Wir hatten schon befürchtet, wir müssten von einem neuen Fall von Hofem Schlofem berichten. Von Schludrigkeit im Rathaus, von Vergesslichkeit in der Stadtverwaltung. Die Herrschaften an der Stadtspitze haben aber dann doch noch die Kurve gekriegt, und das wollen wir auch gerne weitertragen:
Es geht um das Lieblingsobjekt unseres Bürgermeisters: Christian Vogt möchte ein neues Hotel im Zentrum Hofheims errichtet sehen. Einen Platz hat er bereits ausgeguckt: dort, wo heute noch die Stadtbücherei untergebracht ist. Direkt an der Elisabethenstraße, gegenüber vom Chinonplatz: Es handelt sich um ein städtisches Grundstück. Vogt möchte es – natürlich mit Rückendeckung seiner CDU – an einen Investor verkaufen, auf dass der dann dort ein Hotel baue.
Das Problem: Die Idee ist schon etwas älter, Investoren fanden sich bisher keine, und so richtig gemocht wird ein Hotel-Neubau an dieser Stelle nur noch von wenigen Bürgern. Nachdem der Hofheim/Kriftel-Newsletter die Planung öffentlich gemacht hatte, wird das Projekt noch kritischer bewertet. Neben starken Zweifeln an der Notwendigkeit weiterer Hotelbetten lautet ein Vorbehalt: Das Grundstück sei viel zu klein – für ein Hotel, das eine bestimmte Größe haben muss, damit es wirtschaftlich betrieben werden kann, reiche der Platz einfach nicht aus.
Im letzten Jahr stellten die “Bürger für Hofheim” (BfH) überraschend einen anderen Antrag: Statt eines Hotels solle man hier einen grünen Korridor anlegen, der “das Ensemble aus altem Wasserschloss und dem Kellereigebäude mit der Stadthalle und dem Rathaus verbindet. Dies würde dem Platz wieder etwas Charakter verleihen und wäre den historischen Gebäuden würdig.”
Das klang ja mal angenehm anders als ein weiteres Beton-Projekt. Der Antrag kam Ende letzten Jahres im Bau- und Planungsausschuss zur Sprache, aber so richtig weiter ging’s dann doch nicht: Denn die meisten Stadtverordneten kannten die Örtlichkeit nicht genau. Und stimmten deshalb für eine Ortsbesichtigung:
Im Januar 2022 solle eine Sondersitzung stattfinden, so der einstimmige Beschluss, und zwar draußen, auf dem Grundstück. Die Verwaltung soll zuvor mit Markierungen erkennbar machen, wo möglicherweise ein Hotel stehen könnte.
Der Beschluss war ein unmissverständlicher Auftrag an die Stadtverwaltung, mit klarem Zeitfenster, im Protokoll nachzulesen. Nun haben wir bereits den 17. Januar – ahnen Sie, was passiert ist? Genau: Die Stadtverwaltung hat noch keinen Termin mitgeteilt.
Wieder mal keine Lust, einen Beschluss der Stadtverordneten umzusetzen? Oder einfach nur vergessen?
Termin eine Minute vor Schließung der Rathaus-Büros
Wir haben an diesem Montagnachmittag im Rathaus nachgefragt: Wird’s noch was mit dem Ortstermin in diesem Monat? Normalerweise werden alle Termine im Rats- und Bürgerinformationssystem auf der städtischen Webseite angekündigt. Sechs Sitzungen wurden für die letzten Tagen im Januar anberaumt. Auch für den Rest des Jahres wurden jede Menge Termine in den Online-Kalender eingetragen.
Nur die Sondersitzung des Bau- und Planungsausschusses, die noch im Januar stattfinden sollte: Die findet sich nirgendwo, die wurde noch nicht veröffentlicht.
Im Rathaus wird man nach Eingang unserer E-Mail-Anfrage geahnt haben, dass es nicht gut ankommt, wenn ein Beschluss erneut nicht beachtet wird und der Ortstermin einfach nicht stattfindet. Und so geschah es, dass uns an diesem Montagabend der amtierende Rathaus-Pressesprecher Jonathan Vorrath eine E-Mail schickte – es war exakt 17.59 Uhr, eine Minute vor Schließung der Büros:
“Ja, die Sondersitzung findet am 29.01.2022 statt. Die Einladung zu dieser erfolgt im Laufe dieser Woche.”
Gerade noch die Kurve gekriegt! Auf dem letzten Drücker sozusagen. Die Ausschussmitglieder wissen noch nichts davon. Sie sollten sich nach Lektüre dieses Berichts den Termin schleunigst in ihren Kalender eintragen: Denn üblicherweise tagen sie wochentags, und dann auch nur abends. Die Besichtigung des Grundstücks aber findet an einem Samstag statt, und zwar am Vormittag oder frühen Nachmittag. Es soll schließlich draußen noch hell sein.
Unterdessen geht das versteckte Tauziehen um die Hotel-Pläne weiter. Unlängst veröffentlichte eine Lokalredakteurin der FAZ einen Bericht über Vogts Vorhaben in 2022. Der Bürgermeister durfte die Werbetrommel rühren: Ihm fehle ein kleines Hotel mit Erlebnisgastronomie in der Innenstadt, sagte er, es gebe auch viele Synergieeffekte zur Stadthalle, zudem würde “der Kellereiplatz als zentraler Veranstaltungsort endlich baulich umrahmt”. Die Zeitung merkte freundlich an, dass es auch andere Stimmen gebe: “Auf der Facebook-Seite der einflussreichen Gruppe ,Wir in Hofheim’ formierte sich jüngst schon Widerstand. Dort wird der Bau einer Markthalle oder eine kleine Grünanlage präferiert…”
“Einflussreiche Facebookgruppe” – das ist natürlich Musik in den Ohren der Administratoren: 10.000 Mitglieder zählt ihre Gruppe, das grenzt schon bald an ein Kommunikations-Monopol. Die größte verbliebene Lokalzeitung in der Stadt, das Kreisblatt, wirkt mit seinen 70plus-Lesern gegen die Info-Maschinerie des sozialen Netzwerks wie eine Telefonzelle in unseren Smartphone–Zeiten.
Das ist jetzt die spannende Frage: Werden der amtierende Bürgermeister und seine CDU wirklich gegen den erklärten Bürgerwillen ihren Hotel-Neubau durchzusetzen versuchen?
Erst Innenstadt-Hotel – dann teure Eigentumswohnungen?
Die Gerüchteküche brodelt schon seit längerem. Erzählt wird, dass ein Gastronom großes Interesse zeige, das Hotel an dieser Stelle zu realisieren. Zumal ihn die Stadt mit einem Preis locke, der deutlich unter den offiziellen Bodenrichtwerten liege. Das wäre in der Tat ein Knaller-Schnäppchen-Sonderangebot: Nicht schön für die Stadtkasse, aber auch nicht unüblich in Hofheim, wo die CDU-geführte Regierungskoalition einem Bauunternehmer beim Kauf eines städtisches Grundstück gerne mit einem extra günstigen Angebot entgegenkommt. Langgewann lässt grüßen.
Das Interesse eines Investors (der natürlich auch ein Gastronom sein kann) könnte noch andere Gründe habe, die allerdings gar nichts mehr mit den Stadthallen-Synergieeffekten oder jener Erlebnisgastronomie zu tun haben, von denen der Bürgermeister gerne erzählt. Eine die Phantasie eines jeden Bauunternehmers beflügelnde Idee lautet: Das Hotel wird gebaut und auch betrieben. Es wird sich aber alsbald – wie von Fachleuten prognostiziert – nicht mehr rechnen. Und dann wird das Hotel eben geschlossen und zu Eigentumswohnungen umgewandelt.
Hallo? Das wäre natürlich mega-lukrativ bei dieser Zentrums-Lage!
Das alles sind, wie gesagt, natürlich nur Gerüchte, fernab jeder Realität – angeblich. Und außerdem sind wir auch noch lange nicht soweit. Noch ist alles offen, wirklich alles – und damit ist auch noch alles möglich: Ein Hotel, wie die CDU es wünscht. Oder eine Grünfläche, die von der BfH bevorzugt wird. Wohnbebauung, Seniorenheim, Markthalle – es gibt viele Wünsche und Vorschläge.
Jetzt steht erst einmal die Ortsbesichtigung durch den Bau- und Planungsausschuss an. Ein solcher Termin ist öffentlich, es kann also dazukommen, wer immer an solchen Bauprojekten in allerbester Lage Hofheims interessiert ist und mehr erfahren will:
Samstag, 29. Januar – Uhrzeit folgt noch.
Eine Grünanlage wäre absolut wünschenswert, da in der Altstadt Bäume und Pflanzen so selten sind, und dadurch im Sommer die Temperaturen in die Höhe schießen.
Vielen Dank übrigens für den informativen Beitrag. Dass man sogar ein Chance hat, als Bürger an einer solchen Entscheidung teilzunehmen, ist erfrischend.
Daumen hoch für diese Idee!!
Es werden ständig Einzelprojekte im Zuge einer Verdichtungsstrategie betrieben. Wie ich immer schon kommuniziere, wäre aus meiner Sicht eine ganzheitliche Betrachtungs- und Planungsweise für dieses so zukunftswichtige Areal rund um das Kellereigebäude zielgebender. Es liegen auch verschiedene Konzepte renommierter Planungsbüros vor. Wir brauchen neben einer nachhaltigen Gestaltung dieses Areals auch ein innovatives Mobilitätskonzept für den Innenstadtbereich. Das alles ruft nach einem vorzeigbaren und bitte auch über die Stadtgrenzen hinauswirkendem Vorzeigeprojekt. Andere Städte können das, warum nicht wir in Hofheim auch? Und bitte, die Autos gehören weg ins Parkhaus und viel Grün und Wasser würde alle Menschen überraschen und erfreuen.
Es ist schon ziemlich lange her, dass das Büro Trojan & Trojan Architekten und Städtebauer vom Magistrat mit einer Entwurfsplanung für eine “Umgestaltung Kellereiplatz/Chinonplatz” beauftragt wurde. Die vom Büro Trojan vorgelegten Planungen wurden von der Stadtverordnetenversammlung am 16.12.2009 einstimmig zur Kenntnis genommen.
Was hat das Büro Trojan vorgeschlagen?
Am Nordrand des Kellereiplatzes sollte ein durchgehender Grünzug von der Bärengasse bis zur Elisabethenstraße entstehen. Mitten in diesem kleinen Park sollte die neue Stadtbücherei als Solitär stehen. Nur die Bücherei (mit max. 2.000 qm Bruttogeschossfläche), umgeben von viel Grün, sonst nichts.
Im Süden, auf dem ehemaligen MKW-Gelände, hat Trojan eine geschlossene, L-förmige Gebäudefront sowohl entlang der Elisabethenstraße als auch am Kellereiplatz vorgesehen, kein Grün am Kellereiplatz, aber dafür die Aufnahme der 6-m-Baugrenze vom Bordstein der Elisabethenstraße, so wie bei Frank und HWB, bis hoch zur Pfarrgasse, was sowohl die Anlage eines “Vorgartens” als auch das Anpflanzen von Bäumen ermöglicht hätte.
Trojan hatte im Norden des Kellereiplatzes viel Grün vorgesehen und im Süden eine klare, bebaute Platzkante mit verhältnismäßig dichter Bebauung, aber ausreichend Grün als Abstand zum Wasserschloss.
Nunmehr haben wir im Norden des Kellereiplatzes eine durchgehend bebaute Platzkante und dahinter eine dichte Bebauung (rd. 4.000 qm Bruttogeschossfläche) und ein vollständig versiegeltes Grundstück mit ein paar Kübeln (das bisschen Grün im “Lesegarten” sieht man vom Kellereiplatz überhaupt nicht, weil dieser Lesegarten “ein Stockwerk tiefer” unter dem Niveau des Kellereiplatzes liegt und zudem hinter einer Betonmauer verborgen ist).
Aber wir haben nunmehr die Chance, das ursprünglich im Norden geplante Grün, das die HWB vollständig zugebaut hat, im Süden neu zu schaffen.
DIE LINKE spricht sich daher für die Anlage einer Grünanlage zwischen Wasserschloss und Elisabethenstraße aus.
Das Argument, dass mit der Bebauung des ehem. MKW-Geländes der Neubau der Stadtbücherei finanziert werden sollte, zieht nunmehr nicht mehr, denn das Bauvolumen, das Trojan auf dem MKW-Gelände unterbringen wollte, hat die HWB anstelle der vorgesehenen Grünanlage im Norden des Kellereiplatzes untergebracht. Was dort an angedachter Grünfläche zugebaut wurde, soll nunmehr im Süden entstehen: Auch DIE LINKE will dort Grün und keine weitere Bebauung.
Wir hatten zunächst auch an ein Innenstadt-Hotel gedacht, mit Restaurant und Nebenräumen, so wie der “Rosenberg” seligen Angedenkens. Aber dafür ist die Fläche zu klein. Unter 100 Zimmer findet sich in Ballungsräumen schon lange kein Investor mehr (z.B. haben die beiden neuesten Hofheimer Hotels, das H+-Hotel Diedenbergen 158 Zimmer und das Vital-Hotel Therme 97 Zimmer; der „Rosenberg“ mit seinen 79 Zimmern ließ sich – angeblich – auch nicht wirtschaftlich betreiben, weil zu klein). Wenn man die Höhenentwicklung von Frank und dem angrenzenden HWB-Forum aufgreift, dann bekommt man auf diesem nur 1.600 qm großen Grundstück der alten Stadtbücherei max. ein Hotel mit 50 Zimmern unter: Dafür findet sich kein Investor.
Oder es ergeht der Stadt dann alsbald wieder wie am „Rosenberg“.
…ist ja schon kess, wie die im HK-Newsletter artikulierte Meinung zum “erklärten Bürgerwillen” erhoben wird. Glückwunsch für die Beförderung vom Meinungsmacher zum Sprecher der Hofheimer.
Vielen Dank Herr Hausmann für die ausführliche Beschreibung des Konzepts von Trojan, das sie nochmals in Erinnerung bringen. Es ist schon erstaunlich, wie mit Steuergeldern renommierte Planungsbüros – sinnvollerweise – beauftragt werden und diese überhaupt nicht in die reale Umsetzung einbezogen werden. Die verbleibende Freifläche einschließlich des Parkplatzes Kellereiplatz gehört jetzt mal sichtbar zu machen. Nochmals: Ein weiteres bauliches Verdichten mit Beton etc. führt nicht in eine ästhetisch einladende Gestaltung. Die Autos gehören raus und es sind auch die neuen Umweltziele (Stichwort: Klimawandel) mit zu berücksichtigen. Die gesamte Fläche rund um das Kellereigebäude muss als attraktiver Lebensraum für die Zukunft gesehen und umgesetzt werden. Die letzte Chance dazu besteht noch. Preusche