Hofheim ist ein schönes Städtchen. Wir sind stolz auf die historische Altstadt, führen unsere Besucher gerne durch die kleinen Gässchen, zeigen ihnen die herrlich restaurierten Fachwerkhäuser und die lauschigen Plätze…
Doch aufgepasst: Es ist allerhöchste Zeit, dass wir genauer hinschauen! Unser schönes Hofheim hat an vielen Stellen Flecken bekommen. Wir laufen tagtäglich daran vorbei, sehen alles – und kriegen doch nicht mit, wie sehr die Altstadt leidet.
Psychologen kennen das Phänomen des sehenden Nichtsehens: “Inattentional Blindness” nennen sie es. Blindheit durch Unaufmerksamkeit. Das Auge sieht etwas, informiert jedoch das Bewusstsein nicht darüber. Erst wenn wir zusätzlich zu den Augen auch die Aufmerksamkeit auf das Geschehen richten, gelangt das Bild ins Bewusstsein.
Schauen wir also mal ganz genau hin! Die Altstadt hat schließlich unser aller vollste Aufmerksamkeit verdient:
Obere Hauptstraße, Richtung Zentrum: Rechts geht’s ab in die Mauergasse. Da stehen ein Straßenkreuz und eine der historisierenden Altstadtleuchten – und gleich daneben, links und rechts, häßliche graue Kästen, auf denen sich unbekannte Sprayer verewigt haben. Flankiert wird die Szene von einem Halbdutzend Schildern an drei, vier Stangen, auch ein Parkscheinautomat quetscht sich noch ins Bild.
Warum tut ihr unserer Altstadt das an?
Wenige Schritte weiter, unterhalb der Kirche: ein weiterer grauer Kasten. Schmutzig angelaufen, schon mit ein paar Sprayer-Tags versehen.
Das soll schön sein?
Wenn wir nur die Augen aufmachen, sehen wir sie überall: Graue Kästen vorm alten Gemäuer von Hof Ehry:
…an der Zufahrt zum Tivertonplatz:
…an der Ecke Hauptstraße/Am Untertor erwartet uns ein ganz besonderes Schmuddel-Ensemble, bestehend aus versifft wirkenden Verteilerkästen und Mülleimern:

Auch wenn wir in die Nebenstraßen ausweichen – überall das gleiche Bild.
Graue Kästen finden sich allüberall, in den Wohngebieten der Kernstadt wie in den Ortsteilen. Doch in der historischen Altstadt, dem Aushängeschild der Stadt und dem Stolz ihrer Bewohner, da fallen sie in ihrer Häßlichkeit besonders auf. Und tun richtig weh.
Schmuddelige Altstadt: Woanders geht’s anders
Was es mit den grauen Kästen auf sich hat? Das ist schnell gesagt: Es handelt sich um Verteilerkästen von Telefon- und Energieunternehmen, einige werden auch von der Post zur Zwischenablagerung von Postsäcken genutzt. Untersagen kann eine Kommune die Verteilerkästen nicht. Aber sie kann natürlich beim Standort mitreden. Und ein wacher und engagierter Magistrat würde sicher auch darauf drängen, dass die Straßen der Stadt und vor allem die historische Altstadt nicht über die Maßen veschandelt werden.
Vielleicht kommt jetzt Bewegung in die Sache: Einige Lokalpolitiker haben ihre Augen geöffnet und die zunehmende Verschandelung erkannt. Sie sorgten dafür, dass alle(!) Fraktionen des Stadtparlaments gemeinsam(!) den Magistrat beauftragen wollen, tätig zu werden. Die Stadtverwaltung soll sich um eine Umgestaltung der Kästen kümmern:
Ein entsprechender Antrag kommt erstmals an diesem Mittwoch, 1. Februar, im Ortsbeirat Kernstadt zur Sprache (ab 19 Uhr in der Stadthalle). Es heißt darin, der Magistrat soll mit den Eigentümern der Kästen sprechen und klären, wie man sie schöner gestalten könne und was das kosten würde.
Nun wissen wir, dass im Rathaus selbst für Kleinstaufträge manchmal unendlich viel Zeit benötigt wird. Damit es in diesem Fall vielleicht doch etwas schneller geht, haben wir schon mal beim Kulturkreis Wallauer Fachwerk nachgefragt. Die Antwort kam umgehend: Selbstverständlich würde man eine solche Altstadt-Verschönerungsaktion mittragen, versichert Vorsitzender Hans-Peter Krecker. Der Verein zähle mehr als 150 Künstler: Mit ihrer Hilfe könnten die grauen Kästen in echte Kunstwerke verwandelt werden.
Eine solche Aktion könnte Hofheim auch über die Stadtgrenzen hinaus sehr viel positive Aufmerksamkeit bescheren. “Wenn die Stadt mitzieht: Wir sind gerne dabei”, sagt Krecker.
Der Ball liegt im Rathaus. Zur Inspiration zeigen wir hier ein paar Beispiele, wie andere Städte es geschafft haben, die grauen Kästen anders – schöner – aussehen zu lassen:
Die Telekom hat übrigens vor Jahren schon die Aktion “Aus Grau wird bunt” ins Leben gerufen. Auf einer Internetseite wird erklärt, wie’s funktioniert. Es geht offenbar ganz einfach – man muss nur wollen.
Es gibt doch in Hofheim im Umfeld der Pestalozzischule schon schön gestaltete Verteilerkästen, Wäre doch ein nettes Projekt für die Ferienspiele, Projektionen, Kitas…
Nicht nur die Verteilerkästen sind abschreckend, auch verschiedene große Schaufenster, die sei Jahren lieblos mit Packpapier zugeklebt sind, u.a. auch an prominenter Stelle in der Hauptstraße, könnten auch mal etwas aufgehübscht werden. Gab es da nicht mal eine entsprechende Initiative eines Bürgermeiszerkandidaten?
Lieber Herr Ruhmöller,
wir haben in Wallau damit angefangen. Im übrigen kann das jeder Bürger ändern. Scheinbar stört es doch leider nicht so viele Bürger. Sonst hätte sich der eine oder andere schon schlau gemacht!
Jeder kann so einen Kasten aufhübschen.
Mir viel das in Wiesbaden – Ickstadt auf. Dort sind sehr viele Kästen sehr schön gestaltet…… Man muss nur wollen…..
BG
Anja Hauzel
So weit muss frau gar nicht gehen. Ein Spaziergang durch das Ostend zeigt eine Aktion der ILO mit Studierenden der FH Mainz, Fachbereich Gestaltung, die viele Stromverteilerkästen in kleine Kunstwerde verandelt haben. Das liegt schon ein paar Jahre zurück und nicht mehr alle erstrahlen in unberührter Frische. Aber hübscher als verwitteres Gammelgrau allemal!
Zwei dieser Kästen im Ostend wurden seinerzeit auch von mir gestaltet. Das Schöne an dieser Aktion war, dass die Anwohner die Reinigung und das Anschleifen der Kästen übernommen hatten, so dass die Künstler*innen direkt mit der Bemalung beginnen konnten. Die Finanzierung der Farben hatte seinerzeit die Hofheimer KulturWerkstatt mit der Süwag übernommen. Koordiniert wurde das Projekt von der ILO (Interessengemeinschaft Lebenswertes Ostend) gemeinsam mit der Hofheimer KulturWerkstatt.
Auch in Hofheim gilt, wie ein alter Spruch sagt:
“Wer will, der findet eine Lösung – – und wer NICHT will, findet Ausreden!”
Dabei wäre es so einfach, wie man es in der schönen, alten Stadt LÜNEBURG an viele Ecken selbst sehen kann. Dort kann man junge, talentierte Künstler unterstützen – in Hofheim nicht?
Schauen Sie sich mal diese schönen Stromkästen (“Graffiti an Stromkästen”) an:
https://www.luenepedia.de/wiki/Graffiti-Kunst
Sie werden erkennen, daß man bei manchen Werken gar nicht erkennen kann,
daß da ein Stromkasten darunter ist…
Einfach nur SCHÖN ! Und nachahmenswert…
Zusatzinformation:
HIER wären die Leute, die Hofheim sehr individuell verschönern könnten.
Und die Gemeinde hat ja noch VIEL GELD ÜBRIG, da sie diese “Blech-Bäume” zur “Lufterfrischung” in Hofheim nach lauten Protesten nun richtigerweise nicht angeschafft hatten. DAS GELD könnte man hier sehr gut investieren:
https://www.dosenfutter-graffiti.de/?fbclid=IwAR3zIWqlRjt_BKlOcj8AZV0h53nFWXyV-8Ri6UdiR1aovfqIQNv-jeUQNOU
Im Ostend wurde gemeinsam mit der Interessengemeinschaft Ostend und der Hofheimer Kulturwerkstatt in Kooperation mit angehenden Künstler:Innen der Universität Mainz etliche grauen Kästen zu phantasievolle und bunten Kunstwerken verwandelt. Dies sollte hier unbedingt erwähnt und auch als Foto präsentiert werden. Am besten sind diese “Kunstwerke” zu Fuß zu besichtigen, da etliche Kästen durch parkende Autos verdeckt werden.
Tja, ich vollziehe sehr schöne Auftragsgraffiti und das ja erst seit 35 Jahren und in Hofheim kennt mich ja niemand … köstlich.
Anm. d.Red.: Im Internet ist der Künstler unter http://www.bomber.de zu finden.