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Spaziergänger in Hofheim: Maskenfrei nur am Glühweinstand

Gepostet in Allgemein

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Montagabends ziehen sie durch die Innenstädte. Sie nennen sich „Spaziergänger“, das klingt unbedarft und nach privatem Vergnügen. Doch in Wahrheit geht es ihnen um Protest gegen die Corona-Maßnahmen. Auch in Hofheim waren an diesem Montagabend ein paar Spaziergänger unterwegs. Vergnügen war das bestimmt nicht: Überall herrscht hier Maskenpflicht. Beobachtungen in der Innenstadt.

Der bärtige Typ war wohl ein bisschen renitent geworden. Dann versuchte er wegzulaufen, aber die Polizisten waren schneller: In der Hauptstrasse hinter dem ehemaligen Kaufhaus Diener schnappten sie ihn: Hände auf den Rücken, Ausweispapiere her, Personalien-Feststellung per Handy über die Polizei-Zentrale. Sowas dauert. Zwei Polizeifahrzeuge blockierten die ganze Zeit die Fahrbahn.

Eine Frau mit Kind filmte alles mit ihrer Handykamera.

Kind fragte, es klang richtig bang: Mama, was machen die da?

Mutter (filmte weiter): Geh doch hin, frag sie.

Kind (noch bänger): Die sehen aber gefährlich aus.

Mutter (filmte immer noch): Das sind sie auch. Sei vorsichtig.

Als die Mutter schließlich ihr Kind an die Hand nahm und ging, raunzte sie noch einen Polizeibeamten an: Schämen sollten Sie sich.

Hofheim an diesem Montagabend. Die Freiheitsboten hatten zum Spaziergang eingeladen. In ihrer Telegram-Gruppe liebäugelten einige von ihnen mit einem Umzug zur Kreisverwaltung („Kennt ihr das Landratsamt in Marxheim? Ein wunderschöner Ort 🙂”) – der Grund war klar: In Hofheims Innenstadt herrscht Maskenpflicht, und maskierte Demonstranten bei einer Möchtegern-Demo gegen Maskenpflicht: Wie sieht das denn aus?

Andererseits: Bis zum Landratsamt – das wäre ja kein Spaziergang, das wäre ja eine Nachtwanderung geworden! Das muss man auch nicht unbedingt haben als Kleinstadt-Demonstrant an einem kalten Winter-Montagabend. Außerdem sieht einen da draußen keiner!

Also lieber doch Innenstadt. Viele waren wieder nicht gekommen: Auf dem Platz Am Untertor konnte man zeitweilig mehr Polizeibeamte als Spaziergänger ausmachen. Wobei auch noch schwierig zu unterscheiden war: Wer war denn nun wirklich ein Spaziergänger-Demonstrant? Es gibt schließlich nicht nur Leute, die hier spazierengehen, weil sie auf diese Weise gegen die Corona-Maßnahmen protestieren wollen. Es gibt hier auch noch Leute, die sehen vielleicht wie Spaziergänger aus, aber sie wollen eigentlich nur einkaufen gehen. Und dann gibt es Leute, die sehen aus wie Spaziergänger, wollen aber weder spazieren gehen noch einkaufen, sondern nur demonstrierende Spaziergänger gucken.

Wie soll man die alle noch auseinanderhalten?

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Fünf, sechs Beamte sicherten die Hauptstrasse, als ein „Spaziergänger“ überprüft wurde. Die Frau im Vordergrund filmte alles, während ihr Kind verängstigt zusah.

An diesem Abend einte sie alle, dass sie alle Masken tragen mussten. Wer’s nicht tat, wurde von den Polizeibeamten ermahnt, sehr freundlich, aber auch sehr bestimmt im Ton: „Bitte Maske aufsetzen!“ Als ein älterer Herr die Hauptstrasse heruntergeschlurft kam, ohne Maske, ergänzte der Polizeibeamte seine Aufforderung um den Halbsatz: „…hat der Landrat angeordnet.“ Es klang, als habe er selbst leise Zweifel am Sinn der Verordnung: Der Spaziergänger war schließlich ganz allein, kein Mensch in der Nähe.

Aber Vorschrift ist Vorschrift: Also Maske auf!

Nur vorm Italiener gegenüber des alten Rathauses, da knubbelte es sich, denn da durfte man unmaskiert stehen bleiben, weshalb ein Pulk Spaziergänger nicht mehr spazieren ging, sondern sich hier die Zeit vertrieb, Glühwein trinkend und debattierend.

Aber ach: So richtig nach Protest sah das jetzt natürlich auch nicht mehr aus.

Spaziergänger in MTK: Polizei nennt Zahl der Teilnehmer

Soeben meldet die Pressestelle des Polizeipräsidiums Westhessen (Wiesbaden): Im Main-Taunus-Kreis gab an diesem Montagabend vier Veranstaltungen von Coronaregel-Kritikern: In Eschborn wurden 150 Teilnehmer gezählt, in Eppstein-Vockenhausen 55, in Hofheim insgesamt 50 (in Kleingruppen) und in Hochheim 8.

In Eschborn fand eine Gegenveranstaltung statt. Anzahl der teilnehmenden Personen: 5.

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Ein Kommentar

  1. Berthold G. Neitzel

    Man könnte sagen, viel Lärm um nichts, lasst die doch spazieren gehen.
    So einfach ist es aber nicht, die sog. „Spaziergänger“, die mit dieser Demonstrationsmethode das Versammlungsgesetz unterlaufen, binden viele Polizeikräfte, die dieses Schauspiel zu Recht beobachten. Man weiß ja nicht, wieviel tatsächlich kommen und ob sie wirklich friedlich sind.
    Zu oft sehen wir Bilder, meistens aus Großstädten, wo Polizeiketten durchbrochen werden, Einsatzkräfte massiv bedrängt und beleidigt werden und sogar nicht davor zurückgeschreckt wird, kleine Kinder mitzunehmen, um die Polizei emotional zu nötigen.
    Solche Bilder sind auch bei kleineren Versammlungen, wie in Hofheim, im Kopf und rufen negative Assoziationen hervor.
    Worum geht es? Geht es wirklich um die Impflicht und um Coronamaßnahmen, oder haben diese Gruppen generell ein Problem mit staatlichen Maßnahmen, die befolgt werden müssen?
    Meines Erachtens ist eine Impfpflicht gerechtfertigt, wenn sie gravierende negative Folgen möglicher künftiger Pandemiewellen wie eine hohe Sterblichkeit, langfristige gesundheitliche Beeinträchtigungen signifikanter Teile der Bevölkerung oder einen drohenden Kollaps des Gesundheitssystems abzuschwächen oder zu verhindern vermag.
    Es werden von den Gegnern der Corona Maßnahmen immer gerne Grundrechte zitiert.
    Beispiel: Wie weit darf staatlicher Zwang gehen angesichts Art. 1 des Grundgesetzes, wonach die Würde des Menschen unantastbar ist? Dieser Artikel 1 ist ein ganz besonderes Grundrecht, weil es keine Ausnahmen zulässt. Aber wird nicht die Würde eines alten Menschen in einem Pflegeheim angetastet, wenn er in unfreiwilliger Isolation sterben muss, ohne von Angehörigen besucht werden zu können?
    Durch „Spazierengehen“ und ein Katz und Maus Spiel mit der Polizei, können solche grundlegenden Fragen nicht gelöst werden.
    Berthold G. Neitzel, Hofheim

    27. Januar 2022
    |Antworten

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