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Der Fahrradklau geht um: Millionenschaden – und kaum ein Täter wird gefasst

Gepostet in Allgemein

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Über diese Straftaten wird nur wenig gesprochen. Dabei ist der Schaden, den die Täter anrichten, in der Summe gigantisch: Der Fahrradklau geht um! Ein Blick in die Polizeiakten beweist: Ob mit Schlössern gesichert oder eingeschlossen in Garage oder im Keller – kein Fahrradbesitzer kann sich mehr sicher fühlen, auch nicht hier bei uns, im Main-Taunus-Kreis, in Hofheim. Die Diebe haben wenig zu befürchten: Sie werden nur selten erwischt. Allerdings tragen viele Beklaute eine gehörige Portion Mitschuld daran.

Die Kriminalpolizei in Westhessen – dazu zählt auch der Main-Taunus-Kreis – hat die gewaltige Dimension des Fahrradklaus in einer eindrucksvollen Statistik dokumentiert: Während sich die Zahl der geklauten Fahrräder weitgehend unverändert zeigt, geht der Schaden „durch die Decke“. Inzwischen hat er die Drei-Millionen-Marke überschritten. 

Fahrradklau
Diese Grafik der Polizei zeigt, dass die Zahl der Fahrraddiebstähle im Bereich des Polizeipräsidiums Westhessen (wozu der Main-Taunus-Kreis gehört) weitgehend gleich geblieben ist. Die Höhe des Schadens geht dagegen steil nach oben.

Gleichzeitig ist die Aufklärungsquote beim Fahrradklau hundsmiserabel: Jedes Fahrrad, das angeschlossen war und als gestohlen gemeldet wird, verbucht die Kripo als „Diebstahl unter erschwerten Umständen“. Nicht einmal jeder zehnte Fall wird aufgeklärt: Die Aufklärungsquote lag im letzten Jahr im Bereich des Polizeipräsidiums Westhessen bei kümmerlichen 8 Prozent.

Landesweit liegt die Aufklärungsquote bei gerade mal 9,2 Prozent. 

Im Main-Taunus-Kreis sieht’s noch trauriger aus: Wurde 2022 eine Aufklärungsquote von 8,9 Prozent gemeldet, sackte sie in 2023 auf einen historischen Tiefstand ab: 4,2 Prozent. Von 100 geklauten Fahrrädern werden nur 4 wiedergefunden: Das ist Minus-Rekord in ganz Westhessen.

Die schlechte Aufklärungsquote ist allerdings nicht allein der Polizei anzulasten. Die hat’s grundsätzlich nicht leicht, weil die Täter in der Regel kaum Spuren hinterlassen. Erschwerend kommt hinzu: Viele Eigentümer, klagen die Beamten, könnten nach einem Diebstahl ihres teuren Zweirads nicht die Rahmennummer angeben.

Was soll die Polizei da machen?

Fahrradklau im MTK: 4 Monate – 150.000 Euro Schaden

Und der Fahrradklau geht munter weiter: Beim Blättern in den Polizeimeldungen finden wir jede Menge neuer Fälle. Hier sind die Beispiele nur aus diesem Jahr und nur aus dem Main-Taunus-Kreis. Die vielen „kleinen“ Fälle – wenn der Wert des Rades unter 1.500 Euro liegt – lassen wir außen vor.

Die Schadenshöhe liegt schon jetzt, nach dreieinhalb Monaten, bei über 150.000 Euro!

19. April: Aus dem Fahrradkeller eines Mehrfamilienhauses in Liederbach verschwinden zwei E-Bikes. Wert: 7.000 Euro.

10. April: Aus dem Keller eines Mehrfamilienhauses in Schwalbach klauen Diebe ein weißes Elektrofahrrad der Marke „Riese & Müller Homage GT vario“. Wert: 6000 Euro.

6. bis 8. April: Diebe stehlen aus einer Garage in Liederbach ein rotes Rennrad der Marke „Canyon“ mit. Wert: 1.900 Euro.

8. April: Aus Kellerräumen in der Kirschgartenstraße in Hofheim wird ein hellblaues E-Bike der Marke „Bulls“ gestohlen. Wert: 3.500 Euro. Aus einer Gartenhütte hinter einem Einfamilienhaus in Eschborn verschwindet ein hochwertiges Trekkingfahrrad.

3. April: Aus einer Tiefgarage in Sulzbach wird ein schwarzes E-Bike der Marke „ZEMO“ gestohlen. Wert: 5.000 Euro.

2. April: Aus der Tiefgarage eines Mehrfamilienhauses in Bad Soden klauen Unbekannte ein schwarzes E-Bikes der Marke „Cube“. Wert: 3.000 Euro.

Polizei meldet Erfolg – und muss Täter laufen lassen

Anfang dieses Monats konnte Hofheims Polizei einen Erfolg vermelden: Ein aufmerksamer Liederbacher hatte nachts angerufen, weil sich nebenan zwei Personen am Rolltor einer Tiefgarage zu schaffen machten. Die Polizei nahm wenig später einen 27-jährigen Mann fest, der gerade mit einem hochwertigen Elektrofahrrad aus der Tiefgarage kam. In seinem Rucksack wurde Aufbruchswerkzeug gefunden.

Im Rahmen der Fahndung wurde in der Nähe ein 20-Jähriger auf einem hochwertigen E-Bike gestoppt. Bei ihm schlug ein Drogenvortest positiv an; zudem lag ein Haftbefehl der Staatsanwaltschaft vor. Er wurde in eine Justizvollzuganstalt gebracht.

Seinen Komplizen musste die Polizei nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft allerdings wieder laufen lassen. Die sichergestellten Elektrofahrräder haben einen Wert von über 10.000 Euro.

28 März: Aus der Tiefgarage eines Mehrfamilienhauses in Flörsheim verschwindet ein E-Bike. Wert: 7.500 Euro.

23. März: In Liederbach verschwinden fünf Fahrräder sowie Zubehör aus dem Keller eines Mehrfamilienhauses. Wert der Beute: 19.000 Euro.

15. bis 18. März, Kelkheim: Zwei E-Bikes der Marke „Specialized“ werden von einem Grundstück „entführt“. Wert: 12.000 Euro.

13. März, Sulzbach: Aus den Kellerräumen eines Mehrfamilienhauses verschwindet ein schwarzes E-Bike der Marke „Powerfly“. Wert: 2.500 Euro.

13. April, Hofheim: Diebe lassen aus einem Mehrfamilienhaus in der Sindlinger Straße ein graues E-Bike der Marke „Cube“ „mitgehen“. Wert: 3.000 Euro.

12. März, Sulzbach: Im Vorgarten eines Einfamilienhauses wird ein E-Bike (Marke „Radon Render“) gestohlen. Wert: 6.000 Euro.

12. März, Sulzbach: Aus dem Keller eines Mehrfamilienhauses verschwindet ein hellgraues E-Bike der Marke „Riese und Müller“. Wert: 3.000 Euro.

12. März, Bad Soden: Fahrraddiebe in der Tiefgarage von zwei Mehrfamilienhäusern: Sie klauen ein Mountainbike der Marke „Bergamont“ und ein E-Bike der Marke „Trek“. Wert: 6.000 Euro.

Die Kriminalpolizei rät: Fahrrad codieren lassen!

Ein Fahrrad, vor allem, wenn es hochwertig ist, sollte bestmöglich geschützt werden. Erster Tipp der Kripo: Ein VdS-zertifiziertes Schloss mit Fahrrad und einem festen Gegenstand (Fahrradständer) verbinden. Informationen zu „richtigen“ Schlössern sind auf der Webseite der VdS Schadenverhütung GmbH zu finden.

Daneben bietet die Polizei Westhessen an, Fahrräder zu codieren – kostenlos. Alle Infos dazu, wie man sich anmeldet, was zu beachten ist: hier.

3. bis 10. März, Kelkheim-Hornau: Aus Kellerräumen klauen Diebe ein helles E-Bike der Marke „Focus“. Wert: 2.000 Euro.

7. März, Kelkheim: Ein dunkelblaues Pedelec der Marke „Riese & Müller“ wird aus einem Fahrradkeller gestohlen. Wert 5.000 Euro.

3. März, Hochheim: Aus dem Keller eines Mehrfamilienhauses entwenden Täter ein E-Bike der Marke „KTM“. Wert: 2.000 Euro.

27. bis 29. Februar, Flörsheim: Aus einem Mehrfamilienhaus verschwindet ein dunkelblaues Trekkingbike (Marke „Gravel“) und ein graues E-Bike („Powerfly“). Gesamtwert: 2.500 Euro.

16. Februar, Bad Soden: Aus einem verschlossenen Kellerabteil klauen Diebe ein olivgrünes Rennrad der Marke „Canyon“. Wert: 3.500 Euro.

14. Februar, Hofheim: Aus Kellern eines Wohnhauses im Fischbacher Weg werden drei Fahrräder gestohlen. Gesamtwert: 12.000 Euro.

14. Februar, Hofheim: Im Neuenhainer Weg klauen Diebe aus einer Tiefgarage ein Rennrad. Wert: 3.000 Euro.

10. Februar, Kriftel: Zwei Pedelecs verschwinden aus einer Garage in der Straße „An der Landwehr“. Gesamtwert: 10.000 Euro.

5. Februar, Sulzbach: Aus einem Keller stehlen Diebe ein E-Bike. Wert: 5.000 Euro.

2. Februar, Eschborn-Niederhöchstadt: Ein schwarzes E-Bike der Marke „Cube“wird geklaut. Wert: 3000 Euro.

13. Januar, Bad Soden: Mountainbikes und Pedelecs verschwinden aus den Kellern von zwei Mehrfamilienhäuser. Gesamtwert: 10.000 Euro.

8. Januar, Sulzbach: Aus dem Keller eines Mehrfamilienhauses wird ein Mountainbike (Marke: „Trek Fuel“ gestohlen. Wert: 4.000 Euro.

4. bis 8. Januar, Hattersheim-Eddersheim: Zwei Pedelecs der Marken „KTM Macina Gran 720“ und „Bergamont E-Horizon“ verschwinden aus einer Garage. Gesamtwert: 7.000 Euro.

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2 Kommentare

  1. Elli

    Als betroffener Bürger, der selbst Opfer eines der aufgeführten Fahrraddiebstähle aus einem verschlossenen Kellerraum geworden ist, möchte ich an dieser Stelle meine Besorgnis über die zunehmenden Raubüberfälle auf offener Straße in Hofheim zum Ausdruck bringen.

    Im Presseportal der Polizei ist folgendes zu lesen: „Raub am Bahnhof Hofheim, Hattersheimer Straße, 65719 Hofheim, Freitag, 19.04.2024, 22:10 Uhr“
    https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/50154/5761944

    Nur wenige Tage zuvor wurde ein 50-jähriger Mann aus Hofheim in der Elisabethenstraße mit einem Messer schwer verletzt, nachdem der Täter zuvor im Bereich des Busbahnhofs versucht haben soll, ihn unter Vorhalt des mitgeführten Messers auszurauben.
    https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/50154/5745673

    Diese Vorfälle haben nicht nur finanzielle Auswirkungen, sondern stellen auch eine ernsthafte Bedrohung für die persönliche Sicherheit dar.
    Ich verfüge über kein Auto und fühle mich daher als Fußgänger in Hofheim nicht mehr sicher und habe Angst, gewisse Stellen in Hofheim zu nutzen. Kommt man am Hofheimer Bahnhof mit dem Zug an, dann muss man, selbst wenn man für den letzten Kilometer nach Hause das Taxi nutzen will, zwangsläufig durch die Unterführung am Bahnhof. Aber genau hier ist der letzte Raubüberfall passiert.

    Ich erwarte von unseren Politikern und Behörden dringende Antworten und konkrete Maßnahmen, um diese kriminellen Aktivitäten einzudämmen und die Sicherheit für uns Bürger zu gewährleisten. Dabei sollten auch Überlegungen von Videoüberwachung im öffentlichen Raum kein Tabuthema sein, denn diese leistet einen wesentlichen Beitrag zur vorbeugenden Bekämpfung von Straftaten im öffentlichen Raum. Regelung dazu sieht §14 Abs. 3 HSOG vor.

    Und zu allerletzt, sollten die Bürger von den Politikern ernstgenommen werden. Es ist sehr bedauerlich, dass in Hofheim bereits vor 22:00 Uhr in Straßen im Wohngebieten, diverse Straßenlaternen ausgeschaltet ist und die Politiker darauf antworten, dass sie das im Rahmen der Energiekrise für angemessen halten. Was hat hier eigentlich Priorität?

    Unabhängig davon, wieviele Bürger sich in ihrer Sicherheit eingeschränkt fühlen, ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Sicherheit als grundlegendes Anliegen der gesamten Gesellschaft ernst genommen wird.

    21. April 2024
    |Antworten
  2. Stefan Grimm

    Ab einem gewissen Wert sollte man sein Fahrrad chippen. Was bei Katzen geht, sollte doch hier auch gehen, zumal die Hochpreisigen oft nicht aus Metall sind.

    22. April 2024
    |Antworten

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