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Frankfurt stoppt „City Tree“-Projekt – Was macht jetzt Hofheim?

Gepostet in Allgemein

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Ist das der Todesstoß für das CDU-Projekt „City Tree“ in Hofheim? Die Stadt Frankfurt wollte fünf künstliche „Bäume“ anschaffen, im Haushaltsplan waren bereits 150.000 Euro bereitgestellt worden – jetzt stoppte der Magistrat das Vorhaben. Begründung, kurz zusammengefasst: Die Dinger taugen einfach nicht. 

Die Stadt Hofheim will 60.000 Euro für nur einen „City Tree“ ausgeben. Es ist ein „Versprechen“ der CDU aus dem letzten Kommunalwahlkampf; die Anschaffung wurde daraufhin vor gut zwei Jahren mehrheitlich vom Stadtparlament beschlossen – gegen die Stimmen der Linken und Grünen. Im Juli dieses Jahres verkündete dann CDU-Bürgermeister Christian Vogt, er werde das Gerät demnächst bestellen, im Rahmen eines Innenstadt-Förderprogramms übernehme das Land Hessen 50.000 Euro der Kosten.

„City Trees“ sind drei Meter breite und dreieinhalb Meter hohe Konstruktionen, die ein brandenburgisches Unternehmen entwickelt hat und vertreibt: Hinter einer Holzverkleidung sollen Moose, Wasser, Strom und Technik dafür sorgen, dass die Umgebungstemperatur gesenkt, Feinstaub aus der Luft gefiltert und Kohlendioxid gebunden wird. Glaubt man den Hersteller-Angaben, erbringt die Maschine die Kühlleistung von 67 jungen Bäumen.

Und jetzt diese Nachricht aus der Nachbar-Metropole: Frankfurts Magistrat sehe die „City Trees“ skeptisch, schreibt die Frankfurter Rundschau. Zitiert wird aus einem Bericht der Verwaltungsspitze: „Ein merklicher Beitrag der City Trees auf die klimatischen Bedingungen in der Stadt erscheint fraglich“. Die Anlage reinige die Umgebungsluft nur „räumlich stark begrenzt“. Die Minderung von Feinstaub sei „marginal“. Auf die Belastung durch Stickoxide hätten die verwendeten Moose „keinen Einfluss“.

Beide Daumen nach unten: Eine solche Bewertung der Klima-Maschine kann nur als vernichtend bezeichnet werden. Sie deckt sich mit dem, was der Hofheim/Kriftel-Newsletter bereits vor vier Wochen geschrieben hatte:

Etliche Städte in Deutschland wollen die gewaltigen Kästen wieder abbauen oder haben sie bereits abgeschafftsie funktionieren nicht. Diverse Untersuchungen konnten die Hersteller-Angaben nur bedingt oder gar nicht bestätigen. Nicht zuletzt wird über die immensen Kosten geklagt, Wissenschaftler sprechen sogar von „Geldverschwendung“.

Hofheim, so der Verdacht, war auf die recht großmäuligen Werbesprüche des Herstellers hereingefallen.

Der Bericht im Hofheim/Kriftel-Newsletter löste in der Kreisstadt eine überfällige Debatte aus: Braucht eine Kleinstadt wie Hofheim wirklich solche großklotzigen Klima-Maschinen? Ist das nicht Verschwendung von Steuergeldern? Wäre das Anpflanzen neuer Bäume nicht eine bessere Alternative?

„City Tree“: Fragenkatalog müsste sich erübrigt haben

Die Stadtverordneten beschlossen nach Erscheinen des Berichts, die Anschaffung zu überdenken: In einem Ausschuss soll über das Thema beraten werden.

Das CDU-geführte Rathaus versuchte, über die Lokalzeitung gegenzusteuern: An warmen Tagen könnten die Maschinen die Luft in ihrer direkten Umgebung um bis zu vier Grad kühlen, „so viele Bäume könnten wir gar nicht anpflanzen“, schwadronierte Rathaussprecher Jonathan Vorrath in einem Kreisblatt-Bericht und rezitierte fleißig Hersteller-Angaben. Beweise legte er keine vor, wurden ihm wohl auch nicht abverlangt – die Redakteurin zeigte sich schnell angefixt: „Baum-Maschine soll für bessere Luft sorgen“, jubilierte sie begeistert.

Nach längerer Nachdenkphase erschien es Hofheims Grünen Anfang dieser Woche angebracht, sich zu Wort zu melden. Kern ihrer Pressemeldung: Sie müssten sich von dem „City Tree“ nicht distanzieren, sie hätten schließlich die Anschaffung zusammen mit den Linken „entschieden abgelehnt“

Bereits zuvor hatte sich Barbara Grassel von den Linken wie gewohnt kritisch-konstruktiv des Themas angenommen. Sie hatte einen längeren Fragenkatalog zusammengestellt, den der Magistrat beantworten soll: Was taugen die „City Trees“ wirklich? Gibt es unabhängige Untersuchungen, die ihre Wirksamkeit bestätigen? Warum soll ein „City Tree“ auf dem Kellereiplatz stehen: Wurde dort jemals eine Belastung der Luft gemessen? Und schließlich: Welche Folgekosten kommen auf die Stadt zu – für Wasser, Strom, Wartung…

Die Antworten des Magistrats stehen noch aus. Aber vielleicht sind sie gar mehr notwendig: Denn kaum vorstellbar erscheint, dass eine Metropole wie Frankfurt „die Dinger“ mangels Tauglichkeit ablehnt, aber die kleine Kreisstadt in unmittelbarer Nachbarschaft viel Geld dafür ausgibt.

Auch sonst dürfte der Frankfurter Weg vielen Hofheimern besser gefallen:

„In Frankfurt will der Magistrat dort, wo es möglich ist, klimaangepasste Bäume pflanzen“, schreibt die Frankfurter Rundschau. Das Aufstellen von „City Trees“ sei für den Magistrat „kein adäquater Ersatz“.

Das Bild oben ist ein Screenshot von der Webseite der „City-Tree“-Herstellerfirma Green City Solutions GmbH.

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2 Kommentare

  1. Ron

    Der heftige Einsatz des Magistrats für die untauglichen City Trees hat ei Geschmäckle. Gibts Schmiergeld vom Hersteller?

    24. Oktober 2022
    |Antworten
    • Hartmut Hebling

      Ach, das glaube ich nicht…

      Ich denke, Politik funktioniert eher wie eine Autofahrt… da wird mitgenommen, was auffällig und attraktiv an der Straße steht…

      Die nachhaltigen bewährten Lösungen sind wahrscheinlich nicht schillernd genug.

      28. Oktober 2022
      |Antworten

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