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Der Heimatforscher und das lange Warten auf die verdiente Ehrung

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Der Mann hat sich ohne Zweifel sehr große Verdienste um die Stadt Hofheim erworben: Rolf Kubon wirkte maßgeblich an der Erkenntnis mit, dass es auf dem Kapellenberg schon vor 6000 Jahren eine große Ansiedlung gab. Längst wollte die Stadt dem Heimatforscher für sein Wirken ganz offiziell Anerkennung zollen. Doch erst hat’s das Schicksal verhindert. Und dann verhedderte sich eine posthume Ehrung irgendwo im Dickicht der städtischen Verwaltung

Heimatforscher
Rolf Kubon

Es war im März des Jahres 2010, als der Magistrat beschloss: Rolf Kubon den Ehrenring der Stadt Hofheim in Gold verliehen bekommen. Das ist immerhin die zweithöchste Auszeichnung nach dem Ehrenbürgerrecht. Der goldene Ehrenring kann laut einer städtischen Ehrungsordnung an Bürger vergeben werden, die sich in besonderem Maße um die Stadt Hofheim verdient gemacht haben.

Für den 16. März 2010 wurde eine Sitzung des Ehrenbeirats einberufen. Doch zwei Tage vorher verstarb der Mann, plötzlich und unerwartet, wie es hieß. Kubon war nur 69 Jahre alt geworden.

Zehn Jahre vergingen, die einst geplante Ehrung des Mannes war längst in Vergessenheit geraten – da erinnerte sich Marion Michel seiner wieder: Die grüne Kommunalpolitikerin (66) hatte Rolf Kubon vor Jahrzehnten kennengelernt, er lebte in ihrer Nachbarschaft in Lorsbach, war wegen seiner unermüdlichen Ausgrabungen ständig im Wald unterwegs. „Er hat viel für die Stadt getan“, sagt Frau Michel. Und sie befand, dass das verdienstvolle Wirken des Mannes nicht nur nicht vergessen, sondern auch endlich anerkannt werden sollte:

Sie überzeugte erst ihre Fraktion, dann das ganze Stadtparlament. Vor einem Jahr, am 10. Februar letzten Jahres, beschlossen daraufhin die Stadtverordneten einstimmig, dass eine Erinnerungstafel aufgestellt werden soll: Damit solle „über die außerordentlichen Verdienste von Rolf Kubon für die Hofheimer Stadtgeschichte“ informiert werden, wie es im Protokoll nachzulesen ist. Außerdem beauftragten die Stadtverordneten den Magistrat mit der Prüfung, ob weitere Hinweistafeln zum Beispiel am Stadtmuseum oder im Rathausfoyer angebracht werden könnten.

Das war kein normaler Beschluss, bei dem eine Mehrheit einfach durch Handheben ermittelt wird. Die posthume Ehrung des Heimatforschers wurde in einem gemeinsamen Antrag verlangt, der von den Vorsitzenden aller acht Fraktionen unterzeichnet worden war.

Ein solcher Parlamentsbeschluss ist ein klarer und unmissverständlicher gedachter Auftrag an die Stadtverwaltung, tätig zu werden. Und zwar nicht irgendwann, sondern umgehend.

Der Beschluss ist jetzt mehr als elf Monate alt, in knapp drei Wochen jährt er sich. Und was ist bisher geschehen? Müssen wir wieder Jahre warten, bis eine Entscheidung des Parlaments im Rathaus umgesetzt wird und die Stadt gegenüber einem verdienten Mitbürger ihr Versprechen hält?

Stele für Heimatforscher am Fuß des Kapellenbergs

Rolf Kubon
Das Logo des Rundwegs zeigt einen stilisierten Tulpenbecher, der von Rolf Kubon gefunden worden war.

Iris Bernardelli, die Rathaussprecherin, macht Hoffnung, dass es diesmal etwas besser wird: „Eine Stele“ sei bereits in Auftrag gegeben worden, versichert sie, sie soll „Anfang 2022“ am Kapellenberg aufgestellt werden. Es handele sich um einen freistehenden Metall-Pfeiler mit einer Text-Tafel. Die erinnernden Worte seien mit dem Stadtarchiv, dem RömischGermanischen Zentralmuseum Mainz, dem Tourismusbüro und Familien-Angehörigen abgestimmt.

Wenn denn alles fertig ist, soll diese Rolf-Kubon-Erinnerungstafel in der Nähe des Forsthauses aufgestellt werden, sagt Frau Michel, dort, wo der Johannes-Gleidener-Weg in einer scharfen Kurve zum Meisterturm hochführt. Unweit entfernt beginnt auch der Archäologische Rundweg, der über die wechselhafte Geschichte des Kapellenberges informiert. Das Logo des Rundwegs stellt übrigens den Tulpenbecher dar, den Heimatforscher Kubon gefunden hatte und der aus der Zeit um 3700 vor Christi stammt.

Nun ist eine Terminangabe wie „Anfang 2022“ bei Hofheims Stadtverwaltung ein sehr weit zu fassender Begriff. Zumal Frau Bernardelli auch gleich die Einschränkung macht, dass das Aufstellen der Stele von ihrer Lieferung abhänge, was durchaus nachvollziehbar klingt. Auch sei das Wetter zu berücksichtigen. Und überhaupt, wann es eine offizielle Einweihungsfeier gebe, das sei derzeit noch völlig offen, Sie wissen schon, wegen der Pandemie…

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Am Johannes-Gleidener-Weg, wo der Aufstieg zum Meisterturm beginnt, soll die Erinnerungstafel an den Heimatforscher Rolf Kubon aufgestellt werden.

So kann alles wohl doch noch ein wenig dauern. Ob Standorte für weitere Hinweistafeln von der Stadtverwaltung gesucht (und gefunden) wurden, wie seinerzeit beschlossen, müssen wir hier offen lassen.

In dem einstimmigen Beschluss der Stadtverordneten vor gut einem Jahr hieß es außerdem noch: „Der Magistrat möge prüfen, inwiefern sich weitere Hofheimerinnen und Hofheimer herausragend für die Hofheimer Stadtgeschichte engagiert haben und so in vergleichbarer Weise die Anerkennung ihrer besonderen Verdienste in Betracht gezogen werden sollte.“

Es dürfte wenig überraschen: Die Ergebnisse einer solchen Prüfung, so sie überhaupt stattgefunden haben sollte, liegen bis heute nicht vor. Derzeit werde noch eine Richtlinie zur Auswahl von Hofheimer Persönlichkeiten erarbeitet, sagt Frau Bernardelli. In einem solchen Papier solle festgelegt werden, für welche Leistungen man in Hofheim wie geehrt werden könne. Über diese Richtlinie müssten eines Tages noch die Stadtverordneten entscheiden: Das soll dann „im ersten Halbjahr 2022“ passieren.


Das Bild oben zeigt den Anfang des Archäologischen Rundwegs auf dem Kapellenberg, der im Herbst 2020 eingeweiht wurde. Mehr Informationen hier.


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