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Bürgermeister Vogt will Hof Ehry zu einem Kulturzentrum umbauen

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Wird’s endlich was mit Hof Ehry? Das einst herrliche Gebäude-Ensemble mitten in Hofheim verfällt seit Jahren immer mehr. Jetzt aber macht CDU-Bürgermeister Christian Vogt erstmals und ganz überraschend einen konkreten Vorschlag, wie man Hof Ehry nutzen könnte: Er stellt sich vor, dass dort ein Kulturzentrum entsteht. Dass Vogt seine Idee bei den Grünen und der Wählergemeinschaft „Bürger für Hofheim“ abgeguckt hat, wollen wir ihm nachsehen: Es bewegt sich endlich was – das ist eine gute Botschaft für Hofheim!

Das traurige Schicksal von Hof Ehry haben wir vor genau einem Jahr ausführlich beschrieben: „Aufgedeckt! Deshalb verfällt das Hofheimer Altstadthaus Hof Ehry“ lautete der Bericht, den wir am 15. Januar 2021 auf dieser Webseite veröffentlichten. Wir erinnerten daran, dass die Stadtverordneten bereits im Jahr 2018 einen Ideenwettbewerb zur künftigen Nutzung von Hof Ehry beschlossen hatten: Die Stadtverwaltung sollte entsprechende Vorbereitungen treffen.

Im Jahr 2019 wurde nachgefragt, was aus dem Parlamentsbeschluss geworden sei. Keine Antwort.

Vor einem Jahr – Anfang 2021 – wollten wir von der Stadtverwaltung wissen, wie es mit Hof Ehry weitergehe. Rathaussprecherin Iris Bernardelli sagte damals: „Der Ideenwettbewerb ist in der Vorbereitung“, wegen Corona sei der Start für das 2. Quartal 2021 geplant.

2. Quartal 2021 – das wäre die Zeit von April bis Juni letzten Jahres gewesen. In dieser Zeit passierte: nichts.

Vor zwei Wochen – Ende 2021 – fragten wir erneut im Rathaus nach. Am 3. Januar dieses Jahres antwortete Frau Bernardelli wortgleich wie im Jahr zuvor: „Der Ideen-Wettbewerb ist in der Vorbereitung.“ Nur den Termin änderte sie: Wegen Corona sei der Start nun „im ersten Quartal 2022“ vorgesehen.

Halten wir fest: Das Hofheimer Stadtparlament beschloß im Jahre 2018, einen Ideenwettbewerb zu Hof Ehry machen. Im Rathaus aber kümmerte man sich nicht darum. 2019 verging, 2020 verging, 2021 verging: Nichts passierte.

Doch jetzt, nach vier langen Jahren, soll es endlich – hoffentlich! – soweit sein: Wachgerüttelt von unserer letzten Anfrage ist Bürgermeister Christian Vogt nur wenige Tage später überraschend vorgeprescht. Öffentlich erklärte er, wie er die Zukunft des denkmalgeschützten Gebäudekomplexes sehe: Er stelle sich in Hof Ehry eine Kultur- und Festscheune vor, sagte er gegenüber einer Lokalredakteurin der FAZ. Gleichzeitig könne man dort auch noch einen Ort für das pädago­gische Angebot des Stadtmuseums schaffen.

Hof Ehry: Vogts Idee stammt von Grünen und BfH

Das klingt nicht schlecht! Ja, das klingt sogar richtig gut! Dass Vogt seine Hof-Ehry-Visionen aus den Wahlprogrammen der Grünen und der Bürger für Hofheim (BfH) „geklaut“ hat, schreibt die Zeitung nicht. Aber das macht nichts:

Möge die beste Idee für Hofheim gewinnen!

Die BfH hatte vor den Wahlen im März 2021 in ihrem Wahlprogramm ein „Bildungs- und Kulturzentrum für Hofheim“ gefordert, und zwar ausdrücklich „unter Einbeziehung von Hof Ehry“

Eine Forderung der Grünen zielt genau in die gleiche Richtung; in ihrem Wahlprogramm ist zu lesen: „Der Hof Ehry soll für alle Hofheimer Kulturvereine erhalten und für Veranstaltungen und Angebote zur Verfügung gestellt werden – wie bspw. die Hofheimer Kulturwerkstatt e.V.“.

Das, was jetzt der CDU-Bürgermeister vorgeschlagen hat, klingt auffallend ähnlich. Die Zeitung schreibt über Vogts Pläne: „Er sieht schon mit Museum, Hof Ehry und neuer Stadtbücherei ein fußläufiges Kulturdreieck inmitten der Stadt.“

„Fußläufiges Kulturdreieck“ – das kann man natürlich noch etwas eleganter formulieren. Aber wir wollen jetzt nicht kleinlich herummäkeln. Der Bürgermeister hat sich bewegt, und sein Plan eines Kulturzentrums im Herzen der Kreisstadt hat schließlich – trotz noch vieler offener Fragen und vor allem einer ungeklärten Finanzierung – durchaus allerbeste Chancen, eines Tages realisiert zu werden:

Vogt wird bei seinem öffentlichen Vorstoß bestimmt nicht einer plötzlichen Eingebung gefolgt sein. Er dürfte seine Überlegungen im Vorfeld mit seiner eigenen Partei, der CDU, abgesprochen haben. Hofheims große Regierungspartei hatte bisher noch keine klaren Vorstellungen zur Zukunft des Gebäude-Ensembles geäußert, im CDU-Wahlprogramm wurde lediglich „die zügige Durchführung des Ideenwettbewerbs“ gefordert.

Auch der FWG, die im Stadtparlament als Appendix der CDU mitregiert, war für ihr Wahlprogramm nicht allzu viel zu Hof Ehy eingefallen: „Sanierung fortsetzen“ heißt es da nur.

FDP und SPD, vor der Wahl ebenfalls in der Regierungskoalition (die SPD scherte nach der Wahl aus), zeigten sich in Bezug auf Hof Ehry gänzlich sprachlos. Dass sie jetzt gegen eine kulturelle Nutzung von Hof Ehry votieren würden: kaum anzunehmen.

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Markanter Blickfang von Hof Ehry: Das alte Wohnhaus, das 1880 erbaut wurde.

Die Ideenlosigkeit der Vierer-Koalition, die von 2016 bis 2021 mit starker Mehrheit in Hofheim regiert und damit alle Möglichkeiten gehabt hat, dem verfallenden Gebäudekomplex neues Leben zu schenken, spiegelt sich in der „Kooperations-Vereinbarung“ wider. Da heißt es es in bester Hofem-Schlofem-Manier: „Für den Hof Ehry werden die Kooperationspartner eine Nutzung entwickeln, die auf der einen Seite wirtschaftlich tragfähig ist und auf der anderen Seite der Bedeutung als Einzeldenkmal gerecht wird.

Mehr fiel den verantwortlichen Kommunalpolitikern damals nicht ein. Und selbst das haben sie nicht hingekriegt.

Jetzt der Vogt-Vorstoß. Es ist wohl schon mehr als nur eine Idee. „Vogt würde nun gerne loslegen mit dem Projekt“, schreibt die Zeitung. Das sind ungewohnt neue Töne aus der Chefetage des Rathauses, dem Kritiker, wie jetzt auch die FAZ anmerkt, von jeher eine gewisse Schläfrigkeit bescheinigen – Hofem Schlofem eben.

Der Plan von einem Kulturzentrum könnte auf eine breite Mehrheit im Parlament stoßen, wenn nicht sogar einmütige Zustimmung finden. Die kleine Fraktion der Linken, die sich immer wieder für eine öffentliche Nutzung des Gebäudekomplexes – und nachdrücklich gegen den Umbau zu Eigentumswohnungen – ausgesprochen hatte, schreibt umgehend, sie sei begeistert und unterstütze die Vorstellungen des CDU-Bürgermeisters. Offenbar möchte man am liebsten, dass jetzt sofort Gas gegeben wird:

Linken-Fraktionsvorsitzende Barbara Grassel hat auf die Veröffentlichung des Vogt-Vorschlags umgehend reagiert. Sie schickte bereits einen Antrag an das Parlamentsbüro im Rathaus:

Der Beschluss aus dem Jahre 2018 solle aufgehoben und der Ideenwettbewerb gestoppt werden, fordern die Linken. Dafür solle Vogts Vorschlag jetzt diskutiert werden, und zwar unter Beteiligung aller „im Hofheimer Kulturbereich tätigen und interessierten Institutionen und Vereine“.

+ + +

Im FAZ-Bericht über die Projekt-Liste 2022 von Bürgermeister Christian Vogt wird neben Hof Ehry auch der Neubau eines Hotels genannt: Vogt möchte es auf dem Grundstück errichtet sehen, auf dem heute die (alte) Stadtbücherei steht. Die Zeitung verweist bei diesem Thema auf die „einflussreiche Facebookgruppe ,Wir in Hofheim'“, wo sich Widerstand gegen die Hotelpläne formiert habe: „Dort wird der Bau einer Markthalle oder eine kleine Grünanlage präferiert.“

Ein weiteres Vogt-Thema: die Umgestaltung des Busbahnhofs – die Planung war zurückgezogen worden, in diesem Jahr soll eine Machbarkeitsstudie erstellt werden. Es dürfe keine Denkblockaden mehr geben, wird Vogt zitiert.

Genannt werden schließlich noch Pläne aus den Ortsteilen: Diedenbergen – Abriss Feuerwehrgerätehaus, Umgestaltung des Grundstücks zu einem Dorfplatz; Lorsbach – Neubebauung des Nahkauf-Grundstückes; Langenhain – weitere Bebauung Oranienstraße mit Wohnungen und Lebensmittel-Discounter.

Der Schlusssatz des Berichts fasst eine Äußerung Vogts zusammen: „Um die Pläne umzusetzen, werde allen Stadtverordneten ein Stück weit Kompromissfähigkeit abverlangt – dies gelte auch für die eigenen politischen Reihen.“

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