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5x Hofheim exklusiv: Noch ‘ne Wahl, bulimische Bäume, enger wohnen…

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Die Bürgermeisterwahl steht vor der Tür, da kommen wir nicht drum herum: Jeder der drei Kandidaten durfte bei “Hofheim TV” sagen, warum er ein guter Bürgermeister sein wird – da schauen wir doch mal rein. Kurz vor Toresschluss macht CDU-Vogt wieder Versprechungen: Jetzt will er das Wohnungsproblem lösen. Weitere spannende Themen: Der Magistrat will die prächtige Linde am Hof Ehry durch ein Bäumchen ersetzen, das eher bulimisch wirkt. Naturschützer setzen ein Ministerium in Wiesbaden unter Druck, nachdem der Hofheimer Förster die Brut- und Setzzeit wohl grob missachtet hat. Und einen unterhaltsamen Abschluss haben wir auch noch…

Gute Frage: Warum werden Sie ein guter Bürgermeister sein?

Noch zwei Wochen – dann hat Hofheim wieder die Wahl: Die Bürgerinnen und Bürger entscheiden, wer in den nächsten sechs Jahren die Geschäfte im Rathaus führt. Amtsinhaber Christian Vogt will auf dem Chefsessel bleiben. Die SPD schickt den Marketing-Fachmann Tobias Undeutsch aus Marxheim ins Rennen. Und die “Bürger für Hofheim” haben erneut den Ur-Lorsbacher Wilhelm Schultze aufgestellt, der im Hattersheimer Rathaus arbeitet.

Gibt es einen Favoriten? Wenn es nach der Anzahl der Plakate im Stadtbild geht – ganz klar: Christian Vogt. Sein Wahlkampfmotto lässt sich in zwei Worten zusammenfassen: weiter so.

Als Problem könnte sich für ihn allerdings erweisen: Vogt hat sich in den letzten Jahren zum “Großmeister der leeren Versprechungen” gekrönt. Was hat er nicht alles angekündigt: Mehr Radwege. Weniger Schlaglöcher. Ein Museum auf dem Kapellenberg. Ein Taubenhotel in der Innenstadt. Eine Frischluftmaschine auf dem Kellereiplatz. Riesenschirme auf dem Untertorplatz…

Die Liste der Versprechungen ist lang. Vogt setzt auf die Vergesslichkeit der Wähler. So auch in dem Brief, den er vergangene Woche an ausgewählte Wahlberechtigte verschickt hat und in dem er um Stimmen für die Bürgermeisterwahl wirbt. Als Erfolg seiner Amtszeit nennt er darin die Eröffnung der Stadtbücherei. Der Wahrheit die Ehre: Der Neubau ist unzweifelhaft das Verdienst seiner Vorgängerin, der langjährigen SPD-Bürgermeisterin Gisela Stang.

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Kandidat Christian Vogt (CDU)
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Kandidat Wilhelm Schultze (BfH)
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Kandidat Tobias Undeutsch (SPD)

Seine beiden Konkurrenten sind im Straßenbild nicht so präsent, was an deutlich geringeren Wahlkampfbudgets liegen dürfte. Statt mit einer Flut von Plakaten versuchen sie, mit Kreativität zu punkten. Und mit permanenter Präsenz in den sozialen Netzwerken.

Tobias Undeutsch könnte seinen Slogan “Mit mir ist mehr drin” umformulieren in “Mit mir ist überall zu rechnen”. Er besucht gefühlt jeden Tag eine neue Veranstaltung und lässt uns via Internet daran teilhaben. So wissen wir, dass er mal einen “phantastischen Abend”, mal einen “wunderbaren Abend”, alternativ “tolle Diskussionsrunden”, “wunderbare Gespräche” oder auch einen “inspirierenden Nachmittag” erlebt hat. Dazu regelmäßig Straßenstände mit “intensiven Gesprächen” und “durchweg positiver Stimmung”… Kein Wunder, dass sich der Mann bei so viel Umtriebigkeit eine dicke Erkältung eingefangen hat. Er wird doch auf den letzten Metern nicht etwa schlapp machen? 

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Nein, dieser Aufkleber ist natürlich nicht von Willi Schultze! Ältere Hofheimer werden sich erinnern: Mit “Willy wählen” zog die SPD 1972 in den Wahlkampf für Kanzler Willy Brandt.

Wilhelm Schultze hat die schickste Website und mit “willi wählen” den eingängigsten Slogan kreiert. Dazu füllt er die gängigen Internetplattformen mit originellen Filmchen. Das ist alles sehr unterhaltsam. Aber auch überzeugend?

Schultze gelang im Wahlkampf 2019 ein Überraschungserfolg: Er holte 12,3 Prozent, die Frankfurter Rundschau feierte den damals 23-Jährigen als “Senkrechtstarter”. Er wurde Stadtverordneter, Fraktionschef der kleinen Wählergemeinschaft “Bürger für Hofheim” (BfH), er machte seinen Master und arbeitet heute als Stellvertretender Leiter der Wirtschaftsförderung der Stadt Hattersheim.

Seit Wochen kursiert in Hofheim eine kleine Geschichte, die zeigt, dass beim amtierenden Bürgermeister angesichts der Vitalität der beiden Gegenkandidaten große Nervosität herrscht:

Schultze hatte tagsüber einen Beitrag auf Facebook veröffentlicht. Prompt beschwerte sich ein Anrufer bei seinem Chef, dem Hattersheimer Bürgermeister Klaus Schindling: Schultze habe während der Arbeitszeit bei Facebook gepostet – das gehe ja wohl gar nicht!

Schindling, so heißt es, habe nur gelacht. Der Anruf kam aus dem Hofheimer Rathaus, der Name hält sich hartnäckig: Christian Vogt. Wir haben im Rathaus nachgefragt, ob die Geschichte stimmt und wenn ja: was Vogt zu dieser Aktion getrieben hat: Es gab keine Antwort. Aber das ist ja auch ‘ne Antwort…

Zum Höhepunkt des Wahlkampfes wurde früher vom Kreisblatt eine Podiumsdiskussion mit den Kandidaten organisiert. Mit dem Niedergang der Lokalzeitungen starb auch diese Veranstaltung. Die Lücke füllte der Langenhainer Videoproduzent Klaus Rehm, der für sein “Hofheim TV” die drei Kandidaten einzeln vor die Kamera holte:

Er stellte ihnen identische Fragen – ohne jedes Nachfragen oder gar kritisches Hinterfragen. Das Bemühen um Information ist zu loben, der Erkenntnisgewinn überschaubar: Irgendwie wollen alle drei Kandidaten das Gleiche. Mehr bezahlbare Wohnungen, mehr Kita-Plätze, vernünftige Verkehrslösungen, eine florierende Wirtschaft… Was man so sagt, wenn man gewählt werden will.

Und wen sollen wir nun wählen?

Die letzte Frage in den Interviews war die interessanteste: Warum werden Sie ein guter Bürgermeister sein? Lesen Sie hier, was Schultze, Undeutsch und Vogt darauf antworteten (wenn Sie es im Original sehen wollen: einfach auf das Bild klicken):

Undeutsch Hofheim TV
Screenshot vom Video mit Tobias Undeutsch,

TOBIAS UNDEUTSCH: Ich liebe unser Hofheim. Ich bin hier groß geworden. Und ich möchte, dass Hofheim nicht nur verwaltet, sondern dass etwas bewegt wird. Ich habe vor allem im letzten dreiviertel Jahr ganz viele tolle Projekte, Menschen und Ideen kennengelernt. Ich habe aber auch gehört, dass von städtischer Seite den Menschen teilweise die Unterstützung fehlt. Die möchte ich ihnen gerne geben, weil: Ich bin davon überzeugt, dass wir gemeinsam Hofheim noch schöner machen können. Und dass wir es großartig fortbewegen können.

Vogt Hofheim TV
Screenshot vom Video mit Christian Vogt.

CHRISTIAN VOGT: Für mich ist das Bürgermeisteramt eine Berufung, ein Traum, ein Lebenstraum. Ich bin Hofheimer, ich bin Jurist, ich bin gut ausgebildet, aus meiner Sicht habe ich auch die richtigen Ideen für die Hofheimerinnen und Hofheimer. Ich denke auch, dass die Menschen wissen, dass ich gute Ideen habe, die Stadt voranbringen will und Hofheim noch lebenswerter machen möchte.

Schultze Hofheim TV
Screenshot vom Video mit Wilhelm Schultze.

WILHELM SCHULTZE: Ich werde ein guter Bürgermeister für die Stadt Hofheim sein, weil ich sehr nahe an den Bürgern bin, weil ich ein sehr sozialer Mensch bin. Es strengt mich nicht an, unter Menschen zu sein, sondern es erfreut mich eher. Ich kann gut zuhören, bin nah bei di Leut, wie man manchmal sagt. Ich bin sehr erfahren für meine jungen Jahren, was die Politik angeht, weil ich als Fraktionsvorsitzender in der ersten Reihe der Stadtverordnetenversammlung bin. Ich habe Verwaltungserfahrung, ich bin ein kreativer Kopf, was auch immer sehr gut für die Verwaltung sein kann. Und ich glaube, ich habe so eine hohe Identifikation mit Hofheim, dass ich von Natur immer natürlich nur das Beste für Hofheim will – und nicht unbedingt das Beste für mich und für meine Partei, die es in der Form gar nicht gibt, sondern eine Wählergemeinschaft ist. Das heißt, ich bin parteiunabhängig und fernab von irgendwelchen oberen Landes- oder Bundesinteressen. Sondern ich habe einfach nur Hofheim im Kopf.

Hof Ehry: Bulimisches Bäumchen soll stolze Linde ersetzen

Eine Leserin hat uns ein Foto zur Verfügung gestellt: Es zeigt die alte Linde im Innenhof von Hof Ehry in ihrer ganzen Pracht und Herrlichkeit. Wir sehen eine herrlich ausladende Baumkrone – leuchtendes Grün unter blauem Himmel. Gut zu erkennen ist auch: Dieser Baum ist in heißen Sommermonaten garantiert ein großzügiger Schattenspender.

Baum Hof Ehry
Dieses Foto wurde uns von einer Leserin zur Verfügung gestellt. Es zeigt die prächtige Linde im Innenhof von Hof Ehry.

Doch jetzt soll die Linde weichen. Hofheims Magistrat hat beschlossen: Der prächtige Baum könnte stören, wenn Hof Ehry demnächst, irgendwann, umgebaut wird.

Deshalb muss er weg.

Noch schweigen die Motorsägen, noch wird geredet. Neulich traf sich der Ortsbeirat Kernstadt unter der Linde. Die Fronten sind abgesteckt:

“Weg mit dem Baum!” lautet das Mantra der Rathausmitarbeiter. Die Äste könnten das Dach beschädigen, das Laub die Regenrinnen verstopfen. Die Wurzeln hätten schon teilweise das Pflaster angehoben, was Senioren mit Rollatoren und Rollstuhlfahrer behindere. Und von den Blättern tropfe Honigtau, zwar selten, aber trotzdem: Das sei ein Problem für die Außengastronomie, die hier einmal entstehen soll.

Die Gegenseite zeigt sich nicht minder festgezurrt: Die Linde sei mit rund 40 Jahren noch relativ jung und einfach nur wunderschön, sie spende im Sommer reichlich Schatten und sei überhaupt gut und wichtig für das innerstädtische Klima.

Wie kann man sich einigen? Die Stadtspitze versucht es mit einem Lockangebot: Wenn die Linde gefällt würde, werde ein neuer Baum gepflanzt – mitten im Innenhof, wo er das denkmalgeschützte Gemäuer nicht störe. In einem Rathauspapier (Aktenzeichen KERN2025/003) wird ein Baum versprochen, der “bereits etwas größer” sei: Sein Stammumfang werde “mind. 20/25 cm” betragen.

Und das soll “etwas größer” sein?

Im Ortsbeirat zeigten sich einige ältere Herrschaften ob der behördlichen Ansage geradezu begeistert: 20 bis 25 Zentimeter – das sei doch beachtlich! Leider hatten sie Umfang mit Durchmesser verwechselt. 20 Zentimeter Umfang bedeuten etwas mehr als 6 Zentimeter Durchmesser.

Hofheim
Ein neuer Baum in der Neugasse. Ein ähnliches Exemplar soll als Ersatz für die alte Linde im Innenhof von Hof Ehry gepflanzt werden. Klicken Sie ruhig mal auf das Bild: Dann sehen Sie den Baum “in voller Größe”.

In der Neugasse haben Mitarbeiter des städtischen Bauhofs in der vergangenen Woche einen Baum gepflanzt. So lässt sich gut erkennen, was der Magistrat für Hof Ehry wirklich plant: Der Baum in der Neugasse hat einen Stammumfang von knapp 20 Zentimetern. Wenn man ihn neben der stolzen Hof-Ehry-Linde sieht, wirkt er wie ein Hänfling, nahezu bulimisch.

“Mein Fachbereich macht es sich nicht leicht“, versicherte der zuständige Stadtrat Bernhard Köppler (SPD). Niemand hatte etwas anderes behauptet, aber: Dass Bäume in der Hofheimer Stadtverwaltung keine besonders hohe Wertschätzung genießen, ist hinlänglich bekannt. Und deshalb ist erhöhte Wachsamkeit dringend vonnöten! Bettina Brestel, Altstadtbewohnerin und Fraktionsvorsitzende der Grünen, erinnerte daran:

Als die Stadtbücherei geplant wurde, versprach der Magistrat, die Platanen in der Pfarrgasse zu erhalten. Sie wurden trotzdem gefällt.

Als Ersatz sollten Bäume in der Elisabethenstraße gepflanzt werden. Die vom Magistrat vorgelegten Pläne versprachen große, starke Bäume. Tatsächlich gepflanzt wurden mickrige Bäumchen in etwas größeren Blumenkübeln.

Im Innenhof hinter der Sparkasse und der Bücherei – auf dem “Bucccino-Platz” – sollte ein “Platanenhain” entstehen. Das klang gut: “Hain” – das ist die poetische Bezeichnung für einen kleinen Wald. Wenig später wurde klar, was die Stadtoberen damit meinten: Der Hofheimer “Hain” besteht aus vier dürren Bäumchen.

Ihre Stämme haben einen Umfang von 25 Zentimeter.

Und so ein Bäumchen soll die prächtige Linde auf Hof Ehry ersetzen?

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Der Buccino-Platz: Hier hatte der Magistrat einen Platanen-Hain versprochen. Gepflanzt wurden vier Bäumchen, jedes mit einem Stammumfang von 25 Zentimetern. So “groß” soll auch der Baum auf Hof Ehry werden.

Umweltfrevel von Hofheim beschäftigte den Landtag

Etwas unterhalb der Wahrnehmungsschwelle lässt sich beobachten, wie die etablierten Parteien mit ihrem Verhalten die Politikverdrossenheit schüren:

Am 1. März eines jeden Jahres beginnt die Brut- und Setzzeit. Darauf hat das Landratsamt erst kürzlich wieder hingewiesen (hier): Dann bekommen Vögel und Wildtiere ihren Nachwuchs, und deshalb dürfen, von Ausnahmen abgesehen, bis Oktober keine Gehölze zurückgeschnitten und Bäume gefällt werden.

Den Hofheimer Revierförster kümmerte das wenig. Am Cohausentempel schnitt er im letzten Sommer Büsche und Bäume großzügig zurück – der guten Aussicht wegen. Und direkt vor seinem Forsthaus ließ er auf gut 100 Metern Büsche und Bäume roden, um einen Sichtschutzzaun errichten zu können.

Durfte er das? Ist der Hofheimer Förster etwa nicht dem Artenschutz verpflichtet? Oder gibt es im Wald keine Brut- und Setzzeit?

Der Hofheim/Kriftel-Newsletter berichtete ausführlich, die Hofheimer Ortsgruppe im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) übte deutliche Kritik. Doch im Hofheimer Rathaus wiegelte man ab: Die Rodungen des Försters seien normale forstliche Praxis.

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Ohne Rücksicht auf Verluste wurden am Cohausentempel Büsche und Bäume entfernt – mitten in der Brut- und Setzzeit.
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Vorm Forsthaus auf dem Kapellenberg wünschte der Förster einen Sichtschutz: Deshalb ließ er auf rund 100 Metern Büsche und Bäume roden.

Der BUND ließ sich damit nicht abspeisen. Er bat das Landwirtschaftsministerium in Wiesbaden um Klärung: Steht die Forstwirtschaft wirklich über dem Artenschutz?

Das Ministerium wird von Ingmar Jung geleitet. Der CDU-Mann hat offensichtlich kein großes Interesse daran, der Stadtverwaltung eines Parteifreundes in die Quere zu kommen, schon gar nicht vor einer Bürgermeisterwahl. Was also macht ein Politiker dann? Genau: Er gibt keine Antwort. Reagiert einfach nicht.

Die Umwelt- und Naturschützer schalteten schließlich den Petitionsausschuss des Hessischen Landtags ein. Der beriet über das Thema, und am Mittwoch dieser Woche musste sich dann auch noch der Hessische Landtag mit dem Hofheimer Umweltfrevel befassen. Petition Nr. 969/21: “Der Ausschuss empfiehlt dem Plenum, die Petition der Landesregierung mit der Bitte zu überweisen, die Petentin über die Sach- und Rechtslage zu unterrichten.” Angenommen!

Im Klartext: Der Landtag fordert das Ministerium auf, dem Hofheimer BUND Auskunft zu geben. Sehr schön!

Doch so einfach geht das natürlich auch wieder nicht:

Einen Tag nach der Landtagssitzung erhielt Tanja Lindenthal vom Vorstand des Hofheimer BUND einen Brief von der Landtagspräsidentin: “Der Hessische Landtag hat in seiner 33. Plenarsitzung am 26.02.2025 beschlossen…” heißt es darin. Und weiter, nächster Absatz: “Das Hessische Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat wird Ihnen eine abschließende Mitteilung übersenden.”

Also erst einmal weiter warten! Mal sehen, wann sich das CDU-Ministerium in Wiesbaden bequemt, eine Antwort zu schicken.

Vor der Bürgermeisterwahl wird das bestimmt nichts…

Vogts neues Versprechen: Enger wohnen in Hofheim

Rechtzeitig zur Bürgermeisterwahl hat Christian Vogt eine neue Idee, und er verbreitet sie wieder über alle Internetkanäle: Er will neuen Wohnraum schaffen! Hopplahopp geht das bei ihm: Die Hofheimer müssen nur ein bisschen mehr zusammenrücken.

Natürlich meint Vogt nicht alle Hofheimer: Die schönen Wohngebiete auf dem Kapellenberg und in Marxheim – die will er nicht antasten. Gemeint sind die HWB-Grundstücke zum Beispiel im Hofheimer Norden (hinter der Polizeistation) und auch in Marxheim, wo reihenweise Mehrfamilienhäuser stehen. Zwischen diesen Häusern hat man früher viel Platz gelassen: Bäume wuchsen, Rasenflächen entstanden, manchmal wurden Gärten angelegt.

Kleine Idyllen für Menschen mit kleinem Geldbeutel.

Das ist nun Vogts neuer Plan: Weg mit dem ganzen Grünzeug! Zwischen die Häuser könnte man doch Häuser setzen!

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Auf diesem Bildschirmfoto eines Kartenausschnitts von Google Maps (zum Vergrößern anklicken) sind die Mehrfamilienhäuser der HWB zwischen Fichtestraße und Hermann-Friesen-Straße zu sehen. Zwischen den Häusern ist viel Platz – alles grün. Das ist die neueste Vogt-Idee: Hier wäre doch Platz für weitere Mehrfamilienhäuser!

Die Idee hat er aus Rüsselsheim mitgebracht. Mit dem dortigen CDU-Bürgermeister versteht er sich gut, neulich hat er ihn besucht. Gemeinsam besichtigte man eine Siedlung mit 75 Wohnungen aus den 60er Jahren, die nachverdichtet wurde – “klug nachverdichtet”, wie Vogt erkannte. Und er weiß auch sofort: “Die Lebensqualität ist dadurch enorm gestiegen”.

Sein Fazit: Für die Hofheimer Wohnungsbaugesellschaft (HWB) gebe es “ein enormes Potenzial”, das man in den nächsten Jahren nutzen wolle. 

Wohnraum schaffen durch Innenverdichtung – das Thema ist nicht neu. So sind auch die damit verbundenen Probleme hinlänglich bekannt: Mehr Menschen auf engem Raum – das erfordert erst einmal enorme Investitionen in die Infrastruktur. Kindergärten und Schulen müssen erweitert oder neu gebaut werden. Die städtische Kanalisation muss angepasst werden. Schon heute sind Hofheims innerstädtische Straßen zeitweise überlastet, auch Parkraum ist knapp: Wo ist die Lösung, wenn noch mehr Autofahrer in die Stadt drängen?

Hinter Formulierungen wie “enorm gestiegene Lebensqualität” verstecken Politiker gerne, dass bestehende Wohnungen saniert werden. Vogt spricht sogar von einer Generalsanierung der bestehenden HWB-Wohnungen. Na klar, das macht das Wohnen attraktiver. Was er allerdings verschweigt: Die Wohnungen werden dann in der Regel deutlich teurer.

Können sich die heutigen Mieterinnen und Mieter ihre Wohnungen dann noch leisten?

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Da geht doch noch was! Zwischen den Wohnblocks im Hofheimer Norden liegen größere Grünflächen. Vogt will die bestehenden Gebäude grundsanieren – und den Raum dazwischen “nachverdichten”.

Dass unsere Städte verdichtet werden müssen, um der Wohnungsnot zu begegnen, ist unbestritten. Doch die Begehrlichkeiten von Politik und Immobilienwirtschaft richten sich vor allem auf die Umnutzung städtischer Flächen, die naturgemäß begrenzt sind.

Flankierende Maßnahmen – was ist mit lebenswerten Freiräumen, Klima, Energie, Mobilität oder sozialer Infrastruktur? – klammert auch Christian Vogt aus: Darum sollen sich wohl die nächsten Generationen kümmern…

“Wir schaffen in Hofheim preiswerten Wohnraum durch unsere Wohnbaugesellschaft”, verbreitet er jetzt vollmundig im Internet.

Alles wie gehabt – siehe oben: Es ist wieder Bürgermeister-Wahlkampf – Zeit der großen Versprechungen.

Wahlkampf witzig: Wer die Enten füttert…

Den Spaß wollen wir uns zum Schluss gönnen: Wahlkampf witzig war am Samstag in der Hofheimer Fußgängerzone zu erleben. Daniel Schwingel alias Vorzeigebürger Gunter Bassuff vom Theater “Sonnendeck” in Langenhain tauchte auf und knöpfte sich – wieder einmal – die Lokalpolitik vor: Diesmal nahm er die Kandidaten Vogt und Schultze an ihren Wahlständen aufs Korn (Undeutsch war erkältet zu Hause geblieben). Bester Bassuff-Spruch diesmal: “Wer die Enten füttert, zieht die Ratten an.” Ganz böse 😉 Wen meint er da nur? Schauen Sie mal rein…

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7 Comments

  1. Bernd Hausmann

    zu: Vogts neues Versprechen: Enger wohnen in Hofheim

    Mutig, mutig, der Herr Bürgermeister. Und das mitten im Wahlkampf! Die großzügigen, mittlerweile parkähnlich begrünten Freiflächen der HWB-Siedlungen in Nord und in Marxheim nachzuverdichten, indem man zwischen die bestehenden Wohnblocks noch weitere Häuserzeilen quetscht:

    Diese Idee der HWB ist schon vor zwei Jahrzehnten krachend gescheitert. Gescheitert nicht nur am Widerstand der Bewohner, sondern auch am Widerstand der gesamten Umgebung: Diese “kleinen Idyllen für Menschen mit kleinem Geldbeutel” wurden und werden nicht nur von den Bewohnern der dortigen Sozialwohnungen, sondern von allen Bewohnern der Kernstadt und Marxheims geschätzt.

    Statt der von den Architekten der Nachverdichtung geforderten Kettensägen kamen die Freiraumplaner zum Einsatz. Das Ergebnis kann bewundert werden und ist den Hofheimern mittlerweile noch weiter ans Herz gewachsen, zumal auch das Bewusstsein über Klimakatastrophe und Stadtklima gestiegen ist. “Vogts neuer Plan”, der lediglich der alte HWB-Plan ist, ist wieder mal eine reine Luftnummer.

    Übrigens: Der alte HWB-Plan zur Nachverdichtung ist damals so krachend gescheitert, dass die Idee der Schaffung neuen Wohnraums durch Dachausbau, also durch Aufstockung der Bestandsgebäude, gleich mit beerdigt wurde. Durch ein zusätzliches Geschoss ließe sich ebenso zusätzliche Wohnfläche schaffen wie durch zusätzliche Häuserzeilen auf den Grünflächen. Aber durch eine solche Aufstockung müsste kein einziger Baum gefällt und kein Grashalm geknickt werden.

    2. März 2025
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  2. Hofheim

    Leider muss ich wirklich sagen, dass ich von keinem der Kandidaten wirklich überzeugt bin, dass sie Hofheim ordentlich führen werden. Ich bin gespannt … Und zum Thema Förster: Ich wäre dringend dafür einen neuen Förster einzustellen. Es ist eine Katastrophe, was hier passiert.

    2. März 2025
    |Reply
  3. hebeling

    Gern sagt die Politik, Zuzug bedeutet Einnahme durch Steueranteile am Einkommen … Leider werden die Ausgaben für die nötige Stadtanpassung nie gefasst oder genannt.

    Ein Vorteil hat das ganze jedoch: Man wächst auf eine Stadtgröße zu, bei der Oberbürgermeister entstehen dürfen. Der erste Stadtrat ist dann Bürgermeister, und dann gibt’s bestimmt noch drei Hauptamtliche. Ich glaube, viel mehr steckt nicht dahinter.

    2. März 2025
    |Reply
  4. Ein Wähler

    Dieser Förster muss weg. Er ist parteipolitisch unterwegs und nicht für den Wald.
    Ist immer bei den Waldthemen dabei und beschimpft die Naturschützer.

    3. März 2025
    |Reply
  5. Cornelia Staab

    Die Grünflächen mit den schönen hoch gewachsenen Bäumen sorgen für Erholung sowie bessere Luft für die Anwohnenden. Auch für viele Tiere, Vögel, Eichhörnchen und Igel, bieten sie ein wertvolles Zuhause.
    Grünanlagen zwischen den HWB-Häusern müssen unbedingt erhalten werden.

    Auch dies ist wichtig für eine moderne Stadt, die für ihre Bürger und Bürgerinnen und deren Wohl bemüht ist – auch für die Menschen mit kleinem Geldbeutel.

    3. März 2025
    |Reply
  6. Anwalts Liebling

    Erinnern sollte man auch nochmals daran, wie der Bürgermeister selbstherrlich (und vermutlich rechtswidrig) das Votum der Stadtverordneten zur Nichtzulassungsbeschwerde i.S. Vorderheide ausgehebelt hat. Dadurch wurden erhebliche Kosten zusätzlich produziert. Ich unterstelle, dass es ein Schreiben der städtischen Anwälte zu den Erfolgsaussichten der Nichtzulassungsbeschwerde gibt, in dem Vogt genau davor gewarnt wurde, das zu tun. Vielleicht hilft da eine kleine Anfrage, etwas Licht ins Dunkel zu bringen?

    4. März 2025
    |Reply
    • Vergissmeinnicht

      Das Wahlvolk vergisst so schnell… und dafür, dass Polar Mohr in Hofheim bleibt, hat Herr Vogt zwar keine Garantie, aber schon mal 10 Hektar Ackerland geopfert. Auch so ein Knaller dieses Herrn Bürgermeister. Na ja, passt zu seiner Partei.

      5. März 2025
      |Reply

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