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Hofheims neuer Müllplatz: direkt vor der neuen Stadtbücherei

Gepostet in Allgemein

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Es ist der vierte Advent – doch vorweihnachtliche Gefühlswallungen müssen zurückstehen. Ob beim Glühwein neben dem Eiszauber, beim Bratapfel vor „Balthasar“ oder am Weinstand des Vereinsring – es gab an diesem Wochenende überall das gleiche Thema: Hofheims neuer Müllplatz liegt offenbar direkt vor der neuen Stadtbücherei. Und überhaupt: Die Innenstadt droht zu vermüllen – warum wird nicht richtig etwas dagegen unternommen?

Am Samstag herrschte wieder allerhöchster Schmuddel-Alarm im Zentrum der Kreisstadt: Überall total überfüllte Mülleimer. Große Pizzaschachteln, braune Kaffeebecher und zerknüllte Fastfood-Tüten – längst waren die kleinen Mülleimer am Rande der Straßen und Plätze überfordert mit den Müll-Massen

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Zum Vergrößern anklicken: Vor Tchibo…
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… und vor Blumen Reinecke: alle Mülleimer übervoll.

Übervolle Mülleimer in der Hauptstrasse vor Tchibo und Blumen Reineke. Ein ähnliches Bildauf dem Parkplatz Am Untertor. Wo Bänke stehen, sind die Mülleimer überfüllt, und Essensreste und Verpackungen liegen ringsum verteilt.

Ganz extrem: der Platz zwischen Kellereigebäude und neuer Bücherei. Hier wurden vor nicht allzu langer Zeit zwei Sitzbänke aufgestellt, der Eiszauber ist in Blickweite, an Mülleimer hat bisher wohl keiner gedacht. Am Samstag konnte man glauben, eine Schulklasse habe hier große Party gemacht. Und auch am Sonntagmorgen sah’s hier immer noch ziemlich wüst aus:

Ein halbes Dutzend Hugo-Flaschen stand aufgereiht auf der Betonmauer. Sixpack-Verpackungen lagen herum. Die eine oder andere Flasche war heruntergefallen und am Boden zersplittert. Burger-Reste verteilten sich dazwischen: ein Festfressen für Ratten.

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Hier muss am Samtagabend eine ziemlich große Party stattgefunden haben: Leere Bier-, Schnaps- und Hugo-Flaschen standen am Sonntagmorgen Spalier auf der Mauer an der neuen Stadtbücherei.

Leser des HK-Newsletters schickten Fotos, wir zeigen Ihnen einige. In der Facebook-Gruppe „Wir in Hofheim“ war die Vermüllung Hofheims an diesem Wochenende das am meisten kommentierte Top-Thema. Kleine Auswahl der Stimmen:

Kornelia Duncker: Etwas mehr Kontrolle unserer Stadtpolizei wäre nicht schlecht.

Margit Schwab: Das ist die junge Generation. Ich hab das heute beobachtet: schlimm. Auf der einen Seite wollen sie was für den Umweltschutz machen und dann machen sie so eine Sauerei. Wer so rumsaut, müsste mit einer hohen Geldstrafe belangt werden. Vielleicht würde das helfen.

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Die Bank vor der neuen Stadtbücherei am Sonntagmorgen.

Stefan Kauf: Das ist überwiegend die Jugend der Akademiker, die so für die Umwelt wettern! Aber das tut nix zur Sache, das man seinen Mist mitnehmen kann! Aber wenn ich die leere Flasche sehen, werden die nicht mehr in der Lage gewesen sein!

Ingrid Hasse: Am Bachlauf lag auch jede Menge Müll.

Susanne Fischer: Ordnungsamt hat ab 20 Uhr Feierabend, danach kannst de quasi machen was de willst, wird nicht mehr kontrolliert.

Petra Aus Wildsachsen: Schade, dass es offenbar Aufgabe des Ordnungsamtes/ der Polizei ist… Ich denke, es sind unerzogene Gören, die nicht wissen, wie man sich benimmt! JEDER darf etwas zu diesen Rüpeln sagen und sie auf den Mülleimer hinweisen!

Karl Kurjak, Moderator der Gruppe, versuchte die zeitweilig aufgeheizten Gemüter zu beruhigen: „Ich habe mir heute mal den Platz angeschaut. Ich gebe zu, es ist schon heftig. Keine Frage, da fehlt natürlich ein Mülleimer (oder zwei). Was ich aber auch beobachtet habe ist, dass dies eine Begleiterscheinung von der Eisbahn ist: Da ist was los und natürlich zieht das die Jugendlichen an, war bei uns früher nicht anders. Um Geld zu sparen werden die Getränke nicht an der Bude von der Eisbahn gekauft, sondern mitgebracht. Wenn kein Raum für die Jugend in der Innenstadt gegeben ist, passiert sowas halt. Liebe Stadt bzw. Stadtpolizei, stellt da ein, zwei Mülleimer hin, lauft ab und zu mal vorbei und redet mit den Kids. Wirkt manchmal Wunder.“

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Etwas abseits vom Eiszauber…
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…und am Bachlauf am Untertorplatz.

Müllplatz Hofheim: Appelle brachten nichts

Kurjak hat sicher recht: Die jungen Leute bringen die Getränke mit. Vor allem der Lebensmittelmarkt im Chinon Center ist für sie eine nie versiegende Quelle. An den Ladenkassen ist es zu beobachten: An jedem Abend eines Wochenendes sind die Schlangen der meist jungen Kunden lang – hier kriegen sie den Nachschub her.

Aber es sind natürlich nicht nur Jugendliche, die ihren Müll in der Altstadt zurücklassen. Auch vielen Erwachsenen ist der Weg zur nächsten (nicht so vollen) Mülltonne zu weit. Also lassen sie liegen, was nach Essen und Trinken übrig bleibt, wo immer sie gerade sitzen und stehen.

Ob es allein ein Thema für die Ordnungspolizei ist? Deren verstärkter Einsatz wird immer wieder gefordert, die Rathaus-Abteilung ist angesichts begrenzter Kapazitäten aber nur bedingt hilfreich.

Als der HK-Newsletter vor einem Jahr erstmals die zunehmende Vermüllung der Hofheimer Innenstadt thematisiert hatte, reagierte die Verwaltungsspitze schnell: Sie verteilte (nicht besonders schöne) grüne Mülltonnen in der Altstadt. Bürgermeister Christian Vogt appellierte etwas blauäugig: „Wir bitten nun alle, die regulären und zusätzlichen Mülleimer zu nutzen und unsere Stadt sauber zu halten.“

Geändert hat sich nichts, natürlich nicht. In Zeiten wie diesen, da immer mehr Läden aufwendig verpacktes Essen „to go“ offerieren, werden die Mülltonnen in der Innenstadt kaum reichen. Aber ist die einzige Antwort wirklich die Verteilung von noch mehr hässlichen grünen Mülltonnen in der Altstadt?

Beispiel Chinonplatz: Vor der Stadthalle steht eine einsame Mülltonne, neuer als die schlichten innerstädtischen und auch etwas größer. Dafür sind die Einwurf-Öffnungen, warum auch immer, ziemlich klein geraten. Der Pizza- und Chicken-Laden gleich nebenan boomt, die überwiegend junge Kundschaft nimmt das Essen in Papiertüten und Pappbechern mit nach draußen – ist schließlich Corona-Time.

Nach dem Verzehr der Speisen auf dem RathausVorplatz zeigt sich dann das Problem: Wohin mit den Resten? Natürlich in den Mülleimer! Doch der ist schnell voll. Dann eben oben drauf! Da ist nur wenig Platz. Also bleibt nur die Erde, oder die Sitzbank, oder die spärlichen Grünflächen

Wollen wir wirklich hier und überall in der Stadt weitere grüne Mülltonnen sehen?

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Die Mülltonne auf dem Platz zwischen Chinon Center, Stadthalle und Rathaus.

Die etwas altväterlich wirkenden Bemühungen der Rathausspitze zeigen inzwischen Züge der Verzweiflung. Man appelliert an die gute Kinderstube der Hofheimer. Und muss erkennen: So wird das Müllproblem bestimmt nicht gelöst.

Auch die Vertreibung herumlungernder Jugendlichen nach dem Motto „nur weg mit ihnen“ brachte allenfalls punktuellen Erfolg: Das Problem taucht innerhalb kurzer Zeit an anderer Stelle wieder auf.

Wir haben’s ja erlebt: Die Verwaltungsspitze störte sich an einigen Jugendlichen, die hinterm Rathaus abhingen. Als sie nicht verschwanden, wurde die Rathaustreppe umgebaut. Das kostete mehr als 300.000 Euro.

Dass die Jugendlichen an anderer Stelle – beispielsweise jetzt vor der neuen Bücherei – auftauchen: Soweit hat die Stadtspitze offenbar nicht gedacht.

Vielleicht muss sich die Stadtverwaltung aufraffen und neue Wege ausprobieren. Vielleicht müsste die Organisation des Bauhofes überprüft werden: Könnten die vorhandenen Mülltonnen nicht öfter geleert werden? Und vielleicht können an Wochenenden, an denen viele Menschen unterwegs sind, auch mal Reinigungstrupps losgeschickt werden…

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4 Kommentare

  1. Sascha

    Ich wohne in der Altstadt und störe mich auch an der Vermüllung.
    Man sollte aber nicht alle Jugendlichen über einen Kamm scheren! Kommentare a la: Am Freitag fürs Klima demonstrieren und am WE den Müll liegen lassen, führen zu nichts!
    Im Übrigen ist es für die Jugend zur Zeit äußerst schwer, ihr natürliches Bedürfnis nach Zusammenkunft zu befriedigen.
    Das sollte man immer im Hinterkopf behalten und nicht vergessen: Wir waren auch Mal jung!

    20. Dezember 2021
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    • Berthold G. Neitzel

      Kommentare á la „Wir waren auch mal jung“ sind genauso wenig zielführend. Ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern, dass wir damals draussen so einen Saustall hinterlassen hätten. Das Bewusstein muss geschärft werden, daher sind die angedachten Müll Scouts eine gute Idee, um Jugendlichen zu sensibilisieren. Mit vielen kann man durchaus reden und auf sie einwirken, auch ohne Repression.

      23. Dezember 2021
      |Antworten
    • Stengel Silvia, Dipl. Ing. Landespflege

      Frankfurt ist an diversen kostspieligen Anti-Müll-Propaganda leider gescheitert – alle Hinweise und Kampagnen auch mit Studenten als „Müll-Scouts“, die diejenigen, die den Müll in den Parks hinterlassen, ansprachen, brachten nichts.

      Nun stellt die Stadt noch mehr Mülleimer auf – aber auch das hilft nur bedingt, wenn der Weg zum nächsten Mülleimer 8m weiter ist.

      Dies ist die Kehrseite des Wachstums einer Metropole, an die sich wohl auch Hofheim gewöhnen muss, wenn es weiter wachsen möchte. Die Kosten für die Müllbeseitigung sind auch nicht zu unterschätzen!

      Bei diesem Thema kann man nur in Generationen denken und sollte jetzt schon bei den ganz Kleinen im Kindergarten mit einer „Anti-Müll-Erziehung“ anfangen, für alle anderen helfen wohl nur Geldstrafen a la Fernost…

      3. Januar 2022
      |Antworten
  2. Preusche

    Wollen wir wirklich die Gründe dieser Verschmutzung erkunden? Wo liegen die Ursachen eines solchen Verhaltens? Wer sind die Menschen, die das tun? In einer so freiheitlich geöffneten Gesellschaft sind diese Verhaltensweisen auch die Folgen. Es gilt, anders zu sein zu ertragen. Wer Müll ordnungsgemäß in dafür vorgesehene Behälter entsorgt, der ist spießig – für einen gewissen Teil der Gesellschaft. Sich gegen Regeln, Ordnung und Eingrenzung entgegenzustellen, zeigt in gewissen Kreisen cooles Verhalten. Diese Menschen wollen ihre Zeichen setzen, eben in dieser demonstrativen Weise.

    Wer eine blitzblanke Stadt will, der kann sich an Singapur orientieren. Nur, wer soll das durchsetzen? Wer Liberalität als Lebensform predigt, der muss auch Protest und Verhalten dieser Art ertragen. Law and Order zu praktizieren ist nun mal nicht angesagt. So wie wir mit Steuergeldern vieles bezahlen, was einfach unerträglich ist, so werden wir auch das Wegräumen des Mülls bezahlen. Ich bin gespannt, wer da mit einem anderen Konzept kommt!

    8. Januar 2022
    |Antworten

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