Sie haben es selbst verbockt! Es war vor etwas mehr als zwei Jahren, als im Ortsbeirat Marxheim die Mitglieder von CDU, SPD und Grünen einen gemeinsamen Antrag vorlegten. Der fand unter dem Aktenzeichen MXH2021/031 seinen Eingang in die Registratur des Rathauses und drückte das Niveau der Hofheimer Rathauspolitik auf ein ganz neues Level:
Als unmittelbare Folge des Antrags wurde ein TÜV-Gutachter zu einem kleinen Tümpel am Rande der Kreisstadt geschickt. Der Sachverständige musste zu mitternächtlicher Stunde dem Quaken einiger Frösche lauschen, ihren Geräuschpegel ermitteln und hernach ein Gutachten darüber verfassen.
All das spielte sich unterhalb der Wahrnehmung durch die breitere Öffentlichkeit ab. Es wird allerhöchste Zeit, dass dem Geschehen die gebührende Beachtung zuteil wird! Wir haben jede Menge Dokumente einsehen können – deshalb hier und heute und exklusiv:
Folgen Sie uns in das Polit-Theater der Kreisstadt: Hier wird das Lustspiel „Marxheim und die Molche“ aufgeführt, seit fast zehn Jahren schon! Demnächst kann Jubiläum gefeiert werden. Das sollten Sie sich nicht entgehen lassen – deshalb:
Vorhang auf!
Brandweiher wurde Denkmal. Dann kamen die Molche
„Von allen Plagen, mit denen Gott der Herr unser Wirtschaftsleben heimsucht, ist die Bürokratie die weitaus schlimmste“, sprach einstens Ephraim Kishon (1924-2005).
Der israelische Satiriker war noch nicht allzu lange verstorben, da schickte das Hessische Amt für Denkmalpflege eben diese schlimmste aller Plagen über Hofheim. Die Landesbehörde vermeinte befinden zu müssen, dass dem Brandweiher in Marxheim ein ewigliches Dasein zu garantieren sei:
Das Bassin an der Kassernstraße, erbaut um 1850/60, 25 Meter lang, 11 Meter breit und zwei Meter tief, früher aus einem Graben gespeist, jetzt nur noch von Regenwasser befüllt: Dieser „Himmelsteich“, wie ihn Experten prosaisch benennen (wirklich wahr!), wurde Anno 2007 offiziell unter Denkmalschutz gestellt.
Damit wurde aus einem heruntergekommenen Tümpel ein schützenswertes Kulturgut. Es ist nicht überliefert, dass sich Widerspruch gegen die behördliche Entscheidung geregt hätte. Warum auch: Ältere Marxheimer haben hier, lang ist’s her, sommers geplantscht, im Winter sind sie Schlittschuh gelaufen. Für sie ist der Brandweiher eine Art Souvenir, das die Erinnerung an früher wachhält, als noch alles besser war. So etwas bewahrt man doch gerne auf!
Sieben gelobte Jahre zogen ins Land. Sieben Jahre, in denen das Wässerchen still ruhte, sich leider zunehmend eintrübend. Dann, es war Anfang 2014, meldete sich Dr. Kristin Seitz zu Wort:
Der Anblick des Brandweihers sei nicht mehr schön, befand die CDU-Lokalpolitikerin. Sein Wasser braun, von Algen durchsetzt und voller Müll: Der Magistrat solle für eine Reinigung sorgen, und zwar „zeitnah“.
Oh Kristin, wenn du doch geschwiegen hättest! Denn mit ihrem Antrag zogen über der „Pfütze mit Unkraut“, wie der heutige Bürgermeister Christian Vogt den Brandweiher mal bezeichnet hatte, stürmische Winde auf:
Denn schon wenig später wurden, oh Schreck, Molche im Brandweiher gesichtet! Ausgerechnet Molche! Das sind – schnelle Erklärung für alle in den Naturwissenschaften nicht so bewanderten Leser – kleine Amphibien, gelbbraun oder schwarzgrau, rund zehn Zentimeter groß. Sie gelten als zunehmend gefährdet.
Nun hat sich Hofheims CDU, zumindest öffentlich, bisher nicht als Freund bedrohter Tierarten zu erkennen gegeben, eher im Gegenteil. Doch angesichts der Molche von Marxheim fühlte sich die Partei wohl genötigt, ein Herz für Tiere zu zeigen. Also neuer Auftritt Frau Dr. Seitz: Ob angesichts der Molche, so begehrte sie offiziell zu erfahren, eine Reinigung des Brandweihers überhaupt möglich sei? Sie wissen schon: Naturschutz, Tierwohl, berechtigte Belange der Molche usw. usf.
Hofheims Verwaltung, damals noch unter der Führung von SPD-Bürgermeisterin Gisela Stang, reagierte – zumindest für heutige Verhältnisse – überraschend flott. Sie gab ein Gutachten in Auftrag, konkret: eine „faunistische und floristische Erhebung, eine Natur- und artenschutzrechtliche Beurteilung der Ergebnisse sowie die Ausarbeitung von Konzeptvorschlägen zur weiteren Behandlung des Weihers“.
Wir sind noch immer in 2014, es ging auf das Ende des Jahres zu, als das Gutachten vorlag. Die Stadtverwaltung informierte die Lokalpolitiker: Es seien „mehrere nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützte Arten festgestellt“ worden, weshalb man mit der Unteren Naturschutzbehörde beim Kreis abstimmen müsse, „wie die Belange der vorhandenen Tierarten bei erforderlichen Eingriffen in den Weiher umgesetzt werden müssen“.
Schlimmer kann’s kaum kommen: Mehrere! Geschützte! Arten!
Was für ein Schlamassel! Sie ahnen es: Jetzt wird’s richtig kompliziert!
Mal pathetisch, mal forsch, mal ohne Sensibilität
Stadtverwaltung, Kreisbehörde, Landesamt – sie alle wollten mitreden. Plötzlich erfreute sich der olle Brandweiher nie zuvor erlebter Aufmerksamkeit. Und CDUlerin Dr. Seitz mutierte zu einer echten Aktivistin, sie traktierte die Verwaltung mit immer neuen Anfragen und Anträgen, wobei sie nicht davor zurückschreckte, ihre Forderungen mit ganz viel Pathos aufzuwerten:
„Die Geschichte Marxheims soll für unsere Kinder und Kindeskinder sichtbar bleiben. Dafür ist auch der Erhalt des historischen Brandweihers unverzichtbar.“
2017 stellte Gisela Stang – sie war noch immer Chefin im Rathaus – auf drei eng beschriebenen Din-A4-Seiten mögliche Maßnahmen vor:
Erster Vorschlag: Alles bleibt, wie’s ist – Regenwasser füllt den Tümpel auf. Zusätzlich könnte man den ursprünglichen Wassereinlauf (vom alten Hochbehälter Pfingstwiese) wiederherstellen, bei Bedarf auch Trinkwasser einleiten. Mit Ausgaben in Höhe von 75.000 Euro sei zu rechnen – mindestens! –, zudem seien regelmäßige naturschutzrechtliche Untersuchungen zum Artenbestand erforderlich, was natürlich auch koste…
Alternative 1: Das Loch wird zugeschüttet und dann beispielsweise als Spielplatz oder Hausgarten genutzt. Das denkmalgeschützte Mauerwerk des Bassins würde nicht Schaden nehmen, im Gegenteil, es werde geschützt: Das hätten Experten vom Institut für Geotechnik versichert, bei denen man extra ein Gutachten in Auftrag gegeben hatte.
Alternative 2: Über den Teich werden Bohlen verlegt, eine Art „Tischkonstruktion“. Das denkmalgeschützte Gemäuer bliebe erhalten, eine Sanierung des alten Mauerwerks wäre erst einmal nicht notwendig, gleichzeitig könnte die Fläche genutzt werden. Großer Nachteil: Die Herstellungs- und Unterhaltungskosten würden sehr hoch sein.
Alle drei Vorschläge kamen gar nicht gut an! Die CDU/Frau Seitz forderte den Magistrat auf, „alles zu tun, um die Sicherung und den vollständigen Erhalt des historischen Brandweihers in Marxheim zu gewährleisten“ – und zwar mit Frischwasser-Zulauf. Auch solle der Zaun um den Brandweiher, wenn eben möglich, wieder verschwinden. Angeblich würden sich die Bürger das wünschen.
Bernd Hausmann sprach gar von einem „Frevel am baulich-kulturellen Erbe der Stadt“ und verlangte die Einrichtung einer Denkmalkommission. Das aber ging der CDU wie auch der SPD – beide regierten damals im Stadtparlament – zu weit, zumal der Stadtverordnete der Linken seinen Antrag gewohnt frech-forsch damit begründet hatte, dass es dem Magistrat „manchmal an Sensibilität hinsichtlich der historischen Bausubstanz und des Ortsbildes“ mangele. In der Sache war das vermutlich unstrittig, in dieser Klarheit aber natürlich nicht massenkompatibel: In drei Sitzungen des Stadtparlaments wurde der Linken-Antrag vorgetragen, zweimal vertagt, dann Ende 2016 endgültig abgelehnt.
Fröschequaken bei Nacht – ganz ohne Richtwerte
Wir machen einen kleinen Sprung ins nächste Jahrzehnt: Anfang 2021 nahm sich CDU-Mann Christian Vogt – er war 2019 zum Bürgermeister gewählt worden – des Brandweihers an. Er zog die drei Vorschläge seiner SPD-Vorgängerin aus der Schublade und legte sie, leicht modifiziert, den Stadtverordneten wieder vor. Im Rathaus hatte man zwischenzeitlich nochmals klären lassen, was eine Erhaltung des Brandweihers kosten würde: 11.500 Euro für den Wasseranschluss. Plus 1000 Liter Wasser täglich, macht weitere 900 Euro pro Jahr. Alternativ könnte man den rückgebauten Zufluss aus einem nahen Graben wiederherstellen, allerdings ohne Garantie, dass es funktioniert: Das würde rund 4.500 Euro kosten.
Wieder gingen Monate ins Land. Wieder wurde es ruhig um den denkmalgeschützten Brandweiher. Alles hätte gut werden können, wenn der Magistrat schnell gehandelt hätte. Das tat er naturgemäß nicht – und so passierte es:
Mitglieder von CDU, SPD und Grünen im Ortsbeirat Marxheim legten im Juni 2021 jenen Antrag vor, der alles verbockte:
Anlieger des Brandweihers sollen sich demnach über nächtliches Froschquaken beschwert haben. Mitglieder des Ortsbeirats hätten sich das persönlich vor Ort angehört: „Nach den selbst gewonnenen Erfahrungen haben wir uns für einen Antrag zur Unterstützung der Anwohner entschieden.“ Im Klartext:
Die Stadt Hofheim solle „dringlich ihrer Sorgfaltspflicht nachzukommen und geeignete Schritte zum Schutz der Anwohner sowie der Umsetzung der hier vorkommenden Frösche in ein geeignetes natürliches Habitat zu unternehmen“.
Erst Molche! Dann Frösche! Und nun auch: Schutz der Anwohner! Wen wundert’s: Jetzt geht erst einmal gar nichts mehr:
Ein weiteres Gutachten wurde in Auftrag gegeben, eben die Messung des nächtlichen Froschquakens. Sie erfolgte Mitte letzten Jahres zwischen 23 und 24 Uhr. Wir machen’s hier kurz: 40 Dezibel seien zulässig, so der TÜV-Experte, das Froschquaken erreichte 41 Dezibel. Weil’s nur eine Kurzzeit–Messung war, werde das Ergebnis auf eine Stunde hochgerechnet, womit sich ein Beurteilungspegel von 48 Dezibel ergebe.
Ein derart lautes Froschquaken, so das Urteil des Gutachters, könne zu nachtschlafender Zeit durchaus als störend empfunden werden.
So weit, so schlecht. Wobei sich allerdings ein neues Problem auftut: Für das Quaken von Fröschen gibt es keine Richt- bzw. Grenzwerte. Das macht, wie man weiß, jeden Bürokraten total kirre. Denn keiner sagt jetzt, was zu tun ist. Es bleibt nur ein Ausweg:
Der Marsch durch die Bürokratie muss weitergehen!
In Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde soll nun das weitere Vorgehen geklärt werden: Muss ein Ersatzbiotop für die Frösche zur Verfügung gestellt werden? Wenn ja, müsste man nicht nach Umsiedlung der Kröten vernünftigerweise dafür sorgen, dass sie nicht zurückkehren? Wenn ja, wie kriegt man das hin? Man könnte beispielsweise ein Wasserspiel im Brandweiher einbauen: Aber darf man das – bei einem Denkmal?
Wir sehen: Fragen über Fragen tun sich auf und gilt’s zu klären. Und deshalb sind wir noch nicht am Ende der Geschichte, noch lange nicht. Denn natürlich ist, wenn eines Tages die Frösche weg sein sollten (was natürlich nur mit einer „artenschutzrechtlichen Ausnahmegenehmigung“ geht) und bevor wieder Wasser eingelassen werden kann (ohne Trinkwasser wird’s nicht gehen, sagt die Verwaltung), eine Sanierung des historischen Mauerwerks notwendig.
Eine Sanierung wiederum muss, aber das versteht sich ja wohl von selbst, erst abgestimmt werden, sowohl mit der Naturschutz- wie auch mit der Denkmalschutzbehörde.
So ist davon auszugehen, dass die Brandweiher-Burleske noch lange, lange weitergeht. Bestimmt bis ins nächste Jahr. Dann jährt sich der erste Antrag von Frau Dr. Seitz – Sie erinnern sich: „Reinigung“, und zwar „zeitnah“ – zum zehnten Mal.
Vorschlag: Wäre das nicht ein schöner Anlass für eine Jubiläums-Feier rund um den Brandweiher?
Aber bitte ganz leise! Wir wollen doch nicht die Frösche stören!
PS
Von den Molchen, die vor fast genau zehn Jahren von Frau Dr. Seitz entdeckt worden waren, ist in den Brandweiher-Papieren der letzten Jahren, die uns vorliegen, kein Wort mehr die Rede. Aber darüber wird sicher noch zu sprechen sein – wenn erst die Frösche weg sind…
Ich kann die Anwohner verstehen. Wir hatten vor dem Schlafzimmer jahrelang einen Teich und Ende April, Anfang Mai kamen Frösche und Kröten. Man konnte nachts nur bei geschlossenem Fenster und Rollladen schlafen. Eines Tages wurde der Teich zugeschüttet, weil Enkelkinder im Anmarsch waren und ein Teich eine große Gefahr für Kinder ist. Mein Vorschlag: den Weiher zuschütten, einen Spielplatz für Kinder machen und die Frösche aussiedeln. Ohne Wasser kommen die nicht mehr.
Da ist nur zu hoffen, dass das Zuschütten des o.g. Teichs am Schlafzimmer mit der notwendigen artenschutzrechtlichen Genehmigung und nach vorheriger Umsiedlung der Frösche erfolgt ist … sonst wars ein Straftatbestand
Bei allen bürokratischen Possen sollte das ernsthafte Anliegen nicht völlig übergangen werden: „Nur noch ganz wenige Brandweiher sind erhalten geblieben. Daher ist der Marxheimer Brandweiher ein wesentliches Baudenkmal der technischen Infrastruktur aus dem 19. Jh. Als solches steht er völlig zu Recht unter Denkmalschutz und muss der Nachwelt in seiner ursprünglichen Form erhalten werden“, heißt es in einem Antrag der LINKEN in der Hofheimer Stadtverordnetenversammlung. Nicht nur alte Mühlen, Dampfloks, Oldtimer-Autos oder gar ganze Stahlwerke sind erhaltenswürdig, sondern auch Anlagen der kommunalen Infrastruktur.
Im Prinzip haben Sie ja Recht, Herr Hausmann. Aber, weder alte Mühlen, Dampflokomotiver, Oldtimer, und Stahlwerke quaken, schon gar nicht nachts um zwölf.
Offensichtlich ist das Stör-Potential von menschengemachten Lärmquellen geringer als das von natürlichen: An Auto- oder Flugzeuglärm haben wir uns gewöhnt. Nicht aber an Frösche, Hähne oder gar die Amsel bei Sonnenaufgang vor unserm Schlafzimmerfenster.
Da hat er recht, der Herr Hausmann
48 dB erscheinen in der Nacht zwar laut, sie werden nach TA-Lärm und anderen hier anzusetzenden Verwaltungsvorschriften jedoch nicht ausreichen, um eine Umsiedlung der Frösche naturrechtlich zu begründen.
Zitate:
„ die zuständige Naturschutzbehörde kann in einem solchen Fall einen Gutachter entsenden, der die Lautstärke der Frösche misst. Bei einem Wert über 55 Dezibel kann eine durch die Behörde genehmigte Umsiedlung der Tiere erfolgen, etwa in ein weit entferntes Biotop.“
„Das Quaken von Fröschen aus dem Nachbarteich muss geduldet werden. Geschützte Frösche dürfen ohne Genehmigung der Naturschutzbehörde weder entfernt noch darf der Teich zugeschüttet werden. Selbst bei unzumutbarem Froschlärm von 64 dB (A) hat der Naturschutz Vorrang.
Alle Frösche in einem künstlich angelegten Gartenteich sind nach § 44 Bundesnaturschutzgesetz geschützt, und es ist verboten, besonders geschützte Arten zu entfernen.“
Eine Sanierung scheint also nur unter Begleitung der UNB und Schutz der Frösche zu funktionieren.
Wer in die Natur zieht muss eben auch Natur tolerieren…
Hier ein schöner Bericht zum Thema Froschquaken:
https://www.rnd.de/bauen-und-wohnen/laute-froesche-im-teich-was-tun-gegen-den-laerm-im-garten-N6AMPMJUKFFHRKURF2ARP6RKWM.html
Da, wo die Frösche hergekommen sind, wohnen bestimmt noch mehr. Sind ja mal zugewandert aus der Gegend – selbst die standorttreuesten Erdkröten erobern gegeignete unbesiedelte Stellen im Gelände: Das steckt so in ihrer Natur, sonst wären die Tiere schon längst ausgestorben, wenn ein Lebensräumchen wegfällt…
Es gibt den echten Seefrosch – aber sehr, sehr selten ist dieser reine Grünfrosch (der wohnt gerne in seinem Tümpel bis zum Schuß). Unsere Bach-Wald- und Wiesenfrösche haben oft eingekreuztes Braunfroschgut aus Richtung leidenschaftlicher Verbandelung mit Grasfrosch, und sie gehen gerne mal auf Wanderschaft ausm Bach in die Wiese über die Straße in den Löschteich. So unterschiedlich wie das Erbgut im Indviduum ist auch die Wanderlust verteilt.
Man kann es so sehen: So lange der historische Löschteich ein geeignetes Habitat darstellt, gibt es Nachzug nach dem Wegtragen, auch mal anmbitioniertes heim in den Teich.
Was in Griechenland mit Eulen nach Athen tragen gemeint ist, heißt dann in Hofheim: Fösche aus der Stadt tragen, und zwar immer wieder… Egal, wie geeignet gut und groß das Ersatzbiotop ist, was auch erstmal gebaut werden müsste.
Das Bundesnaturschutzgesetz verbietet solches Stören von geschützten Arten, Töten oder Verletzen, das Fangen, ein Verbringen egal ob Kaulquappe oder Altfrosch… Ein grundlegender menschlicher Eingriff, um das Löschbecken unbewohnbar zu machen, ist damit so gut wie ausgeschlossen. Pflegen kann man’s, ums zu erhalten, in Abstimmung mit der Naturschutzbehörde und zwar so, damit es weiterlebt.
Frosch, ick hör‘ dir trapsen… Schon mal was vom Crowding-Effekt bei Fröschen und Kröten gehört? Das ist doch mal ne gute Nachricht: Es wird eine Obergrenze geben an Fröschen! Aber ob das den Marxheimern reicht? Kaulquappen in Überzahl stressen sich gegenseitig; die Jüngstfrösche werden von Jungfröschen und die wiederrum von Altfröschen reguliert …..
Hauptproblem beim Marxheimer Froschlöschteich sind die „Steilufer“: Sie sind die Mauern des Anstoßes: Wanderfrösche fallen dauernd nach und rein und bleiben auch drinne … vgl „Hotel-California: … always check-in but never leave“. So sind dann die Zustände in feuchten Froschhotel: Leichte Vwerwahrlosung und Exzesse – dann wird halt mitgeflötet, bis der Herbst kommt, wenn Hüpfer dichter als in der S-Bahn sitzen.
Ersatzbiotop, Umsiedeln, Zuschütten… große Lösungen; vielleicht geht die Lärm-Milderung einfacher: Wenn es zwei Ecken mit Froschrampe gibt, dann wird sicher ein Teil der Grün-Braun-Frösche nach ihrem Laichgeschäft raus und auf Wanderschaft gehen, sozusagen als Froschdichte-Ventil, statt wie bisher immer nur All-In beim Lurch-Poker… Und das ist bis dato der unnatürliche Faktor im Löschteich.
Ich bin fest überzeugt: Eine Ausstiegsoption wird den Lärm mildern. Wenn der Gefangenen-Chor nur noch die halbe Besetzung hat und die andere Hälfte Freigang in den Gärten der Anwohner, dann müsste sich gut gemeinsam leben lassen zwischen Lurch und Mensch.
Ein Versuch ist es allemal wert in Abstimmung mit der Naturschutzbehörde: Zum Beispiel Kalkstein- und Sandsteinbrocken aus historischem lokalen Baumaterial in zwei Ecken angehäuft – wenn’s nicht klappt, wird es leicht abzuräumen sein und als Lesesteinhaufen in die Landschaft gesetzt.