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Sorge um den Stadtwald – und der Förster verbarrikadiert sich hinter hohem Zaun

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Eine Stadtverwaltung, der vorgeworfen wird, sich im Stadtwald nicht an die Gesetze zu halten. Ein Förster, der sich offenbar bedroht fühlt und nur noch sichtgeschützt hinter einem hohen Zaun leben will. Ein Rathaussprecher, der aus „ermittlungstaktischen Gründen“ keine weiteren Auskünfte geben will… Im Hofheimer Stadtwald spielen sich Dinge ab, die Stoff für einen abendfüllenden Film bieten. Schauen wir mal rein.

Prolog: Bleibt wachsam!

Der Hofheimer Stadtwald ist nach wie vor ein großes Sorgenkind. Nicht nur Umwelteinflüsse machen ihm schwer zu schaffen: Bei so manchem Stadtpolitiker ist die Begehrlichkeit, durch freizügigen Holzeinschlag möglichst viel Geld zu verdienen, ziemlich stark ausgeprägt.

Mit dem Holz der Bäume Kasse machen: CDU-Bürgermeister Christian Vogt wollte deshalb den Stadtwald in ein kommunales Unternehmen überführen. Er hätte damit das Stadtparlament faktisch entmachtet – der Magistrat könnte im Wald frei schalten und walten.

Alternativ sollte sich eine „Forstkommission“ aus Verwaltungsmitarbeitern und ausgewählten Stadtverordneten um den Stadtwald kümmern – nichtöffentlich, hinter verschlossenen Türen, ohne lästige Bürger.

Der Hofheim/Kriftel-Newsletter machte die Pläne öffentlich (hier und hier); auf Druck der Opposition im Stadtparlament wurden die Weichen neu gestellt: Künftig wird sich ein Forstausschuss um den Stadtwald kümmern. Vorteil Bürger: Sie können alle Diskussionen und Abstimmungen live miterleben – Ausschüsse müssen öffentlich tagen.

Dennoch gilt es, ein wachsames Auge auf den Stadtwald zu haben, der von der Mehrheit der Hofheimerinnen und Hofheimer geschätzt und geliebt wird. Denn er bleibt bedroht.

Nicht nur durch extreme Trockenheit, Luftverschmutzung, Schädlinge und Krankheiten.

Viel schlimmer ist der Mensch.

Ein Akt der Vernichtung im Stadtwald

Die Männer kamen im April. Sie hinterließen, so sagt man ja wohl, verbrannte Erde. Über viele Meter rodeten sie eine breite und dicht gewachsene Hecke. Alles, was dort grünte und blühte, wurde abgeholzt.

Das geschah, wie gesagt, im April – und damit mitten in der Brut- und Setzzeit. Ort des mutmaßlichen Umweltfrevels, das macht die Sache noch brisanter: die Försterei auf dem Kapellenberg. Das Grundstück mit dem Förster-Wohnhaus – postalische Anschrift: Hundshager Weg 62 – gehört der Stadt. Sie hat es an ihren Revierförster Leif Leonhardt vermietet.

Wir haben es uns angeschaut: Die Männer haben wirklich ganze Arbeit geleistet. Sie haben alles platt gemacht: Büsche, Bäume – alles weg.

Und dann haben sie einen langen Lamellenzaun aufgestellt. Statt einer grünen Hecke sehen wir eine beigefarbene Wand. Kiefernholz, kesseldruckimprägniert, etwa zwei Meter hoch.

Foersterei Zaun
Die Hecke wurde gerodet, ein Holzzaun aufgestellt: Der Hofheimer Förster lebt jetzt sichtgeschützt.

Das Forsthaus wirkt jetzt wie von der Außenwelt abgeschottet.

Der Zaun ist weitgehend blickdicht.

Es sieht aus, als hätte sich der städtische Revierförster verbarrikadiert.

Brut- und Setzzeit: Gesetz verbietet Hecken-Rodung

Brut- und Setzzeit – was ist das eigentlich? Hier eine schnelle Erklärung:

Im März beginnt die Zeit, in der Vögel brüten und Wildtiere ihren Nachwuchs bekommen. Hecken und Gebüsche sind, wie der Fachmann sagt, „Biotopstrukturen und damit potenzielle Lebens-, Rast- und Fortpflanzungsräume für eine Vielzahl von wildlebender Tierarten“.

Deshalb ist das Roden von Hecken während der Brut- und Setzzeit streng verboten. Im Bundesnaturschutzgesetz heißt es unmissverständlich (§ 39 Abs. 5 Satz 1 Nr. 2):

„Es ist verboten,… Bäume, die außerhalb des Waldes, von Kurzumtriebsplantagen (Anm. landwirtschaftliche Nutzholzanlagen) oder gärtnerisch genutzten Grundflächen stehen, Hecken, lebende Zäune, Gebüsche und andere Gehölze in der Zeit vom 1. März bis zum 30. September abzuschneiden, auf den Stock zu setzen oder zu beseitigen…“

Das Gesetz verbietet zudem, „Lebensstätten wild lebender Tiere und Pflanzen ohne vernünftigen Grund zu beeinträchtigen oder zu zerstören“.

Alljährlich weisen Behörden und Naturschutzverbände auf die Bedeutung des Gesetzes und die Einhaltung der Verbote hin. Die Untere Naturschutzbehörde im MTK-Landratsamt verschickte zuletzt Ende Februar eine Mitteilung, in der es heißt: Ab März dürfen Gehölze „nur in bestimmten Ausnahmefällen“ zurückgeschnitten werden, weil Wildtiere dann ihren Nachwuchs bekommen und besonders empfindlich auf Störungen reagieren.

Es sollte also eigentlich allgemein bekannt sein:

Hecken roden während der Brut- und Setzzeit – geht gar nicht!

Stadt schweigt „aus ermittlungstaktischen Gründen“

Der Auftrag zur Beseitigung der großen Hecke kam vom Magistrat. Gerne hätten wir mehr über die Gründe für die Rodungsaktion mitten in der Brut- und Setzzeit erfahren. Doch Jonathan Vorrath, der Pressesprecher der Stadtverwaltung, gibt sich äußerst wortkarg.

Er spricht von einem „Sichtschutzzaun“, der errichtet worden sei, „um die Privatsphäre des Revierförsters zu wahren“.

Sichtschutzzaun? Privatsphäre? Im Ernst?

Foersterei 4
Der Eingang zum Wohnhaus des Försters: Rechts daneben war bislang eine dichte Hecke. Sie musste weichen: Mitten in der Brut- und Setzzeit wurde ein Holzzaun aufgestellt.

Und warum musste das ausgerechnet während der Brut- und Setzzeit geschehen? Welche dringenden Gründe liegen vor, dass der Förster jetzt plötzlich sichtgeschützt hinter einem Zaun leben muss?

Vorrath will dazu nichts mehr sagen. Er antwortet kurz angebunden: „Aus persönlichkeitsrechtlichen und ermittlungstaktischen Gründen kann die Kreisstadt hierzu keine Stellungnahme abgeben.“

Ermittlungstaktische Gründe? Das klingt nach Polizeieinsatz! Nach Gefahr im Verzug!

Ist Förster Leonhardt etwa in Gefahr?

Die Schweigsamkeit im Rathaus lässt uns aufhorchen – und natürlich weiter recherchieren

Stadt beschuldigt

Die Suche nach Antworten führt uns zwei, drei Jahre zurück. Wir erfahren eine bizarr anmutende Geschichte:

Es war zum Jahreswechsel 2021/22. Damals herrschte in Deutschland noch die Corona-Pandemie.

Am 21. Dezember 2021 verschickte die Polizei Hofheim folgende Pressemitteilung: „Am Montagabend wurde ein Anwohner im Hundshager Weg von einem Unbekannten mit Reizgas verletzt.“ Der Mann habe Geräusche an seinem Grundstück gehört und nach dem Rechten sehen wollen. Dabei sei er „unvermittelt durch einen Spalt im Zaun mit Reizstoff besprüht und verletzt“ worden. Der männliche Täter konnte unerkannt flüchten. „Der Geschädigte musste durch eine Rettungswagenbesatzung ambulant behandelt werden.“

Den Namen des Opfers hielt die Polizei natürlich – wie üblich – unter Verschluss.

Leif Leonhardt 062024
Förster Leif Leonhardt (Foto: Stadt Hofheim)

Hofheims Stadtspitze hingegen posaunte ihn in die Welt hinaus. Sie verschickte Tage nach der Reizgas-Attacke eine Pressemitteilung mit der Überschrift: „Stadt Hofheim verurteilt Angriff auf Förster Leonhardt scharf“. Die drei Rathauschefs teilten darin neben ihrer Empörung mit, dass sie genau wüssten, aus welcher Ecke der Täter komme:

Die Reizgas-Attacke habe sich ereignet, als Kritiker der Corona-Maßnahmen in der Altstadt demonstrierten. Die „Freiheitsboten“, auch „Querdenker“ genannt, hätten den Förster schon mehrfach im Stadtwald „wüst beschimpft und bedroht“. Deshalb schließe man „einen Zusammenhang zwischen dem Angriff auf Leonhardt und den Aktionen der Demonstranten nicht aus“, schrieb das Rathaus-Trio Christian Vogt (CDU-Bürgermeister), Wolfgang Exner (Erster Beigeordneter, CDU, inzwischen im Ruhestand) und Bernhard Köppler (Beigeordneter, SPD) mit.

Die Lokalzeitungen sprangen prompt darauf an: „Stadt vermutet Querdenker hinter der Tat“, lautete ihre Überschrift.

Naheliegende Fragen wurden leider nicht gestellt:

Wie kam die Stadt Hofheim eigentlich zu ihren Anschuldigungen? Gab es irgendwelche Indizien oder gar Beweise?

Und überhaupt: Warum sollten Kritiker der Corona-Maßnahmen den Hofheimer Revierförster im Stadtwald bedroht und mit Reizgas angegriffen haben?

Förster pestet gegen Grüne, SPD und Katzen

Leif Leonhardt war zu diesem Zeitpunkt noch nicht lange im Amt. Sein Vorgänger Karlheinz Kollmannsberger hatte Anfang 2021 nach gerade mal zwei Jahren gekündigt: Er wollte nicht länger hinnehmen, wie mit dem Stadtwald umgegangen wird. In einem Brief an das Rathaus nannte er die Gründe für seinen überraschenden Abgang:

Es gebe Aktivitäten und Strukturen in der Stadt, die dem Wald erheblichen Schaden zufügen würden, schrieb Kollmannsberger. Gleichzeitig sorge „ein Netz aus politischen Entgegenkommen und Vereinbarungen“ dafür, das „jegliche Vorstöße, diese prekäre und waldschädliche Situation zu verändern, im Keim ersticken“.

Das war im März 2021.

Im August 2021 wurde Leif Leonhardt von Bürgermeister Vogt (CDU) und dem zuständigen Dezernenten Köppler (SPD) im Waldrestaurant Meisterturm als neuer Revierförster vorgestellt.

Und nur wenige Wochen später soll der Mann im Stadtwald bedroht worden sein: Ist das wirklich wahr?

Und kurz vor Weihnachten 2021 wurde er dann sogar mit Reizgas angegriffen!

Was war geschehen in der kurzen Zeit, die Leif Leonardt in Hofheim lebte?

Waldgaststätte Meisterturm wird Thema im Stadtparlament

Ein zweites Stadtwald-Thema wird demnächst in den Polit-Gremien diskutiert: die drohende Schließung der Waldgaststätte Meisterturm. Nach den Berichten im Hofheim/Kriftel-Newsletter (hier und hier) haben die „Bürger für Hofheim“ einen Antrag gestellt:


Aktenzeichen STV2024/090: „Eine vorübergehende Stilllegung des gesamten gastronomischen Betriebs am Fuße des Meisterturms über die komplette Bauzeit sehen wir vor allem wegen der Aufrechterhaltung des Orts als beliebtes Ausflugsziel und im Hinblick auf eine spätere Wiederaufnahme des Betriebs sehr kritisch“, schreibt die BfH. Ihr Antrag, über den die Stadtverordneten demnächst abstimmen sollen, lautet:

„Am Meisterturm soll über die gesamte Bauzeit hinweg eine Interimslösung zumindest einen Ausschank von Getränken und das Angebot einfacher Speisen in Form eines Kioskkonzepts ermöglichen. Hierfür könnte ein Verkaufscontainer, ein Foodtruck oder ähnliches aufgestellt werden.“

Die nächste Sitzung des Stadtparlaments ist am Mittwoch, 10. Juli, ab 18 Uhr in der Stadthalle.

Auf der Suche nach möglichen Erklärungen landen wir bei „Twitter“. Das Internet-Netzwerk, das sich inzwischen „X“ nennt, gilt als hochtoxisch: Viele Nutzer äußern sich hier provokant, oft auch bösartig und feindselig.

Auch Leif Leonhardt war auf dieser Plattform aktiv, wobei er immer wieder eine rabauzige Aggressivität gegenüber Andersdenkenden zeigte. Er meldete sich mit Tweets zu Wort, die ihm nicht nur Freunde eingebracht haben dürften:

„Katzen sind Serienmörder mit Plüschtierimage und gehören hinter Schloß und Riegel!“ lautete einer seiner Sprüche. Er meinte das nicht als Scherz: Hofheims Förster hat offenbar etwas gegen Katzen.

Katzen Tweet
Tweet vom Hofheimer Förster Leonhardt: Katzen sind für ihn Serienmörder.

Als die „Letzte Generation“ die Spitze eines Berliner Weihnachtsbaumes absägte, beschimpfte er sie als „Vollidioten“.

Eine ausgeprägte Aversion hegt der Mann offenbar gegen Grüne, gegen SPDler und gegen Linke. Das zeigt er offen und nimmt dabei auch kein Blatt vor den Mund:

Baerbock „erweist sich zusehends zu einer phänomenalen Personalinjurie“, lautete eine Leonhardt-Weisheit.

Und über den Kanzler verbreitete er: Scholz habe „keinen Fettnapf auslassen wird, damit habe ich gerechnet. Jetzt ist er allerdings in eine Fettwanne gestiegen…“

Tweet Scholz
Leonhardt-Tweet zu SPD-Kanzler Scholz.

Und noch so ein typischer Leonhardt-Tweet: „Leistungsträger in der Gesellschaft müssen gegen den sozialromantischen Größenwahn von Die Grünen, die Linke und SPD geschützt werden.“

Heute muss Leif Leonhardt offenbar selbst geschützt werden – vor wem auch immer:

Ein zwei Meter hoher Lamellenzaun soll ihm ein sichtgeschütztes Leben in der Försterei ermöglichen. Die Mitteilung aus dem Rathaus, man sage aus ermittlungstaktischen Gründen nicht mehr, klingt, als werde der Mann selbst zwei Jahre nach der ominösen Reizgas-Attacke noch immer als gefährdet eingestuft.

Kann man den Revierförster überhaupt noch allein durch den Wald laufen lassen

Magistrat: Brut- und Setzzeit interessiert im Stadtwald nicht

Uns stellt sich ein weitere Frage: Seit 2021/22 wurden keine neuen Angriffe auf Leonhardt gemeldet – warum musste der Zaun ausgerechnet jetzt, während der Brut- und Setzzeit, aufgestellt werden?

Im Hofheimer Rathaus hat man dazu eine ganz eigene Erklärung parat: Die Försterei liege im Wald – die Brut- und Setzzeit aber gelte nur für Flächen außerhalb des Waldes. Die Rodungsarbeiten seien zulässig gewesen.

Nun liegt, wir haben nachgeschaut, das Gelände der Försterei laut Flächennutzungsplan nicht im Wald, sondern im sogenannten „Außenbereich“

Vier Wochen brauchte man im Rathaus, um eine entsprechende Anfrage von uns zu beantworten. Dann teilt der Rathaussprecher mit, dass man das ganz anders sehe.

Foersterei 1
Das Haus, das die Stadt dem Hofheimer Förster auf dem Kapellenberg vermietet. Rechts ist ein Teilstück des neuen Holzzauns zu sehen, mit dem das Grundstück eingegrenzt wurde.

Die Originalantwort aus dem Rathaus lautet:

„Die Fläche des Forsthauses ist laut Regionalem Flächennutzungsplan zwar als Grünfläche (z.B. mit Zweckbestimmung Tiergehege oder anderen vergleichbaren Flächennutzungen) ausgewiesen, dies ist aber nicht relevant für eine rechtliche Zuordnung zum Wald. Dafür ist die Aufnahme der Fläche im Betriebswerk (Forsteinrichtungswerk) maßgebend, wobei das Forsthausgrundstück hier zwar als ,Nichtholzboden‘ ausgewiesen ist, aber trotzdem zur Waldfläche gehört.“

Das soll wohl heißen:

Im Wald muss sich die Stadt Hofheim – nach Meinung des Magistrats – nicht um die Brut- und Setzzeit kümmern. Die Stadt darf im Wald, wann immer sie will, Hecken roden. Und sie darf im Wald auch jederzeit und überall, wenn’s ihr gefällt, zwei Meter hohe Zäune aufstellen.

Es klingt wie:

Im Stadtwald kann die Hofheimer Stadtverwaltung machen, was sie will.

Während der Brut- und Setzzeit sind Tiere im Allgemeinen natürlich besonders zu schützen.

Aber im Hofheimer Stadtwald ist keine Rücksichtnahme geboten.

Scheint zumindest der Hofheimer Magistrat zu glauben.

Grüne Kreisdezernentin reagiert bürokratisch kalt

Wir haben bei der übergeordneten Behörde nachgefragt, im Landratsamt, wo Madlen Overdick hauptamtlich für den Naturschutz zuständig ist. Auf der Internetseite des Main-Taunus-Kreises veröffentlicht die Grüne allerlei Beiträge, die glauben machen sollen, sie sei um das Wohl der Tiere bemüht (hier, hier und hier). Sie lässt sich unter anderem mit dem Satz zitieren: „Rücksicht ist auch ein Beitrag zum Artenschutz im Main-Taunus-Kreis.“

Wir wollten von Frau Overdick wissen, wie sie die Rodung einer Hecke während der Brut- und Setzzeit bewertet. Ihre Antwort klingt bürokratisch kalt und desinteressiert:

„Da das fragliche Grundstück in Hofheim im Wald liegt, waren Rodungen kein Verstoß gegen das Naturschutzgesetz und auch während der Brut- und Setzzeit erlaubt.“ Das zuständige Forstamt müsse nur darauf achten, dass keine Artenschutz-Bestimmungen verletzt werden.

Umweltministerium sucht noch nach einer Antwort

Die Hofheimer Ortsgruppe im Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) wurde bereits von empörten Bürgern über die Rodungsarbeiten alarmiert. Der Verein sieht das Vorgehen der Stadtverwaltung zunehmend kritisch:

So sei im Stadtwald „auf mindestens sechs Kilometern links und rechts der Wege gerodet und gemulcht worden“, teilweise bis zu zehn Meter tief in den Wald hinein. Die Maßnahmen seien keineswegs jahreszeitlich zwingend gewesen: „Die Rodungsarbeiten wie auch die Errichtung eines Sichtschutzzaunes zum Schutz der Privatsphäre hätten auch gut außerhalb der Brutzeit durchgeführt werden können“, heißt es in einer Stellungnahme des BUND.

Tanja Lindenthal, die sich als Stadtverordnete der BfH (Bürger für Hofheim) und im BUND engagiert, hat inzwischen das Umweltministerium in Wiesbaden eingeschaltet: Die Stadt Hofheim vertrete „die Auffassung, dass es im Wald keine Vogelschutzzeiten gibt“ – ob die Rodungsarbeiten zur jetzigen Zeit und auch ein Sichtschutzzaun überhaupt zulässig waren, fragte sie schriftlich an. Das wolle man „für ein künftiges rechtssicheres Handelns einfach grundsätzlich“ geklärt wissen.

Lindenthals Schreiben liegt dem hessischen Umweltministerium seit gut zwei Monaten vor. „Die in Ihren berechtigten Fragen angesprochenen Sachverhalte bedürfen einer sorgfältigen Prüfung, daher bitte ich um Verständnis, dass die Beantwortung etwas dauern wird“, heißt es in einem vertröstenden Zwischenbescheid.

Das es so lange dauert, erscheint schwer nachvollziehbar. Denn eigentlich ist längst alles gesagt: „Der Erhalt der Artenvielfalt bestimmt die Waldbewirtschaftung“, heißt es in einer Naturschutzleitlinie, die vom Umweltministerium herausgegeben wurde. Und weiter: „Der Verzicht auf vermeidbare Störungen innerhalb von Brut- und Setzzeiten ist (…) als Element einer verantwortungsvollen Arbeit nicht mehr wegzudenken.“

Im konkreten Fall aber wird die Antwort vermutlich noch dauern. Das Ministerium wird seit Anfang dieses Jahres von Ingmar Jung geleitet.

Der Mann ist Mitglied der hessischen CDU.

Da tut man sich offensichtlich schwer, eine Antwort in Sachen Naturschutz zu geben.

Waldwege1
Zum Vergrößern anklicken: Leser schickten diese Fotos aus dem Stadtwald.
Cohausentempel1
Rodungsarbeiten trotz Brut- und Setzzeit – hier zum Beispiel am Cohausentempel.
Waldwege3
Mulchmaßnahmen auf Wegen – auf wildlebende Tiere wird keine Rücksicht genommen.
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8 Kommentare

  1. hebeling

    Klar ist der *Forst* grundsätzlich von manchen Einschränkungen befreit innerhalb des Waldes, aber
    das wird immer sensibler auch von den meisten Förstern gehandhabt.

    Die Heckenrodung war echt keine waldbauliche Massnahme, sondern Mutwille.

    Wald ist doch so: Baum, Baum, Baum, Baum, Baum und nicht: Hecke, Zufahrt, Haus, Garage, Rasen, Baum.

    Jeder andere hätte einen Antrag stellen müssen vor dem Eingriff.

    Jede Aktion, ob es das Chalet sei oder am Meisterturm, schmeckt eigenartig.

    Dieser Förster sägt schärfer als sein Herr… Wenn diese Mentalität an die Spitze die Eigenbetriebs Forst kommen sollte, dann skaliert sich das hoch und den Wald rabiat runter: sagt schonmal Tschuess zu den Alteichen! Woanders werden die Bestände geschütztm hier wurde schonmal eine am Meisterturm zum Schätzen gefaellt, denke ich.

    Ja, so ein Gehalt als Geschäftsführer im Eigenbetrieb ist reizvoll wie ein 18-Ender an der Wand… Ich fürchte aber Geweihe tragen hier die menschlichen Hirsche in der kommunalen Dämmerung und röhren in den Nebel im Kungelwald.

    Überall steigen sie aus der Geldgewinnorientierung im Wald aus und richten sich auf das Gemeinwohl ein… Aber nicht der *Förster Gnadenlos*

    23. Juni 2024
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  2. Bernd Hausmann

    „Stadtrat Köppler: „Wir wünschen Leif Leonhardt gute Besserung und werden ihn auch in Zukunft mit allen unseren Mitteln unterstützen, damit er in Sicherheit seiner Arbeit in unserem Stadtwald nachgehen kann.“

    (s. https://www.frankfurt-live.com/angriff-auf-f-oumlrster-leonhardt-der-stadt-hofheim-138573.html)

    Das war Anfang Jan. 2022. Und nunmehr, zweieinhalb Jahre später, lässt die Stadt einen Sichtschutzzaun errichten, damit der Förster „in Sicherheit seiner Arbeit in unserem Stadtwald nachgehen kann.“

    Bei der Stadt Hofheim und insbesondere bei Stadtrat Köppler dauert halt manches ein wenig länger. Nach dere Sinnhaftigkeit zu fragen, erübrigt sich auch oft.

    24. Juni 2024
    |Antworten
    • hebeling

      Lieber Herr Hausmann,

      ich glaube es ist nicht richtig, das Malheur weitgehend auf den Stadtrat zu werfen; ich schätze ihn durchaus und in ausserpolitischen Strukturen und etwas freier aufgestellt bekam und bekommt er, egal ob Städtebau oder Gestaltberatung im Arbeitsschutz, die Sachen gut hin. Kommt halt auf die Mitspieler an, wie im Handball.

      Das Problem ist die Parteiblase und Verwaltungsblase, die selbst Gewillten die Luft und den Raum zu Freischwimmen nimmt. Man braucht als Erstes ein tragfähiges Netzwerk, um Dinge zu verändern – wo soll man in Hofheim finden?
      Dann bleibt nur übrig, sich wenig zu bewegen im Treibsand.

      Bitte stellt in Hofheim bei Bürgerversammlungen das System von Marke Parteitag (oben Komitee im Licht und unten Klatschvolk im Halbschatten) um: Nur noch ein Verantwortlicher oben, vielleicht mit Moderator, und unten durchaus ausgeleuchtet alle Beteiligten im Bürgerraum: Amtsleiter, Sachbearbeiter, Architekten, Bürger, Betroffene… Wer was zu sagen hat, muss aufstehen und mitten aus der Stadtgesellschaft sprechen. Das ist der erste Schritt ins Gemeinsame, denke ich.

      24. Juni 2024
      |Antworten
  3. DererVonZiethen

    Zitat: „Im Stadtwald kann die Hofheimer Stadtverwaltung machen, was sie will.“
    Genau.
    Und auch in der Stadt macht sie, was sie will – bis hin zu einer „Bretterbude“, die mitten auf dem Auto-Parkplatz vor das schöne Türmchen (und die schöne Zeil) gestellt wird. M.W.n. ohne besondere Genehmigung. Und nur zugunsten einer einzigen Person…?

    24. Juni 2024
    |Antworten
  4. E.M.

    Die Geldorientierung beim Umgang mit dem Stadtwald kann man leider überall sehen.
    Z.B. Wenn man 20 Meter breite Schneisen in den Wäldern in Diedenbergen oder Langenhain sieht, die mit dem Havester geschlagen werden – da wächst die nächsten 20 Jahre nicht mehr viel….

    Da spielt Natur- und Artenschutz leider nur eine untergeordnete Rolle.

    24. Juni 2024
    |Antworten
  5. Gerd St.

    Was ich nicht verstehe: Warum arbeitet ein Revierförster, der in den sozialen Netzwerken öffentlich die SPD verunglimpft, im Bereich eines SPD-Dezernenten? Das kann doch nicht funktionieren!

    Hat sich Köppler nicht ausreichend informiert, bevor er den Förster eingestellt hat? Oder wurde ihm der Mann vom CDU-Bürgermeister „aufgedrückt“?

    Beides spricht nicht gerade für den SPD-Dezernenten – erklärt aber einige Vorgänge im Stadtwald und auch im Rathaus.

    24. Juni 2024
    |Antworten
  6. Stefan Bender

    Wieder einmal sehr unterhaltsam – Ich habe den nichtjagenden Förster (Vorgänger) mal kennen gelernt. Sehr nett und auch eine gesunde Selbsteinschätzung hatte der!

    24. Juni 2024
    |Antworten
  7. A. Bender

    Ja der Wald sieht an einigen Stellen schrecklich aus. Schneisen des Grauens und der Verwüstung, z.B. auf der hohen Schneise, wo Buchen geschlagen wurden. Kann es nicht verstehen, wie man so Holz schlägt, indem man das Areal drumherum komplett zerstört!

    Und noch ein Wort zu Förster Leif Leonhardt: Schlimm dass er mit Reizgas verletzt wurde, das ist gemein und hinterhältig!

    Ich möchte aber auch sagen, dass es zu diesem Vorfall keine Verbindung zur Gruppe der „Hofheimer Freiheitsboten“, der ich angehöre, gibt und die sich zur besagten Zeit oben an der Kapelle regelmäßig getroffen hat und auch Gespäche mit Herrn Leonhardt hatte.

    Vielleicht möchte mal ein Redakteur der hk-newsltter Montags zur Gruppe, die sich immer noch regelmäßig trifft, hinzukommen und reden, ab 19:00 Uhr Marktplatz. Ich denke, dass persönlicher Austausch besser ist als Artikel mit den üblichen Narrativen über die Gruppe zu veröffentlichen.

    Evtl. besteht ja auch Bedarf sich über die RKI Protokolle, jetzt frei lesbar für jeden Bürger, auszutauschen, denn die Wahrheit kommt ja zum Schluß immer heraus. Wir, die Hofheimer Freiheitsboten, können auch gerne behilflich sein bei Fragen rund um Impfschäden.

    25. Juni 2024
    |Antworten

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