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Autofahrer, aufgepasst: So wird beim Handyparken in Hofheim abkassiert

Gepostet in Allgemein

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Für Hofheims Stadtspitze war’s eine Jubel-Nachricht: Ab sofort sei es möglich, in der Kreisstadt per Handy-App einen Parkschein zu lösen, ließ sie Anfang dieses Jahres verbreiten. Folgsam druckten die Lokalzeitungen den Wortlaut der Rathaus-Meldung ab, die noch immer auf der städtischen Webseite zu finden ist (hier). Eine wesentliche Information allerdings fehlt bis heute in allen Veröffentlichungen: Handyparken gibt’s nicht umsonst! Wer den Service nutzt, muss dafür zahlen – manchmal ganz schön happig! Nur ein einziger Anbieter ist gratis, aber den muss man erst einmal finden.

Auf den 19 Parkscheinautomaten in Hofheims Innenstadt pappt seit einigen Wochen ein blauer Aufkleber: „Kein Kleingeld? Handyparken!“ ist in Fettschrift zu lesen. Sechs Anbieter sind demnach in der Kreisstadt vertreten, ihre Namen und Firmen-Logos sind an der Seite der Automaten zu finden: Easypay, Mobilet, Parca, Parkster, Paybyphone und Yellowbrick.

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Ein blauer Aufkleber auf der Vorderseite des Parkscheinautomaten lockt: „Kein Kleingeld? Handyparken!“

Der Service ist bei allen Anbietern weitgehend gleich und einfach zu nutzen: Man lädt sich die App eines Anbieters auf sein Handy und meldet sich mit diversen Daten an. Stellt man sein Fahrzeug auf einen kostenpflichtigen Parkplatz ab, müssen Standort und Parkzeit in der App eingegeben werden. Die Bezahlung erfolgt je nach Anbieter per Handyrechnung, Prepaid-Karte, Lastschrift, Kreditkarte oder Paypal. 

In der Eigenwerbung der Firmen klingt das verlockend: „Schluss mit all dem Park-Stress“, heißt es bei „easypark“.

„Mobilet“ verspricht: „Handyparken mit mobilet ist einfach, bequem und günstig.“

Mit Sprüchen wie „Goodbye Parkplatz- und Kleingeldsuche“ versucht „Parco“ zu punkten.

Selbst Selbstverständlichkeiten werden als besondere Leistung herausgestellt: So wird damit geworben, dass die Installation der App kostenlos sei. Man verlange auch „keine Anmelde- und keine Grundgebühr“, preist sich „paybyphone“

Die Botschaft ist klar: Vergessen Sie das Klimpergeld – Handyparken kann ja sooo einfach sein! Dass man dafür bezahlen muss, ist weder auf dem ersten noch auf dem zweiten Blick zu erkennen. Auf den Automaten gibt’s keinen Hinweis; unter den sechs Firmen-Logos steht lediglich und ziemlich klein: „Infos zu den jeweiligen Services und Tarifen finden Sie auf den Webseiten der Anbieter.“

Sogar die städtische Internetseite unterschlägt die Information. Da heißt es: „Es gilt auch für das Handyparken die Parkgebührensatzung der Kreisstadt Hofheim am Taunus.“ Mit keinem Wort wird darauf hingewiesen, dass – neben der städtischen Parkgebühr – von den Anbietern des Handyparkens eine Extra-Gebühr erhoben wird.

Wir haben uns durch die Webseiten der Anbieter gewühlt, auf denen die Preisangaben teilweise ziemlich gut versteckt sind. Zwei Dinge fielen auf:

1. Ein Anbieter ist im Vergleich zu den anderen unverschämt teuer.

2. Ein Anbieter – nur einer von sechs! – bietet seinen Service komplett kostenlos an.

Eine Stunde Parken kostet 60 Cent – oder 1,09 Euro

Um es Ihnen etwas einfacher zu machen, haben wir die aktuellen Gebühren der sechs Anbieter zusammengetragen. Wir haben sie hier sortiert nach den Insgesamt-Kosten für eine Stunde Parken in Hofheim, wofür laut städtischer Satzung eine Gebühr von 60 Cent fällig wird.

Paybyphone (Sitz: Erlangen) verlangt pro Transaktion eine Servicegebühr in Höhe von 49 Cent. Eine Stunde Parken in Hofheim kostet also nicht mehr 60 Cent, sondern fast das Doppelte: 1,09 Euro.

easypark (Sitz: Düsseldorf) wird auf den Automaten am größten und auffälligsten dargestellt. Bei Nutzung der App werden 15 Prozent der Parkgebühr fällig, mindestens 29 Cent. Eine Stunde Parken kostet demnach 89 Cent .

Parco (Sitz: Wattens/Österreich) berechnet pro Parkvorgang 15 Cent plus 5 Prozent der Parkgebühr zzgl. Mehrwertsteuer. Aus 60 Cent für eine Stunde Parken werden also 81 Cent.

Mobilet (Sitz: Berlin) verlangt pro Parkticket eine Servicegebühr von 10 Cent. Für eine Stunde Parken werden 70 Cent berechnet.

Yellowbrick (Sitz: Kiel) kassiert Transaktionskosten in Höhe von 5 Prozent, mindestens 10 Cent. Eine Stunde kostet auch hier 70 Cent.

Parkster (Sitz: München) verlangt: NICHTS! Keinen Cent – ohne Wenn und Aber! „Die Parkgebühren berechnet Parkster ohne Zusatzkosten. So zahlst du für deinen Parkplatz mit der App nie mehr als am Automaten und sparst dank minutengenauer Abrechnung bares Geld“, heißt es auf der Unternehmens-Webseite.

Hier noch die Kosten für zwei Stunden Parken (laut städtischer Gebührenssatzung sind 1,20 Euro zu zahlen). Mit der Handy-App zahlt man bei Paybyphone 1,69 Euro, bei Easypark 1,49 Euro, bei Parco 1,45 Euro und bei Mobilet sowie Yellowbrick je 1,30 Euro.

Bei Parkster bleibt’s bei 1,20 Euro

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An der Automatenseite werden die sechs Firmen genannt, die Handyparken in Hofheim anbieten.

Wir haben bei Parkster nachgefragt: Wie macht ihr das? Seid ihr ein caritatives Unternehmen? Wollt ihr nichts verdienen?

Es funktioniere ganz einfach, heißt es bei Parkster. Es gebe zwei Einnahmequellen: Man habe einen Plus-Bereich eingerichtet, in dem kostenpflichtige Zusatzdienste wie ein Familienkonto oder Flottenlösungen für Unternehmen gebucht werden können (ähnliche kostenpflichtige Dienste sind auch bei den anderen Anbieter zu finden). Und: In Städten, in denen Parkster exklusiv das Handyparken anbietet, wird das Unternehmen mit einem kleinen Prozentsatz an den Parkgebühren beteiligt.

Klarer Fall: Wer in Hofheim Handyparken nutzen möchte, sollte die Parkster-App downloaden. Dass die genauso einfach funktioniert wie die kostenpflichtigen, versteht sich von selbst. Und das Schöne: Sie kostet keinen Cent – beim Download nicht und auch nicht beim Benutzen auf Parkplätzen.

Übrigens: Ein kleiner Hinweis auf den Parkscheinautomaten („Handyparken kostet extra, wenn Sie nicht aufpassen!“) und eine entsprechende Information auf der städtischen Internetseite würden nicht schaden, oder? Da kann die Stadtverwaltung durchaus noch ein wenig nachbessern

PS Die Stadt plant bekanntlich eine deutliche Erhöhung der Parkgebühren. Das wird einige Anbieter des Handyparkens freuen: Je höher die städtische Parkgebühr, desto mehr verdienen sie.

Update am 4. März: Der Bürgermeister und das Handyparken

Als hätten wir uns abgesprochen: In seinem neuesten Video „Freitagsblick“ stellt Bürgermeister Christian Vogt vor – genau: das Handyparken in Hofheim. Er steht auf dem Kellereiplatz neben einem Parkscheinautomaten und sagt: „Schaut mal hier: Hofheim ist ein wenig digitaler geworden“. Dann erzählt er auch, man habe sich im Magistrat für „easypark“ entschieden (das ist, siehe oben, einer der teuersten Anbieter).

Mit keinem Wort erwähnt Vogt den Anbieter Parkster, der Handyparken in der Kreisstadt völlig kostenlos anbietet. Wir wollen ihm keine schlechten Absichten unterstellen: Als das Video aufgenommen wurde, wusste Vogt vielleicht noch nicht, wie Autofahrer von einigen Firmen abkassiert werden…

Wenn Sie das Video von und mit Hofheims Bürgermeister sehen wollen, klicken Sie hier.


Am Beispiel Parkster: Handyparken – so geht’s

Wie funktioniert Handyparken?

Der Autofahrer benötigt auf seinem Smartphone die Parkster-App. Sie kann kostenlos im Google Play-Store (für Android-Endgeräte) oder in Apples App-Store (für das iPhone) heruntergeladen werden. In der App muss ein Account angelegt werden: Dafür sind Name, Adresse, E-Mail und Telefonnummer anzugeben.

Wenn im Smartphone die Standortinformationen bzw. Ortungsdienste aktiviert sind, erkennt die App automatisch den Parkplatz, auf dem das Fahrzeug abgestellt ist. Ansonsten muss der Autofahrer den Zonencode des Parkplatzes eingeben, der an jedem Parkscheinautomaten steht.

Für den Parkvorgang gibt der Autofahrer sein Kennzeichen und die voraussichtliche Parkdauer ein. Er kann die Parkzeit im Rahmen der Höchstparkdauer jederzeit verlängern.

Wie bezahlt der Autofahrer?

Der Autofahrer erhält per E-Mail eine monatliche Rechnung, die detailliert seine Parkvorgänge auflistet. Der Autofahrer überweist die Rechnung oder bezahlt per Kreditkarte.

Wie wird der digitale Parkschein kontrolliert?

Die Stadtpolizei kann, wenn sie Fahrzeuge kontrolliert, die App-Parkscheine in Echtzeit einsehen. Sie erkennt also, ob ein digitales Ticket gelöst wurde und ob es noch gültig ist.

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9 Kommentare

  1. Stefan Grimm

    Etwas Brauchbares vom HK-NL !! Endlich !!…und ohne Werbung für DIE LINKE ! 👍

    3. März 2023
    |Antworten
    • Silvia Stengel, Dipl. Ing. Landespflege

      Herr Vogt sagt im Freitagsblick, man bräuchte keine App und die Stadt hätte sich mit Beschluss der Stadtverordnetenversammlung für „easypark“ entschieden.

      Heisst das dann, dass die Stadt die 15 Prozent der Parkgebühren an „easypark“ zahlt? Und wie registriert man sich ohne App? Mit Telefonanruf?

      Werde es mal am Automaten ausprobieren…

      3. März 2023
      |Antworten
  2. Einsicht

    Ach bin ich froh, dass das Einloggen am Parkautomaten mit Paybyphone nicht geklappt hat. Danke für den Bericht und gute Recherche. Die App babe ich natürlich gelöscht.

    3. März 2023
    |Antworten
  3. DererVonZiethen

    Schön zu lesen, daß Hr. Ruhmöller meinem Hinweis aufs Parken mittels App jetzt en detail nachgegangen ist.

    Parkster ist übrigens ein schwedisches Unternehmen mit Filiale für Deutschland in München. Und die bekommen, so wurde mir gesagt, 4 Prozent der Parkgebühr als Honorar.

    Das ist, meine ich, das korrekteste Angebot einer Dienstleistungsfirma überhaupt. Wohl, weil die Schweden eh sehr sozial sind.

    Noch ein Hinweis: Wenn man seine Parkzeit vorzeitig abbrechen will: bei Parkster ist dafür sogar ein extra Feld zum Stopp der Parkzeit vorhanden. So wollte ich neulich etwas in der Stadt einkaufen, meldete mich für eine Stunde Parkgebühr an und im Laden merkte ich, daß ich meinen Einkaufszettel vergessen hatte. Also auf dem Weg zurück zum Auto die Parkzeit gestoppt: So kostete mich das „Kurzparken“ nur 10 Cent, nicht 1 Euro.

    Darum ist das „Instrument“ Parkster m.E. die ehrlichste Lösung!

    4. März 2023
    |Antworten
    • Benno Fuhrmann

      Ich kenne Parkster aus Offenbach: Dort zahlt die Stadt an Parkster nur ein Prozent von dem Umsatz, der durch die App generiert wird: https://www.op-online.de/offenbach/handyparken-in-offenbach-bald-moeglich-90928617.html

      Es gibt noch einen weiteren Vorteil bei Parkster, den ich für wichtig halte: In der App ist als Zahlungsart Rechnung voreingestellt – man bekommt monatlich eine Rechnung per E-Mail zugestellt und überweist. Man muss also keine Daten für Kreditkarte, Paypal o.ä. angeben.

      Ich verstehe überhaupt nicht, warum der Magistrat sich nicht für Parkster entschieden hat. Jetzt haben wir zwar eine Auswahl von Anbietern, die aber teilweise richtig teuer sind, wie der Bericht richtig darstellt. Ärgerlich dabei: Wer nicht genau hinschaut, erfährt es nicht – bei dem wird abkassiert.

      4. März 2023
      |Antworten
      • Ron

        Warum „easypark? Vielleicht eine Parteispende an die CDU Hofheim? Würde mich nicht wundern…

        5. März 2023
        |Antworten
  4. Rena

    Vielen Dank für die interessante Info. Die Aussage vom Bürgermeister, man bräuchte keine App ist irreführend und merkwürdig.

    5. März 2023
    |Antworten
  5. Harry K.

    An sich eine tolle Sache – wer kennt das nicht: man steht vor dem Parkautomaten und muss mangels kleiner Münzen mehr Parkzeit kaufen als benötigt.
    Da unser Bürgermeister diesen Blog ja auch liest (oder lesen lässt), bleibt zu hoffen, dass die Stadt noch auf Parkster umsteigt.
    Als Bürger spannend fände ich, nach welchen Kriterien denn der Anbieter ausgewählt wurde. Das wäre eine Transparenz, die ich mir von meiner Gemeinde wünschen würde.

    10. März 2023
    |Antworten
    • DererVonZiethen

      Sie können – unabhängig von der Stadt Hofheim – bereits seit Februar 23 schon mit PARKSTER in Hofheim parken.
      Kostet Sie nur ein Lächeln – und das einmalige Registrieren bei parkster.com

      11. März 2023
      |Antworten

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