Direkt zum Inhalt

Hilferuf einer Fußgängerin: Fühlen uns wie Bürger zweiter Klasse

Gepostet in Allgemein

Teile diesen Beitrag:

Schilder für Autofahrer werden mitten auf Gehwegen platziert. Kleinlastwagen parken auf Zebrastreifen, stundenlang… Eine Fußgängerin hat versucht, solche Ärgernisse im Rathaus vorzutragen – keine Chance. Deshalb hat sie ihre Beobachtungen, mit Fotos belegt, in einem offenen Brief aufgeschrieben. Hier der Wortlaut ihres Hilferufs – Dokumentation eines alltäglichen Skandals auf Hofheims Straßen bei gleichzeitigem Versagen der zuständigen Behörde.

Es ist hinlänglich bekannt: Radfahrer werden in Hofheim benachteiligt. Ihnen fehlen Radwege, sie beklagen mangelnde Sicherheit. Sie werden mit Versprechungen abgespeist, die dann nicht eingehalten werden. Autofahrer, so der oft gemachte Vorwurf, werden von der Politik bevorzugt behandelt. (nachzulesen hier, hier und hier)

Fußgänger haben’s ebenfalls nicht leicht: Sie werden beiseite geschubst und sollen Platz machen. Auch für sie gilt: Autofahrer haben in Hofheim Vorfahrt – immer! Die Mehrheit der Lokalpolitiker will das so.

Wenn Beschwerden eingehen, passiert oftmals: nichts.

Esther Pielsticker hat das erlebt. Sie hatte sich mit einem Problem über den Internet-Mängelmelder ans Rathaus gewandt: keine Reaktion.

Nach mehreren vergeblichen Versuchen, in der Verwaltung einen Ansprechpartner zu finden, schrieb sie jetzt einen offenen Brief – hoffend, dass sich endlich etwas bewegt.

Darum geht’s: Frau Pielsticker lebt nahe der Zeil. Ganz in der Nähe ist die Friedensstraße, die derzeit komplett saniert wird und deshalb auf Monate gesperrt bleiben muss. Die Bauarbeiten wirken sich auf die ganze Umgebung aus: überall neue Schilder, jede Menge Behinderungen, ganz viel Umleitungsverkehr.

Den Brief von Esther Pielsticker dokumentieren wir hier im Wortlaut.

„Bei allem Respekt für andere Verkehrsteilnehmer, insbesondere den motorisierten Verkehr, aber die Zustände für die Fußgänger auf der Zeil werden immer schlimmer. 

Momentan fühlt sich meine Familie, die ihre Autos abgeschafft hat, als Bürger zweiter Klasse in Hofheim. 

1. Den Zebrastreifen direkt an Ecke Niederhofheimer Str. kann man kaum noch gefahrlos überqueren: Durch den Baustellen bedingten Rückstau blockieren bergabwärts fahrende Fahrzeuge den Zebrastreifen, aus der Gegenrichtung ist jederzeit mit bergaufwärts fahrenden Fahrzeugen zu rechnen,  die ohne Rücksicht auf Fußgänger am Zebrastreifen eine Verkehrslücke an der Kreuzung nutzen.

2. Der im Rahmen der Baustelle eingerichtete gelb markierte Zebrastreifen wird zugeparkt.

Fußgänger
Ganz schön dreist: Ein Lieferfahrzeug parkt mitten auf dem Fußgängerüberweg auf der Zeil – stundenlang. Das Ordnungsamt der Stadtverwaltung kontrolliert offenbar nicht.

3. Überall stehen kreuz und quer Umleitungsschilder auf dem Bürgersteig, deren Betonfüsse Stolperfallen sind. Warum stehen sie nicht am Rand der Straße?

4.  Abends nach 22 Uhr und morgens vor 6 Uhr sind diverse Straßenlampen ausgeschaltet sind. Es existieren entlang der Zeil einige total dunkle Bereiche (Schattenwurf von Nadelbäumen), in die gar kein Licht fällt. In Verbindung mit Punkt 3. noch gefährlicher. Ich nutze jetzt eine Stirnlampe auf der Zeil, um die S-Bahn um 6.03 Uhr nach Frankfurt zu erreichen. 

Andererseits ist die z.B die Zeilsheimer Straße durchgängig beleuchtet. Energieeinsparmaßnahmen können also nicht der Grund sein, und wenn doch, sind sie sehr halbherzig und inkonsequent umgesetzt. 

Da bisher meine Meldungen im Mängelmelder der Stadt Hofheim unbeantwortet sind, bitte ich Sie nun auf diesem Weg um eine Stellungnahme zu dieser Situation:

Was unternimmt die Stadt konkret, um hier kurzfristig für die Sicherheit der Fußgänger zu sorgen?

test e1699118921949
Baustellen-Schilder auf dem Bürgersteig entlang der Zeil bilden Stolperfallen.
zeil baustelle 2023 11 4
Naheliegende Frage: Warum stehen Schilder für Autofahrer auf dem Gehweg?

Kontakt mit Rathaus über vier Mitarbeiter – ohne Erfolg

Es hat seinen Grund, weshalb Esther Pielsticker mit einem offenen Brief die Fußgänger-Problematik aufzeigt: Im Rathaus hat sie, trotz mehrfachen Bemühens, keinen kompetenten Ansprechpartner finden können.

Zuerst hatte sie ihre Hinweise, wie immer wieder empfohlen wird, über den Mängelmelder an die Stadtverwaltung geschickt. Keine Reaktion.

Daraufhin schrieb sie eine E-Mail an Herrn Ro., der laut Webseite den Titel „Fachdienstleiter Bürgerservice Online“ trägt.

Von Herrn Ro. bekam Frau Pielsticker per automatisch generierter E-Mail mitgeteilt, dass er nicht im Büro sei: Sie möge sich an seinen Vertreter Herrn Sch. wenden.

Also schrieb sie Herrn Sch. an. Wieder kam eine E-Mail zurück: Herr Sch. sei bis 17. November nicht im Büro, man möge sich an Herrn Ri. wenden.

Also schrieb Frau Pielsticker Herrn Ri. an. Jetzt bekam sie eine E-Mail von einer Frau W., deren Inhalt vermuten lässt, dass sie ebenfalls automatisiert verschickt wurde. Die E-Mail im Wortlaut:

„Wir haben Ihre E-Mail mit Ihrem Anliegen erhalten. Vielen Dank für diese Hinweise. Wir werden diese intern prüfen und Ihnen zeitnah eine Rückmeldung geben. Wir bitten Sie um etwas Geduld. Wir bitten hier um Ihr Verständnis. Vielen Dank.“

Die Namen der Mitarbeiter haben wir hier abgekürzt: Sie sind nicht entscheidend. Es ist die Organisation im Rathaus, die nicht funktioniert. Dafür ist die Behördenleitung verantwortlich.

Wir sind gespannt, ob sich das Rathaus jetzt endlich kümmert!

Teile diesen Beitrag:

16 Kommentare

  1. Anja Schildge

    Bürger 2ter Klasse, da muss ich der Dame vollkommen zustimmen. Auch wir haben uns häufig an die Stadt und auch an das Ordnungsamt gewendet. Hier in Hofheim Nord wird ohne Rücksicht kreuz und quer bis in die Kreuzungen hinein um die Ecke herum geparkt, was bei rechts vor links häufig zu brenzligen Situationen führt, wenn es keine Einsicht in die Kreuzung gibt.

    Halteverbot werden ignoriert, hier könnten sicher die Hofheimer Stadtbusfahrer einiges dazu anmerken. Es vergeht kaum eine Woche, in welcher der Bus wegen Falschparker nicht um die Kurve kommt und es zu minutenlangen Hupkonzerten kommt. Es kam auch schon vor, dass der Bus wenden und eine andere Strecke nehmen musste.

    Nachts wird diese Siedlung gerne zur Rennstrecke umfunktioniert. Aber das interessiert niemanden, es wird hin- und hergeschoben, oder man bekommt die Rückmeldung, diese Fahrzeughalter anzuzeigen. Einzig Frau Lindenthal (von den Bürgern für Hofheim) erkundigt sich nach meinem Facebook-Post hin und wieder, wie die Verkehrslage hier ist. Aber eine Besserung ist nicht in Sicht.

    Hier könnte die Stadt richtig Geld machen. Aber hässliche bunte Bälle auf unsere Kosten sind auch wichtiger. Hofem Schlofem.

    5. November 2023
    |Antworten
    • Mia

      Den Kommentar von Anja Schildge zum Parken in Hofheim Nord kann ich nur unterschreiben. Ich warte auf den Tag, wo es nicht „nur“ der Bus oder die Müllabfuhr ist, die nicht durchkommen, oder die Eltern, die mit ihrem Kinderwagen auf die Straße ausweichen müssen, sondern ein Krankenwagen oder die Feuerwehr nicht durchkommen. Wenn man die Übeltäter entsprechend Weisung der Stadt anzeigt, gibt die Stadt die Namen der Anzeigenden raus, so dass man übelsten Beleidigungen und massiven Bedrohungen ausgesetzt ist. Gegen diese wird im tollen Hofheim natürlich auch nichts gemacht. In vielen Jahrzehnten in Frankfurt habe ich so ein behördliches Versagen nie erlebt.

      5. November 2023
      |Antworten
      • Hallo Mia, wenn die „Stadt die Daten der Anzeigenden“ rausgibt, ist das nicht eine Verletzung des Datenschutzes?

        9. November 2023
        |Antworten
  2. CP

    Dasselbe Spiel in Diedenbergen mit den falsch geparkten Fahrzeugen, hier allerdings meist von einer Catering Firma, deren gewachsener Fuhrpark schon lange nicht mehr auf das Grundstück passt. Es werden Straßen beidseitig zugeparkt, so dass keine Rettungsfahrzeuge mehr durchfahren können. Oder eines der Fahrzeuge steht mit Warnblinker mitten auf der Straße, und wenn man dort durchfahren möchte, wird man beschimpft. Es wird übers Wochenende auf Haltelinien an Kreuzungen oder auch in den Kurven geparkt, Firmenfahrzeuge stehen im Wohngebiet und so weiter.
    Die Stadt interessiert dies nicht, im Gegenteil – die Ordnungsbehörde fährt regelmäßig daran vorbei und macht nichts dagegen.

    5. November 2023
    |Antworten
  3. Bruce Willies

    Mit Verlaub: bei Betrachtung der Fotos im Artikel kann ich keine größere Behinderung von Fußgängern erkennen. Einfach mal die Kirche im Dorf lassen. In Hofheim und anderswo gibt es deutlich wichtigere Dinge.

    5. November 2023
    |Antworten
    • Anja Schildge

      Bruce Willies, ich hoffe es werden nie bei euch Rettungskräfte, ob Feuerwehr oder Rettungswagen, benötigt. Hier sind sie schon oft genug nicht durchgekommen und werden noch angepöbelt, wenn sie dann irgendwo in unmittelbarer Nähe ihre Fahrzeuge mitten auf der Straße abstellen, um anderen zur Hilfe kommen zu können. Und by the way, wer wird, wenn Menschen zu vermeidbaren Schaden kommen, dann zur Verantwortung gezogen? Sicher nicht die Personen, die hier für Sicherheit und Ordnung im Straßenverkehr verantwortlich sind!

      5. November 2023
      |Antworten
    • Irmgard

      Hr. Willies, versuchen Sie bitte einmal mit einem Rollator, einem Rollstuhl oder mit einem einfachen Kinderwagen auf einem so engen Bürgersteig zu gehen -> das ist nicht möglich. Hindernis Parcours Lauf trifft es eher.
      Die Kinder der Grundschule (Dauerbaustelle) hier in der Altenhainer Str. müssen mit ihrem Roller die Strasse nutzen um zur Schule zu kommen.
      Und wir sprechen hier wahrscheinlich alle nicht nur von den großen, sondern eher von den Nebenstrassen, mit viel zu schmalen Gehwegen.
      Bitte versuchen Sie es einmal aus einer anderen Perspektive zu sehen.

      10. November 2023
      |Antworten
  4. DererVonZiethen

    Daß diese „Behelfsschilder“ mittig auf dem sowieso schon zu schmalen Bürgersteig (besser: FUSSWEG) stehen, scheint in Hofheim normal zu sein.
    Am Showspielhaus „Kriftel“, was ja auf Hofheimer Gemarkung ist, stehen auch 2 dieser Wegversperrungen! Und zwar in der Hattersheimer Str. (die aus Richtung Kriftel bis zum Showspielhaus ja Kapellenstraße heißt) Höhe Hausnummer 31, rechts Richtung Hofheim, und davor schon eine zweite ggü. Einfahrt Richard-Zorn-Weg (kennt den irgendjemand?) – die auf die Umleitung nach Lorsbach hinweisend dort stehen. Und auch seit dem…
    Ich hatte sogar im Rathaus/Ordnungsamt angerufen, die Antwort: „OK, wir werden uns darum kümmern…!“ habe ich noch seit den vielen vergangenen Monaten im Ohr…

    5. November 2023
    |Antworten
  5. DererVonZiethen

    OK, Bruce Willis,
    dann gehe mal mit Deiner Frau und Kinderwagen – oder mit Deiner Oma mit Rollator – dort spazieren. Dann wirst Du „größere Behinderung von Fußgängern erkennen“. Es genügt dem aufmerksamen Fußgänger schon mit einer dicken Einkaufstaschen dort längs gehen zu müssen…

    5. November 2023
    |Antworten
  6. Schlofhemer

    „ Die Stadt Hofheim fördert die Nahmobilität seiner Bürger, Bürgerinnen und Gäste.

    Im Stadtgebiet Hofheim soll sich jeder möglichst einfach, komfortabel und sicher im öffentlichen Raum bewegen können. Hierbei ist der Fokus auf dem Fuß- und Radverkehr. Somit ist eine gute Nahmobilität umweltschonend, fördert die Gesundheit der Bewohner und hilft, die Stadt und das Leben im öffentlichen Raum attraktiver zu machen. Eine Verringerung des motorisierten Verkehrs gibt zum Beispiel Raum frei für neue öffentliche Plätze und Fuß- und Radwege oder für deren Verbesserung. Hierdurch werden die Mobilitätsmöglichkeiten auch für Menschen mit Behinderung, Kinder und Senioren verbessert.“

    Dieser Text ist aus der Homepage der Stadt Hofheim, Dezernat 4, Nahmobilität kopiert. Irgendwie kann ich davon aber wenig erkennen.
    Dass Fußwege zugestellt werden, ist leider eine Unart, die aber im Autoland Deutschland normal ist. Der Verkehr muss fließen…
    Auch in der Kirschgartenstr. wird der Gehweg regelmäßig mit Müllcontainern zugestellt. Auf meine Anfrage bei der Stadt bekam ich zu hören, ich solle in die Satzung schauen. Das wäre ok so.

    Also, Kinder, Alte und Mütter mit Kinderwagen weiter auf die Straße, aber bitte auf die Autos Rücksicht nehmen, weil die haben natürlich Vorfahrt…

    6. November 2023
    |Antworten
  7. Barbara Fuchs

    Ich könnte nur noch schreien…..
    Die Hofheimer Seitenstraßen, hier besonders die Parallelstrasse zur Rheingaustr, in der Theodor-Körner-Str. sind die Gehwege so schmal, oft mit Mülltonnen zugestellt, sodass man an den Hecken mit der Kleidung hängenbleibt! Auch die Straßen sind in einem jämmerlichen Zustand.
    Ich möchte gerne den Herrn Bürgermeister zu einem Spaziergang einladen!!

    6. November 2023
    |Antworten
    • Maike

      Wäre ich vorsichtig nach besseren Straßen zu schreien. Wenn sie denn dann gemacht werden (siehe zb Friedensstraße) werden die Kosten auf die Anwohner umgelegt

      8. November 2023
      |Antworten
  8. Die beschriebenen Nachlässigkeiten haben in Hofheim System. Sie gelten für Fußgänger, Radfahrer und alles andere.
    Ich hatte z.B. Anfang des Jahres über den Mängelmelder mehrfach gemeldet, dass auf der Berliner Straße nach Sperrmüllabholung Glasstücke über die Straße verteilt waren, ohne dass irgendeine Reaktion erfolgte. Auf das persönliche Anschreiben an die Emailadresse des Bürgermeisters zu diesem Mangel kam auch keine Reaktion, nicht mal eine Eingangsbestätigung. Die Verwaltung Hofheims scheint führungslos und ohne sinnvolle Prozesse vor sich hinzuvegetieren.

    7. November 2023
    |Antworten
  9. mk

    Och, geht doch mal durch Diedenbergen. Hier darf man parken, wo immer man möchte – sofern man ein Auto hat: Auf dem Bürgersteig gegenüber der Bäckerein, überall längs der Castellerstraße (und Halteverbotsschilder spenden freundlichen Schatten), kreuz und quer und in allen Richtungen (Hauptsache nicht auf der Fahrbahn). Und die „Ordnungspolizei“ stört das höchstens, wenn sie mal selbst mit dem Auto nicht durchkommt.

    16. November 2023
    |Antworten
    • Schlofhemer

      Die Ordnungspolizei hat „Wichtigeres“ zu tun… Zum Beispiel letzten Freitag mit ca zehn Mann eine Minidemo von maximal fünf Coronaleugnern am Untertor zu betreuen.
      Da bleiben solch „banale“ Aufgaben wie Strafzettel verteilen schon mal auf der Strecke…

      16. November 2023
      |Antworten
      • Manex

        Das hätte ja auch mit richtiger und wichtiger Arbeit zu tun.

        27. März 2024
        |Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Erfahren Sie es zuerst!

Abonnieren Sie den HK-Newsletter! Er ist die perfekte Ergänzung zu dieser Webseite: Sie werden per E-Mail informiert, sobald ein neuer Bericht veröffentlicht wurde – kostenlos und werbefrei!