Es tut sich was mit Hof Ehry! Seit Jahren verfällt das historische Gebäude-Ensemble inmitten der Kreisstadt. Jetzt aber ist es soweit: Am morgigen Dienstag soll endlich ein lang geplanter Ideenwettbewerb starten! Die Stadtverwaltung will an diesem 1. Februar entsprechende Unterlagen auf ihrer Homepage veröffentlichen. Gesucht wird vor allem ein Konzept für das ehemalige Wohnhaus. Die alte Scheune auf dem Grundstück soll, das scheint bereits festzustehen, nach einem Umbau für Kulturveranstaltungen und kleinere Events genutzt werden können.
Das Schicksal der leerstehenden Anlage in allerbester Altstadtlage wurde im Hofheim/Kriftel-Newsletter ausführlich dokumentiert (hier). Deshalb jetzt nur im Zeitraffer: Um 1880 wurde das Wohnhaus errichtet, die Stadt kaufte das Objekt gut hundert Jahre später. Viele Jahre wurde es als Haus der Jugend genutzt, zuletzt vom Verein Kulturwerkstatt.
2018 machte die Stadtverwaltung – damals saß noch Bürgermeisterin Gisela Stang (SPD) im Chefsessel – ein paar konkrete Vorschläge, wie man die Gebäude nutzen könne. Sie klangen allerdings recht unausgegoren: Die Stadt bzw. die städtische HWB könnte im Haupthaus von Hof Ehry Wohnungen einrichten, die Scheune sollte öffentlich nutzbar bleiben – Kosten: mindestens eine Million Euro. Alternativ denkbar sei die Nutzung als Bürogebäude (Kostenpunkt: 1,8 Millionen Euro) oder eine Verpachtung des ganzen Anwesens an einen Investor, der es zum Beispiel zu einem Hotel umbauen würde.
So richtig gut kam das alles nicht an. Deshalb beschlossen die Stadtverordneten, einen Ideenwettbewerb zu machen. Wie gesagt, das war 2018. Und es geschah: erst einmal gar nichts.
Vor genau einem Jahr dokumentierte der Hofheim/Kriftel-Newsletter ausführlich die Untätigkeit von Politik und Verwaltung. Der Bericht wirkte wie ein Warnschuss: Der Magistrat erwachte! Die Stadtverwaltung bewegte sich!
Und jetzt, endlich, soll’s also tatsächlich losgehen! Die Zukunft von Hof Ehry hat begonnen!
Ideenwettbewerb: Scheune wird Veranstaltungsort
Es sei geplant, das Scheunengebäude als multikulturellen Event- und Veranstaltungsort auszubauen, heißt es in einer heute veröffentlichten Pressemitteilung der Stadt. Dafür solle das Gebäude zur Stadt hin besser angebunden werden. Im Klartext: Im Außengemäuer der Scheune würden „weitere Gebäudeöffnungen zur historischen Altstadt hin“ geschaffen, so dass „eine transparente und einladende Atmosphäre“ entstehen könne.
Das ehemalige Wohnhaus wie auch das verbindende Gebäude zwischen Haupthaus und Scheune sollen von der Stadt, die Eigentümerin des Objekts ist, „baulich ertüchtigt“ werden. Anschließend werde dieser Komplex, wie es im Behördendeutsch heißt, „einer privatwirtschaftlichen Nutzung zugeführt“. Das heißt: Interessenten vor! Die Lage ist top. Aber wie kann man das zweigeschossige Haus (Nutzfläche incl. Dachgeschoss: rund 230 Quadratmeter) sinnvoll und wirtschaftlich umgestalten und nutzen? Spannende Frage!
Die Suche nach innovativen, attraktiven Konzepten hat begonnen. Wer dabei sein will: Ein Antrag zur Teilnahme an dem Wettbewerb sowie eine Info-Broschüre sollen ab morgen (1. Februar) auf der städtischen Webseite zum Download bereitstehen.
In der Verwaltung scheint eitel Freude zu herrschen, dass man es endlich geschafft hat, den Ideenwettbewerb zu realisieren: Die komplette Verwaltungsspitze darf in der Pressemitteilung zu Wort kommen. Die Freude teilen wir, die netten Worten der drei Herren wollen wir deshalb gerne ungekürzt weitergeben:
Bürgermeister Christian Vogt (CDU): „Idealerweise können durch eine neue Nutzung mit modernem Konzept noch mehr Besucher in unsere Stadt gelockt werden. Zudem erwarten wir uns positive Synergieeffekte für den Einzelhandel in der Innenstadt im Zusammenklang mit der Kulturscheune.“
Erster Stadtrat Wolfgang Exner (CDU): „Eine attraktive Nutzung an dieser Stelle wird diese Teile der Innenstadt verbinden und eine städtebauliche Lücke im Angebot schließen.“
Stadtrat Bernhard Köppler (SPD): „Der Hof Ehry mit dem Tor zur Burgstraße stellt ein wichtiges Scharnier zwischen historischer Altstadt, moderner Einkaufszeile und Verwaltungszentrum dar.“
Die Stadt Hofheim strebe einen langfristigen Mietvertrag an, heißt es auch. Die Erneuerung der Haustechnik, des elektrischen Hausanschlusses, der Heizungsanlage inkl. Wartung sowie die Rohinstallation der sanitären Anlagen und einer eventuell erforderlichen Brandmeldeanlage inkl. Wartung übernimmt die Eigentümerin, also die Stadt. Falls Umbauten für die Realisierung eines neuen Konzepts notwendig sind, muss der Mieter dafür aufkommen: Im Gegenzug werde sich die Höhe der Miete nach seinen Investitionen berechnen.
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Nachtrag am 1. Februar 2022:
Die Unterlagen für den Ideenwettbewerb sind jetzt auf der Webseite der Stadt Hofheim zu finden – hier.
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Titelbild: Luftaufnahmen Riegler