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Hotel-Neubau oder grüner Korridor? Bauauschuss vertagt Thema

Gepostet in Allgemein

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Der Hofheimer Bauausschuss hat getagt, und erstmals hätte das Thema „Hotel an der Elisabethenstraße 3“ öffentlich zur Sprache kommen können. Doch angesichts der breiten Diskussion in den letzten Tagen – Hotel-Neubau? Oder lieber mehr Grün? – trauten sich die Stadtverordneten noch nicht so richtig ran und schlugen einen Haken: Sie vertagten das Thema. Sie wollen sich zuerst das Grundstück genauer ansehen, Januar 2022 wird’s werden.

An der Elisabethenstraße 3 sind heute die Stadtbücherei und das Stadtarchiv untergebracht. Beide ziehen demnächst in einen Neubau auf dem Kellereiplatz. Was geschieht dann mit dem Grundstück?

Dort soll ein Hotel gebaut werden! Diesen Plan der Stadtspitze hatte der HK-Newsletter letzte Woche öffentlich gemacht (hier und hier), das Entsetzen in der Stadtgesellschaft war groß: Wofür benötigen wir ein weiteres Hotel, wenn schon die bestehenden nicht ausgelastet sind? Brauchen wir nicht mehr Grün in der Innenstadt? 

Die Stadtverordneten hätten am Dienstagabend im Bauausschuss Farbe bekennen können. Doch sie trauten sich nicht. Ja, einige von ihnen taten so, als gebe es das Thema gar nicht: Hotel, wer redet denn von einem neuem Hotel? Tiefpunkt der Debatte: Rolf Engelhard (SPD) forderte, die Diskussion zu beenden, „wir müssen hier nicht auf jedes Gerücht hören“.

Gerücht? Auf der Tagesordnung stand: „Gelände der alten Stadtbücherei“. Die Bürger für Hofheim (BfH) hatten den Antrag gestellt, dass auf dem Grundstück ein „grüner Korridor“ angelegt werden soll, „der das Ensemble aus altem Wasserschloss und dem Kellereigebäude mit der Stadthalle und dem Rathaus verbindet. Dies würde dem Platz wieder etwas Charakter verleihen und wäre den historischen Gebäuden würdig“.

Mit diesem Antrag kam die BfH allerdings Christian Vogt gehörig in die Quere. Der CDU-Mann hatte sich schon vor seiner Wahl zum Bürgermeister im März 2019 – ohne erkennbaren Grund – festgelegt: „Jetzt gilt es, auf dem alten Standort der Bücherei ein Hotel anzusiedeln.“ Es klang, als sei die Entscheidung längst gefallen.

Die Hotel-Pläne sind damit alles andere als nur ein Gerücht: Vogt versucht als Bürgermeister, das Thema weiter voranzutreiben, allerdings bisher unterhalb der öffentlichen Wahrnehmung. Als erstes wurde der Bebauungsplan angepasst. Als darüber im letzten Jahr abgestimmt wurde, brachte Vogts Parteifreund, CDU-Fraktionschef Alexander Kurz, auf dem letzten Drücker noch schnell einen Antrag ein: Der Magistrat solle die Ansiedlung eines mittelständischen Hotel- und Gastronomiegewerbes sondieren und eine Konzeptvergabe vorbereiten.

Spätestens damit waren die Weichen für ein Hotel gestellt – und kaum einer hat’s gemerkt: Die CDU, anders ist der Antrag nicht zu verstehen, will ein Hotel-Neubau. Eine mögliche andere Nutzung wurde von ihr erst gar nicht in Betracht gezogen.

Ob der Magistrat den Beschluss umgesetzt hat, ist noch unklar. Dafür spricht: Seit einiger Zeit kursiert unter Stadtverordneten die Information, im Rathaus liege inzwischen eine Machbarkeitsstudie für ein Hotel vor.

Der HK-Newsletters schickte dazu letzte Woche eine Anfrage an die Stadtverwaltung. In ihrer Antwort verwies Rathaus-Pressesprecherin Iris Bernardelli auf den Parlaments-Beschluss, wonach der Magistrat – siehe CDU-Kurz-Antrag – die Ansiedlung eines mittelständischen Hotel- und Gastronomiegewerbes sondieren und eine Konzeptvergabe vorbereiten soll: „Das tut die Stadtverwaltung“, schrieb Frau Bernardelli wörtlich. Ein Ergebnis liegt offenbar vor: „Der Magistrat wird die Stadtverordnetenversammlung demnächst darüber informieren.“

Als jetzt im Bauauschuss der Linke Bernd Hausmann wissen wollte, was es mit einer Machbarkeitsstudie auf sich habe, stellte sich Bürgermeister Vogt auffällig dumm: Was damit gemeint sei? fragte er zwei-, ja drei Mal. Und dann sagte er, er wisse nur von einer Hotelstandortbewertung. Doch die sei bereits mehr als zehn Jahre alt. 

Frank Härder (CDU) leitete das vorläufige Ende dieser unrühmlichen Debatte ein: Er schlug vor, erst einmal eine Ortsbegehung zu machen. Die Verwaltung soll das Grundstück vorher mit Latten oder Luftballons abstecken, damit man seine Größe erkennen könne.

Marianne Knöss (Grüne) befürwortete ein solches Vorgehen, verlangte aber, dass die Verwaltung zuvor alle Unterlagen zu diesem Thema zusammenstellen soll. Wirklich alle, das wurde mehrfach betont.

Und diese Unterlagen sollten den Bürgervertretern nicht erst kurz vor der Ortsbegehung ausgehändigt werden, sondern mit einem vernünftigen zeitlichen Vorlauf. Darum bat Bettina Brestel (Grüne), es dürften ungute Erfahrungen sein, die sie zu dieser Bitte veranlassten: Es gilt als beliebter Trick des Hofheimer Magistrats, bei strittigen Themen selbst wichtige Informationen erst in allerletzter Minute an die Bürgervertreter zu übergeben. Dass dann bisweilen Entscheidungen getroffen werden, die nicht unbedingt dem Wohl der Stadt dienen: Wen wundert’s?

Fazit: Das Nachdenken über die Zukunft der Elisabethenstraße ist gerade erst erwacht. Eine Richtung dürfte schon feststehen: Auch wenn die Stimmung in der Bevölkerung eindeutig „auf grün“ steht, ist kaum zu erwarten, dass der von der BfH beantragte „grüne Korridor“ eine Chance hat.

Es darf als sicher gelten, dass das Grundstück an einen Investor zur Neubebauung verkauft wird. Stadtverordnetenvorsteher Andreas Hegeler (CDU) erinnerte daran, dass die Erlöse aus dem Verkauf für der Finanzierung der neuen Bücherei fest eingeplant seien.

Natürlich steht es in der Macht der Stadtverordneten, zu steuern, wie ein Grundstück im Zentrum ihrer Stadt von einem Investor bebaut und genutzt wird. Ein Ideenwettbewerb könnte die besten Möglichkeiten aufzeigen. Doch datan schein scheint aktuell kein Interesse daran zu bestehen: Noch klammern sich einige führende Stadtpolitiker an ihren Hotel-Plänen.

Dieses Verhalten nährt den Verdacht, dass im Hintergrund längst Absprachen und Deals getätigt wurden.

Es scheint sie nicht zu stören

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