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Kosten spielen keine Rolle: Unseren täglichen Vogt gib uns heute

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Heute laden wir Sie zu einem kleinen Rätselspaß mit Bürgermeister Christian Vogt ein. Wobei der Hintergrund nicht so richtig lustig ist, sondern eher recht teuer – für uns Steuerzahler:

Bekanntlich ist die Stadt Hofheim seit Jahren notorisch knapp bei Kasse. Noch letzte Woche ermahnte Stadtverordnetenvorsteher Andreas Hegeler (CDU) in einer Ausschusssitzung die Lokalpolitiker mit gestrengen Worten, sie sollten bitte nicht so tun, als fiele das Geld vom Himmel.

Hegelers Wort in des Bürgermeisters Ohren:

Christian Vogt beschäftigt im Rathaus inzwischen eine ganze Abeilung damit, ihn rund um die Uhr, an sieben Tagen die Woche, in ein gutes Licht zu rücken. Die Mitarbeiter der „Stabsstelle Presse, Öffentlichkeitsarbeit und Städtepartnerschaften“ schreiben und verschicken nahezu jeden Tag Pressemeldungen über ausgesuchte Geschehnisse in der Stadt. Dabei haben sie sehr genau darauf zu achten, dass ihr Chef, eben Bürgermeister Christian Vogt von der CDU, sich regelmäßig und positiv dargestellt sieht. Er soll in einem guten Licht erscheint. Und zwar immer. Möglichst jeden Tag.

Unseren täglichen Vogt gib uns heute.

Im letzten Monat wurden insgesamt 42 Berichte von drei Mitarbeitern der Rathaus-Presseabteilung verschickt. In 13 davon wurde Bürgermeister Christian Vogt namentlich genannt, oftmals mit einem Zitat. Das sind dann Sätze wie „Spielen ist unverzichtbar für die Entwicklung“ (28. Oktober) oder „Ich danke allen, die für den Klimaschutz in die Pedale treten.“ (14. Oktober) oder „Die Digitalisierung der Verwaltung schreitet voran und ist in Form der Knöllchen-App, die offiziell owi21 to go heißt, auch bei der Stadtpolizei angekommen.“ (20. Oktober)

Wie ein Bürgermeister eben so redet.

Christian Vogt: Viele Fotos – und jede Woche noch ein Video

In der Regel werden für die Bürgermeister-Vogt-Meldungen nicht nur schöne Zitate formuliert, sondern auch nette Fotos gemacht. Das kostet natürlich extra, was aber wohl als zweitrangig eingestuft wird. Denn selbst Herr Hegeler hat sich darüber noch nicht mokiert, zumindest wurde es nicht öffentlich bekannt.

Mit den Bürgermeister-Vogt-Fotos werden u.a. die Lokalzeitungen versorgt. Weil aber nur noch sehr wenige Menschen eine Zeitung lesen – und wenn, dann sind sie überwiegend sehr viel älteren Jahrgangs –, veröffentlicht das Rathaus die Fotos und Texte in den sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram & Co. Das kostet Zeit, also Arbeitskraft, und die ist bekanntlich teuer, aber das hatten wir ja schon. Es geht schließlich um Wichtigeres: Das Image unseres Bürgermeisters soll glänzen.

So sei es denn: Unseren täglichen Vogt gib uns heute.

Von den Videos, die Bürgermeister Christian Vogt zusätzlich jede Woche von sich drehen und im Internet auf Youtube veröffentlichen lässt, wollen wir hier nicht weiter reden. Ihre Produktion dürfte nicht gerade billig sein. Dabei ist die Zahl der Menschen, die sich das anschaut, erschreckend klein. Im Schnitt wird ein Bürgermeister-Vogt-Video vielleicht 150 mal bei Youtube aufgerufen. Das mangelnde Interesse liegt sicher auch daran, dass es sich bei den gefilmten Vogt-Erzählungen nahezu ausschließlich um fortwährende Lobpreisungen der Rathaus-Aktivitäten handelt. Das ist auf Dauer doch etwas eintönig und deshalb für die meisten Menschen nicht so richtig prickelnd.

Egal. Wir zeigen Ihnen hier Ausschnitte von zwölf Fotos mit Christian Vogt, die er seine Rathaus-Pressestelle in nur einem Monat – im Oktober 2021 – von sich anfertigen ließ. Und das ist unsere Rätselfrage: Ein Bürgermeister auf Selbstdarstellungs-Trip – bei welchen Terminen posierte Christian Vogt auf den Bildern für den Fotografen?

Um es Ihnen ein wenig leichter zu machen, nennen wir die dazugehörigen Termine. Ihre Aufgabe ist es nun, Fotos und Termine richtig zuzuordnen.

Viel Spaß!

Sollte es nicht klappen: nicht verzweifeln! Die Auflösung steht unten; die Links führen zu den jeweiligen Vogt-Berichten der Stadtverwaltung.

A – Stadt dankt mit Ehrennadeln für Beiträge zur lebendigen Stadtgesellschaft

B – Murmelbahn in der Hofheimer Altstadt

C – Gute Nachbarn: US-Kommandeur zu Gast in Hofheim

D – Ehrenamtliche Stadträte übernehmen Geschäftsbereiche

E – Preisgeld geht an die Bürgerstiftung

F – Ehrenamtliches Wirken in Beiräten mit Ehrennadeln in Silber und Bronze gewürdigt

G – Baumpflanzaktion: Erster Aktionstag war ein voller Erfolg

H – Herbstspiele: Goldene Rutsche und Flugzeug auf dem Dach

I – Wiedereintritt der Stadt Hofheim in den Taunus Tourismus Service

J – Besuch Seniorenbeirat im Neubau Stadtbücherei

K – Über 100 Briefe: Post aus der Coronazeit ins Jahr 2121

L – Mit dem Spielmobil um den Erdball

Lösung: 1+K2+E3+I4+L5+A6+D7+J8+G9+B10+F11+H12+C


Kosten spielen keine Rolle? Stadtparlament soll On-Demand zustimmen

Wer Christian Vogt einmal live erleben möchte, hat dazu an diesem Mittwoch Gelegenheit. Um 18 Uhr beginnt in der Stadthalle eine Stadtverordnetenversammlung. Der Bürgermeister sitzt normalerweise am Kopfende.

Es gibt natürlich noch bessere Gründe, die Sitzung zu besuchen. Zum Beispiel diesen: Am Mittwochabend wird zu erleben sein, ob die Stadtverordneten ihr Amt wirklich verantwortungsvoll ausüben – oder ob sie sich von externen Interessen steuern lassen.

Die Stunde der Wahrheit – auf der Tagesordnung ist es Punkt 10: Es geht um den „On-Demand-Fahrservice“.

Schon sehr bald sollen Elektro-Busse „auf Bestellung“ durch die Stadt fahren. Es handelt sich um einen Modellversuch, der von RMV/MTV gesteuert wird. Erst letzte Woche waren die On-Demand-Fahrpreise offiziell bekannt gegeben geworden. Quer durch die Parteien war das Entsetzen groß: So teuer? Das sei unsozial! Abzocke!

Anfang dieser Woche wurde dann bekannt, dass die Busse am 6. Dezember starten sollen. Hofheims Verwaltung hatte das letzte Woche noch nicht gewusst, jetzt verkündete MTV-Chef Roland Schmidt den Termin überraschend via Kreisblatt. Noch in einem weiteren Punkt zeigte der Mann, welchen Stellenwert kommunale Parlamentarier für ihn haben: Die Kritik aus Hofheim an den hohen Fahrpreisen cancelte er in der Zeitung mit dem arroganten Spruch ab, Sozialpolitik sei Sache des Sozialamtes, nicht der MTV.

Antworten auf weitere drängende Fragen lieferte MTV-Schmidt dagegen nicht. So bleibt abzuwarten, ob die Stadtverwaltung, die vor einer Woche völlig blank zog, sich an diesem Mittwoch besser informiert zeigen kann:

  • Die Fahrpreise bei „On Demand“ werden abhängig sein von der Länge der Wegstrecke. Aber unklar ist bis heute: Gilt der kürzeste Weg? Oder der schnellste? Und was ist, wenn ein zweiter und vielleicht ein dritter Fahrgast einsteigt und Umwege gefahren werden: Wie errechnet sich dann, was der einzelne Fahrgast zu zahlen hat? 
  • Die MTV-Einnahmen durch Fahrpreise werden in einem Papier mit 302.000 Euro angeben. Ist das nur ein Schätzwert? Oder welche Rechnung liegt dahinter? Die Stadtverwaltung konnte nichts dazu sagen. Stadtverordnete aber sollten das doch eigentlich vor einer Entscheidung wissen (dürfen)…
  • Der Modellversuch wurde auf vier Jahre angelegt, die Kosten der Stadt liegen bei 1,6 Millionen Euro (400.000 pro Jahr) – so hieß es bisher. Dabei wurde als Starttermin stets Anfang 2020 genannt. Dann gab es Verzögerungen, jetzt ist bereits das erste Jahr um. Wird das Projekt bis 2026 verlängert? Oder verbleiben nur noch drei Jahre? Muss die Stadt dann trotzdem den vollen Preis zahlen – oder werden ihr 400.000 Euro „erlassen“?
  • Heute gibt es noch AST, das günstige Anruf-Sammel-Taxi. Die Stadt zahlt dafür im Jahr rund 350.000 Euro. AST soll durch „On Demand“ ersetzt werden, allerdings wurde dafür kein konkretes Datum genannt. Warum nicht? Jeder Tag, an dem AST neben „On Demand“ fährt, kostet die Stadt richtig Geld.

Und schließlich noch diese Frage, die ebenfalls noch nicht beantwortet wurde: Was passiert eigentlich, wenn das On-Demand-Projekt ausläuft? Verschwinden die Busse? Oder muss Hofheim dann alle Kosten allein tragen? Dass diese Frage bei einem Unternehmen wie den MTV bisher nicht bedacht worden sein soll, erscheint kaum vorstellbar. Warum wurden die Stadtverordneten darüber nicht informiert?

Wenn die Stadtverwaltung an diesem Mittwoch keine Antworten liefern kann, aus denen die künftige Kostenbelastung der Stadt Hofheims klar und deutlich erkennbar wird, dann ist ein „Ja“ zu dem Projekt eigentlich kaum noch vertretbar:

Eine Zustimmung zu „On Demand“ ohne Kenntnis aller Fakten kann sich schließlich sehr schnell als verantwortungsloses Handeln gegenüber der eigenen Stadt erweisen.

Alle Fotos: Stadt Hofheim

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Ein Kommentar

  1. Am Stephansberg

    Hmmm… Dilemma. Einerseits ist die Kostenfrage relevant. Andererseits bin ich offenbar eine der 150 Personen, die sich gerne die Bürgermeister Videos anschaut. Aber ich glaube, so schlimm ist das nicht: man müsste die verschiedenen Plattformen (YouTube, Instagram, Facebook, etc.) zusammenaddieren, dann kommen sicher mehr als 150 Personen zusammen, die sich in Hofheim für News aus dem Rathaus interessieren. Außerdem haben Sie, lieber Herr Ruhmöller, einige Zeit Pause gemacht. Wo sollen wir sonst noch unsere digitale Stadtneuigkeiten her bekommen? 😉

    3. November 2021
    |Antworten

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