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Nach HK-Newsletter-Bericht: Stadtverordnete vertagen Polar-Entscheidungen – Horn schreibt Brandbrief

Gepostet in Allgemein

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Das war eine echte Sternstunde des Parlaments – und eine krachende Niederlage für die Stadtspitze. Hofheims Stadtverordnete haben sich erfolgreich dagegen gewehrt, weitreichende Entscheidungen innerhalb kürzester Zeit und ohne ausreichende Informationen treffen zu müssen. Es geht um das Firmengelände von Polar Mohr, wo der Kelkheimer Projektentwickler Horn Hunderte Wohnungen bauen will, und um ein neues riesiges Gewerbegebiet, das in Diedenbergen entstehen soll: Zu beiden Themen wollte CDU-Bürgermeister Christian Vogt auf die Schnelle Beschlüsse durchpeitschen. Das wurde abgelehnt, beide Themen wurden vertagt. Vogt verlor daraufhin zeitweise die Contenance und überzog die Stadtverordneten mit teils maßlosen Vorwürfen. Am Abend wurde ein Brandbrief des Projektentwicklers Horn bekannt: Wenn die Stadt nicht schnell entscheidet, drohe ein Crash bei Polar Mohr.

Letztens sah alles noch richtig gut aus – zumindest aus Sicht der Stadtspitze. Man hatte sich große Pläne für neue Baugebiete ausgedacht, mit Investoren gesprochen und wohl auch feste Zusagen gemacht… Alles deutete darauf hin, dass die Projekte ohne jede Diskussion alle parlamentarischen Hürden nehmen können:

Polar Mohr, das von Insolvenz bedrohte Traditionsunternehmen an der Hattersheimer Straße, hatte kurz vor dem Jahreswechsel sein 50.000 Quadratmeter großes Firmengrundstück an den Kelkheimer Projektentwickler Horn verkauft. Der soll dort Hunderte Wohnungen bauen, befand CDU-Bürgermeister Christian Vogt. Als das Thema vergangene Woche im Planungsausschuss zur Sprache kam, nickten die meisten Stadtverordneten zustimmend: einverstanden.

Um Polar Mohr mit Arbeitsplätzen und Gewerbesteuer in der Stadt halten zu können, wollte Vogt in Diedenbergen schnellstmöglich ein neues Gewerbegebiet ausweisen lassen. Der Berliner Milliardär Kurt Krieger besitzt dort Flächen, auf denen er vor Jahren eines seiner riesigen Höffner-Möbelhäuser hatte bauen wollen, was damals kategorisch abgelehnt wurde. Jetzt schwenkte Vogt um: Krieger soll auf 100.000 Quadratmeter ein Gewerbegebiet anlegen, darf auf einem Drittel der Fläche – mehr als 30.000 Quadratmeter! – sein Möbelhaus bauen. Auf 20.000 Quadratmeter könnte die Firma Polar Mohr einen Neubau realisieren, und dann wäre immer noch Platz für weitere Betriebe.

Also ein  gewaltiges Projekt! Der Planungsausschuss zeigte sich etwas zögerlich, stimmte dann aber auch hier zu.

Polar-Pläne: Es gibt keinen Grund gehetzt vorzugehen

An diesem Mittwochabend sollte das Plenum der Stadtverordneten den beiden Vorhaben endgültig zustimmen. Alles schien wie geplant zu laufen – doch dann erschien, wenige Stunden vor der Parlamentssitzung, ein Bericht im Hofheim/Kriftel-Newsletter. Inhalt: Bei den Investoren aus Österreich, die Polar Mohr übernommen haben, handelt es sich um ausgebuffte Sanierungsexperten. Polar Mohr ist jetzt im Besitz einer neugegründeten Firma – Polar Cutting Technologies GmbH –, die wiederum einer neugegründeten Firma – Polar Mohr Beteiligungs GmbH – gehört, die aber nicht in Hofheim, sondern in einem bayerischen Steuerparadies ihren Sitz hat…

Solche Investoren treibt in der Regel nur eine Absicht: Sie wollen Geld machen. Das muss gar nicht verwerflich sein, man sollte es nur klar erkennen: Die kleinstädtischen Interessen Hofheims dürften für die vermeintlichen Polar-„Retter“ nur bedingt von Bedeutung sein. 300 Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben? Ja natürlich, sagen sie, die Jobs seien sicher – „im Rahmen des Betriebsübergangs“. Was danach kommt? Offen! Will das neue Unternehmen denn überhaupt nach Diedenbergen ziehen? Kann sein, kann auch nicht sein.

Also ist nur das sicher: Sicher ist gar nichts.

In den Darstellungen von Bürgermeister Christian Vogt hatte es dagegen keine Zweifel, nicht einmal Fragen gegeben. Unternehmen retten, Arbeitsplätze sichern, Gewerbesteuern kassieren – das waren seine Argumente für die Schaffung des Gewerbegebietes. Jetzt stellt sich die Sachlage etwas weniger schönfärberisch dar: Wenn die Rettung der Polar-Arbeitsplätze gar nicht garantiert ist und ein Umzug des Unternehmens nach Diedenbergen eher als Wunschträumerei zu gelten hat – warum soll die Stadt dann auf die Schnelle ein riesiges Gewerbegebiet auf grüner Wiese erschaffen?

Polar
Ein Foto der Polar-Pressestelle: Hinter der Fassade sieht’s aktuell ziemlich trist aus.

Im Stadtparlament am Mittwochabend sprach zuerst Rolf Engelhard von der SPD dazu. Der Mann war früher Amtsgerichtspräsident und redet zumeist ziemlich sachlich-schörkellos: In den vielen Jahren als Stadtverordneter sei er noch nie so oft zu einem Thema angerufen worden, sagte er. Es gebe für ihn viele offene Fragen – und keinen Grund, gehetzt vorzugehen. „Ich verstehe überhaupt nicht, warum jetzt so unglaublich schnell gehandelt werden muss.“ Man müsse sich unbedingt über die neuen Polar-Eigentümer informieren: „Wer garantiert uns, dass die Nachfolgefirma tatsächlich hier bleibt und sich in Diedenbergen ansiedelt? Sonst haben wir zehn Hektar Grünfläche versiegelt – und dann ist Polar Mohr verschwunden und damit die Arbeitsplätze.“

Engelhard beantragte Vertagung des Themas. Also Beratung und dann eventuell Abstimmung zu einem späteren Zeitpunkt.

Das Vorgehen war ziemlich tricky, denn die Geschäftsordnung verlangt bei einem solchen Antrag eine umgehende Abstimmung – Widerrede ist nicht möglich. Da sich die Oppositionsparteien unmittelbar vor der Sitzung abgesprochen hatten, war das Ergebnis eindeutig:

SPD, Grüne, BfH und Linke waren für Vertagung.

Das Bündnis aus CDU/FDP/FWG, das sich als Hofheims Regierungskoalition versteht, wollte – wie der Bürgermeister – das Vorhaben jetzt, sofort, ganz schnell durchziehen. Aber: Es hat halt keine Mehrheit mehr.

Das Thema „Wohnbebauung Hattersheimer Straße“ war damit erst einmal vom Tisch.

So erging es wenig später auch dem zweiten Thema: Über das Gewerbegebiet in Diedenbergen soll demnächst gesprochen werden. Dann sehen wir weiter…

Bürgermeister: Opposition hat den Konsens zerstört

Soweit normales Procedere. Es ist das gute Recht der Stadtverordneten – und eigentlich ist es auch ihre Pflicht –, Entscheidungen erst nach ausreichender Bedenkzeit und umfassender Information zu fällen. Das gilt umso mehr, wenn die Folgen eines Beschlusses weit über die heutige Generation hinausreichen.

CDU-Bürgermeister Vogt aber offenbarte ein etwas anderes Demokratie-Verständnis: Als erkennbar wurde, dass ihm die Mehrheit der Stadtverordneten nicht mehr stramm zu folgen bereit war, reagierte er wie ein Mini-Erdogan mit einer Mischung aus Zorn, Beleidigtsein und wild konstruierten Vorwürfen: Wer nicht seiner Meinung sei, zerstöre den Konsens in der Stadt.

Im Planungsausschuss wie auch im Ältestenbeirat habe es doch noch Einvernehmen gegeben, klagte er. „Jetzt wird hier ohne Vorwarnung das ganze Haus eingerissen.“ Es klang, als wolle er das Miteinander in der Stadtgesellschaft aufkündigen: „Wie wollen wir hier jemals wieder vertrauensvoll zusammenarbeiten?“ Die Stadtverordneten würden „zehn Hektar Gewerbefläche in Geiselhaft nehmen“; er habe Sorge, ob angesichts eines solchen Verhaltens in Zukunft überhaupt noch ein Investor nach Hofheim kommen werde.

Wiederholt ging der Rathauschef die gewählten Bürgervertreter frontal an: „Wir haben einen größtmöglichen Konsens geschaffen, und den haben Sie zerstört.“ Es gehe um Steuereinnahmen für die Stadt, es gehe um den notwendigen Platz für Gewerbebetriebe: „Was Sie hier machen, das ist Verhinderung.“

Die Philippika des Bürgermeisters wirkte angesichts des Vorgangs – Stadtverordnete vertagen zwei Entscheidungen – derart überzogen, dass man sich unwillkürlich fragte: Was veranlasst den Mann, das Parlament ohne erkennbare Notwendigkeit so unter Druck zu setzen? Hat er etwa irgendwem irgendwelche Zusagen gemacht? Gibt es Hinterzimmer-Absprachen mit den Investoren, die jetzt zu platzen drohen?

Die Grüne Stadtverordnete Bettina Brestel versuchte, die Wogen etwas zu glätten: Man habe ja gar nichts gegen eine Wohnbebauung entlang der Hattersheimer Straße habe. Die Ausweisung eines Gewerbegebietes in Diedenbergen allerdings könne man derzeit nicht nachvollziehen. Sie nannte es ein „Kommunikationsproblem“: „Mit den Informationen und den wenigen Wochen Vorlauf können wir nicht zufrieden sein.“

Barbara Grassel von den Linken griff etwas schärfer an und sprach von einem „Trojanischen Pferd“: Unter dem Vorwand, Arbeitsplätze für Polar Mohr zu retten, werde einem Berliner Unternehmer der Bau eines riesigen Möbelhauses erlaubt. Das jetzige „Gewurschtel“ mache sie stutzig: „Wenn etwas so schnell gehen muss, dann ist immer etwas faul dabei.“  Vogts Behauptung, eine Vertagung der Themen würden alle Chancen auf Stadtentwicklung zunichte machten, nannte Grassel „Unfug“.

Andreas Nickel von der FWG gefiel sich zwischenzeitlich als kleiner Derwisch: Immer wieder gröhlte er dazwischen, führte schließlich, um auf sich aufmerksam zu machen, einen kleinen Veitstanz im Saal auf. Sitzungsleiter Andreas Hegeler forderte ihn in ungewohnt derber Form („Verdammt noch mal! Zur Geschäftsordnung!“) auf, die parlamentarischen Anstandsregeln einzuhalten. Nickel klagte später, das ganze Vorgehen der Opposition sei „unfair“.

Die nächste Sitzung des Stadtparlaments ist für den 29. März terminiert. Da könnte über die Themen abschließend entschieden werden. Aber ob es auch so kommt? Abwarten…

Horn: Schnelle Entscheidung – oder Polar Mohr crasht

schreiben horn
Der Brandbrief von Günter Horn an die Stadtspitze im Wortlaut.

Keine 24 Stunden nach Ende der Stadtverordnetenversammlung schrieb Günter Horn an diesem Donnerstag einen zweiseitigen Brief an Bürgermeister Christian Vogt und den Ersten Beigeordneten Wolfgang Exner. Der Kelkheimer Projektentwickler hat demnach das 50.000 Quadratmeter große Polar-Firmengelände gekauft – im festen Vertrauen auf Zusagen, die ihm offenbar die Stadtspitze gegeben hat. Jetzt fürchtet Horn, dass der ganze Deal platzen könne – mit unabsehbaren Folgen für Polar Mohr.

Horn schreibt, die Entscheidung des Stadtparlaments sei „nicht nur verwirrend, sondern in maßgeblichem Umfang auch schwerwiegend“. Man habe sich mit viel Eigenkapital in das Projekt eingebracht, aber natürlich auch die Finanzierung über ein Kreditinstitut einbezogen. Die Aufstellung des Bebauungsplanes zu verschieben sei in dieser Situation „ein enormes Hindernis“. Sein Unternehmen müsse bis zum 31. März eine Finanzierung nachweisen: Andernfalls komme der Kaufvertrag nicht zustande – Polar Mohr müsste die erste Ratenzahlung zurückzahlen.

Horn wörtlich: „Dies wiederum hätte sicherlich zur Folge, da die Mittel aus dem Kaufpreis natürlich fest verplant sind, dass das gesamte Konstrukt auch der Fortführung der Firma Polar Mohr nicht nur gefährdet ist, sondern bis dahin mit nicht unerheblichen Risiken verbunden ist.

Der Unternehmer bittet „höflichst“, schon Anfang März eine Sitzung des Stadtparlaments einzuberufen: Ansonsten bestehe „ein latentes Risiko, das eine Finanzierung des Projektes auf den letzten Metern scheitert, wie man so schön zu sagen pflegt“.

Mit anderen Worten: Horn will, dass der Stadtrat zeitnah Beschlüsse fasst, die er zur Realisierung seines Projekts braucht – oder Polar Mohr droht der Crash, vielleicht sogar das ganz schnelle Aus. Bis nächsten Dienstag, schreibt der Unternehmer, soll sich die Stadtspitze bei ihm melden.

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16 Kommentare

  1. Silvia Stengel, Dipl. Ing. Landespflege

    Ich frage mich, warum das Unternehmen Horn hier die Finanzierung in Schwierigkeiten sieht. Sie haben doch den Grund und Boden als Gegenwert, also warum sollte eine Bank dann die Finanzierung scheitern lassen, zumal noch Eigenkapital vorhanden ist und eingebracht wurde.

    Er finanziert ja derzeit nur den Kauf des Grundstücks und nicht die Bebauung, wo ist also die Gefahr? -zumindest aus Sicht der finanzierenden Bank?
    Der Grund und Boden hat ja auch ohne Bebauung seinen Wert und sichert somit den Anteil des Kredits.

    Daher kommt mir diese Angst bezüglich der Finanzierung etwas an den Haaren herbei gezogen vor und es wird unnötiger Zeitdruck suggeriert.🤔

    Aber als erfahrener Unternehmer wird er schon wissen was er schreibt…

    17. Februar 2023
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    • Bernd Hausmann

      Nun, Frau Stengel, die Antwort auf Ihre Frage ist schnell gegeben: Als Gewerbegrundstück wäre das Mohr-Gelände (altlastenfrei!!!) etwa 300+ €/m² wert. Als Wohnbaufläche gut und gern das Dreifache. Der Kaufpreis, auf den sich der Verkäufer Polar Mohr und der Käufer Horn geeinigt haben, dürfte etwa in der Mitte liegen (wobei die Kosten der Bodensanierung üblicherweise vom Verkäufer zu tragen sind).
      Horn muss also an Mohr als Kaufpreis rd. das Doppelte des derzeitigen Bodenwertes zahlen. Und das finanzieren ihm die Banken nur dann, wenn sie einigermaßen sicher sind, dass Horn den erhofften Spekulationsgewinn, der aus der Umwidmung von Gewerbe- in Wohnfläche entsteht, auch realisieren kann.
      Und aus der Vertagung des Aufstellungsbeschlusses folgert ein vorsichtiger Banker: Ganz so sicher, wie Horn es darstellt, ist das mit dem neuen B-Plan und den vielen teuren Wohnungen an der Hattersheimer Straße doch nicht. Ohne Wohnbebauung ist das Grundstück halt nur 300 €/m² Wert. Bis dahin sind die Banken bei der Kreditgewährung auf der relativ sicheren Seite (von Altlasten mal abgesehen). Doch Horn muss ja gut und gern das Doppelte finanzieren. Und damit haben die Banken natürlich Probleme…

      17. Februar 2023
      |Antworten
  2. Ron

    Vogt und Exner, das Duo Infernale. Womit nur hat Hofheim solche Experten verdient. Vorderheide vermasselt, alte Stadtbücherei unklar, Marxheim 2 (ja wo bleibt es denn?) und nun diese Geschichte.

    Und was ist eigentlich mit dem Rechenzentrum, das in Marxheim enstehen sollte?

    Avanti Dilettanti!

    17. Februar 2023
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    • Hansl

      Nicht zu vergessen, das sich eine gefühlte Ewigkeit hinziehende Trauerspiel um die z.Zt. stillgelegte Trauerhalle des Waldfriedhofs.

      Aber hierbei handelt es sich ja – im Vergleich zu den anderen Projekten – eh nur um Peanuts.

      17. Februar 2023
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  3. Stefan Grimm

    Wie im Grossen, so im Kleinen: Linke und ihre Sympatisanten sorgen für Stillstand!!

    Abgesehen davon: Dass Polar-Mohr in Hofheim fertig hat, konnte doch jeder sehen. Schliessung jetzt und Umzug der Arbeitsplätze irgendwann auf ein neues Gewerbegebiet auf der grünen Wiese? Das passt doch nicht zusamnen. Auf den Kadaver ehemaliger Familienbetriebe, deren Geschäftsmodell sich überlebt hat, stürzen sich dann wie gewohnt zahlreiche Geier und versuchen auch natürlich aus dem Stadtsäckl noch etwas mitzunehmen.

    Aber „Vertagen“ ist nur Ausdruck von politischer Hilflosigkeit und kein proaktives Vorgehen im Sinne der Bürger Hofheims!

    17. Februar 2023
    |Antworten
  4. Bernd Hausmann

    UNREDLICHE ARGUMENTE

    Bürgermeister Vogt beklagte in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung bitterlich, dass Hofheim nicht genügend Gewerbeflächen habe: Viele Hofheimer Firmen suchten dringend größere Flächen, ansonsten würden sie abwandern müssen, mit allen Konsequenzen für Arbeitsplätze und Gewerbesteuern, aber diese Firmen würden alle gerne in Hofheim bleiben. Deshalb müsse dringend der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan „Gewerbepark In der Lach“ in Diedenbergen verabschiedet werden.

    Doch die beiden Beschlussvorlagen des Magistrats zum Mohr-Gelände an der Hattersheimer Straße und dem neuen Gewerbegebiet In der Lach in Diedenbergen führen nicht zu mehr, sondern zu weniger Gewerbeflächen. Das sei hier noch einmal vorgerechnet:

    Für „In der Lach“ sollen auf einem 10 ha großen Acker 7 ha Gewerbefläche und 3 ha Sondergebiet Einkauf (Möbel) ausgewiesen werden. Zum Ausgleich dieses Verlustes an Freiflächen im Regionalen Grünzug muss die Stadt 10 ha im Flächennutzungsplan ausgewiesene Siedlungsfläche „zurückgeben“. Der Magistrat schlägt dazu Gewerbeflächen in Wallau, Marxheim und Hofheim-Nord vor: In der Summe sollen dort ebenfalls 10 ha Gewerbeflächen aus dem Flächennutzungsplan gestrichen werden (s. V 2023/018). Macht einen Verlust vom 3 ha Gewerbeflächen.

    Und an der Hattersheimer Straße will der Magistrat auf den 5 ha Gewerbeflächen Wohnungsbau realisieren (s. V 2023/015). Damit gingen in Hofheim noch einmal 5 ha Gewerbeflächen verloren.

    Unter dem Strich würden somit nach den Planungen des Magistrats in Hofheim 8 ha Gewerbeflächen wegfallen. Gut, dass die Stadtverordnetenversammlung diese Pläne erst einmal vertagt hat.

    Und schauen wir noch mal näher hin: Auf den 10 ha „In der Lach“ sollen 3 ha SO Einkauf (Möbel Höffner) und 2 ha Spedition (da konnte der Magistrat noch keinen Interessenten benennen) angesiedelt werden.

    Noch ein Möbelhaus und noch ’ne Spedition: Das braucht kein Mensch.

    Verbliebe ein Bedarf von 5 ha Gewerbeflächen für die vom Magistrat aufgelisteten Firmen. Und genau 5 ha ist das Mohr-Gelände an der Hattersheimer Str. groß. Würde dieses Gelände weiterhin Gewerbegebiet bleiben, könnten alle Betriebe aus der Ansiedlungsliste des Magistrats untergebracht werden: Polar Mohr könnte sich räumlich auf die benötigten 2 ha reduzieren, KlarPac könnte am alten Standort an der Hattersheimer Straße expandieren, und auch Mercedes-Flebbe könnte aus Hattersheim in die Hattersheimer Straße umsiedeln.

    Und wenn für Polar Mohr eine Verkleinerung am alten Standort aus fertigungstechnischen Gründen nicht in Betracht kommt: An der Reifenberger Str. steht ein 3 ha großes Gewerbegrundstück zur Verfügung: Groß genug für Polar Mohr. Doch das will der Magistrat zurückgeben, ohne irgendwelche Gründe dafür zu nennen (Honi soit qui mal…).

    Aber wir brauchen doch Wohnungen!!!

    Direkt gegenüber, auf der anderen Seite der Bahn, liegen seit Jahren 30 ha im RegFNP ausgewiesene Wohnungsbauflächen, in bester Wohnlage. Dort bräuchten keine zeitaufwändigen Abweichungsverfahren und Planänderunen durchgeführt werden, und Altlasten aus 100 Jahren Industriegeschichte sind dort auch nicht zu befürchten (allenfalls ein paar Hinterlassenschaften der Römer).

    Also: Packen wir’s an: Mohr bleibt Gewerbegebiet, und auf den Römerwiesen werden Wohnungen gebaut (natürlich nicht gleich auf den ganzen 30 ha: Rom ist schließlich auch nicht…).

    Aber wir wollen doch die Arbeitsplätze bei Polar Mohr retten!!!

    Mit Mitteln der Stadtplanung hat man noch nie Arbeitsplätze gerettet. Allenfalls die Gläubiger (die Banken) vor Verlusten bewahrt.

    Aber mittels der Stadtplanung kann man die Voraussetzungen zur Ansiedlung neuer Arbeitsplätze schaffen. Aber dann darf man keine Gewerbeflächen aufgeben.

    17. Februar 2023
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    • Die „Rückgabe“ der Gewerbefläche an der Niederhofheimer Straße (gegenüber von Reifen Eyring) ist ebenfalls ein Kuhhandel: Bis jetzt sind dort noch Äcker, Wiesen und Gärten. Im Flächennutzungsplan ist hier die Möglichkeit eines Gewerbegebiets ausgewiesen. Das Gewerbegebiet gibt es aber noch nicht. Wenn der Magistrat nun von „Rückgabe“ redet, meint er lediglich, dass er gegenüber dem Regionalverband darauf verzichtet, dort ein Gewerbegebiet zu planen.

      ABER was vergessen und nicht mehr laut gesagt wurde: Dort will man schon längst kein Gewerbegebiet mehr, sondern Wohnbebauung. Unter dem Titel „Auf den Gleichen“ haben sich die üblichen Verdächtigen Henninger und Weiß schon die Grundstücke gesichert, zu Preisen, die vermutlich über dem Wert der Gewerbeflächen liegen.

      https://www.fnp.de/lokales/main-taunus/hofheim-ort74520/hofheim-am-taunus-gesellschaft-spekuliert-neues-bauland-norden-13872150.html

      Ja, man gäbe mögliche Gewerbefläche auf, aber nein, man würde die Fläche nicht „zurückgeben“ und vor der Versiegelung bewahren, sondern allenfalls „tauschen“ indem man dort Fläche für Wohnen in den Flächennutzungsplan unterbringt.

      Dabei würde gerade diese Fläche perfekt ausreichen, um Polar Mohr anzusiedeln und sie läge nahe der Autobahn. Es ginge also auch ohne das Möbelhaus, das die Stadtverordneten längst einstimmig abgelehnt hatten.

      Ach ja, wer sitzt nochmal für Hofheim im Regionalverband, der die Pläne erstellt? Ein gewisser Herr Henninger.

      17. Februar 2023
      |Antworten
      • Alex

        Was kann man von RotRotGrün erwarten ?
        NICHTS Gutes!
        Fahren einen ganzen STAAT an die Wand, stellen sich in den Gemeinden gegen Fortschritt/Interessen der Wirtschaft und die der Arbeitnehmer zu Gunsten einer LinksGrünen Ideologie !
        Mal sehen wie die nächsten Wahlen ausgehen, wenn Traditionsunternehmen und deren Mitarbeiter ihre Lebensgrundlage verlieren.

        17. Februar 2023
        |Antworten
        • Ohne Worte

          Und von der CDU Herr Kurz ?
          Wenn Polar überlebt, dann kleiner – und Hofheim bekommt keine Gewerbesteuer, da die Firma in Unteraching gemeldet ist. Speditionen bringen nur Verkehr, keine Gewerbesteuer, Möbelhäuser bringen keine Gewerbesteuer, die bringt nur die Zentrale, und Verkehr, dazu hat Herr Krieger noch sein Geschäft doch gemacht.
          Und zum Thema Verkehr mit Speditionen mal nach Weilbach und Flörsheim schauen.

          Und ich bin weder Rot noch Grün,

          18. Februar 2023
          |Antworten
      • Norman

        Bin nicht sicher, ob das zutrifft. Hatte es so verstanden, dass das im FNP vorgesehene Gewerbegebiet oberhalb vom Reifen Eyring zu Wohnzwecken umgewidmet werden soll. Zurückgegeben werden soll die Fläche zwischen Therme und Aldi. Wenn die aber ausreichend wäre für Polar Mohr, wäre das sicher die schnellere Lösung ohne Möbelhaus. Zudem könnte/müsste man sie dann zweckgebunden nur entwickeln, wenn Polar Mohr vorab eine Zusage gibt. Außerdem könnte man eine Rückfallklausel vereinbaren für den Fall, dass Polar Mohr dort nach kurzer Zeit aufgeben sollte.

        18. Februar 2023
        |Antworten
  5. Anita Vogt

    Eine Diskussion findet in Hofheim bisher nicht statt. Und das ist der Flächenverbrauch.
    Man muss wissen, nur 3% der Gesamtfläche auf der Erde ist für die Landwirtschaft nutzbar.
    1/3 dieser nutzbaren Flächen sind seit 1960 verloren gegangen. Jährlich stehen 57 Milliarden Tonnen Boden der Landwirtschaft weniger zur Verfügung.
    In Hessen werden pro Tag mehr als 2,5 Hektar freier Flächen für Straßen- und Siedlungsbau zubetoniert. Besonders groß ist der Druck in Ballungsgebieten wie dem Rhein Main Gebiet.
    Die politisch Verantwortlichen aller Parteien haben die Pflicht, diesem Landfraß entgegenzutreten. Jede Planung muss auch unter dieser Prämisse abgewogen werden, gerade da Hofheim sehr gute und ertragsreiche Böden hat. Schnellschüsse, zu denen Investoren die Stadt zwingen wollen, dienen ausschließlich deren eigenen Gewinninteressen. Politiker haben jedoch den Auftrag der Bürger, die Stadtentwicklung auch für die nachfolgende Generationen zukunftsfähig zu gestalten.

    17. Februar 2023
    |Antworten
  6. Andreas Stolte

    Alles ziemlich chaotisch rund um Herrn Vogt. Es bleibt zu hoffen, dass die Wohnbebauung an der Hattersheimer Str. ebenso scheitert wie Vorderheide und Marxheim II. Nur so bleibt der dörfliche Charakter Hofheims erhalten werden.

    17. Februar 2023
    |Antworten
  7. Dorit Florin

    Ich frage mich auch, was zwischen der Hattersheimer Straße auf der Vorderseite und den naheliegenden Gleisen auf der Rückseite für eine Wohnqualität entstehen soll? Vorne rauschen tagsüber die Autos, hinten der S-Bahn-/Regionalverkehr und nachts rattern die Güterzüge vorbei.
    Halte das Flächen-Recycling als Gewerbegebiet für die richtige Lösung.

    19. Februar 2023
    |Antworten
    • Mohamed Yiller

      Als der Optiker neben dem Schauspielhaus sein neues Gebäude errichtet hat, wurde ihm der Bau einer Wohnung untersagt. Wegen der Lärmsituation. Und der hat ja nur die Straße vor dem Haus, nicht auch noch die Bahn. Aber in Hofheim ist das Gelände von Polar Mohr natürlich eine Premiumlage für Wohnbebauung.

      19. Februar 2023
      |Antworten
  8. DererVonZiethen

    PFLICHT der Stadtverordneten ist, Entscheidungen erst nach ausreichender Bedenkzeit und umfassender Information zu fällen!
    Das gilt umso mehr, wenn die Folgen eines Beschlusses weit über die heutige Generation hinausreichen werden.
    Und es ist auch Pflicht derer, sich darum zu kümmern, daß der Lebensraum rund um Hofheim erhalten und nicht aus eitler Profitgier zubetoniert wird, wie´s der Herr Voigt gern hätte. Wenn´s immer nach dem gegangen wäre, hätten wir auch schon längst eine riesige Monsterbrücke über´m Schmelzweg und eine größtmögliche Lärm-/Dreckbelastung allererster Güte!
    Es ist gut, daß sich allmählich auch mal die Opposition durchsetzt – WEITER SO !
    Ich wünsche Hofheim mal einen BÜRGERmeister, der sich für das Wohl und Leben der BÜRGER einsetzt…

    20. Februar 2023
    |Antworten
  9. DererVonZiethen

    PS:
    Zitat des Bernd Hausmann:
    „…und auch Mercedes-Flebbe könnte aus Hattersheim in die Hattersheimer Straße umsiedeln“
    Mir ist bekannt, daß keiner von „Flebbe“ mehr umziehen wird, denn Fam. Holler (derzeitige Eigentümer) haben alles, incl. Kelkheim, an einen ehem. Konkurrenten verkauft, der am 1.4.23 übernehmen wird.

    20. Februar 2023
    |Antworten

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