Noch 95 Tage bis zur Bürgermeisterwahl im nächsten März! An diesem Mittwochabend findet die letzte Sitzung des Stadtparlaments im Jahr 2024 statt. Stadtverordnetenvorsteher Andreas Hegeler (CDU) hat vorige Tage allen Stadtverordneten per E-Mail mitgeteilt, dass der traditionelle Umtrunk nach der Sitzung – vornehm “Parlamentarischer Abend” genannt – gestrichen sei: Angesichts von 40 Themen auf der Tagesordnung könne es dafür zu spät werden. Stadtverordnete vermuten allerdings ganz andere Gründe.
In der Mail von Hegeler heißt es, dass die Planung eines ungefähren Sitzungsendes angesichts der Vielzahl der Themen nicht möglich sei. Man könne keinem Gastronomen oder Caterer zumuten, für mehrere Stunden Plätze zu reservieren oder Speisen vorzubereiten. Deshalb werde man in diesem Jahr auf den Parlamentarischen Abend verzichten. Er sage “schweren Herzens” ab, sei doch “das besinnliche Zusammensein zum Jahresende nach intensiven Beratungen eine liebgewonnene Tradition”.
Schmusige Worte, die allerdings nicht überzeugen. Schließlich bestimmt Hegeler selbst die Tagesordnung. Er hätte das Sitzungsprogamm – durchaus üblich – auf zwei Abende verteilen können: Dann wäre genug Zeit für gutes Essen und Trinken gewesen.
Der wahre Grund für die Umtrunk-Absage wird inzwischen unter den Stadtverordneten offen kolportiert: Die bevorstehende Bürgermeisterwahl macht einige Lokalpolitiker zunehmend nervös und gereizt – nicht gerade angenehm. Gleichzeitig zofft sich die Rathausspitze und macht sich gegenseitig madig – öffentlich! Und dann haftet einigen Stadträten der unangenehme Ruch an, den Magistrat als Selbstbedienungsladen zu nutzen: Das taucht inzwischen die gesamte Stadtpolitik in ein düsteres Licht.
Will man da wirklich mitmachen?
Die Sitzung des Stadtparlaments beginnt an diesem Mittwoch (11. Dezember) um 18 Uhr in der Stadthalle. Sie ist öffentlich, Zuhören und Zuschauen also erlaubt (Mitreden nicht). Drei Themen aus dem Hofheimer Polittreiben haben wir uns vorab etwas genauer angeschaut: damit Sie wissen, wo es knirscht – und warum ein Umtrunk in diesem Jahr wirklich nicht passt.
“Chalet”: Null Transparenz – die Klüngelwirtschaft geht weiter
Wieder einmal geht es um das “Chalet”, den Weinstand in der Altstadt, der auf städtischem Grund steht und von Wulf Baltruschat geführt wird, als wäre er in seinem Privatbesitz. Der ehrenamtliche CDU-Stadtrat ist Vorsitzender des Vereinsrings und behauptet, das “Chalet” diene der Vereinsförderung. Längst ist klar, dass hier im großen Stil auch private Geschäfte gemacht werden.
Mitte des Jahres hatte SPD-Stadtrat Bernhard Köppler versprochen: Die Stadt werde den Vertrag mit dem Vereinsring prüfen, alle Genehmigungen hinterfragen und umfassende Informationen vom Vereinsring einfordern. O-Ton Köppler: “Ich bin für größtmögliche Transparenz.” Das fand auch die Lokalzeitung gut: Es sei “zu begrüßen, wenn Stadtrat Köppler nun ankündigt, dass die Stadt für klare Regelungen und größtmögliche Transparenz sorgen wolle”, schrieb Redakteur Manfred Becht. Wenn das klappe, sei “der unangenehmste Teil dieses Themas abgeräumt”.
Es hat leider nicht geklappt.
Heute will Köppler von Transparenz nichts mehr wissen: Wer wann im “Chalet” ausschenkt, welche privaten Geschäfte dort gemacht werden – das sei allein Sache des Vereins. Den Vertrag, den die Stadt vor Jahren mit dem Vereinsring/Baltruschat geschlossen hat, erklärt er zur Verschlusssache: Nicht einmal die Stadtverordneten dürfen ihn sehen.
Gibt es Gründe für das gebrochene Transparenz-Versprechen? Die Antwort, die als erstes gegeben wird: Kumpanei unter Genossen. Das “Chalet” wurde aufgestellt, als im Rathaus noch die SPD das Sagen hatte: Gisela Stang war Bürgermeisterin, der Baudezernent hieß Wolfgang Winckler. Und Wulf Baltruschat saß damals als SPD-Stadtrat im Magistrat (er wechselte erst zur CDU, nachdem Christian Vogt Bürgermeister geworden war).
Es gibt auch ein sichtbares Zeichen der Klüngelwirtschaft im Magistrat: Das ist der Kühlanhänger, den Baltruschat auf dem Untertorplatz dauergeparkt hat.
Köppler im Juli: Der Anhänger sei zu laut, “ein anderer Standort muss gesucht werden”.
Köppler heute: schweigt. Der Kühlanhänger steht unverändert da.
Vor einigen Wochen berief der SPD-Dezernent kurzfristig ein Treffen des Ortsbeirats Kernstadt ein. Das Gremium muss eigentlich öffentlich tagen, aber in diesem Fall traf man sich konspirativ: Baltruschat wollte angeblich alle Fragen beantworten.
Nur eine Handvoll Ortsbeiratsmitglieder konnte den kurzfristig anberaumten Termin wahrnehmen. Viel habe Baltruschat nicht gesagt, erzählten sie hinterher. Mehr als das, was im Hofheim/Kriftel-Newsletter zu lesen war, habe man nicht erfahren. Eher weniger.
So geht das immerzu. Seit mehr als einem Jahr quält sich die Stadtpolitik mit dem Thema ab, längst ist vielen die ganze Angelegenheit nur noch peinlich: Ein Ende der Debatte soll endlich her.
Der Ortsbeirat, des Dauerthemas sichtlich überdrüssig, schlug zuletzt mehrheitlich vor, den Weinstand einfach dort zu belassen, wo er ist. Dann wäre vielleicht Ruhe.
Als sich letzte Woche der Bauausschuss damit befassen musste, versuchten Bettina Brestel (Grüne), Barbara Grassel (Linke) und Tanja Lindenthal (BfH) noch einmal, die versprochene Transparenz von Stadtrat Köppler einzufordern. Prompt bekam CDU-Mann Frank Härder einen seiner berüchtigten Fiesling-Anfälle: Lindenthal führe “einen persönlichen Kleinkrieg” gegen Baltruschat, giftete er, damit müsse endlich Schluss sein.
“Victim Blaming” würden Kriminologen zu Härders Verhalten sagen: typische Täter-Opfer-Umkehr. Wir erinnern uns: Lindenthal hatte vor gut einem Jahr den “Chalet”-Standort leise in Frage gestellt, worauf Baltruschat ihr schriftlich drohte, sie und ihren Verein aus seinem Vereinsring zu werfen. Als die Frau dies öffentlich machte, zeigte Baltruschat sie bei der Polizei an. Der Fall ist noch immer bei der Justiz anhängig.
An diesem Mittwoch soll das Stadtparlament endgültig entscheiden, ob der Weinstand bleiben darf. Es wird zugleich eine Feuerprobe für Tobias Undeutsch, den die SPD als ihren Bürgermeisterkandidaten nominiert hat:
Hat der Mann Rückgrat und fordert die versprochenen umfassenden Informationen von “seinem” Dezernenten ein?
Oder duckt er sich mit seiner SPD weg und lässt weiterhin Klüngelwirtschaft im Magistrat zu?
Christian Vogt wird es bestimmt mit Interesse beobachten.
Protest gegen eine 12-monatige Vollsperrung, die es nicht gibt
Die Straßenbaubehörde “Hessen Mobil” hat neue Pläne für einen Radweg entlang der L 3011 zwischen Hofheim und Lorsbach erstellt: Das finden alle gut. Gleichzeitig soll die Straße ausgebessert und teilweise verbreitert werden: Das finden viele gar nicht gut.
Das Stadtparlament muss sich deshalb heute mit zwei Protestnoten befassen, die als Anträge eingereicht wurden.
Dazu muss man wissen: Der Radweg ist seit fast 40 Jahren in Planung, wurde immer wieder versprochen und manchmal sogar konkret angekündigt. In einer alten “Frankfurter Rundschau” finden wir unter der Überschrift “Radweg nach Lorsbach kommt” eine Information der damaligen Hofheimer Stadtverwaltung: “2017 soll mit dem Bau begonnen werden.”
In einem “Maßnahmenkatalog zum Radverkehrskonzept Main-Taunus-Kreis” aus dem Jahr 2019 wird angekündigt: “Baubeginn evtl. 2020”.
Und passiert ist: nichts. Bis heute nicht.
Doch nun ist “Hessen Mobil” wieder aktiv geworden. Ein Planfeststellungsverfahren wurde eingeleitet, die Pläne sind derzeit im Internet einsehbar. Wer will, kann Einwendungen erheben. Wichtig: Letzter Termin ist der 27. Dezember.
Einige Lorsbacher reagieren auf “Hessen Mobil” allergisch, man kann’s verstehen. Die Straßenbaubehörde hat erst kürzlich die L 3011 direkt vor der Ortseinfahrt erneuert, weil die Fahrbahn in den angrenzenden Bachlauf abzurutschen drohte. Über ein Jahr dauerten die Bauarbeiten, fast ebenso lange war die Straße komplett gesperrt. Der Leidensdruck der Lorsbacher soll enorm gewesen sein, ihre Klagen jedenfalls waren unüberhörbar.
Damals gründete sich das Aktionsbündnis L 3011, eine Art Bürgerbewegung, die gegen das Vorgehen der Landesbehörde kämpfte. Es hätte nach Abschluss der Bauarbeiten aufgelöst werden können, wurde aber jetzt wieder aktiviert: Die Lorsbacher Stadtverordneten Barbara Grassel von den Linken und Andreas Nickel von den Freien Wählern formulierten eine geharnischte Protestnote:
Die Lorsbacher Bevölkerung habe das neue Projekt “mit größter Betroffenheit” zur Kenntnis genommen: Das Projekt stehe “außerhalb jeder Verhältnismäßigkeit”, der Ausbau der Straße sei “völlig unnötig” und “ökonomisch mehr als bedenklich”… Eine weitere Vollsperrung “über mindestens 12 Monate” bringe das gesellschaftliche und geschäftliche Leben in Ort “endgültig zum Erliegen”.
Jetzt kurz innehalten, bitte! Durchatmen ist angesagt!
Die Protestnote enthält offensichtlich gravierende Fehler. Es verwundert, dass die Fraktionen von CDU, SPD und BfH sie dennoch mitunterschrieben haben. Die einzige Erklärung: In weniger als 100 Tagen wird in Hofheim ein neuer Bürgermeister gewählt, und die drei Parteien haben jeweils einen eigenen Kandidaten aufgestellt. Wie das vor Wahlen so ist: Da reden die Politiker dem Volk gerne nach dem Mund…
Inzwischen hat der zuständige Dezernent im Rathaus, Daniel Philipp (Grüne) eine Stellungnahme verfasst. Danach stellt sich die Sachlage völlig anders dar:
Von einer unmittelbar bevorstehenden Sperrung kann keine Rede sein. Ein Baubeginn, so Philipp, sei allenfalls “in etwa fünf bis zehn Jahren” realistisch.
Wir reden also von Bauarbeiten im Jahr 2030. Oder in 2035.
Dann soll es auch keine Vollsperrung “über mindestens zwölf Monate” geben: Laut Philipp dauert die Vollsperrung zwei- bis drei Monate.
Aber warum soll die Straße überhaupt ausgebaut werden? Sie scheint doch in einem guten Zustand zu sein?
Die Breite und Linienführung der L 3011 entsprächen nicht mehr den heutigen Richtlinien, schreibt der Erste Beigeordnete. Und die vor wenigen Monaten aufgetragene Asphaltdecke sei als Zwischenlösung gedacht: Es handele sich um eine “Verschleißschicht”, die “nach einigen Jahren erneuert werden muss”.
Soweit die Fakten. Das Stadtparlament muss sich jetzt dennoch mit dem Antrag der fünf Fraktionen befassen. Gefordert wird, dass Hessen Mobil das Planfeststellungsverfahren sofort einstellt und nur noch den Radweg plant.
Die als Autofahrer-Partei bekannte FDP sieht das – wenig überraschend – etwas anders. Sie hat einen eigenen Antrag eingebracht, der allerdings auch nicht von Sachkenntnis zeugt: Eine erneute Vollsperrung sei den Lorsbachern “so kurz danach” nicht zuzumuten, heißt es darin. Die Erneuerung der L 3011 lehnt man nicht ab, sie müsse “auf unbestimmte Zeit” verschoben werden. Der Bau eines Radweges dagegen solle “mit unverminderter Kraft” vorangetrieben werden.
In dem Antrag der fünf Fraktionen heißt es noch: Wenn ein reiner Radweg nicht zeitnah gebaut wird, soll eine Streckenführung über den Heinrichsweg geprüft werden. Also durch den Stadtwald.
Ein solcher Vorschlag dürfte keine Chancen haben, denn der Kreis hat vor fünf Jahren festgestellt: “Der Forstweg ,Heinrichsweg’ ist aufgrund der schlechten Oberflächenqualität, der geringen sozialen Kontrolle, der schlechten Sichtverhältnisse, der Nutzungskonflikte mit Reitern und Spaziergängern sowie den Höhenunterschieden für den Alltagsradverkehr nur bedingt geeignet.”
Inzwischen hat sich auch die Radler-Protestgruppe “Hofheim bewegt sich” zu Wort gemeldet. Man freue sich natürlich wenn neue Radwege gebaut würden, sehe den Straßenausbau dagegen kritisch – aus ökologischer Sicht und weil eine breitere Straße zu höheren Geschwindigkeiten einlade. Der Heinrichsweg sei überhaupt keine Alternative, auch nicht vorübergehend: Ein Ausbau käme einer Straße im Wald gleich – abgelehnt!
Immerhin macht “Hofheim bewegt sich” einen konkreten Vorschlag: Bis der Radweg fertig ist, sollte auf der L 3011 Tempo 60 gelten. Dazu Blitzer, damit sich Autofahrer auch daran halten: “Das würde die Sicherheit für Radfahrende und den motorisierten Verkehr verbessern.”
Das klingt gut und wäre wahrscheinlich leicht umsetzbar. Aber garantiert gibt’s jede Menge Stadtverordnete, die strikt dagegen sind:
Dass Autofahrer langsamer fahren sollen – das geht natürlich gar nicht!
Vogt vs. Köppler & Das erfundene Chaos bei den Kita-Geldern
Es war eine fette Schlagzeile in der Lokalzeitung, sie stand ganz oben auf der ersten Seite des Lokalteils und lautete: “Chaos bei Abrechnungen für Kita-Kosten”. Etwas kleiner darunter: “Fehler in Köpplers Dezernat / Stadt zahlt Trägern 500 000 Euro zu viel”.
Heute steht fest: Die Redaktion war einer – vermutlich gezielt gestreuten – Falschinformation aufgesessen. Hinter dem vermeintlichen Chaos steckt ein offenes Zerwürfnis zwischen Bürgermeister Christian Vogt (CDU) und Stadtrat Bernhard Köppler (SPD).
Der CDU-Bürgermeister hat dem SPD-Mann das schwierige Kita-Thema aufgebürdet, und der steht seitdem vor einem Berg unlösbarer Probleme. Verkürzt dargestellt: In der Stadt fehlen bekanntlich Dutzende Erzieherinnen und Erzieher. Viele Räume bleiben deshalb ungenutzt. Trotzdem fordern die Stadtverordneten unverdrossen immer neue Kitas. Doch selbst wenn sie gebaut würden, bliebe das Dilemma: Es fehlt an Kita-Personal, wie überall…
Eltern, die keinen Kita-Platz für ihr Kind bekommen haben, haben sich zu einer Bürgerinitiative zusammengetan. So etwas macht Politiker erfahrungsgemäß nervös; Christian Vogt, der im März wiedergewählt werden will, sei inzwischen sogar hypernervös, berichten Rathausmitarbeiter. Zeitweise drängte er sich in die Kita-Themen, merkte aber schnell, dass man damit keinen Blumentopf gewinnen kann. Es gibt eben keine schnellen Lösungen.
Erschwerend kommt hinzu, dass der Kita-Fachbereich seit Monaten unter enormen Personalmangel leidet. Fürs Personal im Rathaus zuständig: der Bürgermeister. Lange Zeit – einige in der Stadtverwaltung sagen: viel zu lange – sah Vogt zu, wie sich der SPD-Mann abstrampelte.
Als die Eltern-Proteste aufkamen, griff Vogt ein: Die Kita-Finanzen werden seitden in der Finanzabteilung des Rathauses bearbeitet, die dem Bürgermeister unterstellt ist. Dort wurde festgestellt, dass Rückforderungsansprüche gegenüber den privaten Kita-Trägern in Höhe von einer halben Million Euro bestehen.
Vogt ließ umgehend eine Magistratsvorlage zu dem Vorgang erstellen (Aktenzeichen STV2024/141). Und so kam es, dass die dem Bürgermeister nahestehende Lokalzeitung die Schlagzeile erfand: “Chaos bei den Abrechnungen”. Und eben: “Fehler in Köpplers Dezernat”.
Der wehrt sich inzwischen gegen den Fehler-Vorwurf: „Dass es Ansprüche auf Nachzahlungen und Rückforderungen gibt, ist gängige Praxis.” Die Stadt habe vertragsgemäß Geld an die Kitas ausgezahlt, abgerechnet werde dann stets am Jahresende. Corona-Pandemie habe einiges durcheinander gebracht, dazu eine geänderte Gesetzgebung, eine Umstellung im Rechnungswesen… All das habe zu offenen Rückforderungen geführt. Nie habe die Gefahr bestanden, dass die Ansprüche der Stadt verfallen.
Der Vorgang hätte also verwaltungsintern schnell geklärt werden können. Aber dann hätte der CDU-Bürgermeister den SPD-Dezernenten ja nicht öffentlich vorführen können…
Im Stadtparlament stehen heute gleich mehrere Kita-Themen auf der Tagesordnung: Es geht um einen Antrag auf Umorganisation der Betreuung, um mehr Kinder aufnehmen zu können (wird wohl nichts werden), um die Einführung einer zentralen Platzvergabe (soll Anfang 2025 passieren), um das Aufstellen von Kita-Container auf Plätzen in der Innenstadt (nicht möglich), um die Einrichtung von zwei Waldkitagruppen an der Viehweide (wird gemacht, dauert mindestens 10 Monate)…
Insgesamt steht acht Kita-Themen auf der Tagesordnung, die bereits in zwei Kita-Sondersitzungen ausführlich vorbesprochen wurden. Im Stadtparlament könnten sie also, wenn man nur wollte, ganz schnell abgehandelt werden.
Und nach der Sitzung hätte sich Hofheims Stadtverordnete ganz entspannt zum Umtrunk treffen können.
Aber will das derzeit überhaupt jemand?
Leider wahr: Hessen Mobil plant 12 Monate Vollsperrung
In diesem Artikel stimmt einiges nicht:
1. Dauer der Vollsperrung
Den Unterlagen zur Planfeststellung für den Endausbau der L 3011 inklusive Geh- und Radweg in Hofheim ist ein Bauablaufplan beigefügt. Darin ist die voraussichtliche Dauer der Vollsperrungen der L 3011 / L 3011 alt vermerkt: Im Bereich der Einmündung der Lorsbacher Straße in die L 3011 soll die Vollsperrung voraussichtlich 12 Monate dauern (7 Monate für eine Stützwand, 2 Monate für eine Querungshilfe und noch einmal 3 Monate für eine weitere Stützwand). Parallel dazu muss lt. Bauablaufplan die L 3011 in Höhe der Krebsmühle für 4 Monate voll gesperrt werden. Die L 3011 / L3011 alt zwischen Hofheim und Lorsbach ist – so die Planung von Hessen Mobil – insgesamt für 12 Monate voll gesperrt. Nachzulesen unter
https://rp-darmstadt.hessen.de/sites/rp-darmstadt.hessen.de/files/2024-11/0458_u16_2_bauablaufplan_20241108.pdf
Dies betrifft auch die Langenhainer und Wildsächser: Auch sie können dann ein Jahr lang die Hofheimer Innenstadt nur über Umwege erreichen.
Wenn laut StR Philipp die Vollsperrung “zwei- bis drei Monate” dauert: Dann hat wohl Hessen Mobil die falschen Unterlagen ausgelegt.😛
2. Straßenausbau
Dass “die Breite und Linienführung der L 3011 … nicht mehr den heutigen Richtlinien (entsprächen), schreibt der Erste Beigeordnete”, ist zwar richtig. Aber dieses Schicksal teilt die L 3011 mit gut 80% aller westdeutschen Straßen, incl. vieler Autobahnen. Und was Philipp nicht sagt: RASt, RAl, RAA sind Richtlinien. Die soll man bei Neu- und grundlegenden Umbau von Straßen nach Möglichkeit berücksichtigen. In begründeten Einzelfällen kann von den Festlegungen auch abgewichen werden. Und vor allem: Diese Richtlinien schreiben NICHT vor, dass der Straßenbaulastträger bestehende Straßen nach den jeweiligen Richtlinien umzubauen habe. Er kann sie auch so belassen wie sie sind. Und genau dies will das Lorsbacher Aktionsbündnis: Wir wollen keinen Taunus-.Highway.
3. Unmittelbar bevorstehende Sperrung
Dass mit der Einleitung eines Planfeststellungsverfahrens der seit Jahrzehnten geforderte Radweg zwischen Lorsbach und Hofheim noch lange nicht gebaut ist, das wissen die Lorsbacher: Das erste Planfeststellungsverfahren datiert aus dem Jahr 1988 und ist ebenso versandet wie das zweite aus dem Jahr 2009. Passiert ist seitdem: NICHTS!
Da diesmal nicht nur ein Radweg entlang der Straße, sondern eine komplett neue Straße mit geänderter Linienführung und ein Drittel größerer Straßenbreite geplant ist, ist ein Zeithorizont von 5 bis 10 Jahren, so StR Philipp, angesichts der gemachten Erfahrungen sicher äußerst optimistisch. “Von einer unmittelbar bevorstehenden Sperrung” der L 3011 war seitens des Aktionsbündnisses nie die Rede.
4. Heinrichsweg als Zwischenlösung
Und weil es – wenn es überhaupt jemals so weit kommt – noch Jahrzehnte dauern wird, bis der straßenbegleitende Radweg an der L 3011 gebaut ist, macht man sich in Lorsbach klugerweise Gedanken für eine Zwischenlösung.
Der Vorschlag von “Hofheim bewegt sich”, bis dahin auf der L 3011 Tempo 60 vorzuschreiben: Das ist keine Lösung. Auch wenn die Landstraße nur mit 60 km/h befahren wird, ist dies für Schulkinder und Erwachsene noch immer keine sichere Radwege-Verbindung (Wäre es anders, bräuchten wir innerortgs überhaupt keine Radwege, denn da gilt sogar Tempo 50!).
Als sichere Radwegeverbindung zur Hofheimer Innenstadt kann der (schon immer von Radlern gut frequentierte) Heinrichsweg dienen. Er ist im Zuge der Vollsperrung an der Klärwerkskurve vor kurzem ganz neu ausgebaut worden (allerdings mit einer Decke, die für Radler nicht gerade optimal ist) und beginnt in Lorsbach an einer Fahrradstraße und endet in Hofheim an wenig befahrenen Anliegerstraßen: Eine einigermaßen sichere Verbindung zum Schul- oder Chinon-Zentrum. Einziger Nachteil: die Steigung. Aber ein Großteil der (Freizeit-) Radler fährt nunmehr mit einem E-Bike, und für die Schulkinder mit ihren Mountain-Bikes kann die Strecke ja gar nicht steil genung sein. Als Radweg ist der Heinrichsweg um ein Vielfaches besser geeignet als mit dem _Rad über die L 3011 zu fahren.
Also:
Warten wir weiterhin (un-) geduldig auf einen Radweg an der L 3011, der aber in Hofheim nicht über die vielbefahrene Lorsbacher Straße, an der Einmündung der Rheingaubrücke in die Hattersheimer Straß zum Schulzentrum führt.
Lehnen wir den Ausbau der L 3011 zum “Taunus-Highway” ab
Versehen wir den Heinrichsweg mit einer fahrradfreundlicheren Decke.
Nun ja. Der Heinrichsweg ist nicht der schlechteste Weg. Aber schon mal im Dunkeln gefahren? Da wohnen auch Wildschweine. Und im Dunkeln fahren ist immer nicht ideal, und ältere Menschen ohne E-Bike? Und fahren im Winter? Ich fürchte das wurde nicht zu Ende gedacht,
Ist es an der L 3011 heller?
Tja… Das ist “Hofhm = Schlofhm” !
Und es erstaunt den Leser des HK-Newsletters immer wieder, dass auch im Jahre 2024 noch keiner der Stadtverwaltungs-Macher gelernt hat, dass in Deutschland, so auch in Hofheim/Ts., DEMOKRATIE herrscht bzw. herrschen sollte!
TRAURIG!
Aber am Tag der Wahlen in 2025 kann der Hofheimer Bürger ja versuchen, endlich das Systen auch in Hofheim einzuführen! Denn merke: “Neue Besen kehren gut!”
Heinrichsweg als Radweg herrichten: Das halte ich für einen guten und richtigen Vorschlag. Für die radfahrertaugliche Oberfläche gibt es Beispiele. Z. B. der Weg von der Viehweide zur Gundelhard oder der Weg in Marxheim im Wald hinter dem Sportplatz Heide Richtung Breckenheim/Langenhain. Den Heinrichsweg so herzurichten scheint mir nicht so aufwändig und zudem ökologisch vertretbar zu sein, da die Oberfläche nicht versiegelt wäre.
zu: Vogt vs. Köppler & Das erfundene Chaos bei den Kita-Geldern
Die Summe der ordentlichen Aufwendungen für Kinderbetreuung in freier Trägerschaft liegt in Hofheim bei rd. 15 Mio. Euro jährlich. Dem steht ein Rückforderungsanspruch der Stadt i.H.v. rd. 515.000 Euro für die vier Jahre 2018 bis 2021 gegenüber. Das wäre eine Differenz von im Schnitt knapp 130.000 Euro pro Jahr, also nicht einmal 1% des gesamten Aufwands. Das ist kaum der Rede Wert.
Auch bei der Zahl der Kinder, die einen Kita-Platz benötigen, lag Vogts Kämmerei voll daneben: Dass nicht die Zahl der auf den Wartelisten stehenden Kinder mit Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz als Planungsgrundlage dienen kann, sondern die Zahl der in Hofheim wohnenden Kinder im Kita-Alter lt. Einwohnermelderegister: Das hat nunmehr (hoffentlich) auch der Bürgermeister und Kämmerer eingesehen. Nicht die Zahlen des Kita-Dezernenten waren falsch, sondern der Vorwurf des Bürgermeisters Vogt, Stadtrat Köppler würde mit falschen Zahlen operieren.
Nicht alle Vorwürfe gegen den SPD-Kita-Dezernenten von seinem CDU-Magistratskollegen sind somit berechtigt. Sie sind eher ein Ablenkungsmanöver. Denn der wesentlichste Vorwurf steht weiterhin im Raum: Bei der Schaffung der dringend benötigten Kita-Plätze gibt es in Hofheim kaum Fortschritte. Und da ist der gesamte Magistrat, insbesonder Herr Stadtrat Köppler, nicht unschuldig. Immerhin ist Stadtrat Köppler mittlerweile fünf Jahre im Amt.
In dieser fünfjährigen Amtszeit von Stadtrat Köppler ist die Zahl der Kita-Plätze gerade mal um 29 gestiegen (von 1909 auf 1938), wie die städtischen Zahlen ausweisen (s. Entwicklungsplan für die Kindertagesbetreuung der Stadt Hofheim am Taunus für die Jahre 2017/2018 bis 2021/2022 sowie den Quartalsbericht Kinderbetreuung 3/24).
Die Zahl der in Hofheim gemeldeten Kinder im Kita-Alter (1-6 Jahre) ist von Anfang 2020 bis Sept. 2024 um 136 gestiegen (von 2.474 auf 2.610).
Bei der Schaffung neuer Kita-Plätze hat das Kollegialorgan Magistrat mit dem Bürgermeister an der Spitze sowie der zuständige Dezernent komplett versagt.
Zum Fahrradweg zwischen Lorsbach und Hofheim:
Bis zwischen dem Stadtteil Lorsbach und Hofheim ein Fahrradweg entlang der L3011 gebaut wird, werden wohl nochmals 100 Jahre vergehen. Ich bin 56 Jahre alt und warte schon darauf, seit ich ein Kind war.
Ich finde den Heinrichsweg sehr geeignet für einen Radweg. Machen wir es doch so wie vielerorts (z. B. im Odenwald zwischen Michelstadt und Zell oder wie zwischen Schneidhain und Königstein oder oder oder). Dort gibt es geteerte Radweg im Wald oder über Felder und Wiesen. Keiner stört sich an den geteerten Wegen. In Schneidhain wurde der Weg vor zwei oder drei Jahren gar frisch geteert. Die Steigung ist entweder wegen Benutzung eines E-Bikes oder vorhandener Muskelkraft kein Problem bzw. ein gutes Training. Und dann stellen wir noch Solar-Lichter alle 200 m auf (so machen es die Skandinavier an ihren Loipen im Winter). Das wäre dann eine echt tolle Lösung. Und die Radfahrer müssen noch nicht mal die Abgase der Autos einatmen! Und die Straße bleibt so, wie sie ist. Dann gibt es auch keine Sperrung!
Gruß, Kornelia Lederer, eine Radfahrerin aus Lorsbach