Direkt zum Inhalt

Neuer Plan: Betreutes Wohnen für Tauben auf dem Rathausdach

Gepostet in Allgemein

Teile diesen Beitrag:

Der Anti-Tauben-Feldzug der Stadt Hofheim geht weiter! Vor eineinhalb Jahren hatte das Stadtparlament beschlossen, 100.000 Euro in ein Hotel für Tauben zu investieren. Im Rathaus hat man den Beschluss – wie üblich – nicht umgesetzt, aber immerhin eine neue Idee gehabt. Das ist nun der Plan: Betreutes Wohnen für Tauben hoch oben auf dem Dach des Rathauses. Dazu soll eine Art Gesetz für die ganze Stadt erlassen werden: Wer freundlich zu Tauben ist, wird bestraft.

Wenig Fortune hat die Hofheimer CDU mit ihren Hotel-Plänen. Gleich zwei wollte die Partei mitten in der Innenstadt bauen:

Ein neues Hotel hatte Christian Vogt versprochen, als er Bürgermeister werden wollte: An der Elisabethenstraße sollte es entstehen, groß und klotzig, wie Hofheims Entscheider gerne bauen. Doch die Pläne wurden zu früh bekannt (hier), zu viele Bürger fanden sie gar nicht gut, es gab lautstarke Proteste – inzwischen ist das Hotel vom Tisch.

Etwas spezieller waren die Pläne für ein zweites Hotel, die vor gut anderthalb Jahren bekannt wurden, als im Stadtparlament der Haushalt 2023 vorbereitet wurde. Auf der Wunschliste der CDU entdeckten wir das Wort: „Taubenhotel“. Wörtlich hieß es: „Um der Taubenplage in der Innenstadt zu begegnen, sollten sogenannte Taubenhotels errichtet werden, in denen die Taubeneier eingesammelt und durch Keramikeier ersetzt werden.“

Rathaus dach 202405
CDU-Bürgermeister Christian Vogt auf dem Dach des Rathauses, wo demnächst betreutes Wohnen für Tauben entstehen soll. Das Bild ist ein Screenshot aus einem der Filmchen, die er regelmäßig ins Internet stellt.

100.000 Euro sollte das kosten, die Mehrheit im Stadtparlament hatte damit keine Problem und stimmte zu. Der Hofheim/Kriftel-Newsletter titelte damals: „CDU-Taubenhotel in Hofheim: 100.000 Euro für kein Konzept”. Denn mehr als der Wille, viel Geld auszugeben, war nicht erkennbar. Stattdessen gab es die üblichen Polit-Parolen:  Mit den „Maßnahmen für eine saubere Innenstadt ohne Tauben“ würden „Akzente für eine positive Stadtentwicklung“ gesetzt, tönte der damalige CDU-Fraktionschef Alexander Kurz.

Nur wenige Wochen später eröffnete die Stadtverwaltung den Kampf gegen die „Ratten der Lüfte“ an einer ganz anderen Front : Vor den Fenstern des Rathauses wurden mehr als 200 Raben aus Kunststoff angebracht (hier). Das sieht nicht nur ziemlich gruselig aus, sondern brachte auch keinen Erfolg: Die schwarzen Galgenvögel „zieren“ noch immer die Rathausfassade – die echten Tauben – nun ja, da müssen wir nicht drum herum reden: Die scheißen drauf.

Taube
Echte Tauben und falsche Raben einträchtig vor einem Rathausfenster.

Aber jetzt soll’s was werden: Der Magistrat hat den Mitgliedern des Haupt- und Finanzausschusses ein Papier vorgelegt, in dem das Wort „Taubenhotel“ nicht mehr vorkommt: Die Rede ist jetzt von „betreuten Taubenschlägen“ und auch von „Taubenhäusern“.

Das ist der neue Plan: Auf dem Dach des Rathauses soll ein betreutes Taubenhaus entstehen. Dazu sollen zwei weitere Taubenschläge in der Altstadt eingerichtet werden, wobei hier noch mit Gebäudeeigentümern verhandelt werden muss. 

So soll’s dann funktionieren: Die Tauben werden auf dem Rathausdach regelmäßig gefüttert, sodass sie nicht mehr durch die Stadt fliegen müssen, um Futter zu finden, sondern die meiste Zeit im Taubenhaus bleiben können. Außerdem werden ihre Gelege durch Attrappen ersetzt: Stadttauben legen sechs- bis achtmal im Jahr je zwei Eier; der Austausch der Eier gegen Attrapen gilt als die wirksamste Methode, um die Population langfristig zu reduzieren. 

Im schönsten Beamtendeutsch schreibt Hofheims Stadtverwaltung dazu: Das sei „Schwerpunkt des Konzepts zur tierschutzgerechten Regulierung der Stadttaubenpopulation“.

Neue Verordnung: Wer Tauben füttert, muss Strafe zahlen

Rathaus Tauben 2 202405
Bitte Tauben nicht füttern: Eine Handvoll dieser Plakate hängt in der Kernstadt. Gebracht haben sie offenbar wenig.

In unserem Bericht vom Dezember 2022 hatten wir darauf hingewiesen, dass ein Taubenhotel oder ein betreutes Wohnen für Tauben ohne weitere Maßnahmen wenig bringt. Das ist erwiesen: In der Schweiz war wissenschaftlich untersucht worden, wie man die Taubenplage am besten in den Griff bekommt. Das Basler Modell – in einem Bericht über die Studie heißt es: „Der drastische Rückgang der Taubenpopulation in Basel stand in keiner Beziehung zu den Taubenschlägen. Der Rückgang ist einzig und allein auf die Reduktion der Nahrungsgrundlage im Zusammenhang mit der Aufklärung der Bevölkerung zurückzuführen.“

Im Hofheimer Rathaus will man es nicht bei der Aufklärung der Bevölkerung belassen, sondern notfalls auch hart durchgreifen können: Eine „Taubenfütterungsverbotsverordnung“ soll erlassen werden. Der Magistrat hat dieses „Gesetz“ vorbereitet, es umfasst zwei Seiten (hier).

In Paragraph 2 heißt es: „Das Auslegen oder Ausstreuen von Futter- und Lebensmitteln, die erfahrungsgemäß von Tauben aufgenommen werden, ist auf öffentlichen Straßen und in öffentlichen Anlagen verboten.“

Was passiert, wenn man trotzdem Tauben füttert, steht in Paragraph 3: Verstöße gegen das Verbot können „mit einer Geldbuße bis zu 5.000 € geahndet werden“. 

Der Haupt- und Finanzausschuss fand das gut und stimmte zu. Nächste Woche steht das Thema auf der Tagesordnung der Stadtverordnetenversammlung (Mittwoch, 22. Mai, ab 18 Uhr, Stadthalle).

Es wird wohl durchgewunken.

Teile diesen Beitrag:

3 Kommentare

  1. hebeling

    Sind die Tauben auf dem dem Dach der letzte Spatz in der Rathaushand?

    Taubenhäuser sollen aus Gesundheitsgründen gehörigen Abstand zu Wohnanlagen, Kindergärten, Krankenhäusern und anderen Einrichtungen haben. Genauso ist der Betrieb nicht unproblematisch: Krankheitsübertragung, Reizung durch Taubenkot, Taubenzecken, Allergie und Asthma usw.

    Wie hoch ist denn der Krankenstand jetzt schon über die Etagen? Dann der Betrieb – das sollten keine Laien machen, die BG verlangt Gesundheitsschutz und Betriebsanweisungen von Atemschutzgerät, Schutzkleidung und Schwarzbereichschleusen.

    Was sagt denn der Betriebsarzt und die Fachkräfte für Arbeitsschutz dazu? Verpflichtend ist eine Gefährdungsbeurteilung.

    Der Gesundheitsschutz bezieht sich nicht nur auf unmittelbar Beschäftigte, die Stadtverwaltungsmitarbeiter. Sondern auch auf die Wirkung gegenüber Dritten, also Bürger, Nachbarn und Besucher…

    Das wird doch wieder nix.

    19. Mai 2024
    |Antworten
  2. Gesine Weber

    Andernorts scheint man das Problem in den Griff zu bekommen. Wir waren gerade in Maastricht, das auch dank eines verfütterten Medikaments fast taubenfrei ist.

    20. Mai 2024
    |Antworten
  3. hebeling

    Vorsicht mit den Medikamenten: Das ist im Naturschutz sehr umstritten, selbst wenn Tierärzte die Dosierung überwachen, was gegenüber dem Einzelindividuum gar nicht geht.

    Erfahrungen zeigen, dass zum Beispiel die Turmfalken in der Nähe sich über die Nahrungskette dann auch nicht mehr vermehren können.

    Andere Kettenglieder führen zu uns und unserer Gesundheit, etwa über Brieftauben, die mitnaschen und evtl. gebraten werden.

    Auch geschützte Einzeltauben werden dadurch beeinträchtigt.

    Hilft eigentlich nur Nahrungsquellen zu schließen und evtl auf dem Rathaus Falken anzusiedeln, evtl in Zusammenarbeit mit den Falknern auf dem Feldberg.

    20. Mai 2024
    |Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Erfahren Sie es zuerst!

Abonnieren Sie den HK-Newsletter! Er ist die perfekte Ergänzung zu dieser Webseite: Sie werden per E-Mail informiert, sobald ein neuer Bericht veröffentlicht wurde – kostenlos und werbefrei!