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Falsche Polizisten und falsche Enkel zockten 350.000 Euro ab

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Falsche Polizisten haben im letzten Jahr im Main-Taunus-Kreis 150.000 Euro erbeutet – mindestens. Falsche Enkel kassierten sogar noch mehr ab: Sie erbeuteten weitere 200.000 Euro – auch hier: mindestens.

Das geht aus der Kriminalstatistik 2020 hervor, die von der Kriminalpolizei in Hofheim jetzt vorgelegt wurde. Allein 360 Anrufe von falschen Polizisten wurden gemeldet, im Schnitt also jeden Tag einer. Das sind weniger als in den Jahren zuvor, aber offenbar lohnt sich die Masche noch immer:

Die Täter, so die Kripo, rufen meist aus Callcentern an, die sich im Ausland befinden. Sie sprechen natürlich perfekt deutsch, die Namen ihrer Opfer haben sie sich aus Telefonbüchern herausgesucht. Angerufen werden in der Regel Frauen, die älter als 70 Jahre alt sind.

Die Anrufer, also die angeblichen Polizisten, erzählen ihren Opfern, dass sie eine Einbrecherbande festgenommen hätten. Einige der Täter hätten in den Vernehmungen gestanden, dass weitere Einbrüche stattfinden würden. Auf der Liste stünde auch der Name der Angerufenen, die deshalb um ihre Wertsachen fürchten müsse. Aber die Polizei helfe natürlich und biete an, Geld und Schmuck vorübergehend sicher aufzubewahren. Ein Beamter werde gleich vorbeikommen und alles abholen…

So arbeiten die Betrüger. Das mag auf dem ersten Blick dummdreist klingen, aber die Täter sind geschult und raffiniert. In der Polizeistatistik wird dazu ausgeführt:

In stundenlangen, sich zum Teil über Tage erstreckenden Telefongesprächen werden die Opfer derart manipuliert und unter Druck gesetzt, dass sie zunächst Angaben zu ihren Vermögensverhältnissen machen. Anschließend übergeben sie aus Furcht vor bevorstehenden Einbrüchen und Überfällen ihren Schmuck und alles Bargeld an die angeblichen Polizisten – zur vermeintlich sichereren Verwahrung.

Wiederholt kassierten die kriminellen Abholer auf diese Weise Wertsachen und Geld im hohen fünfstelligen Bereich ab.

Ähnlich funktioniert die Masche mit dem Enkel-Trick. 101 Personen meldeten sich im letzten Jahr bei der Polizei (sechs mehr als 2019) und berichteten von solchen Anrufern. Nur ein Bruchteil der Angerufenen zahlte, das aber ordentlich: Die 200.000 Euro, die von der Kripo genannt werden, wurden von nur drei Personen an die Betrüger übergeben.

Wenn’s denn dabei bliebe, wäre es ja gut! Sehr wahrscheinlich aber ist, dass der Polizei längst nicht alle Falsche-Enkel- und Falsche-Polizisten-Anrufe gemeldet werden. Die Betrüger dürften mit ihrer Masche weitaus mehr Erfolg und viel mehr abkassiert haben. Denn vielfach verdrängen die Opfer, was ihnen widerfahren ist – auch aus Scham.

Die Kriminalpolizei ahnt, dass da noch einiges schlummert. In der Polizeistatistik heißt es: „Es ist davon auszugehen, dass sich ein weitaus höherer Teil der Angerufenen nicht bei der Polizei gemeldet hat, weshalb das Dunkelfeld deutlich höher liegen dürfte.“


Impfzentrum läuft noch nicht auf Hochtouren

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Diese Grafik nennt die Zahl der Corona-Infizierten in den Orten des Main-Taunus-Kreises (Stand heute).

Es herrscht eine bedrückende Ruhe an der Corona-Front: Die Zahlen gehen weiter nach oben, langsam nur, aber offenbar unaufhaltsam.

Es gibt 56 neue Infektionen. Der Inzidenzwert wurde heute mit 103 angegeben (gestern: 100). Aktuell sind 477 Menschen an Covid-19 erkrankt

In Hofheim gibt es drei neue Infektionen, aktuell sind in der Kreisstadt 72 Menschen erkrankt. In Kriftel sind es 19 Menschen (+1)

In den Main-Taunus-Kliniken liegen 23 Patienten, davon werden sechs beatmet.

Das MTK-Impfzentrum läuft noch immer nicht „auf Hochtouren“: Gestern wurden in Hattersheim und durch ein mobiles Impfteam insgesamt 801 Personen geimpft, davon haben 451 die Erstimpfung erhalten.

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Diese Grafik nennt den aktuellen Inzidenzwert in den Orten des Main-Taunus-Kreises (Grafiken: MTK).

Eine Minuten Schweigen – auch für die 174 Toten im Main-Taunus-Kreis

Falsche Polizisten
Screenshot der Facebookseite von den MTK-Kliniken.

Heute um 12 Uhr haben viele Menschen kurz innegehalten: Zum Gedenken an die Corona-Toten gab es eine Schweigeminute. Dazu hatte das europäische Städtenetzwerk „Eurocities“ aufgerufen, in dem rund 200 Städte aus knapp 40 Ländern zusammengeschlossen sind. 2,7 Millionen Tote weltweit, fast 75.000 in ganz Deutschland. Im Main-Taunus-Kreis sind bisher 174 Menschen der Pandemie zum Opfer gefallen. Die Kliniken des Main-Taunus-Kreises riefen via Facebook zur Schweigeminute auf: Die Zahl der Toten mache uns allen noch einmal bewusst, „wie wichtig es ist, jetzt zusammenzuhalten – auch wenn das Jeder und Jedem aktuell viel Kraft kostet. Diesen Marathon schaffen wir – aber nur gemeinsam.“ 


Der Ausschuss, der Bürgermeister und der Lügen-Verdacht

Christian Vogt wurde vor genau zwei Jahren zu Hofheims Bürgermeister gewählt, ist seit anderthalb Jahren im Amt. Er ist nahezu täglich auf allen möglichen Internetkanälen unterwegs und zeigt sich dort sichtlich bemüht, als netter Mensch wahrgenommen zu werden. Aber was nutzt das? Fachlich hat sich Christian Vogt in eine sehr unangenehme Lage manövriert: Er musste bereits eingestehen, dass er seine Verwaltung nicht in Griff hat und dass es dort gravierende organisatorische Mängel gibt. Dazu zeigt er sich erschreckend vergesslich. Er musste auch einräumen, dass er seine E-Mails nicht liest.

„Bezichtigen Sie den Bürgermeister einer Lüge?“

Diese Frage schickte CDU-Mann Armin Thaler gleich mehrmals durch den großen Saal der Stadthalle, er gab sich dabei sehr empört. Es war am Dienstag in der Sitzung des Akteneinsichtsausschusses: Der tagte nun schon zum zweiten Mal, um die Hintergründe der verlorenen Mieterschutzrechte aufzuklären. Die Noch-Koalitionäre von CDU, SPD, FDP und FWG (sie bestimmen die Politik in Hofheim noch bis Ende dieses Monats) stellten sich schützend vor Vogt: Alles sei gesagt, versuchten sie zu vermitteln, alles sei geklärt. Die Opposition hingegen stellte unbeeindruckt drängende Fragen, die auch ziemlich naheliegend klangen. Das gefiel Sitzungsleiter Thaler ganz offensichtlich nicht: 

„Bezichtigen Sie den Bürgermeister einer Lüge?“

Keiner antwortete mit klarem „ja“. Aber gedacht haben dürften es einige in der Runde – aus gutem Grund:

Gleich drei Schreiben des hessischen Wirtschaftsministeriums waren, wie berichtet, im Hofheimer Rathaus unbeantwortet geblieben: Sie gingen angeblich verloren oder aber wurden nie gesehen. Das sei ein organisatorisches Versagen gewesen, hatte Vogt dargestellt, und er hatte auch Mitarbeiter persönlicher Versäumnisse bezichtigt. So will er das erste Schreiben aus Wiesbaden an die „zuständige Mitarbeiterin“ im Fachbereich Bürgerdienste weitergeleitet haben, wo es allerdings versandet sein soll. Die Frau arbeitet heute nicht mehr in der Stadtverwaltung; ihre Vorgesetzte, die von dem Vorgang hätte wissen müssen, konnte zur Aufklärung nichts beitragen: Sie wusste offenbar nichts, konnte auch keine schriftlichen Vermerke finden, die Vogts Aussage hätten stützen können.

Das ist äußerst ungewöhnlich für eine Verwaltung: Alle Papiere verschwunden? Das kam Grünen wie Linken mindestens merkwürdig vor. Seither steht ein unangenehmer Verdacht im Raum: Hat Vogt die Unterlagen vielleicht gar nicht weitergeleitet?

„Bezichtigen Sie den Bürgermeister einer Lüge?“

Eine weitere Frage war bisher noch offen, jetzt allerdings könnte eine Antwort gefunden sein:

Wenn die Geschichte von einer Mitarbeiterin, die Unterlagen vom Bürgermeister bekam und sich nicht darum kümmerte, nur ein Märchen wäre: Was könnte denn dann, diese Frage stellt sich natürlich, Christian Vogt veranlasst haben, durch Nicht-Handeln die Mieterschutzrechte auszuhebeln? Die Mieterschutzrechte sollten doch einem Großteil der Bürger seiner Stadt zugute kommen…

Die Antworf auf diese Frage könnte jetzt gefunden worden sein: Der Hofheimer Magistrat hatte sich bereits 2019 gegenüber dem Hessischen Städtetag sehr deutlich gegen Mietobergrenzen ausgesprochen. Das kam im Akteneinsichtsausschuss heraus: „Die Stadt Hofheim befürchtet, dass durch die Beschränkung Neubauprojekte gehemmt und somit der Nachfragedruck noch verschärft werden könnte“, hieß es damals in einem Verwaltungs-Papier.

Exakt so argumentiert die Immobilienbranche, wenn sie versucht, mehr Rechte für Mieter abzuwehren. 

Dieser neue Kenntnisstand – Hofheims Magistrat hat sich bereits 2019 gegen bessere Mieterrechte ausgesprochen – könnte erklärlich machen, weshalb heute die Mieterschutzrechte in Hofheim nicht gelten. Es war ja auch ganz einfach: Die drei Schreiben des Wirtschaftsministeriums im Jahr 2020 mussten einfach nicht beantwortet werden. Schon waren die Mieterrechte weg, und die Immobilienbranche war zufrieden.

Das Beste: Keiner hat’s gemerkt! Wenigstens lange Zeit nicht. Dann kamen die Linken dahinter und machten den Vorgang öffentlich. Jetzt steht fest:

Erst spricht sich der Magistrat gegen Mieterrechte aus. Dann verschwinden drei Schreiben, in denen es um die Verbesserung der Mieterrechte geht.

Wie unbedarft und vertrauensselig muss man sein, um hier an ein „Verwaltungsversagen“ zu glauben?

„Bezichtigen Sie den Bürgermeister einer Lüge?“

Die Akteneinsicht endete wie erwartet: Details wurden nicht aufgearbeitet. In dem Abschlussbericht heißt es lapidar, die Mieterschutzrechte seien wegen „organisatorischer Mängel in der Stadtverwaltung“ verloren gegangen. Das muss wohl reichen, die Mehrheit im Ausschuss wollte das so.

Lediglich in einem kleinen Punkt konnten Grüne und Linke eine Änderung erreichen: Ursprünglich wollte der Bürgermeister den Verlust der Mieterschutzrechte auch Mitarbeitern seiner Verwaltung – die namentlich nicht genannt wurden – in die Schuhe schieben. Dann wäre er nicht allein schuld gewesen. Im Entwurf des Abschlussberichts war der Satz bereits zu lesen: „Ebenso gab es Versäumnisse von Mitarbeitern.“ Grüne und Linke protestierten: Das habe vielleicht der Bürgermeiser so erzählt. Für eine solche Schuldzuweisung aber habe es in den Akten keinerlei Hinweise gegeben. Der Satz wurde gestrichen.


Video-Tipp des Tages

20210324 Huskie Video

Mit dem Husky den Kapellenberg hoch – und dann mit der Drohne die Welt von oben betrachten: Meisterturm, Bergkapelle, Kreisstadt Hofheim… Kleines nettes Filmchen, bei Youtube entdeckt. Ruhig mal reinschauen, macht Spaß: Hier geht’s lang.


Ein Zentrum der Behandlung von Menschen mit Diabetes

Gute Nachricht für die Kliniken des Main-Taunus-Kreises: Die Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie, Diabetologie und Endokrinologie in Bad Soden wurde erneut von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) als Zentrum für die stationäre Behandlung von Menschen mit Diabetes ausgezeichnet. Klinik-Leiter Professor Clemens Jaeger sagt: „Die Versorgung von Patienten mit Diabetes im Akutkrankenhaus stellt eine besondere Herausforderung dar. Oft müssen Patienten mit Diabetes wegen ganz anderer Erkrankungen in einer Klinik behandelt werden und liegen daher in unterschiedlichen Abteilungen des Krankenhauses, verteilt auf die verschiedensten Stationen.“ Das Diabetes-Team im Krankenhaus habe sich deshalb zum Ziel gesetzt, neben den Patienten der eigenen Abteilung auch diejenigen zu erkennen und aufzusuchen, die außerhalb der Abteilung behandelt werden und einer intensiven Betreuung bedürfen. Mehr hier.


Im Altpapier geblättert

Dr. Neuhaus nach SPD-Schlappe wiedergewählt

Was sagt man, wenn man bei einer Wahl ganz böse abgestraft wurde? Zum Beispiel dieses: Der Wahlsonntag habe ein SPD-Ergebnis für den Kreistag „ziemlich exakt im hessischen Mittel gebracht und spiegele den landesweiten Trend der Partei bei dieser Kommunalwahl wieder“. Deshalb kann man natürlich weitermachen wie bisher: Die SPD-Kreistagsfraktion hat Dr. Philipp Neuhaus zu ihrem Fraktionschef wiedergewählt, schreibt das Kreisblatt. Man werde wohl die Rolle der Oppositionsführerschaft übernehmen, sagte Neuhaus, „weiterhin beharrlich, aber immer konstruktiv und sachbezogen“. Soll heißen: Wir ändern nichts. Wohin soll das noch führen, SPD?

CDU-Männer bekabbeln sich in Wallau

Als großes Thema hat das Kreisblatt den Ortsbeirat Wallau ausgemacht: In dem Dörfchen hatte vor fünf Jahren eine Wählergemeinschaft für etwas Unruhe gesorgt; in diesem Jahr trat sie nicht an, was ebenfalls für etwas Unruhe sorgt. Die CDU heimste diesmal für den Ortsbeirat satte 42,3 Prozent der Stimmen ein (vorher: 26,9%), was normalerweise Grund zur Freude ist, aber wohl nicht in Wallau: Dort bekam Herwart Goldbach – bislang CDU-Vorsitzender des Gremiums – weniger Stimmen als seine Parteifreunde Anja Hauzel und Jörg Ströhmann. Woraufhin Ströhmann erzählte, er sei darauf angesprochen worden, ob er nicht den Posten des Ortsvorstehers annehmen wolle. Er sei da nicht abgeneigt, sagte er wohl auch, obwohl er eigentlich gar nicht in den Ortsbeirat gewollt habe. Aber jetzt müsse man Wählers Willen natürlich beachten… Was wiederum Goldbach nicht gefällt: Er kündigte an, sein Mandat nicht annehmen zu wollen. Sein Nachrücker würde Majo Stoll.

Alexander Feist wird Vorsitzender der Gemeindevertretung

Eine Polit-Personalie hat das Kreisblatt auch in Kriftel gefunden: CDU-Parteichef Alexander Feist soll Bodo Knopf als Vorsitzender der Gemeindevertretung beerben. Das beschloss die Fraktion. Der 53-jährige Geschäftsführer einer IT-Firma wird bei der konstituierenden Sitzung der Gemeindevertretung am 22. April gewählt. Fraktionsvorsitzenden bleibt Dr. Frank Fichert. Der 52 Jahre alte Professor für Volkswirtschaftslehre gehört seit 1993 der Gemeindevertretung an. In den Gemeindevorstand wurden Ferdinand Dillmann, Edelbert Hoss, Erhard Koch, Silvia May und Monika Beisheim geschickt.

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