Ein Gastbeitrag von Stefan Tomik
Auch in Hofheim gibt es jetzt 100 Euro Zuschuss für ein Balkonkraftwerk, und man muss nicht einmal einen Balkon haben, um an diese Förderung zu kommen. So eine Mini-Solaranlage aus ein oder zwei Solarmodulen lässt sich auch im Garten, auf dem Schuppen, einem Flachdach oder der Garage aufstellen.
Und so fragen sich jetzt viele Hofheimer: Lohnt sich das vielleicht auch für uns? Wieviel Strom könnten wir selbst produzieren und wieviel dadurch sparen?
Allerdings herrscht bei dem Thema mittlerweile große Verwirrung. Auch in Baumärkten und Discountern werden inzwischen Balkonkraftwerke angeboten: Aber sind die ihr Geld wirklich wert? Schon gibt es Rückrufaktionen, weil Geräte verkauft wurden, die in Deutschland gar nicht zugelassen sind. Reicht zum Anschluss ein Schukostecker oder muss man einen Spezialstecker verwenden? Braucht man einen Elektriker? Lohnt sich ein zusätzlicher Batteriespeicher?
Ich habe da ein paar Antworten für Sie. Ich bin vor zwei Jahren erstmals auf Balkonkraftwerke aufmerksam geworden, im Rahmen meines Engagements für die Bürgerenergiegenossenschaft SolarInvest Main-Taunus. Die Idee hat mich so fasziniert, dass ich mich selbstständig gemacht habe, um Menschen für diese Technik zu begeistern. Mittlerweile verkaufe ich die Anlagen nicht nur; ich habe sie auch schon bei Dutzenden Kunden montiert.
Über den Autor
Stefan Tomik war 17 Jahre lang Politikredakteur der F.A.Z. 2020 zog er nach Hofheim und lernte über ein ehrenamtliches Engagement bei der Bürgerenergiegenossenschaft SolarInvest Main-Taunus die Idee von Balkonkraftwerken kennen. Davon regelrecht begeistert baute er das Carsharing-System “nahCar” mit auf, kündigte schließlich seinen Job und gründete eine Firma: Hauptsache Grün GmbH. Heute verkauft und montiert er Steckersolargeräte im Rhein-Main-Gebiet.
Die Technik dahinter ist ganz simpel: Mit einem oder zwei Solarmodulen können Leute wie Sie und ich zuhause unseren eigenen Strom erzeugen. Nicht genug für die ganze Wohnung, aber immerhin so viel, dass sich ein erheblicher Teil der sogenannten Grundlast damit abdecken lässt.
Zur Grundlast gehören Geräte, die den ganzen Tag über laufen, etwa Kühlschrank, WLAN-Router, Radiowecker, Geräte auf Standby wie Stereoanlage oder Fernseher. Außerdem können eine ganze Menge Kleinverbraucher damit betrieben werden: Ladegeräte für Handy und Laptop, ein externer Monitor im Homeoffice, die LED-Beleuchtung im Badezimmer.
Erst wenn starke Verbraucher eingeschaltet werden, ist das Balkonkraftwerk überfordert. Aus ihm kommen maximal 600 Watt heraus, ein Wasserkocher verbraucht jedoch locker 2000 Watt. Das macht aber nichts: Wenn nicht genug Solarstrom da ist, kommt der restliche Strom wie zuvor aus dem öffentlichen Netz hinzu. Es ist aber weniger Reststrom erforderlich, und deshalb muss auch weniger bezahlt werden.
Ich habe mir eine App zur Kontrolle meines Balkonkraftwerks auf dem Smartphone installiert. Sie zeigt: An sonnigen Tagen erzeugt das eine Solarmodul am Balkongeländer mehr Strom, als ich zur selben Zeit verbrauche. Dann steht mein Stromzähler still. Ein Vorteil dieser Mini-Anlagen ist, dass sie nicht genehmigt, nur angemeldet werden müssen. Jeder darf sie anschließen, ein Elektriker ist nicht unbedingt erforderlich.
Was gibt es Besseres gegen steigende Strompreise?
Eine oft gestellte Frage lautet: Wie kommt der Strom aus dem Balkonkraftwerk überhaupt in meine Haushaltsgeräte? Eine andere: Woher wissen die Geräte, dass sie diesen Strom nehmen sollen statt dem aus dem Netz?
Das alles regelt die Physik, ganz ohne Zutun. Über die Stromleitungen im Haushalt sind alle Verbraucher eines Stromkreises miteinander verbunden. Ob der Strom von links nach rechts fließt oder umgekehrt, ist egal. Deshalb kann man Strom nicht nur aus einer Balkonsteckdose herausbekommen, sondern dort auch einspeisen.
Strom sucht sich immer den Weg des geringsten Widerstands. Wenn der Kühlschrank Strom braucht und ein paar Meter Leitungslänge weiter ein Balkonkraftwerk Strom produziert, ist der Widerstand viel geringer, als wenn der Strom aus einem Trafohäuschen irgendwo in der Nachbarschaft bezogen werden müsste.
Das alles ist so einfach wie genial, so dass ich mich frage: Warum sind wir nicht schon viel früher darauf gekommen? Warum brauchte es eine Energiekrise wie nach dem Überfall auf die Ukraine, damit wir Bürger uns ein Stück weit von Energiekonzernen und Netzbetreibern lösen? Die haben den Gebrauch von Balkonkraftwerken lange erschwert, überzogene Sicherheitsanforderungen aufgestellt und Nutzer mit überbordender Bürokratie abgeschreckt. Das ist zum Glück weitgehend vorbei. Es sind nun etliche Reformen angestoßen worden, die alles einfacher machen.
Was Sie unbedingt noch wissen sollten:
Der richtige Standort
Es ist wie beim Hauskauf: Das mit Abstand Wichtigste ist der Standort! Unverschattet und sonnig soll er sein. In meinen Volkshochschulkursen lege ich oft eine Postkarte auf ein Solarmodul, um zu zeigen, wie stark schon dadurch die Leistung in die Knie geht. Wir haben das Modul dann an einem Messgerät angeschlossen, und was die Teilnehmer sehen, überrascht sie eigentlich immer. Deshalb finde ich es auch unseriös, wenn Mitbewerber “verschattungsresistente” Module anpreisen. Sicher kommen manche Module mit Teilverschattungen besser klar als andere, aber resistent dagegen ist keines.
Der richtige Stecker
Lange Zeit wurde behauptet, dass ein gewöhnlicher Schukostecker wie an allen anderen Haushaltsgeräten nicht sicher genug sei. So steht es auch noch in den technischen Normen des VDE, des Verbandes der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V. Balkonkraftwerke sollten mit einem Spezialstecker der Bamberger Firma Wieland ausgestattet werden. Dann brauchte man jedoch einen Elektriker, um die zugehörige “Wieland-Steckdose” zu installieren. Das hat das ganze Projekt verzögert und verteuert. Und die Sicherheitsbedenken waren offenbar übertrieben; hunderttausende Geräte werden bereits allein in Deutschland sicher mit Schukostecker betrieben.
Mittlerweile fordern sowohl das Bundeswirtschaftsministerium wie auch die Bundesnetzagentur und der VDE selbst, den Schukostecker auch offiziell freizugeben. Der “Wieland-Stecker” dürfte Geschichte sein.
Geradezu fahrlässig finde ich allerdings Angebote, bei denen offene Kabel ohne jeglichen Stecker verkauft werden. Der Käufer soll sich dann selbst einen Stecker ans Kabel basteln. Dafür hat er in der Regel weder das Werkzeug, noch die technischen Kenntnisse.
Die richtige Größe
Ein Solarmodul oder zwei? Das hängt vor allem von Ihrem Stromverbrauch ab. Eine Faustregel besagt: Ab etwa 2500 Kilowattstunden (kWh) Jahresstromverbrauch lohnt sich ein zweites Modul. Verbrauchen Sie weniger, können Sie zwar auch ein zweites Modul aufstellen — Sie verschenken dann aber relativ viel überschüssigen Strom. Denn wenn Sie mehr produzieren als verbrauchen, wird der Überschuss ins öffentliche Netz eingespeist. Das ist technisch und rechtlich völlig unproblematisch, aber Geld bekommen Sie dafür nicht. Geld sparen Sie nur durch den vermiedenen Strombezug aus dem Netz, also indem Sie weniger zukaufen müssen.
Wie viel Ersparnis?
Wie hoch die Ersparnis ausfällt, ist individuell ganz verschieden. Deshalb nageln Sie mich bitte nicht auf eine genaue Aussage fest. Wichtig ist, dass Sie den eigenen Strom sofort verbrauchen. Wenn Sie also den ganzen Tag über im Büro sind, können Sie nicht so sehr von Ihrem Kraftwerk profitieren wie jemand, der im Homeoffice arbeitet. Sie können aber Waschmaschine und Geschirrspüler tagsüber laufen lassen, wenn die Sonne scheint, und dadurch den eigenen Sonnenstrom gut ausnutzen. Wenn Sie es richtig anstellen, können Sie durchaus 8 bis 10 Prozent Ihrer Stromrechnung einsparen. Der Effekt lässt sich mit dem Steckersolar-Simulator der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin näherungsweise berechnen. Da können Beträge von mehr als 100 Euro im Jahr herauskommen.
Die richtige Ausrichtung
Viele Leute meinen, dass Solarmodule immer nach Süden ausgerichtet und um etwa 30 Grad geneigt sein müssten. Dieser Glaube stammt aus einer Zeit, als Photovoltaikanlagen auf Volleinspeisung getrimmt waren. Der gesamte Strom wurde damals ins öffentliche Stromnetz eingespeist, weil das wegen hoher Vergütungen mehr Geld einbrachte, als Strom aus dem Netz kostete.
Die Zeiten haben sich geändert. Heute optimiert man eine Solaranlage, ob groß oder klein, auf den eigenen Verbrauch. Da ergibt eine Ost-West-Ausrichtung der Module meistens mehr Sinn, denn dann bekommen Sie einen gleichmäßigeren Ertrag über den ganzen Tag hinweg. Und wegen des Neigungswinkels machen Sie sich mal keinen Stress. Auch wenn das Modul platt auf dem Boden läge, brächte es noch 90 Prozent seiner Leistung. Je steiler man es aufstellt, desto anfälliger wird es jedoch für Wind und Sturm. Deshalb ist eine gute individuelle Beratung wichtig. Ich bezweifle mal, dass man die beim Lebensmittel-Discounter bekommt.
600 oder 800 Watt?
Wenn Sie schon ein bisschen über Balkonkraftwerke gelesen haben, werden Sie womöglich wissen: Bald sollen nicht nur 600, sondern 800 Watt Höchstleistung freigegeben werden. Dabei geht es um die Ausgangsleistung des Wechselrichters. Das ist der kleine Kasten, der den Gleichstrom der Solarmodule in Wechselstrom für die Steckdose wandelt. Nur Wechselstrom können Sie im Hausnetz verwenden. Die Solarmodule hingegen können durchaus mehr Leistung haben, 370 oder 400 Watt-Peak pro Modul etwa, und das ergibt auch Sinn. Denn Wechselrichter arbeiten am effizientesten, wenn sie gut ausgelastet sind, und auch bei trübem Wetter wollen Sie etwas mehr Leistung zur Verfügung haben. Aber mehr als 600 Watt Ausgangsleistung bei voller Sonne (um die Mittagszeit) können Sie erstens selten verwenden, und zweitens wären dafür sehr große Solarmodule erforderlich. Den Trend zu immer größeren Modulen sehe ich kritisch. Schon jetzt sind die Dinger mit etwa 1,05 mal 1,80 Metern für manche Balkone zu groß.
Lohnt sich ein Speicher?
Viele Kunden fragen derzeit nach Stromspeichern für Balkonkraftwerke und glauben, dass sie damit autark werden oder auch viel Geld sparen könnten. Beides ist leider nicht der Fall. Trotzdem kommen immer mehr Speicher auf den Markt. Die Angst vor einem Strom-Blackout treibt die Nachfrage, und Hersteller wittern ein gutes Geschäft.
Wirtschaftlich lohnt so ein Speicher in den wenigsten Fällen. Sie sind nach wie vor teuer und haben eine deutlich kürzere Lebenszeit als Solarmodule. Dann gibt es noch technisch bedingte Speicherverluste, und einige Monate des Jahres, mindestens von November bis Februar, werden Sie den Speicher gar nicht nutzen können. Der in dieser Jahreszeit ohnehin sehr geringe Ertrag des Balkonkraftwerks wird dann sofort verbraucht, einen Überschuss für den Speicher gibt es nicht. Wenn Sie das mal alles zusammennehmen, wird schnell klar: Ein Speicher für ein Balkonkraftwerk mag eine nette technische Spielerei sein, aber die Kilowattstunde aus der eigenen Batterie bleibt teurer als eine aus dem Stromnetz.
Made in Germany
Eine Sache ist mir persönlich noch sehr wichtig. Die Energiewende soll in meinen Augen nachhaltig sein und nicht einen autoritären Staat wie China bereichern. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, nur Solarmodule aus Europa anzubieten. Sie werden gefertigt in Chemnitz oder Dresden, Thalheim oder Langenwetzendorf. Deutschland war ja mal weltweit führend in der Photovoltaik-Industrie, bevor völlig falsche politische Entscheidungen diesen Vorsprung zunichte gemacht haben. China hat derweil die Solarindustrie mit billigem Kohlestrom und anderen Subventionen in der Provinz Xinjiang etabliert und dominiert jetzt den Weltmarkt. Wenn wir irgend etwas daran ändern wollen, müssen wir jetzt europäische Modulhersteller unterstützen.
Ich hoffe, ich habe Sie neugierig gemacht und ermutigt, sich mit einem Balkonkraftwerk zu beschäftigen. Die Stadt Hofheim hat soeben 10.000 Euro Fördergeld lockergemacht, das reicht für hundert Anlagen. Mehr Infos zum Förderprogramm finden Sie hier.
Ratgeber “Balkonkraftwerk” ist schon auf der Bestsellerliste
Stefan Tomik beantwortet in seinem Buch “Balkonkraftwerk” alle Fragen rund um Solargeräte für die Steckdose – z. B.: Wie viel Prozent der Stromrechnung können eingespart werden? Worauf muss man beim Kauf achten? Wie werden die Module am besten ausgerichtet und was passiert mit überschüssigem Strom?Außerdem erklärt er das Wichtigste zu Sicherheit, Recht und Versicherung, zu Montage, Anmeldung und Technik der Mini-Anlagen.
Das Buch gibt’s in allen guten Buchhandlungen, es kann auch versandkostenfrei beim Verlag Eugen Ulmer bestellt werden (ISBN-13:9783818618711, 18 Euro).
Holger Laudely, bekannt geworden als “Mr. Energiewende”, stellt das Buch von Stefan Tomik im Internet auf Youtube vor. Sein Urteil: empfehlenswert für alle, die mehr wissen wollen – “ein super Nachschlagewerk”.
Top Beitrag. Mit einfachen Worten eine – für mich als Laie – komplizierte Technik super erklärt. Vielen Dank dafür.
Und auch für den Hinweis zum “Steckersolar-Simulator der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin”. Habe diesen ausprobiert, funktioniert prima. Habe selbst zwei Module auf dem Dach. Hier der Link zur Berechnung https://solar.htw-berlin.de/rechner/stecker-solar-simulator/
Hallo Herr Sommer, besten Dank für den Hinweis! Der Link stand ursprünglich im Text, ist aber aus iwelchen Gründen rausgefallen. Ich habe ihn wieder ergänzt. TR
Danke für den sehr guten Beitrag.
Wer den Test der Supermarkt Angebote gesehen hat, weiß eine gute Beratung zu schätzen. Verlasse ich mich auf den Supermarkt, bin ich verlassen.
Vielen Dank an Clemens Sommer für den Link.
Der Beitrag von Herrn Tomik ist gut, aber noch nicht zu Ende recherchiert/gedacht. Wer noch einen alten schwarzen Ferraris-Zähler besitzt, ist fein raus, da diese Zähler tatsächlich die Rückeinspeisung in das Netz erfassen und rückwärts laufen. Somit profitiert der Nutzer tatsächlich an der Einspeisung. Sollte er jedoch den Betrieb eines Balkonkraftwerkes dem örtlichen Energieversorger melden, wird der schwarze Zähler gegen einen elektronischen Zähler sofort ausgetauscht (ist ja verpflichtend vorgeschrieben). Fakt ist hierbei, diese Zähler zählen nicht rückwärts! Und jetzt wird die ganze Sache unwirtschaftlich: bei dem Haus/Wohnungszähler kommen drei Phasen (A,B und C) am Stromzähler an und verteilen sich auf verschiedene Verbraucher im Haus. Aber keine dieser 3 Phasen hat eine Dauerbelastung von 600-800 W, außer bei Gross-Verbrauchern. Die Mini-PV-Anlage speist auf einer Phase 600-800 W ein, ein Bruchteil davon wird selbst verbraucht, der elektronische Wohnungszähler speist den überschüssigen Strom in das öffentliche Netz ein. Gleichzeitig bezieht der gleiche Zähler auf den anderen beiden Phasen Strom, der auf den anderen beiden Phasen verbraucht wird aus dem Netz. Der Nutzer schenkt somit den öffentlichen Versorgern seinen Strom und muss ihn auf den anderen beiden Phasen teuer bezahlen! Das nenne ich – sorry für das Wort! – Volksverarschung! Wenn man tatsächlich den Strom selbst verbrauchen möchte, muss der Nutzer in teure dreiphasige Wechselrichter investieren und /oder ein Batteriesystem dazwischen schalten. Dies verteuert die Kosten auf einen mittleren vierstelligen Betrag. Dies wird sich beim Betrieb eines oder zwei Balkon Kraftwerken 100% nicht rentieren! Diese Informationen werden von unserer Politik und auch von den Installateuren nicht erwähnt, weil es dem grünen Gedanken im deutschen Volk voll entspricht!
Hätte unsere Regierung auch nur ansatzweise ein Interesse am selbst produzierten ökologischen Strom, würde das holländische System in Deutschland einen riesigen Erfolg haben! Dort installiert der Stromversorger! kostenfrei einen Zähler, der vorwärts und rückwärts läuft/den Stromverbrauch saldiert. Es wäre so einfach umzusetzen, ist aber von unserer Politik nicht gewollt!
Sie haben absolut keine Ahnung…
Jeder Stromzähler ist saldierend und daher ist es egal, auf welcher Phase Strom erzeugt oder verbraucht wird.
Unterm Strich wird im Zähler alles auf jeder Phase saldiert und wenn die Erzeugung größer gleich Verbrauch ist, bleibt der Zähler stehen bzw. es wird nur der Verbrauchsüberschuss gezählt.
10 Sekunden googlen hätten gereicht, um das herauszufinden.
Danke, Herr Hubert, für Ihren Kommentar. Die Argumentation mit den der Phasen geistert seit Jahren durchs Internet und ist inhaltlich teils richtig, teils falsch. Im Ergebnis stimmt Ihr Einwand zum Glück nicht und der Balkonkraftwerker spart am Ende doch!
Richtig ist Ihre Beschreibung des technischen Vorgangs. Im Haus kommen aus dem öffentlichen Stromnetz drei Außenleiter („Phasen“) an, man nennt sie L1, L2 und L3. Die drei Leiter sind nicht miteinander verbunden. Manche Steckdosen in Ihrer Wohnung hängen an L1, andere an L2, manche Deckenleuchten an L3 oder L1 und so weiter. Grund ist, dass der Elektriker die Verbraucher mehr oder weniger zufällig so verteilt, dass das Netz gleichmäßig belastet wird. Der Elektroherd hängt vielleicht sogar an allen drei Außenleitern, denn der braucht besonders viel Strom. Davon merkt der Nutzer erst einmal nichts.
Nun kann es sein, dass das Balkonkraftwerk bei Sonnenschein auf L1 überschüssigen Strom ins öffentliche Netz einspeist und gleichzeitig der Kühlschrtank auf L3 Strom aus dem öffentlichen Netz bezieht. Insofern haben Sie Recht: Der Kühlschrank nutzt — rein physikalisch betrachtet — nicht den Balkonstrom, sondern Netzstrom.
Falsch ist aber, dass Sie davon nicht profitieren würden. Denn jetzt kommt der Stromzähler ins Spiel. Jeder Zähler in Deutschland — die alten schwarzen Ferraris-Zähler ebenso wie die neuen digitalen — ist phasensaldierend. Das bedeutet: Wird gleichzeitig auf einer Phase eingespeist, auf einer anderen aber Strom bezogen, bildet der Zähler die Summe aus beiden Werten. Minus 30 Watt auf L1 (Einspeisung) und plus 30 Watt auf L3 (Verbrauch Kühlschrank) ergibt in Summe null. Der Zähler steht also still und zählt: gar nichts. Deshalb sparen Sie am Ende doch.
Man kann das alles ausprobieren und auch am digitalen Zähler ablesen. Glauben Sie mir: Es funktioniert!
Um sich umfassender über Solar zu informieren gibt es weitere Informationen. Zum Beispiel den Artikel “Das vergessene Problem der Energiewende”. In der FA SZ vom 27.8.2023 Seite 29. Den Artikel kann man sich für kleines Geld herunterladen.