Zwei richtig gute Nachrichten auf einen Schlag gibt’s heute. Sie kommen direkt aus dem Rathaus:
▶︎ Das Thema “Trichterschirme auf dem Untertorplatz” hat sich erledigt: Die Pläne wurden eingestampft.
▶︎ Stattdessen soll dort ein Baum gepflanzt werden. Groß und prächtig soll er von Anbeginn an sein: Herrliches Grün mitten in der Altstadt – wer hätte das für möglich gehalten?!
Die frohe Kunde überbrachte Hofheims neuer Erster Beigeordneter Daniel Philipp im Ortsbeirat Kernstadt: Um das Klima zu verbessern und die Innenstadt stärker zu verschatten, sagte er, könnte auf dem Untertorplatz ein großer Baum gepflanzt werden.
Wir reden diesmal nicht von mickrigen Bäumchen in Trögen, wie sie vorm Rathaus oder vor der Sparkasse entlang der Elisabethenstraße stehen: Ein großer Baum soll im Herzen der Altstadt wachsen und gedeihen, dort, wo zweimal wöchentlich Marktplatz stattfindet und ansonsten Autos parken.
Philipp gab das Vorhaben sehr zurückgenommen bekannt, in nahezu dezenter Form, so dass hinterher eine Zuschauerin ungläubig nachfragte: Ein Baum auf dem Untertorplatz – und was ist mit den geplanten Trichterschirmen? Wie passen die dann noch dahin? Auch hieß es doch immer, die vielen Kabel und Leitungen in der Erde machten Anpflanzungen von Bäumen unmöglich…
Philipp, jetzt klang er vergnügt: Die riesigen Schirme sind gecancelt, wird’s nicht geben. Das geplante zehn Meter hohe Trichtergestell vor den Fachwerkhäusern und dem Türmchen hätte keine Chance bei den Denkmalschützern gehabt. Ein einzelner kleinerer Trichterschirm, der neben der Bushaltestelle aufgestellt werden sollte, würde allein etwas verloren wirken: also auch gestrichen.
Und was unterirdische Kabel und Leitungen betrifft: Das sei nicht wirklich ein Problem.
Ist das der Beginn einer grünen Wende in Hofheims Lokalpolitik? Dort konnten bisher vor allem Auto-Fans und Beton-Freunde ihre Phantasien ausleben, gestützt von einer Stadtführung, die sich immer wieder nachsagen lassen musste, zu wenig die Belange der Bürger und zu sehr die Interessen von Investoren zu vertreten.
Jetzt scheint ein anderer Wind zu wehen – wobei Beobachter der Stadtpolitik dies weniger allein als Verdienst des neuen Ersten Beigeordneten sehen (“viel zu kurz im Amt”), als vielmehr dem Weggang des bisherigen Amtsinhabers zuordnen.
Und noch einen Hinweis auf ein neues Miteinander in der Rathaus-Chefetage gibt’s:
Kollegiale Fairness scheint Einzug gehalten zu haben. Im Gespräch räumt Philipp unumwunden ein, ja, er betont es sogar ausdrücklich, dass die Pläne für einen großen Baum nicht von ihm stammen: Sie seien im Ressort des SPD-Beigeordneten Bernhard Köppler entwickelt worden.
Dass ihm, dem Grünen, ein solches Vorhaben allergrößte Freude macht: Das muss er nicht extra betonen.
Es ist ihm anzumerken.
Altstadt-Baum: Bis zu 9 Meter hoch – 35.000 Euro teuer
Einige Details mehr nannte er im Ortsbeirat: Der Baum solle 7 bis 9 Meter hoch sein, einen Stammumfang von ca. 40 Zentimeter haben und einen Kronendurchmesser von ca. 4 Metern. Also ein richtig großer Baum! Drei mögliche Baumarten hat das Köppler-Ressort herausgesucht: eine Ungarische Eiche, ein Amberbaum oder eine Stadtulme werden favorisiert, “alles klimaangepasste und geprüfte Baumarten”, so Philipp.
Es summiert sich dann natürlich: Bodenaushub (15 Kubikmeter), Baumlieferung und Pflanzung, Baumsubstrat, drei Jahre Pflege und Bewässerung, Einfassung der Baumscheibe, Schutz vor Befahrung, Bepflanzung mit Stauden sowie Wiederherstellung der umliegenden Pflasterdecke – das alles würde rund 35.000 Euro kosten. Philipp: “Dieser Baum könnte dann auch die gewünschten Funktionen eines ,Baumes der Demokratie” erfüllen.” Außerdem werde er sicher dazu animieren, weitere Bäume anzupflanzen.
Ein kleines Aber, das gibt’s natürlich noch: Ein bis zwei Parkplätze würden wahrscheinlich wegfallen. Ob Hofheim das verkraften kann?
Wie geht’s jetzt weiter?
Die ursprüngliche Idee, zwei Monsterschirme in der Stadtmitte aufzustellen, war im Rahmen des Landesförderprogramms “Zukunft Innenstadt” geboren worden. 200.000 Euro hatte die Stadt als Zuschuss versprochen bekommen, wenn sie drei vom Magistrat vorgeschlagene Projekte umsetzen würde:
Neue Spielgeräte für die Innenstadt sollten angeschafft werden – erledigt.
Auf dem Kellereiplatz sollte eine Frischluftmaschine namens “City Tree” aufgestellt werden. Die Pläne aber wurden schnell gekippt, als sich das 60.000 Euro teure Gerät als heiße Luftnummer herausstellte.
Blieb das versprochene “Dach für die City”. Es entpuppte sich als zwei Monsterschirme auf dem Untertorplatz, deren Kosten zuletzt mit 160.000 Euro beziffert wurden. Das Projekt wurde hinter verschlossenen Türen vorangetrieben. Dann machte der Hofheim/Kriftel-Newsletter Pläne und Preise öffentlich, es gab Proteste wegen Verschandelung der Altstadt: Das war’s.
Jetzt heißt es: Die Schirme sind tot – es lebe der Baum!
Die Lokalpolitiker im Ortsbeirat Kernstadt können in Ruhe darüber nachdenken: In ihrer nächsten Sitzung im Juni wollen sie das weitere Vorgehen besprechen.
Nichts geht über Natur: Das mit dem Baum statt Schirm ist großartig. Allerdings entspricht die Richtlinie für die Baumgrube heute locker dem doppelten – wenn man schon einen Zukunftsbaum pflanzt, dann richtig.
Ungarische Eiche in beleuchteter Wärmeinsel zieht gerne den Eichenprozessonsspinner nach, was zu Aufwand im Gesundheitsschutz führt; Amberbaum aus Amerika ist so fremd, dass er nicht auf einen Marktplatz in Traditionsumgebung sollte; Ulmen-Hybriden sind meist eher schlank und sehr unfruchtbar – Hybridisierung ist ein Problem in der Natur, und Keiner kann ausschliesssen, das der Ulmensplintkaefer ab einem bestimmten Alter nicht doch Apetitt bekommt.
Hofheimer, guggt doch mal nach einem Zürgelbaum (Celtis australis): Der ist sehr resistent gegen Hitze und städtische Bedingungen und deshalb etwas südlich beliebt in Platzsituationen.
Ende des Jahrhunderts haben wir, wenn wir der Uni in Frankfurt folgen (und der Golfstrom nicht kippt), ein Klima wie im südwestlichen Toulouse: Der Klimawandel kommt aus Südwesten, deshalb bitte jetzt schon das hier pflanzen, was dort schon lange wächst.
Dieser Zürgelbaum soll auch leckere Früchte tragen. Könnte dann etwas schwierig mit der Ernte werden.
Vögel und Eichhörnchen freuen sich….ist aber eher nix für die Tauben
Kaum ein Früchtchen erreicht den Boden.
Dieser Baum ist für die Natur fast anheimelend und für die Menschen ein Freund für Generationen.
Was soll denn diese “Grün-Rote” Werbekamagne… Die Idee mit dem “Echt-Baum” kam umgehend aus der Comunity, nachdem etwas von den Kunstbäumen ruchbar wurde. Das hatte nichts mit Parteipolitik zu tun, aber gar nix!!!
Am Ende ist es natürlich wurscht, wie es am Anfang war… Hauptsache, der Baum kommt.
Das hatte alles mit Parteipolitik zu tun……Herr Exner war ja nun seines Zeichens CDU, nicht? Und seine Fraktion hat alles, was von da kam, abgenickt, egal ob sinnig oder nicht. Ein Segen für Hofheim, daß dem nicht mehr so ist. Und somit auch mal Bäume gepflanzt werden….nicht nur Baugebiete auf der grünen Wiese…….
Gehen wir durch die Städte in Europa, überall sind trendige Maßnahmen zu entdecken, die Richtung Zukunft zeigen. Dass Hofheim dabei ist zeigt, hier tut sich auch etwas.
Viele von uns sind natürlich immer noch – ich gestehe, ich auch – mit alten Zeiten verbunden. Wir sollten nicht unbedingt Veränderungen gleich mit parteipolitischem Kalkül verbinden. Aber viele Anstöße kommen heute eher aus einem “expeditiv-postmodernen” Milieu, weniger aus dem konservativen Lager. Hier müssen gerade auch wir Senioren noch einiges lernen.
In den alten Zeiten stecken leider das Fundament und die Auswüchse übertriebener Lebensweisen. Ja, das ist so. Sollten wir den Baum wirklich pflanzen, so könnte er zu einem Symbol werden – für ein neues Verständnis von demokratischer Aufbruchstimmung. Zu hoch und zu weit gedacht? Lassen wir uns überraschen, wie es weiter geht.
wer oder was soll die “Community” sein?
Der Vorschlag war hier auf dieser Seite in einem Kommentar am 24.11.2023 erstmals zu lesen.
“Die Schirme sind tot – es lebe der Baum!”
“So soll nun ein richtig großer Baum mitten auf dem Untertorplatz aufgestellt werden. Bis zu neun Meter groß! Durchmesser der Krone: bis zu vier Meter!”
Supi – beste Lösung ever – wer hätte das gedacht ?!
Aber dann kommen jetzt sicherlich gleich
a) die Autofahrer und
b) die Marktbeschicker
mit dem Argument um die Ecke, daß dann ja die ganzen vielen Tauben (gegen die ja die Stadt doch so viele schwarze Plastik-Krähen kaufte und strategisch geschickt ums Rathaus in Stellung brachte)
und werden “die ganzen Autos” und/oder “die viele offenen Marktstände” vollkacken – wo man von Anfang an ja gleich was unternehmen müsse…
Oder klappt mal was “Gutes” auch ohne??
Vielleicht könnte man auch über einen Apfelbaum mit einer gelben Banderole um den Stamm nachdenken?
Gute Idee — aber lieber an anderer richtiger Stelle und dann mit Sortenwumms als Quartier.
Ja z.B. in der Vorderheide 2 und den Bauerlöcher Wiesen
TopTipTanja!
Für den Platz ist der heimeligste wahrscheinlich eine Linde….sucht euch eine zukunftsfähige Art raus und am besten Honigtau-frei.
Die Linde, die schon in der Nähe steht, ist umständehalber kein Zukunftsmodell: von der Pflanzung her bis zu den Salzschäden nach Winterdienst… Auch hier gibt es ein kommunales Handlungsfeld: naturfreundlich ‘Schwarz räumen’, wenn ‘s mit der Stadtnatur ernstgemeint ist.
Salz ist in der Sommerdürre der Baumkiller Nummer 1. Das sieht jeder Hinguggende an den braunen Blatträndern zum Beispiel an den Zierkirschen am Chalet so etwa ab Ende Juni.
Wir sind froh, dass diese hässlichen Schirme unsere Altstadt nicht verschandeln und drücken die Daumen, dass ein sinnvoller, schattenspendender, großer Baum kommt.
Wir hoffen, dass jegliches Parteigeplänkel (wer hat was wann vorgeschlagen usw. – sind doch nicht im Kindergarten) unterbleibt und eine schnelle Entscheidung gefällt und umgesetzt wird.
Wie ich schon mal an anderer Stelle meinte:
Ich glaub’s erst, wenn ich’s sehe und anfassen kann!