Das Schicksal der alten Linde im Hof Ehry scheint besiegelt: Jahrzehntelang stand sie dort, ein markanter Blickfang im Innenhof des denkmalgeschützten Ensembles, ein beliebter Schattenspender an heißen Sommertagen. Doch jetzt will der Magistrat sie fällen, und die Koalition aus CDU, FDP und FWG im Stadtparlament hat grünes Licht gegeben: Axt raus – Baum weg – das war’s dann! Spätestens in vier Wochen soll die Linde verschwunden sein – wenn nicht noch ein Wunder geschieht…
Update am 6. Februar:
Es gibt wieder etwas Hoffnung für die Linde. Aber gerettet ist sie noch nicht.
Mehr hier.
Wir hatten kurz darüber berichtet: Hofheims Magistrat hat in geheimer Sitzung beschlossen, einen der letzten Bäume in der Altstadt zu fällen. Eine große Linde, vor rund 40 Jahren anlässlich eines Wäldchestages gepflanzt, immer noch gesund und putzmunter. Doch plötzlich wird sie nur noch als störend empfunden:
Sie steht im Weg. Und deshalb soll sie weg.
Gibt es noch eine Chance auf Rettung für schönen Baum? Es sieht leider nicht gut aus…

In einer Magistratsvorlage, unterzeichnet von CDU-Bürgermeister Christian Vogt und in der Stadtverordnetenversammlung am Mittwoch vorgetragen vom Beigeordneten Bernhard Köppler (SPD), ist nachzulesen: Es ist geplant, das Pflaster im Innenhof neu zu verlegen. Dabei könne ein Teil der Wurzeln beschädigt werden, was die Standsicherheit und Gesundheit des Baumes gefährde.
Außerdem stehe das Gebäudeensemble unter Denkmalschutz. Die Äste des Baumes könnten das Dach der angrenzenden Scheune beschädigen, das Laub die Regenrinne verstopfen: Das könne man nicht zulassen.
Und dann ist da noch dieses Problem: Der Innenhof soll – vielleicht – eines Tages für eine Außengastronomie genutzt werden. Das wäre zweifellos eine echte Bereicherung für die Innenstadt, wie der sommerliche Ausschank von Karl Kurjak in den letzten Jahren gezeigt hat. Die Gäste erinnern sich gerne: Die Schattenplätze unter dem Baum waren besonders begehrt. Doch nun heißt es, dass in den Blättern der Linde Blattläuse den so genannten Honigtau produzieren, der als klebrige Substanz herunterrieselt: Eine reibungslos funktionierende Außengastronomie sei daher mit dieser Linde “kaum vorstellbar”.
Also weg mit ihr.
Bemerkenswert ist, das aber nur am Rande: Seit Monaten verlangen Stadtverordnete Auskunft darüber, welche konkreten Pläne es für das seit Jahren leer stehenden Gebäude gibt. Der Magistrat belässt es bei nebulösen Andeutungen. Jetzt heißt es überraschend: Das Pflaster im Innenhof soll neu verlegt werden. Aber wie die Gebäude künftig aussehen und genutzt werden sollen: Das ist noch weitgehend unklar. Mitte letzten Jahres hieß es, der Inhaber des benachbarten Tapas-Restaurants “El Cilantro” wolle in Hof Ehry einziehen. Es wird noch verhandelt, der Mann pokert angeblich, er weiß, dass der Magistrat unter Zeit- und Erfogsdruck steht.
Als Ersatz für die Linde versprach Köppler den Stadtverordneten, in der Mitte des Innenhofes einen neuen und “bereits etwas größerer Baum” zu pflanzen: Sein Stammumfang soll mindestens 20 bis 25 Zentimeter betragen. Das klingt auf dem ersten Blick gut, aber: 20 Zentimeter Umfang bedeuten, dass der Stamm einen Durchmesser von nur sechs Zentimetern hat. Es ist also bestenfalls ein Bäumchen, das da gepflanzt werden soll.
Kann der Ortsbeirat Kernstadt die Linde noch retten?
Über das Schicksal der alten Linde hatte der Magistrat in geheimer Sitzung entschieden. Die Nachricht sickerte durch, der Hofheim/Kriftel-Newsletter berichtete (hier), und drei Fraktionsvorsitzende – Bettina Brestel (Grüne), Barbara Grassel (Linke) und Wilhelm Schultze (Bürger für Hofheim) – stellten umgehend einen Eilantrag im Parlament: “Der Magistrat möge sämtliche Maßnahmen zum Schutz der Linde im Hof Ehry prüfen, damit der Baum gerettet werden kann.”

Bei den Wortführern der Regierungskoalition blitzten sie ab: Michael Henninger von der CDU sagte, dass man sich hinter die Verwaltung stelle – basta. Ralf Weber von der FDP meinte, man dürfe die Kompetenz der Verwaltung nicht anzweifeln (“Wohin soll das führen? Was wollen wir künftig noch alles in Frage stellen?”). Und Andreas Nickel von der FWG befand, dass sich Stadtverordnete mit Laienmeinung nicht in das operative Geschäft der Verwaltung einmischen dürften. Und überhaupt: Eigentlich hätte ja kein Außenstehender von der Fällung erfahren dürfen, der Magistratsbeschluss war geheim, die Vertraulichkeit sei nicht gewahrt worden.
So stimmten die Koalitionäre geschlossen gegen mögliche Rettungsmaßnahmen. Thema durch.
Nur ein Fünkchen Hoffnung bleibt:
Am Mittwoch tagt der Ortsbeirat Kernstadt, das Thema “Fällen von Linde im Innenhof von Hof Ehry” steht auf der Tagesordnung. Vor fünf Jahren hatte sich das Gremium mit einem ähnlichen Fall beschäftigt: Damals wollte der Magistrat die Linde vor dem Alten Rathauscafé fällen lassen. Ähnliche Argumente wie heute: Der Baum stehe zu nah am denkmalgeschützten Haus, die Wurzeln würden Pflastersteine hochdrücken. Und dann dieser Honigtau…
Die Zeitung “Main-Spitze” berichtete damals: “Von allen Seiten, auch seitens des Café-Betreibers Konditormeister Daniel Anderlohr, wurde bekräftigt, dass der Schatten des Baums sowohl zu den Lieblingsplätzen im Café gehöre, als auch von Bürgern bei der hochsommerlichen Hitze aufgesucht werde. Ganz zu schweigen vom Vorteil für das innerstädtische Klima.”
Im Sitzungsprotokoll des Ortsbeirats vom August 2020 heißt es: “Die Mitglieder des Ortsbeirats sprechen sich mehrheitlich für den Erhalt der Linde aus.”
Der Baum steht heute noch.

Vor genau vier Jahren – es war Januar 2021 – haben wir die Geschichte des Gebäudeensembles in der Altstadt umfassend dokumentiert: “Aufgedeckt! Deshalb verfällt das Hofheimer Altstadthaus ,Hof Ehry'”. Sachstand damals: Im Jahr 2018 hatte die Stadtverordnetenversammlung beschlossen, einen Ideenwettbewerb zur Nutzung der Gebäude durchzuführen, der Magistrat aber hatte den Beschluss nicht umgesetzt. Wochen später, es war Kommunalwahlkampf, forderte Hofheims CDU: “Zügige Durchführung des Ideenwettbewerbs Hof Ehry und baldige Realisierung des Ideensiegerentwurfs” (hier). Jetzt schreiben wir das Jahr 2025, und das Gebäude steht immer noch leer. Immerhin, die öffentlichen Toiletten werden saniert, seit Wochen schon…
Ob die Mitglieder des Ortsbeirats auch diesmal die Kraft und den Willen aufbringen, sich zur Rettung eines Baumes gegen den Magistrat aufzulehnen? Es dürfte schwierig werden:
Die Verantwortlichen im Rathaus wollen gar nicht, dass der Ortsbeirat darüber abstimmt oder gar eine Entscheidung fällt. Das Thema wurde lediglich “zur Kenntnisnahme” auf die Tagesordnung gesetzt.
Wer das live miterleben will: Der Ortsbeirat tagt am Mittwoch, 5. Februar, um 19 Uhr im Obergeschoss der Stadthalle. Die Sitzung ist öffentlich: Zuhören ist erlaubt.
Fällung der Linde ist aufgeschoben, aber nicht aufgehoben
Es gibt wieder einen Funken Hoffnung für die Linde im Innenhof von Hof Ehry. Notorische Skeptiker halten den gewährten Zeitaufschub zwar für einen Trick der Stadtspitze: Angesichts der vielen Bürgerproteste, die nach Erscheinen unseres Berichts im Internet laut wurden, werde die Fällung des 40 Jahre alten Baumes lediglich aufgeschoben – bis nach der Bürgermeisterwahl am 16. März.
Schaun mer mal…
Die Mitglieder des Ortsbeirates Kernstadt haben sich in ihrer Sitzung am Mittwoch kritisch mit den Argumenten für eine Fällung auseinandergesetzt und zeigten sich am Ende nicht überzeugt, dass der Baum weg muss. Renate Hofmann, die Vorsitzende der Bürgervereinigung Hofheimer Altstadt, nannte es sogar “eine Schande”, wenn man den Baum nicht erhalte. Man könne für alles eine Lösung finden, hieß es auch – wenn man nur wolle.
Ergebnis der Debatte: Der Ortsbeirat wird sich am 18. Februar im Innenhof des Hofes Ehry treffen und die Linde in Augenschein nehmen. Parallel soll die Verwaltung prüfen, ob der Baum nicht doch noch gerettet werden kann. Stadtrat Bernhard Köppler (SPD) versicherte: “Wir nehmen uns die Zeit, die wir brauchen.” Die Ergebnisse der Prüfung werde er zunächst dem Ortsbeirat vorstellen: “Vorher passiert da gar nichts.”
Bürgermeister Christian Vogt (CDU) hatte in der vergangenen Woche noch darauf gedrängt, den Baum bis zum 28. Februar zu fällen: Denn am 1. März beginnt die Brut- und Setzzeit, und dann darf erst einmal kein Baum gefällt werden. Jetzt erscheint der Termin nicht mehr so wichtig – sicher wegen der Bürgermeisterwahl, denn vorher will man es sich mit den Naturfreunden nicht unbedingt verscherzen. Aber dann hat sich im Rathaus auch die Erkenntnis durchgesetzt: Ein Baum darf jederzeit gefällt werden, auch während der Brut- und Setzzeit – dazu braucht man nur eine Ausnahmegenehmigung…
Es gibt noch Hoffnung für die 40 Jahre alte Linde.
Gerettet ist sie aber noch nicht.
Zukunftsnot und Lindentod:
Liebe Hofheimer, macht doch in diesem Hof das Beste draus: Habt Ihr nicht noch Geld von den Schirmen im Säckel?
Baut im Hof Ehry einen Klimahof, der alle Ansprüche in weiten Teilen befriedigt und das Ganze in die Zukunft führt.
Warum eigentlich wieder den Hof pflastern? Vielleicht JaRand und Hauptweg… aber der Rest gehört als wassergebundene Decke ausgeführt, mindestens der Traufbereich eines zukünftigen Baums sollte offen bleiben für Luft und Wasser.
Sucht euch eine neue Sorte von läuselosen, kompakten Linden aus und gebt der dann in der Mitte eine guten Baumgrube. Bitte setzt die Kompaktsorte in einer grossen & starken Qualität, dass hier gleich eine Baumanmutung da ist und die Baumfunktion auch.
Das Substrat kann kimaschonende Pflanzenkohle enthalten, das macht ihr ja schon positiv im Stadtgebiet. Kohle nimmt gut Wasser auf und ganz unten fängt eine Riigioe fast das ganze Dachwasser auf. So wird ein Schwamm draus.
Macht den Innenhof bitte bitte zu einem beispielhaften gemütlichen Ort. Didaktische Zusammenarbeit mit dem Museum kann durch die Nähe super sein.
In jeder Krise steckt eine Chance. Und seht das mal so: bei vielen andern Begrünungsprojekten in Hofheim wird sich tot-geeiert, hier dagegen kann einfach und zeitnah in der Stadt gehandelt werden: ein Ort für Richtigmachen und das Richtige Machen: Zeit zum Liefern im Klimaschutz.
Goedemorgen aus Holland, hier zeigt ich euch mal eine Kandidatin – falls der Baum wegkommt -, eine aktuell sehr gesuchte Sorte.
Übrigens ist bei Linden das mit den Läusen immer eine Frage des Erbgutes. Linden kreuzen sich ganz gerne auch über Art Grenzen hinweg. Je mehr Elternteilart mit viel feinem Flaum drinne ist, desto weniger Bock haben die Läuse, sich übers Blatt zu quälen mit ihren kleinen Beinchen. Das ist der Trick…
In der Züchtungsarbeit wird deshalb nicht nur nach Gestalt, Gesundheit und schönes Blatt ausgelesen, sondern das ist auch ein Punkt: Denn der Honigtau ist mittlerweile in vielen Städten ein öffentliches Hindernis. Guckt hier mal nach Holland rein, die Idee würde auch zum alten Gartendirex in Hofheim passen.