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On-Demand-Busse: Jetzt starten sie doch erst im nächsten Jahr

Gepostet in Allgemein

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Seit zwei Jahren wartet die Stadt auf den Start der On-Demand-Busse: Er kürzlich hieß es noch, der Fahrservice „auf Bestellung“ solle endgültig Anfang Dezember dieses Jahres starten. Doch auch daraus wird wieder nichts: Die Main-Taunus-Verkehrsgesellschaft (MTV) muss den Start erneut verschieben. Jetzt soll es Anfang 2022 losgehen, vermutlich im Januar, heißt es. Ein genaueres Datum will man jetzt noch nicht nennen.

Es klang wie eine gute Nachricht, und die Lokalzeitung erkor sie zu ihrer großen Überschrift gleich auf der ersten Hofheim-Seite: „On-Demand-Busse fahren ab Samstag“ hieß die Titelzeile am 1. November. Leider war die Formulierung derart missverständlich, dass sie tags darauf korrigiert werden musste: Es war natürlich nicht der nächste Samstag gemeint, sondern erst Samstag, 6. Dezember.

Und nun ist auch dieser Termin Makulatur.

Vor 2022 wird das nichts mit On-Demand in Hofheim. Das teilte MTV-Geschäftsführer Roland Schmidt am heutigen Dienstag in einem Telefonat mit. Der Grund für die erneute Terminschiebung: Bei dem Projekt werden acht elektrische Mercedes-Kleinbusse vom Typ „eVito Tourer PRO“ eingesetzt. Für sie muss noch eine Zentrale eingerichtet werden: Dort sollen die Fahrzeuge abgestellt werden und Strom „tanken“ können, außerdem muss ein Aufenthaltsraum für die Fahrer zur Verfügung stehen…

Ein passender Platz wurde bereits gefunden: das Parkdeck des Chinon-Centers, das von der Hallen- und Parkhaus GmbH betrieben und von Autofahrern nur selten genutzt wird. Es wäre eine klassische Win-Win-Situation: Die MTV als Verantwortliche für den Fahrservice in der Kreisstadt hätten Platz genug zur Verfügung – und die Hallen- und Parkhaus GmbH, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Stadt Hofheim, kann die meist leerstehenden Parkplätze endlich versilbern

Erst machte Corona ein Strich durch den Zeitplan. Die letzten Verzögerungen des Projekts wurde mit Problemen bei den Autoherstellern begründet: Die hatten demnach die bestellten Fahrzeuge wegen des Chip-Mangels nicht liefern können. Inzwischen sind die Fahrzeuge da, sogar das gewünschte barrierefreie Fahrzeug stehe bereit, sagt Schmidt.  

On-Demand-Busse
So sehen die Fahrzeuge aus (natürlich werden sie noch beklebt): Acht solcher elektrischen Mercedes-Kleinbusse werden in Hofheim im On-Demand-Service eingesetzt.

Doch dann hakte es bei der Einrichtung der Technik auf dem Parkdeck mehr als erwartet. Die Stromversorgung müsse stark genug sein, um die acht Elektro-Fahrzeuge ausreichend laden zu können. Außerdem, so Roland Schmidt, wolle man zusätzlich ein Bezahlterminal für E-Fahrzeuge auf dem Dach des Chinon-Centers einrichten. Es galt unerwartet aufwendige bauliche Lösungen zu finden, und das alles umzusetzen dauerte dann doch länger als erwartet: „Vor Januar 2022 wird das nicht zu schaffen sein“, sagt Schmidt.

On-Demand-Busse: Finanzierung weiter unklar

Der MTV-Chef beantwortete auch heute auch die Frage nach der Dauer des Modellversuchs: Der war stets mit fünf Jahren angegeben worden – Start Anfang 2020, Ende Dezember 2024. Dann die Pandemie, dann die holprige Auto-Auslieferung – bei einem neuen Starttermin im Januar 2022 sind’s bis Dezember 2024 jetzt nur noch drei Jahre. Dabei bleibt’s auch, versicherte Schmidt. Eine Verlängerung des Modellversuchs sei nicht vorgesehen.

Für On-Demand wird AST „geopfert“, das Anruf-Sammel-Taxi. Es wird eingestellt, sobald die Elektro-Fahrzeuge ihren Dienst aufnehmen. Daneben gibt es noch das Anschluss-Sammel-Taxi, ebenfalls AST genannt, bei dem ein Bus nicht herbeitelefoniert wird, sondern abends am Bahnhof auf Fahrgäste wartet. Dieses Anschluss-Sammel-Taxi soll noch eine Weile neben den On-Demand-Fahrzeugen im Einsatz bleiben. Der MTV-Chef: „Wir müssen sicher sein, dass die elektrischen Fahrzeuge reibungslos funktionieren und dass die Fahrer die neuen Anforderungen beherrschen.“ Erst wenn On-Demand sicher und stabil laufe, werde das Anschluss-Sammel-Taxi eingestellt.

An den Fahrpreisen, die von Hofheims Kommunalpolitiker quer durch die Fraktionen teils heftig kritisiert worden waren („unsozial“, „Schweinerei“), will der MTV-Chef nicht rütteln. „Der Tarif ist mit allen unseren Verbundpartnern abgestimmt. Und er wurde vom Regierungspräsidenten genehmigt.“ Die Fahrpreise seien auf die speziellen Anforderungen einer jeden Gemeinde abgestimmt, die Hofheimer Tarife lägen im unteren Bereich.

fahrpreise
Beispiele für die „On Demand“-Fahrpreise in Hofheim. Die Preise errechnen sich so: 2,15 Euro Grundpreis (entfällt, wenn RMV-Ticket vorliegt – aber nur bei Erwachsenen). 1,50 Euro Komfortzuschlag. Ab 2. Kilometer: 10 Cent je Kilometer.

Wenn eine Kommune niedrigere Fahrpreise wünsche, müsse sie die Mehrkosten selbst tragen. In Hofheim wird das noch einmal Thema sein: Die Linken haben beantragt, dass den Inhabern des Hofheim-Passes bessere Konditionen eingeräumt werden. Über das Thema müssen die Stadtverordneten noch sprechen und dann abstimmen.

Die Linken wollen auch ein Leistungs- und Finanzierungskonzept zum On-Demand-Service sehen, das die jährlichen Kosten der Stadt in Höhe von 400.000 Euro erklärt. Sie verweisen auf einen Beschluss der Stadtverordneten vom 5. Februar 2020, in dem zuerst der Einführung des On-Demand-Services offiziell zugestimmt wurde, in dem es dann aber auch hieß: „Der Magistrat wird gebeten, mit der MTV eine Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung auszuarbeiten, welche durch die Stadtverordnetenversammlung beschlossen wird.“

Bis heute liegt eine solche Vereinbarung nicht vor. Der Linke Stadtverordnete Bernd Hausmann verlangt seit Wochen Einblick in diese Unterlagen. Auf eine entsprechende Anfrage Anfang November bekam er von CDU-Bürgermeister Christian Vogt schriftlich mitgeteilt, der Erste Beigeordnete Wolfgang Exner werde antworten. Wie das so ist bei Hofheims Stadtverwaltung: Wieder sind drei Woche vergangen – die Unterlagen hat Herr Exner bis heute nicht vorgelegt…

Titelbild: RMV Frankfurt; Foto: Mercedes-Benz AG, Stuttgart

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Ein Kommentar

  1. Bernd Hausmann, Stadtverordneter DIE LINKE

    Avanti Dilettanti! möchte man der Main-Taunus-Verkehrsgesellschaft (MTV) zurufen:

    Seit gut zwei Jahren weiß die MTV, dass die Stadt Hofheim an dem Projekt „On-Demand-Verkehr“ teilnimmt.

    Und schon lange vorher wusste sie, dass bei diesem vom Bundesverkehrsministerium geförderten Projekt Elektrofahrzeuge zum Einsatz kommen müssen. Jedes Kind weiß, dass Elektrofahrzeuge eine eigene Ladeinfrastruktur benötigen. So auch die acht Kleinbusse, die in Hofheim zum Einsatz kommen sollen. Nur unsere MTV wusste es offensichtlich nicht: Um Abstellplätze mit Ladestationen samt Sozialräume für die Fahrer hat sie sich nicht gekümmert. Statt sofort eine geeignete Ladeinfrastruktur für ihre neue Kleinbus-Flotte zu schaffen, tat unsere MTV: NICHTS!

    Überall sonst im RMV-Gebet, von Limburg über Frankfurt bis Darmstadt, haben es die lokalen Nahverkehrsgesellschaften mittlerweile längst geschafft, ihren On-Demand-Verkehr zu starten. Nur bei der MTV stehen die längst ausgelieferten Fahrzeuge im Regen und warten, bis sie dereinst eingesetzt werden können. Peinlich, peinlich für die MTV.

    Aber wenigstens sparen die Fahrgäste dadurch noch einige Monate Geld, weil sie weiterhin das kostenlose AST benutzen können und nicht mit den neuen, teuren „Abzocke-Bussen“ der MTV fahren müssen.

    24. November 2021
    |Antworten

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