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Frust-Alarm bei Jugendlichen: Wie ein tolles Polit-Projekt zum Total-Flop wurde

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Der folgende Bericht sollte als „nicht jugendfrei“ eingestuft werden. Denn er wird junge Hofheimer zutiefst enttäuschen: Vor zwei Jahren war für sie mit großem Bohei ein Polit-Projekt ins Leben gerufen worden: „Jugend entscheidet“ hieß es. Jeder Jugendliche sei „ein Teil des großen Ganzen“ und könne „mitentscheiden, wie sein Leben und sein Alltag geregelt sind“, versprach CDU-Bürgermeister Christian Vogt. Die Jugendlichen arbeiteten daraufhin acht Anträge aus, und die „großen“ Stadtverordneten stimmten zu: Die gewünschten Maßnahmen sollten umgesetzt werden. Seither ist ein Jahr vergangen: hier die ungeschönte Bilanz. 

Das Thema wurde, so sagt man ja wohl, politisch ganz hoch gehängt. Magistratsmitteilungen wurden verfasst, Sitzungen wurden einberufen, Protokolle wurden geschrieben – und in der Rathaus-Pressestelle mussten Mitarbeiter gleich drei Pressemitteilungen verfassen:

„Jugend entscheidet: Junge Ideen für Hofheim sind gefragt“ hieß die Überschrift am 5. Juli 2022. Hofheim hatte sich erfolgreich bei der Hertie-Stiftung um die Teilnahme am Projekt „Jugend entscheidet“ beworben. CDU-Bürgermeister Christian Vogt (CDU) ließ sich zitieren, er klang stolz: „In Hofheim soll künftig jeder Jugendliche die Chance haben zu sehen, dass er ein Teil des großen Ganzen ist und mitentscheiden kann, wie sein Leben und sein Alltag geregelt sind.“

Das ist doch mal eine AnsageWir werden gleich sehen, was daraus wurde…

20220705 PM Rathaus
Vor zwei Jahren gab das Rathaus eine erste Pressemitteilung heraus.

Am 19. Oktober 2022 folgte Pressemitteilung Nr. 2 – Überschrift: „Jugend entscheidet: Viele Ideen bei den Thementagen“. Wieder ließ sich Bürgermeister Christian Vogt zitieren: „Wir wollen die Jugendlichen motivieren, ihre Meinung zu äußern und sie sollen erkennen, was ihre Stimme bewegen kann und ich denke, das ist uns im ersten Schritt geglückt“, sagte er. Und weiter: „Es sind einige interessante Ideen dabei, die sich auch umsetzen lassen, sofern die Stadtverordnetenversammlung zustimmt.“

Noch einmal, weil’s so schön klingt: Die Jugendlichen sollen erkennen, was ihre Stimme bewegen kann – sagt Hofheims CDU-Bürgermeister. 

20221019 PM Rathaus
Die zweite Rathaus-Mitteilung aus Oktober 2022.

Im Januar 2023 fand eine gemeinsame Sitzung des Jugend-Ausschusses und des Haupt- und Finanzausschusses statt, die nur ein Thema kannte: die Anträge der Jugendlichen. Die Lokalpolitiker zeigten sich ganz angetan vom Engagement der Jugendlichen.

Es dauerte noch ein bisschen – Politik ist halt manchmal langsam –, dann fiel die Entscheidung: Das „richtige“ Stadtparlament befasste sich am 15. Februar 2023 mit den Jugendthema – und genehmigte alle Anträge. Alle!

Danach erschien Rathaus-Pressemitteilung Nr. 3 – Überschrift: „Jugend entscheidet: Stadtverordnetenversammlung beschließt Anträge mit großer Mehrheit“. Darin heißt es wörtlich: „Nun können die Jugendlichen erfahren, dass es sich lohnt, sich vor Ort für die Demokratie und die Mitgestaltung der eigenen Stadt einzusetzen.“

Dann wollen wir mal sehen, was aus dem Einsatz der Jugendlichen für die Demokratie und für die Mitgestaltung der eigenen Stadt geworden ist…

20230722 PM Rathaus
Die dritte Rathaus-Mitteilung aus dem letzten Jahr.

Sie finden im Folgenden die acht Anträge der Jugendlichen, die dazugehörigen Beschlüsse der Stadtverordneten und das, was der Magistrat heute dazu sagt – inclusive unserer Bewertung

Anträge und Beschlüsse sind hier verkürzt wiedergegeben. Wer sich für die Originaltexte interessiert: Eine ausführliche Dokumentation mit ungekürzten Texten finden Sie unten.

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Im Auftrag des Rathauses entstand dieses Bild: Bürgermeister Vogt (vorn links) mit einigen Jugendlichen und Parteifreunden nach der Stadtverordnetenversammlung, in der die Wünsche der Jugendlichen akzeptiert wurden. Nur: Warum setzte die Stadtverwaltung so gut wie nichts davon um?

1. Antrag: Überdachte Plätze

Das wünschten die Jugendlichen: Überdachte Plätze (wenn möglich mit Stromversorgung) z. B. am Chinon-Center und im Park, Sitzplätze bei der Haltestelle 809, kostenloses WLAN und Steckdosen in den Bussen. 

Die Stadtverordneten beschlossen: Der Magistrat soll beim MTV vorsprechen, ob am Bussteig 7 eine Wartehalle gesetzt werden könne. – Er soll Kindern und Jugendlichen den „Colibri“-Fahrdienst erläutern. – Und er soll künftig bei der Planung von zentralen Plätzen Überdachungen berücksichtigen.

Die Stadtverwaltung sagt heute: Wenn der neue Busbahnhof gebaut wird, werden alle Bussteige überdacht. Ein Flyer wird Kindern und Jugendlichen den Colibri erklären. Und wenn neue Plätze geplant werden, werden Überdachungen mitgedacht.

2 Sterne 1

Bewertung: So hatten sich die Jugendlichen das bestimmt nicht vorgestellt: Warten, bis der neue Busbahnhof gebaut wird? Das kann noch Jahre dauern! Dass künftig bei der Planung neuer Plätze an Überdachungen gedacht wird, sollte selbstverständlich sein. Immerhin: Ein Colibri-Flyer für Kinder und Jugendliche gibt’s (angeblich). So viel Engagement des Magistrats wollen wir belohnen: 2 Sterne.

2. Antrag: Kunstrasen-Fußballplatz

Das wünschten die Jugendlichen: Ein umzäunter und beleuchteter Kunstrasen-Fußballplatz soll angelegt werden – neben einer Skateranlage.

Die Stadtverordneten beschlossen: Der Magistrat soll prüfen, ob ein umzäunter Bolzplatz mit überdachten Sitzgelegenheiten unter der Rheingaubrücke möglich ist.

Die Stadtverwaltung sagt heute: Es gibt einen Kunstrasen-Bolzplatz in Lorsbach. Ein umzäunter Bolzplatz wurde im Sommer 2023 in Hofheim-Nord eingeweiht. Damit ist der Bedarf im Bereich der Kernstadt gedeckt.

0 Sterne 1

Bewertung: Die Stadtverordneten wünschen, dass eine Idee zumindest geprüft wird – und der Magistrat sagt einfach: Der Bedarf ist gedeckt. Geht gar nicht! Den Jugendlichen erleiden das Schicksal der „großen“ Stadtverordneten: Sie können beschließen, was sie wollen – die Stadtverwaltung macht’s nicht. Dafür gibt’s keinen Stern.

3. Antrag: Neues Obdachlosenheim

Das wünschten die Jugendlichen: Ein neues Obdachlosenheim soll in Marxheim gebaut werden. 

Die Stadtverordneten beschlossen (das Obdachlosenheim war bereits in Planung): Der Magistrat soll beim Neubau der Obdachlosenunterkunft die Anregungen der Jugendlichen berücksichtigen.

Die Stadtverwaltung sagt heute: Das neue Obdachlosenheim ist in Planung, Angebote zum Aufbau eines eigenständigen Lebens werden berücksichtigt.

10 Sterne 1

Bewertung: Die Jugendlichen haben vorgeschlagen, was bereits in Planung ist – eine Extra-Leistung der Stadtverwaltung lässt sich eigentlich nicht erkennen. Aber wir sind großzügig: 10 Sterne.

Die Jugendlichen bei einem Vorbereitungstreffen. Dieses Foto verschickte die Stadtverwaltung.
Die Jugendlichen bei einem Vorbereitungstreffen. Dieses Foto verschickte die Stadtverwaltung.

4. Antrag: Mehr Mädchenfußball

Das wünschten die Jugendlichen: Es sollen Möglichkeiten geschaffen werden, dass mehr Mädchen Fußball spielen können.

Die Stadtverordneten beschlossen: Der Magistrat soll auf die Gründung einer Mädchenfußballmannschaft hinwirken, ggf. auch in einer Spielgemeinschaft mehrerer Vereine.

Die Stadtverwaltung sagt heute: Mit den Vorständen von Fußballvereinen wurde gesprochen: Es sei keine Nachfrage erkennbar.

2 Sterne 1

Bewertung: Warum lässt man Jugendliche beraten und beschließen, wenn man die Beschlüsse anschließend derart nachlässig abtut? Auch der Beschluss der Stadtverordneten, „auf die Gründung einer Mädchenfußballmannschaft hinwirken“, wurde nicht ernst genommen. Nur mit den Vereinen zu sprechen ist zu wenig: Für das bisschen Einsatz gibt’s nur 2 Sterne.

5. Antrag: Vintage-Flohmarkt

Das wünschten die Jugendlichen: Regelmäßig soll es einen Flohmarkt geben, bei dem es Vintageklamotten (Secondhand) zu kaufen gibt.

Die Stadtverordneten beschlossen: Ein Vintage-Flohmarkt soll vier Mal im Jahr stattfinden. Der Magistrat soll unterstützend mithelfen.

Die Stadtverwaltung sagt heute: Im Mai fand ein Vintage-Flohmarkt im Wasserschloss statt. Der nächste Flohmarkt ist in 2024 geplant.

1 Stern 1

Bewertung: Die Stadtverordneten kamen den Jugendlichen entgegen und beschlossen 4 Flohmärkte im Jahr. Aber im Rathaus kümmert man sich nicht drum: nur 1 Flohmarkt – dafür gibt’s auch nur einen Stern.

6. Antrag: Kostenlose Hygieneartikel

Das wünschten die Jugendlichen: An öffentlich zugänglichen Stellen sollen Hygieneartikel für Mädchen (Binden,  Tampons) ausgelegt werden.

Die Stadtverordneten beschlossen: Der Magistrat soll an öffentlich zugänglichen Stellen Damen-Hygieneartikel kostenlos anbieten – z.B. in öffentlichen Toiletten, im Bürgerbüro oder Chinon-Center.

Die Stadtverwaltung sagt heute: In städtischen Liegenschaften, wo sich verstärkt Jugendliche aufhalten, werde der Beschluss umgesetzt – z. B. Haus der Jugend und Bücherei.

5 Sterne 1

Bewertung: Streng betrachtet hat die Stadtverwaltung den Beschluss nicht umgesetzt. Aber wir wollen großzügig sein: Hygieneartikel im Haus der Jugend und Bücherei – das ist ein Anfang: 5 Sterne.

7. Antrag: Hütte im Park

Das wünschten die Jugendlichen: Im Hofheimer Park an der Esso-Tankstelle soll eine Hütte für Jugendliche stehen, in die man sich im Winter wie im Sommer reinsetzen kann.

Die Stadtverordneten beschlossen: Im Rahmen der Neugestaltung des Parks soll an eine Hütte für die Jugendlichen gedacht werden.

Die Stadtverwaltung sagt heute: In dem Park soll eine geplante Fuß- und Radwegbrücke von Marxheim in die Kernstadt enden: Die soll erst einmal realisiert werden, solange müssen die Jugendlichen warten.

0 Sterne 1

Bewertung: Bis die Brücke steht, kann es noch Jahre dauern, dann werden die Jugendliche von heute erwachsen sein. Deshalb: kein Stern.

8. Antrag: Skatepark

Das wünschten die Jugendlichen: In Hofheim soll ein neuer Skate-/Dirtpark gebaut werden.

Die Stadtverordneten beschlossen: In Hofheim soll ein neuer Skate-/Dirtpark gebaut werden.

Die Stadtverwaltung sagt heute: Die Skate-Anlage am Kreishaus wird realisiert, daran arbeiten Jugendliche mit einem Planungsbüro.

8 Sterne 1

Bewertung: Das ist der einzige Punkt, in dem sich das Bemühen zeigt, einen Beschluss von Jugendlichen und Stadtparlament zumindest zu beachten. Nicht vollständig, aber wenigstens ein bisschen.

Fotos: Star Icon by flaticon.com

Das Fazit

Müssen wir noch ein Fazit ziehen? Das Polit-Projekt „Jugend entscheidet“, das eine tolle Sache hätte werden können, ist gefloppt, und zwar total. Das ist in erster Linie das Versagen des Magistrats, der immer wieder mit flotten Sprüchen auffällt (O-Ton Bürgermeister: Die Jugendlichen „sollen erkennen, was ihre Stimme bewegen kann“auffällt – aber selbst einen simplen Parlamentsauftrag wie „4 Flohmärkte im Jahr“ nicht hinkriegt.

Die traurige Bilanz ist aber auch eine Blamage für alle Stadtverordneten: Die kamen zu Sondersitzungen zusammen, diskutierten viele Stunden lang, wollten die Jugendlichen unterstützen, fassten Beschlüsse in deren Sinn – und lassen es sich gefallen, von der Stadtverwaltung schnöde ignoriert zu werden.

Lediglich die Grünen muckten jetzt ein bisschen auf: Sie schickten kürzlich eine Anfrage ans Rathaus und wollen wissen, wie’s weitergeht. Sie weisen darauf hin, dass sich in mehreren MTK-Kommunen – u.a. in Hattersheim, Kriftel, Schwalbach – Jugendparlamente oder Jugendforen etabliert hätten, die auf  großes Interesse stoßen. Warum gelingt das in Hofheim nicht?

In der Antwort, die uns vorliegt, lobt sich Hofheims Magistrat zunächst für seinen Einsatz beim Projekt „Jugend entscheidet“: „Die meisten Maßnahmen zu den Beschlüssen wurden bereits umgesetzt.“

Dann heißt es auch: Man habe geplant, die Jugendlichen aus dem Polit-Projekt für einen „Zukunftsausschuss“ zu gewinnen. Man wollte mit ihnen „die Struktur für eine nachhaltige politische Jugendbeteiligung erarbeiten“. Aber es habe sich „schnell gezeigt, dass die Jugendlichen daran wenig Interesse hatten und zu den gemeinsam vereinbarten Sitzungstreffen oft nicht erschienen sind.“

Überrascht das jetzt wirklich? 

Der Zeitungsredakteur ahnte das Desaster

Der Bericht im Kreisblatt aus Februar 2023.
Der Bericht im Kreisblatt aus Februar 2023.

Vor einem Jahr berichtete die Lokalzeitung ganz groß: Die Stadtverordneten hatten die Anträge der Jugendlichen genehmigt –  die Zeitung titelte: „Bolzplatz unter der Rheingaubrücke“. Überdachte Plätze, Bolzplatz, Hütte im Park, kostenlose Hygieneartikel, Flohmärkte… – im Text heißt es: „All dies wird sich in Hofheim tatsächlich tun, wenn der Magistrat die Vorschläge aus dem Projekt ,Jugend entscheidet‘ umsetzt.“

Das entscheidende Wörtchen war natürlich: „wenn”…

Redakteur Manfred Becht, der normalerweise nicht zu Pessimismus neigt, schwante offenbar nichts Gutes. Er kommentierte damals:

„Jetzt aber müssen die Dinge auch umgesetzt werden – sonst sieht alles aus wie ein Berg leerer Versprechungen. Dann hätte das Projekt seinen Zweck verfehlt.“

Er muss das Desaster geahnt haben!

Die Dokumentation zum Projekt "Jugend entscheidet"

Es war ein aufwändiges Projekt: Rund 90 Jugendliche kamen zusammen, diskutierten, einigten sich und formulierten schließlich Anträge. Danach befassten sich Hofheims Stadtverordnete in drei Gremien damit und fassten im Februar letzten Jahres ihre Beschlüsse: Die Anträge der Jugendlichen wurden genehmigt. Der Magistrat sollte sie umsetzen.

Im Folgenden eine ausführliche Dokumentation mit ungekürzten Texten:

  • was die Jugendlichen entschieden bzw. beantragten
  • welche Beschlüsse die Stadtverordneten fassten
  • was der Magistrat auf unsere Fragen, was von den Beschlüssen bisher erledigt wurde, geantwortet hat. 

Das schrieben die Jugendlichen:

Wir wollen überdachte Plätze. Wir könnten uns ein Beispiel an der Mainzer Straße nehmen, die hat überdachte Bänke.

Außerdem soll es überdachte Bänke (wenn möglich mit Stromversorgung) zum Beispiel beim Chinon Center und im Park geben und Sitzplätze bei der 809 Haltestelle.

Abends sollen auch mehr Busse fahren. Und es soll kostenloses WLAN und Steckdosen in den Bussen geben.

Der Beschluss der Stadtverordneten am 15. Februar 2023:

  1. Der Magistrat wird gebeten, Kontakt mit der Main-Taunus-Verkehrsgesellschaft (MTV)  aufzunehmen, um zu eruieren, ob auch der Bussteig 7 am Hofheimer Busbahnhof mit einer Wartehalle versehen werden kann.
  2. Der Magistrat wird gebeten, das Colibri, dessen Funktionsweise und die Vorteile für die Schülerinnen und Schüler, dem Kinder- und Schülerparlament(en) sowie dem Jugendforum vorzustellen bzw. darüber zu informieren.
  3. Der Magistrat wird gebeten, bei der zukünftigen Planung von zentralen Plätzen und Orten, die für Veranstaltungen genutzt werden, Überdachungen zu berücksichtigen.

Das sagt der Magistrat heute:

  1. Der Magistrat ist mit der MTV in Kontakt getreten. Bei einer Zählung an den Bussteigen, die im Rahmen der Planungen zum Umbau ZOB (Untersuchung aus 2018) veranlasst wurden, waren auf dem Bussteig 7 nur wenige Wartende an morgendlichen und nachmittäglichen Spitzenzeiten innerhalb einer Woche zu verzeichnen. Es wird derzeit auch vor dem Hintergrund der noch nicht abgeschlossenen Planungslage auf dem ZOB-Gelände von einer Prüfung für eine neu aufzustellende Wartehalle abgesehen. Wenn ein Ausbau des ZOB erfolgen sollte, wird daran gedacht, alle Bussteige zu überdachen bzw. diese mit Wartehallen zu versehen. In der Regel sind die Wartehallen werbefinanziert und die Kontingente an Wartehallen die von der MTV mit dem Werbeanbieter Deutsche Städte Medien verhandelt werden, sehen dort aktuell keine Installation vor.
  2. Die Kinder- und Schülerparlamente werden mit dem neuen und leicht verständlichen Flyer zur Nutzung des „Colibri“ versorgt. Dieser erklärt das komfortable Angebot des On Demand-Fahrens.
  3. Bei der zukünftigen Planung von Plätzen und Orten, die für Veranstaltungen genutzt werden, werden Überdachungen mit bedacht.

Das schrieben die Jugendlichen:

Wir wollen einen Fußballplatz, bei dem der Boden aus Kunstrasen ist. Außenrum sollen Zäune und Lichter sein. Der Platz soll neben der Skateanlage sein.

Der Beschluss der Stadtverordneten am 15. Februar 2023:

Der Magistrat wird gebeten, zu prüfen, ob ein vollständig umzäunter Bolzplatz mit einem geeigneten Bodenbelag gem. der Empfehlung des Landessportbundes mit zusätzlichen überdachten Sitzgelegenheiten unter der Rheingaubrücke neben der Lorsbacher Straße 1A umgesetzt werden kann.

Das sagt der Magistrat heute:

Es gibt bereits einen Bolzplatz mit Kunstrasen im Stadtteil Lorsbach, neben den Sportplatz Lorsbach. Dieser ist nur für Jugendliche gedacht.

Ein neuer öffentlicher Bolzplatz mit einem Kunststoffbelag, seitlichen Einfassungen mit Zäunen und einem Netz als „Deckel“ wurde im Sommer 2023 in Hofheim-Nord eingeweiht.

Damit ist der Bedarf im Bereich der Kernstadt gedeckt.

Das schrieben die Jugendlichen:

In Anbetracht der momentanen Lage und der Renovierung des vorhandenen Obdachlosenheims schlagen wir vor, ein komplett neues Obdachlosenheim in Marxheim zu bauen. In diesem soll es Möglichkeiten zur Verpflegung sowie Essen, Trinken und Kleidung geben und die Möglichkeit, diese zu waschen. Mit Zugang zu Hygieneartikeln und dem sonstigen Bedarf. Es soll Möglichkeiten zur Job- und Haussuche geben, Möglichkeiten zur Informationsbeschaffung bei verschiedenen Hilfsprojekten und Organisationen, zu Weiterbildungsangebotene z.B. Sprachkurse oder Schulungen zu unterschiedlichen Themenbereichen. Es soll mit dem Präventionsrat des MTK zusammengearbeitet werden, sowie mit Entzugskliniken.

Aussehen: Die Zimmer sollen relativ groß und geräumig sein, mit eigenem Bad, für einzelne und mehrere Personen. Außerdem einen Gemeinschaftsraum mit Beschäftigungsmöglichkeiten z.B. Bücher, Filme, Spiele und Spielzeuge. Und einen Spielplatz für Kinder. Für Obdachlose mit Tieren soll es auch Hilfe geben wie Futter-, Spielzeug- und Schlafmöglichkeiten,  Spenden (Decken,Körbchen) sowie eingezäunte Grünflächen für Bedürftige.

Lage: Die Lage soll zentral in Hofheim sein und für jeden gut erreichbar. Außerdem fordern wir einen Ausschuss des MTK zur Weiterführung des Projektes zur Hilfe Obdachloser

Der Beschluss der Stadtverordneten vom 15. Februar 2023:

  1. Der Magistrat wird gebeten, im Rahmen des Neubaus der Obdachlosenunterkunft bei der HWB darauf hinzuwirken, dass die Anregungen der Jugendlichen bei der räumlichen Gestaltung berücksichtigt werden.
  2. Der Magistrat wird gebeten, zu prüfen, welche Angebote von Seiten der Stadt Hofheim gemacht werden können, um die Obdachlosen dabei zu unterstützen, sich wieder ein selbstständiges Leben aufzubauen. Die Ergebnisse der Prüfung sollen dem Ausschuss für Jugend, Sport, Kultur, Soziales und Integration und dem Haupt- Finanz- und Beteiligungsausschuss vorgestellt werden.

Das sagt der Magistrat heute:

Eine Neuplanung für die städtische Obdachlosenunterkunft in zentraler Lage liegt vor. Abriss des Bestandsgebäudes in Q3/2024 geplant. Hier wurden die von den Jugendlichen beantragten Möglichkeiten zur Verpflegung und Wäschewaschen bedacht. Es soll eine soziale Betreuung mit Möglichkeiten zur Job- und Haussuche sowie Infos zu Hilfsprojekten und Organisationen sowie Weiterbildungen geben. Im Grundriss sind geräumige Zimmer mit Bad sowie Gemeinschaftsräume vorgesehen.

Im Zuge eines Ortstermins an der Obdachlosenunterkunft wurden den städtischen Gremien auch die Angebote der Kreisstadt vorgestellt, die Obdachlosen den Aufbau eines eigenständigen Lebens ermöglichen sollen. Diese sind:

Clearing

Im Erstgespräch werden neben personenspezifischen Daten und vermittlungsrelevanten Informationen auch problematische Lebenslagen erfasst. Je nach Problemlage werden Unterstützung und Hilfestellung bei Problemlagen nötig:

Existenzsicherung

  • Beratung und Prüfung finanzieller Ansprüche und Hilfe bei deren Durchsetzung
  • Beratung über Umgang finanzieller Mittel

Unterstützung im Umgang mit Behörden und Institutionen

Integration in das Gesundheitssystem bei keinem oder nicht ausreichender Versicherungsschutz durch die Krankenkasse

Außerdem: Psychosoziale Beratung, Wohnraumsuche, Zieloffene Suchtarbeit, Administrative Angelegenheiten, Vermittlung bei Bedarf zu externen Beratungsstellen

Das Angebot der Beratung findet sowohl in den Räumlichkeiten der Kreisstadt, als auch vor Ort in den Unterkünften der eingewiesenen Personen statt. Je nach Bedarf werden die Obdachlosen zu den Behörden, Ärzten oder anderen Einrichtungen begleitet.

Das schrieben die Jugendlichen:

Wir möchten ein Fußballangebot haben nur für Mädchen. Alle Altersgruppen sollen die Möglichkeit haben, Fußball zu spielen, damit Mädchen eine Chance haben, ihren Traum zu erfüllen, Fußball zu spielen.

Wir wünschen uns verschiedene Mannschaften, die zwei Mal die Woche Training haben und ein Spiel am Wochenende . Das Training sollte Nachmittags oder Abends stattfinden, damit man sich nach der Schule nicht stressen muss. 

Das Spiel sollte am Wochenende sein und recht früh, damit man den Rest des Tages sich erholen kann.

Dieses Angebot soll nur für Mädchen sein, denn Gleichberechtigung ist uns sehr wichtig .

Wir Mädchen kommen in die Pubertät und bekommen einen weiblicheren Körper und fühlen uns nicht wohl mit Jungs zusammen.

Die Jungs haben eigene Jungsmannschaften und wir Mädchen nicht. Hier landen wir beim Thema Gleichberechtigung.

Es gibt wenige Chancen für uns Mädchen. Wenn wir spielen wollen, müssten wir im Damenverein spielen, der ab 16 ist, oder in anderen Städten wie Frankfurt oder Hattersheim/Eddersheim. Das ist nicht für jeden möglich: Besonders für junge Mädchen ist es gefährlich, allein rumzufahren, besonders aus der Stadt heraus oder wenn es dunkel ist.

Der Beschluss der Stadtverordneten vom 15. Februar 2023:

Der Magistrat wird gebeten, mit der Sportförderung der Stadt auf die Gründung einer Mädchenfußballmannschaft hinzuwirken, ggf. auch in einer Spielgemeinschaft mehrerer Vereine, um Gleichberechtigung von Mädchen und Jungen zu diesem Sport zu ermöglichen.

Das sagt der Magistrat heute:

Einerseits gibt es beim SV 09 Hofheim bereits eine Mädchen-und Damenmannschaft, auch die SG Nassau Diedenbergen verfügte über eine solche. Die Nachfrage sank allerdings in den letzten Jahren. Anderseits ist es für die Stadt selber nicht möglich eine Damenfußballmannschaft bzw. ein Mädchenfußballangebot zu schaffen. Wir haben zwischenzeitlich mit Vorständen von Fußballvereinen gesprochen – es ist für die Vereine keine Nachfrage erkennbar, obwohl man dem Thema grundsätzlich aufgeschlossen gegenübersteht.

Das schrieben die Jugendlichen:

Wir wollen, dass es dort Vintageklamotten (Secondhand) zu kaufen gibt. Es soll den Style der 70er-90er Jahre zu kaufen geben. Es soll auch Accessoires geben, denn das ist alles wieder in. Die Öffnungszeiten sollen Samstag 10 bis 16 Uhr sein, und der Flohmarkt soll einmal im Monat stattfinden.

Der Beschluss der Stadtverordneten vom 15. Februar 2023:

  1. Der Vintage Flohmarkt soll vier Mal im Jahr stattfinden.
  2. Der Magistrat soll den Flohmarkt finanziell und mit der Bereitstellung eines Platzes, Tischen evtl. Buden etc. unterstützen.

Das sagt der  Magistrat heute:

Am 14.5.2023 wurde dieser Beschluss mit dem ersten Vintage Flohmarkt im Wasserschloss umgesetzt. Der nächste Flohmarkt ist nach Rücksprache mit den Jugendlichen im Laufe des Jahres 2024 geplant. Der beschlossene Turnus von vier Märkten im Jahr wird seitens der Jugendlichen vorerst nicht angestrebt. Der Magistrat gibt hier aber jederzeit die Möglichkeit und stellt auch die finanziellen Mittel, den Platz und das benötigte Material zur Verfügung.

Das schrieben die Jugendlichen:

Wir beantragen an öffentlich zugänglichen Stellen (Damen-) Hygieneartikel, wie Binden und Tampons. Ideen wären: öffentliche Toiletten (mit Mülleimern) im Bürgerbüro nach Anfrage (kostenlos) ausgeben, im Chinon Center oder ähnlichen öffentlichen Stellen zur Verfügung stellen, Restaurants (falls nötig) anfragen, günstigere/ kostenlose Ausgabe von Hygieneartikeln durch Automaten (überall).

2021 wurde vom Kreistag beschlossen, dass an Schulen ein niedrigschwelliges Angebot von Hygieneartikeln geschaffen werden soll. Wir bitten um eine schnellstmögliche Umsetzung.

Der Beschluss der Stadtverordneten vom 15. Februar 2023:

Der Magistrat wird gebeten an öffentlich zugänglichen Stellen Damen-Hygieneartikel, wie Binden Tampons kostenlos anzubieten. Orte hierfür wären öffentliche Toiletten, das Bürgerbüro oder das Chinon-Center.

Das sagt der Magistrat heute:

In städtischen Liegenschaften, an welchen sich verstärkt Jugendliche aufhalten, umgesetzt, z. B. Haus der Jugend und Bücherei.

Das vom Kreistag beschlossene Angebot an Schulen liegt außerhalb des Kompetenzbereiches der Stadtverwaltung, da die Verwaltung der Schulen dem Kreis selbst unterstellt ist.

Das beantragten die Jugendlichen:

Wir wollen eine Neugestaltung des Hofheimer Parks an der Esso Tankstelle. Man könnte eine Hütte für Jugendliche aufbauen, in die man sich im Winter wie auch im Sommer reinsetzen kann.

Hofheimer Sportplatz an der MTS: neue Öffnungszeiten –  Vorschlag 13 bis 22 Uhr

Der Beschluss der Stadtverordneten vom 15. Februar 2023:

Wir bitten im Rahmen der Neugestaltung des Parks an der Esso-Tankstelle auch eine Hütte für die Jugendlichen zu denken.

Wir bitten, mit den Schulträgern ins Gespräch zu gehen, ob der Sportplatz an der Pestalozzischule weiter über die normalen Öffnungszeiten verfügbar ist.

Das sagt der Magistrat heute:

Aufgrund des geplanten Bauvorhabens Fuß- und Radwegbrücke ist die Neugestaltung des Parks zurückgestellt. Sobald sich diese konkretisiert, wird der Magistrat hier auch eine überdachte Aufenthaltsmöglichkeit für Jugendliche prüfen.

Der Sportplatz an der Pestalozzischule steht weiter im bisherigen Umfang zur Verfügung.

Das beantragten die Jugendlichen:

In Hofheim soll ein neuer Skate-/Dirtpark gebaut werden.
Als Beispiel könnte man den Bikepark Wernertanne in Mörfelden-Walldorf, den Skatepark in Liederbach und/oder Babenhausen nehmen. Zudem sollte der Skatepark aus Beton gebaut werden, da Beton ein beständigeres Material ist und nicht so schnell kaputt geht.

Ein paar Sitzplätze am Rand wären wünschenswert, denn so wird sich nicht auf die Rampen gesetzt und die Unfallgefahr ist geringer.

In dem Skate-/Dirtpark, hätten wir gerne Hindernisse wie Quarter, Rail, Euro gap, Hip, Kicker, Foam Pit, Box und/oder 3 Stairs.

Der Beschluss der Stadtverordneten vom 15. Februar 2023:

In Hofheim soll ein neuer Skate-/Dirtpark gebaut werden.

Als Beispiel könnte man den Bikepark Wernertanne in Mörfelden-Walldorf, den Skatepark in Liederbach und/oder Babenhausen nehmen. Zudem sollte der Skatepark aus Beton gebaut werden, da Beton ein beständigeres Material ist und nicht so schnell kaputtgeht.

Ein paar Sitzplätze am Rand wären wünschenswert, denn so wird sich nicht auf die Rampen gesetzt und die Unfallgefahr ist geringer.

In dem Skate-/Dirtpark hätten wir gerne Hindernisse wie Quarter, Rail, Euro Gap, Hip, Kicker, Foam Pit, Box und/oder 3 Stairs.

Das sagt der Magistrat heute:

Ein Erstentwurf für die Revitalisierung der Skate-Anlage am Kreishaus wurde gemeinsam mit einer Gruppe Jugendlicher Skater und einem Planungsbüro erarbeitet. Der Entwurf wird Mitte März mit den Jugendlichen diskutiert und endabgestimmt. Danach erfolgt die Ausschreibung für die Umsetzung. Bauunternehmen für Skateranlagen haben derzeit eine Wartezeit von einem Jahr.

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3 Kommentare

  1. hebeling

    Stadtphilosophisch gesehen ist:

    Intransparenz nur eine Form in Transparenz,

    Beteiligung nur eine Form von Beteilgungslosigkeit

    und Kommunalwahl auch nur eine Form von die Stimme abgeben und Klappe halten.

    Oweia, die Politik zeigt Bürgerverdrossenheit und wundert sich nicht mal im Spiegelbild. Aber was ist hinter dem Spiegel? Davor hängt der Hofheimer Freitagsvorhang.

    Dorian Gray fände es entsetzlich.

    8. April 2024
    |Antworten
  2. DererVonZiethen

    Zitat: „Warum gelingt das in Hofheim nicht?“
    Weil, wie ich das so sehe, in Hofheim nur das gemacht wird, was dem Herrn Bürgermeister persönlich wirklich gefällt, wovon er auch was hat, und wenn´s nur immateriell sei.
    Jugendliche aber machen nur Arbeit, sind laut und haben „verdrehte“ Ansichten.
    Soll er sich, so wird er sich gefragt haben, wenn er sich denn mal gefragt hätte, echt dafür engagieren??

    10. April 2024
    |Antworten
  3. Dieter

    Ich würde die Bilanz nicht so negativ sehen, vor allem würde ich bei den Teilumsetzungen nicht so wenig Sterne geben.
    Zum Thema Hütte hinter Esso würde ich es kritisch sehen, wenn diese dorthin gebaut wird. Ich habe lange in der Nähe gewohnt und kann mit Sicherheit sagen das die Jugendlichen nicht lange in der Hütte Spaß hätten. Die würden dort sicher „verdrängt“.

    10. April 2024
    |Antworten

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