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Hessen Mobil bleibt dabei: Vollsperrung in Lorsbach

Gepostet in Allgemein

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Schlechte Nachrichten für Lorsbach: Die Bauarbeiten auf der Straße nach Hofheim sollen erst 2023 beginnen, und die Straße soll dafür voll gesperrt werden – teilte Hessen Mobil mit. Der Magistrat hatte seine Bemühungen, die Vollsperrung zu verhindern, für gescheitert erklärt. Jetzt soll noch ein allerletztes Gespräch mit einem Grundstückseigentümer geführt werden – vielleicht gelingt’s ja, es könnte allerdings teuer für die Stadt werden. Gleichzeitig tauchen Fragen auf: Hat der Magistrat eigentlich angemessen ernsthaft und engagiert auf die Sorgen der Lorsbacher reagiert?

Es war eine Information, die von den Mitgliedern des Lorsbacher Ortsbeirats ebenso überrascht wie erschrocken entgegen genommen wurde. Fünf Mitarbeiter der Landesbehörde Hessen Mobil hatten ihnen am Mittwochabend noch einmal die Planung vorgestellt:

Die Stützmauer zum Mühlgraben neben der Landstraße L3011 ist völlig marode. Im Zuge der Mauer-Sanierung soll die Fahrbahn erneuert und ein wenig begradigt werden. Gleichzeitig werden neben der Straße Vorbereitungen für einen Radweg getroffen (der aber erst später angelegt werden soll).

Die Bauarbeiten wurden 2020 bekannt und sollten im Herbst 2021 beginnen. Wegen der geplanten Vollsperrung kam es zu Bürgerprotesten, die Bauarbeiten wurden auf Anfang dieses Jahres verschoben. Jetzt gibt’s einen neuen Termin: Im März 2023 soll’s losgehen, endgültig und (angeblich) unwiderruflich: Der Zustand der Stützmauer erlaube kein längeres Warten, betonten die Hessen-Mobil-Mitarbeiter.

Dass trotz der Lorsbacher Proteste die Straße voll gesperrt wird, und zwar für mindestens ein Jahr, ist laut Hessen Mobil nicht mehr zu vermeiden. Es habe nur eine Alternative gegeben: Man hätte eine einspurige Umleitung über das angrenzende Klärwerksgelände anlegen können. Dafür hätte man allerdings weitere Grundstücksflächen vom benachbarten Reiterhof benötigt, doch der habe seine Zustimmung verweigert. 

Vor dem Ortsbeirat begründete Reiterhof-Betreiber Ralf Georg seine Haltung: Eine Verkehrsumleitung über das Klärwerkgelände würde die Bauarbeiten von 12 auf mindestens 16 Monate verlängern. Gleichzeitig stünden ihm Teile seiner Pferdewiesen nicht zur Verfügung, auf den anderen Koppeln würde der Lärm der Bauarbeiten zu gewaltigen Problemen führen („Pferde sind Fluchttiere”). Seine Reiter würden sich angesichts dieser Situation vielleicht andere Plätze suchen: „Ich habe Bedenken, ob ich den Betrieb dann noch weiterführen kann.“

Hessen Mobil hatte mit Georg gesprochen – vergebens. Als daraufhin der Beginn der Bauarbeiten für Anfang dieses Jahr ankündigt wurde, intervenierte Hofheims Magistrat massiv und versprach, mit Georg verhandeln zu wollen. Es hat nichts gebracht: Der Erste Beigeordnete Wolfgang Exner (CDU) sagte, man habe viele Gespräche geführt, dazu Ausgleichsflächen im Umfeld gesucht, die Stadt hätte sie sogar angepachtet bzw. hergerichtet, „es hätte einiges gekostet“.

Alles umsonst: Es scheiterte an einer neuen Halle, die an der Gundelhard hätte errichtet werden sollen. Für die Kosten hätte Hessen Mobil oder die Stadt aufkommen müssen (Exner: „ein deutlich sechsstelliger Betrag“): Dafür habe der Magistrat kein Mandat gehabt. Entsprechende Mittel müssten schon die Stadtverordneten bewilligen.

An dieser Stelle kam es im Ortsbeirat zu einem kurzen Geplänkel:

Georg: „Die Stadt Hofheim muss eine Halle ja nicht zahlen, sie sollte mich beim Bau nur unterstützen.“

Exner: „Das haben wir doch zugesagt.“

Wenig später entfuhr es Exner: „Wir haben noch nie einem Landwirt eine komplette Halle bezahlt.“ Wenn der Magistrat allerdings die entsprechenden Mittel von den Stadtverordneten erhalte, sei das natürlich kein Problem. Georg müsse dann nur noch sagen, was er brauche…

Hört der Mann nicht zu? Georg hatte doch gerade laut bekundet, die Stadt müsse ihm den Bau einer Halle nicht bezahlen. Und jetzt redet Exner davon, die Stadt könne ja die Kosten tragen?

Als Zuhörer fragte man sich da schon: Was waren das nur für Verhandlungen, wenn man derart aneinander vorbei geredet hat?

Zweifel am ehrlichen Bemühen der Stadtverwaltung sind nicht neu. Ein Hessen-Mobil-Mitarbeiter sagte im Ortsbeirat, die Stadt habe die Möglichkeit der Klärwerksumfahrung erst im September letzten Jahres vorgeschlagen. Dieser späte Termin spricht nicht gerade für ein engagiertes Einsetzen des Magistrats für die Interessen der Lorsbacher: Denn immerhin war die drohende Vollsperrung damals schon seit einem Jahr bekannt…

Jetzt herrscht Verzweiflung pur, und das ist bekanntlich nicht der beste Ratgeber. Der Ortsbeirat bat die Hessen-Mobil-Vertreter, mit der finalen Planung noch ein wenig zu warten. Der Magistrat soll noch einmal versuchen, den Reiterhof-Besitzer zur Freigabe seiner Koppelflächen zu überreden.

Anfang April tagt die Stadtverordnetenversammlung: Wenn’s um viel Geld aus der Stadtkasse geht, müssten die gewählten Bürgervertreter zustimmen.

Alternativ bliebe nur noch die Vollsperrung

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8 Kommentare

  1. Sascha

    Warum wird der Bau eines Radweges vorbereitet und erst später gebaut?
    Nochmal Baustelle mit Sperrungen?
    Irgendwie unlogisch!

    24. März 2022
    |Antworten
    • Kressi

      Der Radweg soll im „vor Kopf Verfahren“ gebaut werden. Dies würde lt. Aussage von Hessen Mobil allenfals eine halbseitige Sperrung nach sich ziehen.
      Der Radweg ist angeblich bereits in der Planung. Das Planfeststellungsverfahren würde aber nicht rechtzeitig bis zum spätesten Baubeginn der Kurve im März 2023 fertig. Da der Weg komplett geplant von Lorsbach BIS Hofheim eingereicht werden muss und es noch ein paar andere Engstellen zu klären gibt.

      24. März 2022
      |Antworten
    • Barbara Grassel

      OBR-Mitglied B.G. an Sascha:
      Hessen Mobil hat laut Aussage seiner Mitarbeiter gestern keine personellen Kapazitäten für die Radwegeplanung. Das lässt befürchten, dass der Radweg tatsächlich nie oder jedenfalls erst in ferner Zukunft geplant und dann auch gebaut wird. Wir wissen ja seit Jahren, dass am Radweg bei HM kein großes Interesse besteht und die Planungen immer wieder jahrelang „aus Personalmangel“ nicht betrieben wurden. Auch unter einem GRÜNEN-Verkehrsminister ist es halt wichtiger, dass die Autofahrer/innen mit einmal eingeschlagenem Lenkrad ohne in der Kurve nachjustieren zu müssen, mit 50 km/h sicher durch die Klärwerkskurve kommen (haben wir gestern Abend von HM gelernt), als dass Radler/innen sicher von Lorsbach nach Hofheim und umgekehrt fahren können.

      24. März 2022
      |Antworten
  2. Isabelle Herzog

    Was ist denn aus der baulich anscheinend schnelleren Variante, einer teilweisen Verrohrung anstellle einer Stützmauer geworden. Wird das noch diskutiert? Bzw. Warum nicht? Dies ergäbe ja gleichzeitig einen Platzgewinn für einen Radweg, den man über eine Verrohung führen könnte.

    24. März 2022
    |Antworten
    • Barbara Grassel

      Das genehmigt die Untere Naturschutzbehörde nicht. Dadurch werde die Wasser- und Lebensqualität der im Mühlbach lebenden Tiere gefährdet. (!?!) Auch wenn der Mühlgraben manchmal trocken fällt, wie das halt bei Mühlbächen so
      ist. – Versteht niemand außerhalb der Behörde.

      25. März 2022
      |Antworten
      • Isabelle Herzog

        Das klingt für mich komplett unsinnig, wenn man das Stück anschaut, um das es geht:
        – eh ein Betonufer
        – steiles, begradigtes Ufer auf der anderen Seite, kaum strömungsgeschützte Räume
        – Wanderung strömungsaufwärts endet entweder im Tunnel oder spätestens am Wehr.
        Durch den auch sehr begrenzten Raum bis zur zweigleisigen Bahn im kaum überquerbaren Schotterbett gibt es kaum ein Einzugsgebiet. Eingespartes Geld könnte man z.B. nutzen, um das Wehr durchgängig zu machen oder, oder oder.
        Würde mich sehr interessieren, wie das konkret fachlich begründet wird.

        25. März 2022
        |Antworten
        • Kressi

          Verrohrung geht ( angeblich) wg. dem §27 WHG nicht, wonach eine Verschlechterung auch in künstlichen Gewässen nicht gestattet ist.
          Verwundersam hierbei ist jedoch, dass in Brandenburg im Wasserschutzgebiet eine E-Auto Fabrik und in die Ostsee ein Tunnel nach Dänemark durch ein Naturschutzgebiet gebaut werden können.
          Anderswo scheint eine Abwägung zu dem „öffentlichen Interesse“ scheinbar möglich.
          Leider konnte bei der Ortsbeiratsitzung nicht durch Herr Exner beantwortet werden, ob die zuständige Umweltschutzbehörde sich den „Tatort“ mal angesehen hat oder nur am grünen Tisch entschieden hat, welches „Loch“, das ein paar Meter vorher eh im Rohr liegt, nicht 200 Meter länger verrohrt werden kann.
          Für mich sehr verwundersam, da die Stadt ja „alles“ getan hat, um die Vollsperrung zu verhindern.

          29. März 2022
          |Antworten
          • I. Herzog

            Hallo, hat vom Ortsbeirat jemand Infos dazu, inwieweit die Umweltbehörde sich vor Ort umgesehen hat? Oder hat vielleicht jemand bei Sichtung der Planungsunterlagen Infos dazu gefunden? Frau Grassel, falls Sie das lesen: Vielleicht wissen Sie etwas darüber?
            Grüße

            29. April 2022

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