite, schneller fertig war eine neue Seite bei Facebook. Ein anderer Freund, fotografisch top drauf, macht die Fotos und Videos, die für die Werbung notwendig werden.

Schon schön, wenn man viele Freunde um sich hat!

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Neu im Shop: T-Shirt mit großem Braumanufaktur-Logo.
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Bei Biertrinkern beliebt: die Braumanufaktur-Bierdeckel
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Die Merchandising-Produkte gibt’s über die Facebookseite.

Es bleibt auch so genug zu tun: Immer wieder zur Brauerei fahren. Lokale in der Umgebung abklappern, ob die vielleicht Interesse an einem neuen leckeren Bier von hier hätten. Leute anheuern, die Fahrdienste übernehmen und die Fässer austragen helfen. Und nicht zuletzt auch immer wieder: weitere Pläne schmieden.

Bisher läuft alles gut: Neben der „Turnhalle“ (Kreuzgartenstraße 23) zählen bereits die Gaststätten „Berliner Eck“ (Ostpreußenstraße 2), „Damals“ am Soccerpark (Lorsbacher Str. 58) und „Gossip“ (Homburger Str. 2) zu den festen „Taunus Hell“-Abnehmern. Die Waldgaststätte „Meisterturm“ will vom nächsten Jahr an das neue Hofheimer Bier ausschenken. Noch können die Fässer in der Garage von Marcel Reimers Oma zwischengelagert werden. Für die Zukunft, wenn die Nachfrage größer werden sollte, wird das nicht reichen.

Und auch der nächste große Schritt ist schon in Vorbereitung: „Taunus Hell“ in Flaschen. „Die ersten Geschäfte haben schon angefragt. Ein echtes Bier von hier, also aus unserem Hofheim, das würde bei den Kunden gut ankommen“, sagen sie.

Es ist bestimmt viel Schönes dran, am Element, dem nassen,
weil man das Wasser trinken kann! Man kann’s aber auch lassen!
Wasser trinkt nur der Vierbeiner – der Mensch, der findet Bier feiner.

Heinz Erhardt, 1909-1979, Kabarettist

Aber wie gesagt: step by step. „Wir schauen genau hin, wie unser Bier weggeht. Wir wollen genug auf Lager haben, um schnell ausliefern können, aber natürlich auch nicht zu viel produzieren“, sagen die beiden Jungunternehmer. Das Flaschenbier wird ihnen noch ganz andere Investitionen abverlangen: „Wir müssen zig Flaschen haben, dazu kommen die Etiketten, das Bedrucken und Befüllen. Dann brauchen wir ausreichend Bierkisten und natürlich auch mehr Lagerfläche.“ Das alles werde ganz schön ins Geld gehen, wissen sie. „Aber wir packen das.“

Ganz hinten in ihren Köpfen, da schlummert schließlich noch ein weiterer, ein ganz großer Traum, aus dem sie so schnell nicht erwachen möchten – und wenn, dann soll es kein Traum mehr bleiben müssen, sondern wahrhaftige Wirklichkeit werden, der Kreisstadt kann’s nur gut tun:

Eine Location im Zentrum Hofheims, wo ihr Bier gebraut wird und genossen werden kann: die Taunus-Braumanufaktur mitten in der Altstadt, sagen sie und grinsen breit, „das wär’s doch!“ 

+ + +

Kontakt Taunus Braumanufaktur GmbH:
Marcel Reimer und Jascha Wolf
E-Mail: info@taunus-braumanufaktur.de

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4 Kommentare

  1. Silke Eichner

    Ich freue mich über diesen positiven Newsletter zum 3. Advent – es gibt ja doch noch schöne Dinge in unserer Kreisstadt 😃

    12. Dezember 2021
    |Antworten
  2. Nils

    Klasse die Jungs

    13. Dezember 2021
    |Antworten
  3. Am Stephansberg

    Sehr schöne Story – danke!!

    13. Dezember 2021
    |Antworten

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