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Nach fünf Jahren: Neuer Platz für Hofheimer „Quadriga“ gefunden!

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Das ist ja mal eine richtig gute Nachricht – auch wenn sie einen kleinen Kratzer aufweist: Seit fünf Jahren wird in Hofheim ein neuer Standort für die Adlergruppe („Quadriga“) gesucht, die früher als Brunnen vor dem Rathaus stand. Jetzt ist’s entschieden: Die Skulptur wird auf einer Stele auf dem Platz zwischen Sparkassen-Neubau und neuer Stadtbücherei aufgestellt.

Das Original der „Quadriga“ gehört zu den Fundstücken, die bei einer Grabung auf dem Hochfeld entdeckt worden waren. Eine Nachbildung wurde Mitte der 70er Jahre durch Spenden finanziert und vor der Stadtverwaltung aufgestellt. Bei Umbauarbeiten ging dann allerdings die Brunnenschale verloren, und die Adlergruppe verschwand samt Schrifttafel in einer Garage. 

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Die Adlergruppe liegt bereits auf dem Platz zwischen Sparkassen- und Bücherei-Neubau.

Bemühungen, die Skulptur wieder öffentlich auszustellen, gestalteten sich unerwartet langwierig. Immer wieder wurde im Ortsbeirat Kernstadt über neue Standorte debattiert: Vorm Kreishaus. Auf dem Grünstreifen vorm Rathaus an der Elisabethenstraße. Vorm Krankenhaus. Am Wasserschloss. Im Stadthallen-Foyer…

2016 stellte die CDU im Ortsbeirat den Antrag, die Stadtverwaltung solle einen Standort suchen. Einstimmig angenommen. Das Kreisblatt legte sich damals schnell fest: „Brunnen kommt vors Rathaus“. 2017 wollte dann auch die „Hofheimer Zeitung“ wissen: „Adlergruppe wacht bald über die Rathaus-Terrasse“.

Beide Blätter irrten. Es geschah: nichts.

2018 und noch einmal 2019 wollte die SPD wissen, was der Magistrat in Sachen „Quadriga“ unternommen habe. Die Antwort: nichts. Die Verwaltung erklärte ihre Untätigkeit mit Personalmangel.

Im Januar dieses Jahres fragte SPD-Mann Karl-Heinz Eyrich im Ortsbeirat nach, es klang ein wenig genervt: „Kann inzwischen ein Termin genannt werden zur Aufstellung – oder steht noch immer der Personalmangel dagegen?“ Im Protokoll der Sitzung ist nachzulesen, was die Verwaltung dazu sagte: Der Wunschstandort vorm Rathaus sei nicht möglich, „eine Verankerung zur Sicherung gegen Umsturz ist kaum umsetzbar“.

Quadriga

Eine Bronzetafel nennt die Spender der „Quadriga“. Danach wurde der Brunnen mit Unterstützung von Dr. I. Graute-Oppermann sowie den Firmen A. Mohr Maschinenfabrik, Marmor Ströhmann, Hofheim-Wallau und Castolin, Kriftel 625 Jahre nach Verleihung der Stadtrechte erbaut – im Jahr 1977.

So gingen die Jahre ins Land – jetzt aber ist ein Platz gefunden! Die Adlergruppe soll auf dem kleinen Platz zwischen neuer Sparkasse und Stadtbücherei aufgestellt werden. Ursprünglich sollte dort ein „Platanenhain“ gepflanzt werden. Das jedenfalls hatte die Stadtspitze versprochen, als sich Bürger empörten, dass für den Neubau mehrere große Bäume geopfert werden sollten. Doch schon während der Bauarbeiten war erkennbar: Aus dem Platanenhain wird bestenfalls ein Hainchen. In seiner Mitte soll nun die „Quadriga“ stehen. Immerhin.

Die Mitglieder des Ortsbeirates wurden am Ende offenbar erst gar nicht mehr gefragt. Das Gremium hatte zwar vor vier Wochen noch getagt, aber da war der neue „Quadriga“-Standort kein Thema, jedenfalls wird er im Protokoll mit keinem Wort erwähnt. Rathaussprecherin Iris Bernardelli bestätigte denn auch auf Anfrage, dass die Entscheidung im kleinen Kreis getroffen worden sei: „in Absprache mit der Ortsvorsteherin Hofheim Kernstadt und der HWB“.

Gute Lösung – schlechter Stil: Die Lokalpolitiker im Ortsbeirat Kernstadt, die sich jahrelang mit dem Thema befasst hatten, wurden demnach am Ende bei der Entscheidung übergangen. Eine Wertschätzung ehrenamtlichen Engagements sieht gemeinhin anders aus.

Neuer Hofheimer Markenauftritt:

Wurde beim Logo abgekupfert?

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Agenturchef Holger Leibmann (links) und Bürgermeister Christian Vogt (CDU) präsentierten den neuen Markenauftritt. Rechts Beigeordneter Bernhard Köppler (SPD). Foto: Stadt Hofheim

Ist da vielleicht etwas verrutscht? Oder vertauscht? Das neue Logo der Stadt Hofheim sorgt zunehmend für Irritationen: Was sollen die grün-blauen Wellen eigentlich darstellen? Neuerdings taucht auch noch diese Frage auf: Wurde bei der Gestaltung etwa abgekupfert? So richtig exklusiv hat Hofheim das Design jedenfalls nicht, trotz Anmeldung beim Patentamt…

Er wollte hoch hinaus, die Botschaft von oben herab verkünden: Bürgermeister Christian Vogt kletterte aufs Dach des Rathauses, als er stolz das neue Logo der Stadt vorstellte. Holger Leibmann von der Werbeagentur „Hauptsache Kommunikation“ begleitete ihn, ein Fotograf war auch dabei, natürlich. Der zweite Beigeordnete Bernhard Köppler durfte sich dazustellen.

27 Agenturen aus ganz Deutschland hatten sich beworben. Am Ende vergab das Rathaus den lukrativen Auftrag zur Entwicklung und Umsetzung eines neuen Markenauftritts an die ortsansässige Agentur.

Ein Jahr lang dauerte der Prozess; im Frühjahr dieses Jahres war’s soweit, und der Bürgermeister erklärte via Pressemitteilung: „An sonnigen Tagen grenzt das Grün des Waldes direkt an das Blau des Himmels und es weht einem ein frischer Wind um die Nase – das alles findet sich im neuen Logo wieder.“

Hofheim
Die Berge oben, der Himmel unten, der Stadtname etwas abgerutscht: Das ist das neue Logo der Stadt Hofheim.
Hofheim altes Logo
Das bisherige Logo der Stadt Hofheim. Zwar originell, aber Gestaltung und Farben wirkten nach 25 Jahren recht antiquiert.

Der neue Markenauftritt wird seither sukzessive umgesetzt, weshalb ihn wohl noch nicht alle gesehen haben. Ralf Schweikart jedenfalls hat ihn wohl erst jetzt entdeckt; auf Facebook schrieb er, dass die grünen Wellen sicherlich den Kapellenberg und die blaue den Schwarzbach darstellen sollten. Prompt wurde er von Gesine Weber korrigiert: „War das nicht so, dass das Blaue in Hofheim der Himmel sein sollte und nicht der Schwarzbach? Wobei ich nicht verstehe, warum in Hofheim der Himmel unten ist…“

Die Frage klingt berechtigt; Schweikart suchte eine Antwort und fand diese: „Tatsächlich, das Blaue ist laut Beschreibung der Himmel, der sich ganz sachte von unten an die bewaldeten Erhebungen schmiegt. Nach zwei Bembeln ist das ja logisch…“

Nun lässt sich über ein neues Logo stets prächtig streiten. Silvia Stengel, die stellvertretende Vorsitzende im Marxheimer Ortsbeirat ist, befand kurzerhand: „Für mich sieht jeder neue Brief von Hofheim jetzt aus wie ein Brief von den Wasserwerken.“ Franziska Reiff hingegen fühlt sich beim Anblick des Logos an bayrische Kurbäder erinnert…

Mit derlei Betrachtungen lässt sich leben. Etwas nachdenklicher macht die Erkenntnis, dass Hofheims Markenauftritt nunmehr ziemlich beliebig ist. Grün-blaue Wellen finden sich längst in etlichen kommunalen Logos. Oder wie es Monika Müller-Steinmacher formulierte: „Tja, das kann für jedes Städtchen mit Wald und Bach stehen. Echt tolles, ,exklusives‘ Design.“

Wir haben im Internet beim schnellen Googeln eine ganze Reihe Logos entdeckt, die grün-blaue Wellen zeigen. Hier eine kleine Auswahl – einfach mal durchklicken:

Mit der Austauschbarkeit werden die Hofheimer von nun an leben müssen. Allerdings: Die Berge oben, der Himmel unten, die Wellen recht entrückt vom Schriftzug – das hat die Stadt auf alle Fälle exklusiv Und das kann ihr die nächsten Jahre auch keiner nehmen: Registernummer 302021205469, 290 Euro: Bis 2031 hat sich die Stadt die Rechte an der Wort-Bild-Marke beim Deutschen Patent- und Markenamt in München gesichert.

Gut geklaut? Das sollte eigentlich keiner erfahren…

Nachtrag am 01. November: Ein Leser schickte das Logo von Kulturland Rheingau, es zeigt ebenfalls eine grün-blaue Welle (Foto unten). Er schreibt, er habe es im April dieses Jahres in Hattenheim in Rheingau fotografiert und auf der Facebookseite der Stadt Hofheim mit den Zeilen gepostet: „Gut geklaut und noch viel bezahlt. Hofheim! Warum hat der Grafiker eigentlich die Kriftel-Erdbeeren vergessen wo er schon dabei war.“ Wenig später sei der Post von der Stadt Hofheim gelöscht worden…

Kulturland Rheingau
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7 Kommentare

  1. Am Stephansberg

    Wieder was gelernt 😂
    Danke für die Recherchen in Sache Logo. Dann sollten wir für das nächste Logo jetzt schon mit der Planung starten. 25 Jahre sind (hoffentlich) schnell um.

    1. November 2021
    |Antworten
  2. Albert Klein

    Gab es eigentlich ein Briefing für das neue Hofheim Logo in dem klar definiert war, für was denn das Logo stehen sollte? Die Erklärungsversuche im Nachhinein sind im höchsten Maße unprofssionell!

    1. November 2021
    |Antworten
  3. Scherzbürger

    Wer die Wellen zum Kreis vervollständigt, landet bei der Autobahnraststätte in der SANIFAiIR Oase. Dort gibt es das einmalige Logo für 70 Cent, und mit der Einlösung des Wertbon fließen 50 Cent in die Stadtkasse zurück.

    1. November 2021
    |Antworten
  4. Oliver Brockhaus

    Vielen Dank für die Recherche. Ich dachte, als ich das Logo gesehen habe, dass es das Logo der Rhein-Main-Therme sei.

    3. November 2021
    |Antworten

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